Köln, 04. März 1999
Im folgenden veröffentlichen wir Ausschnitte aus einer Sendung
des kurdischen Fernsehsenders MED-TV vom 03.03.99:
Neuer Beschluß des Türkischen Justizministeriums zum Ausnahmezustand
Weitere 80 Anwälte in der Türkei haben die Verteidigung von
Abdullah Öcalan übernommen
In dem Beschluß des türkischen Justizministers Selcuk Öztek,
der sich an die Staatsanwälte der Staatssicherheitsgerichte und andere
Staatsanwälte richtet, wird die Aufhebung aller demokratischen Rechte
gefordert und dazu aufgerufen, alle zu bestrafen, die von demokratischen
Rechten Gebrauch machen.
Der Beschluß des Justizministers Selcuk Öztek hat folgenden
Inhalt:
Unterbindung jeglicher Aktionen seitens des Volkes und konsequentes
Durchgreifen der staatlichen Stellen.
Unterbindung von Veranstaltungen, die Kritik am Staat beinhalten, auch
wenn sie im Rahmen der demokratischen Möglichkeiten durchgeführt
werden. Parallel hierzu soll das Vertrauen in und die Unterstützung
der staatlichen Stellen durch das Volk gefördert werden.
Gegen Organisationen, Stiftungen und politische Parteien, die direkt
oder indirekt politische oder kulturelle Aktionen durchführen, die
sich gegen das Staatsverständnis richten und als Unterstützung
von Abdullah Öcalan zu werten sind, sollen die notwendigen Maßnahmen
unternommen werden.
Einleitung rechtlicher Schritte gegen Personen, die nicht der PKK zuzurechnen
sind, aber trotzdem kulturelle und politische Aktionen durchführen
sowie Pressemitteilungen herausgeben, die den Vorsitzenden der PKK unterstützen
und gegen das Staatsverständnis gerichtet sind. Des weiteren soll
verhindert werden, daß Bilder über diese Aktivitäten in
den Medien ausgestrahlt werden.
Unterbindung jeglicher Aktionen in den Gefängnissen, die als Unterstützung
der organisierten Aktionen außerhalb der Gefängnisse zu werten
sind.
Stiftungen, Vereine und politische Parteien, die das Ziel verfolgen,
die PKK als eine politische Partei zu etablieren, sollen ausfindig gemacht
und überwacht werden. Ihre Arbeit muß verhindert werden.
Einleitung rechtlicher Schritte, um die Schließung von Vereinen
und Stiftungen vollziehen zu können, die kulturelle und politische
Arbeiten durchführen, die offensichtlich gegen das Staatsverständnis
gerichtet sind. Des weiteren sind alle o.g. Gesetzesverfügungen mit
größter Sorgfalt und ohne Verzögerungen durchzuführen.
Das zuständige Staatsministerium ist über alle Schritte gegen
diese Organisationen sofort zu informieren.
Außerdem wird in dem Beschluß des Justizministers Öztek
darauf hingewiesen, daß alle Erklärungen und Veröffentlichungen
im Zusammenhang mit dem Vorsitzenden der PKK, Abdullah Öcalan, seitens
des Krisenstabes gemacht werden. Es wurde befohlen, daß alle anderen
Stellen zu diesem Thema zu schweigen haben.
Dieser Beschluß, der inhaltlich eigentlich in die Zeit eines Militärputsches
gehört, bedeutet nach Einschätzung politischer Beobachter nun
auch die Ausweitung des Ausnahmezustandes auf die gesamte Türkei.
Offenbar versucht der Staat, die Volksaufstände, die er nach der Verschleppung
des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan in die Türkei nicht verhindern
konnte, nun mit diesen neuen Erlässen einzuschüchtern und zurückzudrängen.
Der Staat, der mit polizeilichen Vorkehrungen sein Ziel nicht erreicht,
will mit der Aushebelung jeglicher Rechte, begründet auf den Ausnahmezustand,
bezwecken, daß Vereine und Stiftungen verboten werden können.
Durch diesen Beschluß ist offensichtlich, daß die Türkei
in eine Phase des Ausnahmezustandes getreten ist. Die Türkei, die
sich darüber bewußt ist, daß sie mit einem offenen Militärputsch
die Kritik Europas bekommen würde, hat nun auf diesem Wege einen Militärputsch
eingeleitet. Von nun an sind zivile Organisationen und demokratische Parteien
wie IHD, MKM (Mesopotamische Kultur Zentrum), HADEP, TOHAV (Stiftung der
juristischen Gesellschaftsstudien) u. a. einem großen Angriff ausgesetzt.
Wie der Rechtsanwalt Zeki Okcuoglu in seiner Presseerklärung am
25. Februar 1999 bekannt gab, hatte der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan
auf die Frage, ob er ihn und seine Kollegin Hatice Korkut als Anwälte
akzeptiere, gesagt: „Alle die es möchten, können das Verfahren
übernehmen.“
In der Absicht, den Parteivorsitzenden der PKK zu verteidigen, haben
sich gestern in den Abendstunden weitere 80 Rechtsanwälte bei dem
bisher schon bekannten Anwaltsteam von 16 Anwälten gemeldet. Damit
hat sich die Anzahl der Rechtsanwälte für Abdullah Öcalan
auf 96 erhöht.
Im folgenden veröffentlichen wir die Namensliste der Anwälte:
Songül Ak (Bilgic), Ayla Akat, Abdullah Akin, Ahmet Akkus, Firat
Anli, Hasan Alici, M. Bakir Asma, Mustafa Ayzit, Türkan Aslan, Behic
Asci, Cihan Aydin, Masum Bat, Mesut Bestas, Kemal Bilgic, Cetin Bingölballi,
Niyazi Bulgan, Bedia Buran, Fevzi Celik, Niyazi Cem, Fethiye Cetin, Hidir
Cicek, Muharrem Cöpür, Several Demir, Birgül Demirpence,
Burhan Deyar, Irfan Dündar, Esra Dürre, Remziye Efe, Tahir Elci,
Muharrem Erbey, Mehmet Erbil, Refik Ergül, Celal Gezgin, M. Sait Gündüzalp,
Fetih Gümüs, M. Fehim Günes, Ibrahim Ince, Nurhayat Isyapan,
Haci Kabak, Fatma Karakas, Filiz Kalayci, Levent Kanat, Ramazan Kartalmis,
Kutbettin Kaya, Metin Klavuz, M. Selim Kurbanoglu, Cabbar Laygara, Sevim
Hazime, Mihriban Kirdök, Özcan Kilic, Helin Kul, Leyla Mengüc,
Aydin Mollaoglu, Metin Narin, Aydin Oruc, Ahmet Önerge, Güven
Özata, Selim Özbek, M. Nuri Özmen, Keles Öztürk,
Mehmet Pekgöz, Sedat Sadioglu, Abdulhalim Seven, Kenan Sidar, Mahmut
Sakar, Zeynel Polat, Mansur Resitoglu, M. Serdar Talay, Mahmut Tasci, Talat
Tepe, Sinan Tanrikulu, Cihan Tokat, Yusuf Tosun, Orhan Tural, Gülizar
Tuncer, A. Adnan Tüzün, Nuray Vargün, Yusuf Vargün,
Mahmut Vefa, Reyhan Yalcindagli,