Köln, 20. November 1998
Im folgenden dokumentieren wir eine Erklärung der Nationalen
Befreiungsfront Kurdistans, ERNK, vom 20.11.1998. Die Erklärung bezieht
sich auf die jüngsten Angriffe gegen die kurdischen Institutionen
durch den türkischen Staat in Kurdistan, in der Türkei und in
Europa.
An die Patrioten des kurdischen Volkes und die Öffentlichkeit
Entgegen dem internationalen Komplott, das gegen unseren Vorsitzenden
APO entwickelt worden ist, zieht unser Volk auf der ganzen Welt die Aufmerksamkeit
auf sich. Mit seiner Verbundenheit zu ihm - bis in den Tod - umkreist es
die Führung in einem Ring aus Feuer. Auch die Mobilisierung der Freundinnen
und Freunde des kurdischen Volkes und des kurdischen Volkes, das sich in
allen Regionen befindet, erlebt einen Moment der nationalen Würde.
Diese Situation treibt die kolonial faschistische türkische Regierung
und die rassistischen Kreise, die ihr angehören, in den Wahnsinn.
Der rassistische Feind befindet sich gegenüber der nationalen Würde
in einer Position der Schwäche und um sich zu rächen, greift
er unser Volk mit allen möglichen Methoden an. Der türkische
Staat und seine Herren sind in einer Situation des Aufruhrs. Zwei Völker,
die jahrhundertelang in Brüderlichkeit zusammengelebt haben, wollen
sie gegeneinander aufhetzen. Daher bringen sie auch die unglückseligen
Medien hinter sich und schüren mit unbegreiflichen Methoden den Faschismus.
Mit einer Meute faschistischer Gruppen greifen sie unsere Institutionen
an, während die Polizei- und Sicherheitskräfte das ganze beobachten.
In einer Art und Weise, die selbst in Situationen des Kriegsrechts inakzeptabel
ist, versuchen sie mit feindseligen und unmenschlichen Methoden die patriotischen
Kreise unseres Volkes vor den Augen der Welt zu lynchen. Allein bei den
jüngsten Angriffen wurden Tausende von Patrioten verhaftet. Daß
der Ministerpräsident der Türkei Mitglied einer Bande ist, braucht
jetzt nicht mehr diskutiert zu werden. Die provokativen Erklärungen
des Ministerpräsidenten, der politischen Parteien, der in Europa tätigen
Botschafter (der Türkei) und allen voran der schmutzigen türkischen
Presse spornen die faschistischen Kreise an, unsere Institutionen in Europa
wie die Wilden anzugreifen, ohne daß sich die Zivilisten verteidigen
können. Diese Angriffe finden auch in allen Regionen unserer Nation
statt. Ihre Absicht ist, dadurch eine Geschichte völlig auszulöschen.
Um diese Pläne zu realisieren, sehen sie alle möglichen Angriffe
als eine ehrenvolle Aufgabe an. Das Ergebnis ist, daß bisher in Kurdistan
und der Türkei viele kurdische Institutionen angegriffen und die Hungerstreiks
gewaltsam aufgelöst wurden. Unter den Hungerstreikenden in Amed (Diyarbakir)
befand sich auch unser Patriot Hamit Cakir, der bei den bestialischen Angriffen
getötet wurde. Mit diesen bestialischen Angriffen, deren Ende nicht
abzusehen ist, sollen Kurden und Türken gegeneinander aufgestachelt
werden.
Wir warnen den türkischen Staat. Sie sollen nicht mit Feuer
spielen! Und wir sagen: „Spielt nicht mit Feuer, dieses Feuer wird euch
verbrennen“!
Diese bestialische Haltung des türkischen Staates kann unser Volk
nicht einschüchtern, das den Beweis seiner Verbundenheit mit unserem
Vorsitzenden APO bis zum Tode erbracht hat. Sie können den Ring aus
Feuer, den unser Volk um die nationale Führung gelegt hat, nicht einengen.
Im Gegenteil, unser Volk wird diesen Ring erweitern und verstärken.
Und wenn möglich wird dieser Feuerring den irrsinnigen entfesselten
Faschismus verbrennen.
Aus diesem Grunde wird unser Volk sein legitimes Selbstverteidigungsrecht
anwenden und Gebrauch davon machen. Für alles, was noch geschehen
wird, trägt allein der Banden-Staat Türkei die Verantwortung.
Unser Volk in Europa sollte sich verteidigen, ohne sich provozieren zu
lassen. Unsere nationalen Institutionen sollten dort, wo sie sind, in Zusammenarbeit
mit den jeweiligen staatlichen Behörden geschützt werden.
Solange die Angriffe des Feindes andauern, sollten alle Kurden auf dieser
Welt ihren Widerstand fortführen. Um ein positives Ergebnis zu erzielen,
sollten die Aktionen und Veranstaltungen in Kurdistan, in der Türkei
und auch in Europa mit dem gleichen Tempo, mit mehr Freude und Moral fortgeführt
werden. Unser Volk in Kurdistan und der Türkei soll nicht auf die
Provokationen der Türkischen Republik – die die Kurden und Türken
gegeneinander aufstacheln will - eingehen. Sie sollen sich vor diesen Angriffen
der faschistischen Banden schützen, aufmerksam sein und Maßnahmen
ergreifen. Sie sollen sich nicht unterdrücken lassen und ihren Widerstand
bis zum Sieg fortsetzen. Und wir betonen noch einmal, sie sollen ihr legitimes
Selbstverteidigungsrecht nutzen.
Wir appellieren an die Europäische Union und die Vereinten Nationen,
die internationalen demokratischen Massenorganisationen und Menschenrechtsinstitutionen,
gegenüber den schmutzigen Angriffen, die gegen unser Volk gerichtet
sind, aufmerksam zu sein und sich verstärkt um die Sicherheit unseres
Volkes zu bemühen. Sie sollten gegen die unterschiedlichen Provokationen
Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
Die jüngsten Tage, die wir erleben, sollten wir als die beste
Gelegenheit ergreifen, den möglichen Sieg zu erringen. Dieses sind
historische Augenblicke. Diese Freude und Begeisterung sollte uns noch
mehr Würde verleihen. Diese Phase sollte unbedingt auf jeder Ebene
für uns sprechen.