Köln, den 17. November 1998
An die Öffentlichkeit
Steht der Vorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV), Tilman Zülch, auf der Seite derjenigen, die das kurdische
Volk bedrohen?
Eine offene Antwort des Kurdistan Informtionszentrums (KIZ), auf
die verleumderischen Erklärungen von Tilman Zülch am 17.11.1998
Während die italienische Regierung aus aller Welt aufgefordert
wird, die Anwesenheit des Vorsitzenden der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK,
Abdullah Öcalan in Italien als Chance für den Beginn eines Friedensdialoges
zu werten und ihm durch einen politischen Status alle dafür notwendigen
Voraussetzungen zu geben, verbreitet die Gesellschaft für bedrohte
Völker (Göttingen) im Namen ihres Vorsitzenden Tilman Zülch
den Aufruf an europäische Regierungen, den PKK-Vorsitzenden vor einem
europäischen Gericht anzuklagen.
Weiterhin werden in dem unerhörten Schreiben die Arbeiterpartei
Kurdistans, PKK und auch der Vorsitzende, Abdullah Öcalan in übelster
Weise verleumdet. In jedem Fall bleibt Herr Zülch den Beweis schuldig.
Die genannten Vorwürfe sind frei erfunden.
Wir können nur vermuten, was Herrn Zülch umtreibt, diese haltlosen
Anschuldigungen zu verbreiten. Wem nutzen seine Vorwürfe, mit denen
er sich zum Sprachrohr der türkischen chauvinistischen Medien macht?
Die GfbV rühmt sich, den verfolgten Völkern dieser Erde,
insbesondere auch dem kurdischen Volk, zu Hilfe zu kommen. Tatsächlich
lassen die Äußerungen ihres Vorsitzenden Zülch eher den
Schluß zu, daß die GfbV auf der Seite derjenigen steht, die
das kurdische Volk bedrohen.
An dieser Stelle halten wir es für erforderlich, erneut darauf
hinzuweisen, daß die GfbV engste Kontakte mit der Demokratischen
Partei Kurdistans, PDK, pflegt, die bekanntlich offen mit dem türkischen
Militär sowohl im türkischen als auch im irakischen Teil Kurdistans
vorgeht. Wer zerstört die kurdischen Dörfer? Wer vertreibt die
kurdische Bevölkerung? Wer läßt die Menschen verschwinden?
Wer vergewaltigt Mädchen und Frauen? Wer begeht diese Verbrechen,
und zwar nicht nur in Kurdistan, sondern auch in der Türkei?
Es gibt Dutzende von Berichten, die die Täterschaft des türkischen
Militärs und Sondereinheiten eindeutig belegen. Es gibt Richtersprüche
des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, die die Türkei
für begangene Massaker verurteilen.
Und nun will der GfbV-Vorsitzende Zülch die PKK und deren Vorsitzenden
zum Hauptverantwortlichen der Völkermordpolitik des türkischen
Staates machen? Diese Hetze - anders lassen sich die Äußerungen
des GfbV-Vorsitzenden Zülch nicht bewerten - gegen Abdullah Öcalan
und die Politik der PKK, die von der sichtbaren Mehrheit der kurdischen
Bevölkerung auch in Europa seit Jahren mit großem Einsatz unterstützt
wird, ist eine Provokation die zurückgewiesen werden muß.
Weitergedacht trifft sich Herr Zülch mit dem bündnisgrünen
Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir, der am 17.11.1998 in einem Interview
des Deutschlandfunk forderte, Abdullah Öcalan solle vor ein internationales
Kriegsverbrechtertribunal gestellt werden. Welche Verdrehung der Geschichte!
Für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord,
die in Kurdistan seit Generationen begangen wurden und werden, ist das
türkische Militär zur Verantwortung zu ziehen, nicht aber diejenigen,
die das legitime Selbstverteidigungsrecht ihres Volkes gegen diese Verbrechen
ausüben. Soll das kurdische Volk etwa für den Widerstand seiner
Töchter und Söhne als Volk von Kriegsverbrechern in die Geschichte
eingehen?
Im übrigen verweisen wir nachdrücklich auf die Tatsache, daß
die PKK – im Gegensatz zur Türkei - im Jahre 1995 die Genfer Konvention
und deren Zusatzprotokolle (von 1977) unterzeichnet hat.
Der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan hat in den letzten Jahren wiederholt
zum Frieden aufgerufen. Frieden ist der ausdrückliche Wunsch des kurdischen
Volkes und der PKK-Vorsitzende hat diesem Wunsch eine unüberhörbare
Stimme verliehen.
Sein Weg nach Italien ist eine Aufforderung an die Europäische
Union, sich nachhaltig und sichtbar für Frieden in Kurdistan einzusetzen.
Die PKK und ihr Vorsitzender haben ihren Willen zum Frieden in Kurdistan
deutlich gemacht. Die GfbV sollte das, vor allem im Interesse des kurdischen
Volkes, endlich zur Kenntnis nehmen.
Das kurdische Volk wird sich trotz alledem nicht provozieren lassen.
Wir rufen alle Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen, die
sich der Bedeutung der aktuellen Situation für einen gerechten Frieden
in Kurdistan bewußt sind, auf, solche Provokationen genau zu untersuchen
und zurückzuweisen.
P.S. Aus aktuellem Anlaß haben wir für die VertreterInnen
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