Köln, 05. Januar 1999
Im folgenden dokumentieren wir die Erklärung der verschiedenen
kurdischen Parteien vom 04. Januar 1999:
Die kurdische Seite ist bereit zum Dialog
Wir, die Vertreter der unten aufgeführten kurdischen Organisationen
kamen am 02. Januar 1999 zusammen, um über die neueste Entwicklung
der kurdischen Bewegung zu beraten. Als Ergebnis dieser Beratung haben
wir beschlossen, folgende Erklärung an die Weltöffentlichkeit
abzugeben:
1. Die von der PKK zum Internationalen Friedenstag am 01. September
1998 ausgerufene einseitige Waffenruhe und ihr Vorschlag für einen
friedlichen Dialog zur Lösung der Kurdenfrage sowie die Ankunft des
PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan in Italien betrachten wir als einen
positiven Schritt zu einer demokratischen und friedlichen Lösung der
Kurdenfrage in der Türkei.
Wir, die kurdischen Parteien aus Nordkurdistan fordern die türkische
Seite auf, der Forderung der kurdischen nationalen Organisationen und der
Weltöffentlichkeit Rechnung zu tragen und auch ihrerseits eine Waffenruhe
auszurufen, um den Weg für Frieden und Dialog zu ebnen.
Es ist an der Zeit, endlich das Blutvergießen zu beenden und den
Brandherd zu löschen, der die Ressourcen unseres Landes sinnlos vergeudet.
Das türkische und kurdische Volk sollen endlich in Freiheit, Demokratie
und Frieden leben.
2. Wir sind bereit, den Dialog mit der türkischen Seite zu suchen
und aktiv einzutreten für eine dauerhafte und friedliche Lösung
des Konfliktes; wir sind ebenfalls bereit, eine Verhandlungskommission
aller kurdischen Organisationen Nordkurdistans zu bilden, die mit einem
untereinander abgestimmten gemeinsamen Kriterienkatalog als Verhandlungsdelegation
auftreten soll.
Auf Seiten der Kurden besteht somit Gesprächsbereitschaft und eine
hinreichende Legitimation der zu benennenden Unterhändler. Das Hauptproblem
liegt bei der türkischen Seite, die keine Bereitschaft zum Dialog
und zu einer friedlichen Lösung zeigt. Sie ist weiterhin verhaftet
in der realitätsfremden Wahrnehmung, daß es„keine Kurdenfrage,
sondern ‘nur’ ein Terrorproblem“ gebe.
Wir rufen die Führung der Türkei auf, sich von dieser unrealistischen
Haltung sowie der sie begleitenden Politik der Unterdrückung und des
Genozids zu trennen. Wir laden sie zu Gesprächen mit den legitimen
Vertretern des kurdischen Volkes ein, um gemeinsam eine gerechte und friedliche
Lösung der Kurdenfrage am Verhandlungstisch auszuarbeiten.
3. Die Lösung der Kurdenfrage erfordert gleichzeitig alle Anstrengungen
der Vereinten Nationen und von anderen einflußreichen internationalen
und supranationalen Organisationen bzw. Staatenbündnissen sowie von
Einzelstaaten, den Prozeß einer Verhandlungslösung einzuleiten
und verantwortlich mitzugestalten. Nur auf diese Weise ist Friede und Stabilität
in dieser Region implementier- und erreichbar.
Daher unterstützen wir den Vorschlag des italienischen Ministerpräsidenten
Massimo D’Alema und des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder
ausdrücklich, eine internationale Kurdenkonferenz einzuberufen. Die
Europäische Union fordern wir auf, unverzüglich die Initiative
dafür zu ergreifen und alle notwendigen Schritte einzuleiten.
Kommunistische Partei Kurdistans - KKP (Kürdistan Komunist Partisi)
Islamische Partei Kurdistans - PIK (Partiya Islamiya Kurdistan)
Arbeiterpartei Kurdistans - PKK (Partiya Karkeren Kurdistan)
Partei zur Befreiung Kurdistans - PRK-Rizgari (Partiya Rizgariya
Kurdistan - Rizgari)
Sozialistische Partei Kurdistans - PSK (Partiya Sosyalist a Kurdistan)