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November '98
  
10. November 1998 
 

An die Redaktionen:
Innland/Ausland/Kurdistan/Türkei
 

Augenzeugenbericht gibt Aufschluß über die Hinrichtung von Andrea Wolf (Ronahi)
 

Von Augenzeugen des Angriffs der türkischen Armee, bei dem die ARGK-Guerilla Ronahi (Andrea Wolf) ermordet wurde, erhielt die Nationale Befreiungsfront Kurdistans, ERNK, einen ersten Bericht von der Volksbefreiungsarmee Kurdistans, ARGK, über die Ereignisse. Daraus geht hervor, daß Ronahi nicht, wie zunächst gemeldet, am 24. Oktober, sondern bereits am 22. Oktober 1998 in Beytüssebap Catak, im Kreis des Dorfes Keles festgenommen worden. Sie gehörte zu einer Guerillaeinheit der ARGK von 39 KämpferInnen, die von der türkischen Armee angegriffen wurde. 24 Guerillakämpferinnen und -kämpfer kamen dabei ums Leben.
In dem Bericht heißt es: „ 

„ (...)Der Kampf dauerte von morgens 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr am Nachmittag. Später folgten Angriffe von Kobra-Hubschraubern, die bis abends andauerten. Ronahi fiel zusammen mit 8 bis 10 Genossen und Genossinnen in die Hände der türkischen Armee. Das war nachts zwischen 1.30  und 2.00 Uhr.“ Weiter heißt es in dem Bericht: „ 20 Minuten lang wurde sie von türkischen Offizieren verhört. Nachdem sie erfuhren, daß sie eine deutsche Staatsbürgerin ist, sagen sie: ‘Sie wird uns genauso großen Ärger bereiten, wie Kani .’ Dann haben sie sie kaltblütig erschossen. Drei Freundinnen und Freunde, die sich in einer Höhle versteckt hielten, sahen aus einer Entfernung von vier Metern, wie Ronahi und die anderen Freunde gefangen genommen wurden. Zweimal wurden Handgranaten in die Höhle geworfen, aber ihnen passierte nichts.“
Weiter wird berichtet, daß die Namen der anderen Guerillas, die zusammen mit Ronahi gefangen genommen wurden, bisher noch nicht bekannt sind. Auch sie wurden später erschossen. Beim Verhör von Ronahi sei ein Intellektueller anwesend gewesen, der in der Armee dient. Er verfolgte das Verhör. In dem Augenzeugenbericht heißt es hierzu: „Dieser Intellektuelle hat ein vierseitiges Schreiben über den Vorgang an unsere Partei geschickt. Diesen Brief werden wir in Kürze erhalten. Acht der Guerilla, die sich versteckt gehalten hatten, konnten sich befreien und zu den Freunden zurückkehren. Drei Tage später kehrten die Freunde an den Ort des Geschehens zurück, um zu untersuchen, was dort geschehen ist. Sie fanden den Leichnam von Ronahi Heval und auch die Leichname der anderen Guerillas. Sie beerdigten die Leichname unserer Freunde und Freundinnen. Heval Ronahi hat Tagebuch geführt. Ihr Tagebuch und auch andere persönliche Sachen werden vermißt. Höchstwahrscheinlich wurde alles von den Armeesoldaten beschlagnahmt.“

Der Bericht schließt mit einigen Daten zu den letzten Aktivitäten von Ronahi:„In der letzten Zeit, bis Mai 1998 befand sich Ronahi Heval in Südkurdistan. Ab Mai war sie in der Ebene von Botan. Sie war vor allem im Hauptquartier der Freien Frauenbewegung Kurdistans, YAJK. Hier hatte sie keinerlei Schwierigkeiten, jede Art von Aufgaben hat sie mit ganzer Energie übernommen. Sie war in höchster Form, sehr durchtrainiert und zeigte in jeder Hinsicht eine militante Haltung.“

  Kani ist der Guerillaname der Hamburgerin Eva Juhnke, die im September wegen PKK-Mitgliedschaft vor dem Staatssicherheitsgericht in Van zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.