Der Vorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans PKK Abdullah Öcalan
sagte, der neuen Phase des nationalen Befreiungskampfes werde mit einer
neuen PKK begegnet
Abdullah Öcalan erklärt den Fortbestand des einseitigen Waffenstillstandes
durch die PKK und betont die Bereitschaft zu einem Dialog mit der UNO und
der EU
Den Kreisen, die seine Person als Hindernis für eine politische
Lösung betrachten sagte Abdullah Öcalan, er sei nötigenfalls
bereit sich zurückzuziehen und mit einer kurdischen Delegation über
die Lösung der Probleme zu reden
In einer Sendung des kurdischen Fernsehsenders MED-TV am 13. Dezember
1998 gab der Vorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans PKK Abdullah Öcalan
eine Stellungnahme ab, die wir im Folgenden zusammenfassen:
Öcalan betonte, daß eine Phase des nationalen Befreiungskampfes
Kurdistans zu Ende gegangen ist und somit eine neue Etappe erreicht wurde.
Die PKK und die Kräfte der ARGK sollten dies verstehen. Dieser neuen
Phase soll mit einer neuen PKK begegnet werden. Bezüglich der Spekulationen
über seinen möglichen Rücktritt als Vorsitzender der PKK
sei seine Position sehr klar: Er sei bereit, der Welt gegenüber Rechenschaft
über den von ihm begonnenen und bis zum heutigen Punkt gebrachten
Befreiungskampf abzulegen, und appellierte damit an die PKK und die Kräfte
der ARGK.
Abdullah Öcalan bezeichnete die Beschuldigungen, er sei Terrorist
als doppelzüngig. Er erklärte Aussagen interessierter Kreise
wie „Wir werden uns erst dem Kurdenproblem zuwenden, nachdem wir APO erledigt
haben“ u.ä. für abstoßend. Er ist mit seinem politischen
Status nach Italien gekommen, und dafür werde er, koste was es wolle,
alle möglichen Bemühungen unternehmen.
Die in Mesopotamien und Anatolien lebenden assyrischen, griechischen
und armenischen Völker wurden vernichtet, und jetzt wird dasselbe
mit dem kurdischen Volk versucht. Die türkische Regierung bezieht
von Europa und den USA ihre Stärke. Diesbezüglich appellierte
Abdullah Öcalan an Europa und die USA: „Zieht die von Euch erschaffenen
Ungeheuer zurück! Bis jetzt habt Ihr mich als Hindernis bezeichnet.
Ich werde kein Hinderungsgrund mehr sein. Wenn die USA die Kurden achten,
sollen sie mit den Kurden in Nordkurdistan ein ähnliches Abkommen
unterzeichnen wie mit den Kurden in Südkurdistan.“
Abdullah Öcalan wies darauf hin, daß die USA wegen ihrer
sogenannten strategischen Interessen besonders auf dem Balkan, dem Kaukasus
und dem Mittleren Osten ein Bündnis mit der Türkei und Israel
eingegangen sind, das u.a. zur Besetzung Südkurdistans geführt
hat.
Abdullah Öcalan erinnerte daran, daß Tausenden kurdischen
Menschen, die gezwungen worden waren nach Europa zu flüchten, Asyl
gewährt wurde, ihm allerdings bisher noch kein politischer Status
zugestanden wurde. Dieses Verhalten weise auf die Gefahr hin, daß
sich dahinter das Verständnis verberge, daß der Rumpf leicht
zerstückeln werden kann wenn der Kopf erst einmal entfernt sei.
Abdullah Öcalan appellierte auch an alle kurdischen Parteien und
Persönlichkeiten: Sie sollen sich wirklich für eine Lösung
der Probleme einsetzen, dann sei er auch bereit zurückzutreten und
einer kurdischen Delegation Lösungsvorschläge zu unterbreiten.
Abdullah Öcalan erklärte die Fortdauer des einseitigen Waffenstillstandes
durch die PKK und appellierte an die UNO und die EU eine vermittelnde Funktion
einzunehmen.
Abdullah Öcalan erinnerte daran, daß die Türkei von
dem bevorstehenden Waffenstillstand der PKK unterrichtet war und betonte,
daß die diesbezüglichen Dokumente falls nötig auch veröffentlicht
werden können. Er erklärte weiter, daß die mit dem Waffenstillstand
verbundenen Forderungen der kurdischen Seite für die türkische
Armee nicht inakzeptabel waren und kündigte die Veröffentlichung
der in den letzten 18 Monaten geführten Dialoge an. Er sagte, die
Türkei habe, nur um die Entwicklung einer politischen Lösung
für die Kurdistanfrage abzuwenden, immer wieder Probleme mit der Europäischen
Union produziert. Allein deshalb ist die Türkei, auf der Grundlage
der US-amerikanischen Strategie, ein Bündnis mit den USA und Israel
eingegangen.
Abdullah Öcalan hob die Notwendigkeit hervor, in der heutigen
Zeit einen Dialogprozeß zu beginnen, betonte aber: „Wenn das Problem
nicht auf politischem Wege gelöst wird, liegt die Lösung bei
der Guerilla. Und wenn die Guerilla die an ihr geübte Kritik ernst
nimmt und umsetzt, dann wird sie kämpfen und auch siegen.“
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