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Revolutionäre Organisierung muss die Selbstbefreiung der Ausgebeuteten forcieren. Sie kann nicht die Form einer Massenorganisation annehmen, die auf Demos und mit Forderungen bei den ArbeiterInnen, SchülerInnen etc. hausieren gehen. Eine "revolutionäre Politik" innerhalb des gewerkschaftlichen und politischen Rahmens kann es nicht geben, da nicht die "Inhalte" oder die "Führung" der Gewerkschaften oder politischen Organisationen reformistisch geworden sind, sondern diese Vertretungsorgane ihrem Wesen nach reformistisch sind. Der Versuch, die Trennungen innerhalb der kapitalistischen Produktion durch "Basisorganisierung der ArbeiterInnen" in "übergreifenden" Strukturen (Stadtteilläden, Betriebsgruppen...) oder unter vereinheitlichenden Forderungen zu überwinden, wird auf kurz oder lang ebenso vertretungspolitisch enden. Organisierung der Klasse kann sich nur in den Kämpfen innerhalb der kapitalistischen Arbeitsorganisation, in den Betrieben, Unis und Schulen ergeben. Nur in diesen Situationen des Angriffs auf die materiellen Trennungen kann die Organisierung übergreifend werden. Diese Organisierung des Klassenkampfs besteht nur durch und während der konkreten gemeinsamen Auseinandersetzung im Kampf. Versuche, sie darüber hinaus aufrechtzuerhalten verenden als Institutionen. [kolinko, Subversion des Alltags, Oktober 1999]
Wir sehen momentan keine Dynamik oder Bewegung in den Klassenauseinandersetzungen, bei der wir ein konkretes und gemeinsames Untersuchungsprojekt vorschlagen könnten. Aber hier geht es uns um eine Methode, die gegenwärtige Lage zu kapieren, die kommunistischen Tendenzen zu erkennen und in den Kämpfen mitzumischen.
Wir können dabei nicht bei Call Centern stehen bleiben, da diese - wie andere Bereiche auch - nur über die kapitalistische Kooperation verstanden werden können und jede Kampfperspektive von der Sicht auf die gesamte Klasse der ArbeiterInnen ausgehen muss - nicht nur auf einen kleinen Teil. Um die Kampf- und Organisierungsformen zu verstehen, müssen wir in die Betriebe, Schulen, Universitäten und andere Bereiche und dort die Bedingungen untersuchen. In den dortigen Kämpfen liegt die Perspektive einer Gesellschaft ohne Ausbeutung - trotz der Spaltungen, Probleme, Fallgruben, die sich da auftun. Wir können dort intervenieren, ausgehend von unser eigenen Wut auf das kapitalistische Verhältnis, das uns täglich zur Arbeit zwingt, und von den Fähigkeiten, die wir uns in der Untersuchung und den Kämpfen aneignen.
Wir schlagen vor, in und zu den Bereichen, Betrieben, Schulen... weitere Kerne zu bilden, die Untersuchungen machen und in Auseinandersetzungen eingreifen.[151] Diese können über Kommunikationsnetze ihre Erfahrungen austauschen, Streikberichte schreiben, Kämpfe kritisieren, Spaltungen offen legen... Wir brauchen keine "zentrale" Organisation, sondern eine breite Diskussion über die offenen Fragen und die Perspektive einer revolutionären Klassenbewegung...
Untersuchung
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Was soll untersucht werden?
Untersuchung und Intervention kann bedeuten, einen aktuellen Konflikt, eine Kampfwelle, einen Betrieb oder einen Sektor anzuschauen, mit den ArbeiterInnen ins Gespräch zu kommen, Kämpfe mitzumachen, zu kritisieren. Das können die weltweiten Streiks im Luftfahrtsektor, der Kampf der BusfahrerInnen in Düsseldorf, die Arbeitszwang-Methoden des Kölner Arbeitsamts oder die Blockaden der Universität durch die StudentInnen sein. Wir wollen weg von dem selbstgerechten Reflex der "radikalen" Linken, die immer schon eine Antwort hat und Kämpfe nach den Berichten der Frankfurter Rundschau beurteilt. Geht hin, sprecht mit den Leuten, setzt euch mit deren und euren Widersprüchen und Schwächen auseinander!
Der Bereich will aber genau bestimmt sein. Was erwarten wir von der Untersuchung? Haben wir Thesen, die wir dann genauer angehen, bestätigen, verwerfen? Gibt es Chancen in dem Bereich, in den Kämpfen einzugreifen?... Wir schlagen vor, einige Fragen zu stellen, bevor eine Untersuchung und Intervention angefangen wird:
* Wo finden Kämpfe (oder ein Kampf) statt? Das ist die zentrale Frage, weil in den Kämpfen die Verhältnisse aufbrechen können. Es geht darum, ob und wie wir dabei mitmischen können: Kämpfe unterstützen, Interviews machen, Kritik an der Rolle der Gewerkschaft einbringen...
* Welche Bereiche sind in der Region wichtig, weil sie für die Anhäufung von Kapital entscheidend sind (Auto, Energie...), oder weil dort viele arbeiten (Gastronomie, Call Center...)? [152]
* Gibt es bestimmte Gruppen von ArbeiterInnen, die besonders militant sind, eigene Formen des Kampfes entwickelt haben und ausgehend von ihren Bedingungen eine radikale Kritik der Verhältnisse anbringen? Können diese ArbeiterInnen andere mitziehen? Das können zum Beispiel FließbandarbeiterInnen, wandernde BauarbeiterInnen oder radikale SchülerInnen sein. Momentan sehen wir keine solche Zusammensetzung.
* Welche weltweiten Entwicklungen laufen gerade und wie wirken sie sich in der Region aus (Umbau des Sozialstaats, Migration...)? Dabei geht es vor allem darum, die konkreten Veränderungen mitzukriegen und in den Zusammenhang zu stellen. Wie drückt sich die Krise konkret in unser Region, in den Betrieben und auf den Ämtern aus? Nur so verstehen wir, wie sich die ArbeiterInnen konkret mit "weltweiten Phänomenen" konfrontieren.
* Wo seid ihr gerade drin und was tut sich dort? In Programmier-Jobs, über einen Sklavenhändler in der Fabrik, auf dem Bau, auf dem Sozialamt. Allerdings sehen wir das kritisch: Das ist zufällig und es macht wenig Sinn, sich in irgendwelchen Sektoren rumzutreiben, wo gerade wenig passiert, wo es keine Konflikte gibt...
* Aufgreifen von Kämpfen aus anderen Regionen, zum Beispiel die Aktionen der Fastfood- und HotelarbeiterInnen in Frankreich... Wer arbeitet in unser Region in dem Bereich? Können wir da eingreifen?[153]
Wie kann untersucht werden?
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Wir haben einige Sachen versucht, die nicht in jedem Fall machbar sind. Zu anderen sind wir nicht (mehr) gekommen. Die folgenden Anmerkungen sollen ausgehend von unseren Erfahrungen Eckpunkte angeben, anhand der wir über weitere Untersuchungsprojekte diskutieren können:
Zeitrahmen: Wir haben uns drei Jahre in eine Sache reingehängt, weil wir da arbeiten konnten, weil keine (anderen) Kämpfe tobten, weil die Call Center bei uns wichtig waren und sind. Aber Untersuchung und Intervention kann auch eine Sache von ein paar Wochen sein, wenn ihr zum Beispiel die Kämpfe der MigrantInnen im regionalen Putzsektor verstehen wollt. Hingehen, Interviews, Infos auswerten, Flugblatt zum Kampf...
Arbeitengehen: Für die Untersuchung der Call Center war es leicht, einen Job zu finden, weil Call Center breit Ungelernte eingestellt haben. In anderen Bereichen wird das auch gehen: Recycling, Fabrik, Bau, Putzen, Gastronomie. Schwer ist das in Sektoren, die nicht einstellen oder die nur Leute mit formaler Ausbildung nehmen. Falls ihr anfangen wollt mit Arbeiten, ist die Frage, was sinnvoller ist: in einen Betrieb oder in mehrere? Das hängt auch davon ab, ob mehrere Leute eingestellt werden oder ob dort ein Kampf stattfindet...
Interviews: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir mehrere Fragebögen brauchen, um damit uns und andere ArbeiterInnen interviewen zu können. Jeweils einen für
* Fakten und Überblick, den wir am Anfang einsetzen;
* die kontinuierliche Diskussion und Agitation mit anderen ArbeiterInnen;
* Information und Austausch über Kämpfe am Ort und woanders.
Vor allem geht es hier darum, dass die Interviews keine einseitige Geschichte bleiben, sondern zu einer gemeinsamen Diskussion und im besten Falle einer "Selbstuntersuchung" werden, in der andere die Fragebögen in ihren Bereichen einsetzen und die Diskussionsergebnisse austauschen.[155]
Infos sammeln: Sicher brauchen wir eine Liste von Fragen, um damit Zeitungen, Büchern und Websites auszuwerten. Fragebögen und Interviews reichen nicht, um die Wirklichkeit zu erfassen... Unsere Erfahrung ist, das wir aber nicht erst ein Jahr sammeln und analysieren müssen, bevor wir auch in die Auseinandersetzungen eingreifen. Wenn wir Konflikte mitkriegen und es Sinn macht, da kurzfristig mitzumischen, sollten wir das tun.
Theoretische Diskussion: Wir sehen die theoretische Diskussion als wichtige Voraussetzung, gezielt irgendwo reinzugehen, weil wir selber erlebt haben, wie die täglichen Erfahrungen uns durcheinander schütteln können. Da brauchen wir die Diskussion über die ausbeuterischen Verhältnisse, die Entwicklung der Produktivkräfte, die Krise, die Funktion von Staat und Gewerkschaften...
Intervention: Hier stecken wir selbst mitten in der Diskussion. Einerseits wissen wir, dass wir keine Kämpfe lostreten oder gar eine Bewegung begründen können. Andererseits greifen wir in Konflikte ein und spielen dann bei deren Entwicklung eine Rolle. In den Diskussion mit anderen ArbeiterInnen, den Konflikten mit den Teamleitern, während des Streiks brauchen wir Orientierungspunkte. Hier sind einige:
* Wir brauchen Formen klandestiner Kommunikation und Aktion, damit die Bosse nicht mitkriegen, was abgeht;
* wir setzen uns für Widerstandsformen ein, die wirksam den Produktionsprozess stören oder unterbrechen;
* wir treten nicht als "Stimme der ArbeiterInnen" oder deren OrganisatorInnen auf;
* wir setzen nicht auf Verhandlung, Vermittlung und Ausgleich;
* vielmehr wollen wir die Kampfformen und Momente rausstreichen, welche den grundlegenden Klassenwiderspruch und die konkrete Macht der ArbeiterInnen aufzeigen;
* dabei sehen wir unsere Rolle darin, durch Flugblätter, Interviews und andere Formen der Intervention die Selbstreflexion der ArbeiterInnen und ihre Diskussion untereinander zu unterstützen und Vorschläge zu machen.[156]
Flugblätter...: Wir haben Flugblätter eingesetzt und werden das auch weiter tun. Damit konnten wir die Situation in Call Centern genau beschreiben und Infos über die Erfahrungen mit bestimmten Maßnahmen der Bosse oder Kämpfen rumtragen. Zusammen mit der Website waren die Flugblätter auch ein Bezugspunkt für Call Center-ArbeiterInnen und GenossInnen in unser Region und darüber hinaus. Aber das hatte auch Grenzen: Wir haben zu wenig klar machen können, wie in den einzelnen Konflikten das gesamte Ausbeutungsverhältnis auftaucht und wie es angegriffen wird (oder werden kann). Wir blieben bei den (langen) Texte hängen, haben nur wenige Spuckis gemacht und keine anderen Aktionsformen ausprobiert (Videos, Plakate, Kundgebungen...). Das war ein Manko, weil wir damit auf diejenigen fixiert waren, die bereit sind, die Texte zu lesen; und weil wir unser eigenen Kreativität und den Formen, die unsere Wut auf die Verhältnisse ausdrücken, Grenzen gesetzt haben. Diese Erfahrungen werden wir in unseren weiteren Versuchen beachten...
Austausch
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All das sind wichtige Punkte für eine Untersuchung und Intervention, die wir in lokalen Gruppen angehen können. Darüber hinaus brauchen wir einen Austausch mit anderen Leuten und Gruppen, die ähnliche Sachen versuchen. Wir schlagen zwei Ebenen der Diskussion vor: regionale proletarische Runden und den weltweiten Austausch von Erfahrungen.
Regionale proletarische Runden
Wir versuchen, mit anderen Gruppen und Einzelpersonen in unser Region (Rhein-Ruhr) den Austausch über die Kämpfe und Konflikte zu organisieren und gemeinsam zu intervenieren. Dabei geht es zunächst darum, gemeinsam den Blick für unsere Situation und die anderer Ausgebeuteter zu schärfen und einen Prozess von Untersuchung und Intervention anzuschieben. Momentan gibt es in dem Kreis neben der Call Center-Sache noch Versuche, die Situation auf den Arbeitsämtern zu kapieren, und Ideen für gemeinsame Flugblätter zu konkreten Kämpfen.[157] Wir haben beschlossen, genauere Fragebögen zu formulieren und Kriterien für die Berichte zu diskutieren, die wir zu den Bereichen, in denen wir arbeiten, studieren, Stütze ziehen... schreiben. Diese Kriterien brauchen wir, um die verschiedenen Erfahrungen auch vergleichen und daraus Schlüsse ziehen zu können...[158]
Mittelfristig kann das Grundlage für ein regionales Treffen zur Untersuchung der Klassenrealität sein, dass versucht, die verschiedenen Facetten der Ausbeutung in der Region zu verstehen und da einzugreifen. Fragen sind: Wie sieht die momentane Kapitalstruktur in der Region aus? Wo gibt es neue Investitionen, wo wird abgebaut? Wie verändert sich der Arbeitsmarkt über Migration, neue Arbeitsmodelle...? Wie reagieren ArbeiterInnen auf diese Veränderungen, in den Betrieben? Was tut sich an den Schulen und Unis...?
Eine Aufgabe eines solchen Zusammenhangs liegt darin, über die Kämpfe in der Region und darüber hinaus zu informieren. Zudem geht es darum, die Chancen und Begrenzungen der Kämpfe aufzuzeigen sowie die in ihnen gemachten Erfahrungen rauszustreichen, in denen etwas Revolutionäres liegt: die Überwindung der durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung vorgegebenen Grenzen, Übernahme der Kontrolle über die Organisierung des Kampfes... Ein "ArbeiterInnennetz" als Austauschort über unterschiedliche Ausbeutungsbedingungen ist kann dabei nur ein Anfang sein, politische Diskussion und Eingreifen sind entscheidend.
Wir wollen mit ähnlichen Runden in anderen Regionen die Erfahrungen auszutauschen. Das kann nicht auf Europa begrenzt bleiben. Die Ebene kann nur weltweit sein:
Weltweiter Austausch
Angesichts der momentanen Kämpfe - Generalstreik in Südkorea, Aufstand in Argentinien, Streikwelle in China, daneben auch eine Häufung von Streiks in Mitteleuropa - stellt sich die Frage, ob diese Erfahrungen schon in eine weltweite Dynamik münden. Wir erleben eine sich globalisierende kapitalistische Krise, aber heißt das auch, dass sich die Kämpfe in den verschiedenen Regionen auch schon auf diesen weltweiten Zusammenhang beziehen? Können Kämpfe woanders bereits als Bezugspunkt hier dienen, da sie unter den ähnlichen Bedingungen stattfinden?
Das können wir nur rausfinden, indem wir mit dafür sorgen, dass Kämpfe und Kämpfende voneinander erfahren. Dabei dürfen wir nicht - wie viele Linke das derzeit tun - über die Auswirkungen der Krise (Entlassungen, Lohndruck...) jammern, mit der Absicht, die ArbeiterInnen damit angesichts ihrer üblen Lage "zum Kämpfen zu bewegen". Das führt bloß dazu, diesen ihre eigene Schwäche vor Augen zu halten: "Ihr steht mit dem Rücken zur Wand...".
Stattdessen sollten wir versuchen, zwei Sachen genauer zu verstehen und die Ergebnisse in die ArbeiterInnen-Diskussion einzubringen:
* Welche Macht können die ArbeiterInnen trotz der Krise in den Kämpfen entwickeln? Welche Aktionsformen überwinden die Fremdkontrolle durch (gewerkschaftliche) Apparate und Vertretungen? Was ist an einem Kampf beispielhaft für andere Klassenkonflikte?
* Wie spiegelt sich die weltweite Lage in einzelnen Kampfsituationen? Welche konkreten Bezugspunkte gibt es im Vergleich mit Kampferfahrungen in anderen Regionen? Wo beziehen sich die Kämpfe schon auf dieses globale Verhältnis?
Unser Bezug auf die Krise sollte klarmachen, dass es sich nicht um "sektorale" oder "regionale" Probleme handelt, die zum Beispiel durch den Eingriff des Staates zu lösen wären. Die Krise und ihre Auswirkungen sind Resultat eines weltweiten Produktionsverhältnisses, über das die ProduzentInnen nicht selbst bestimmen.
Für den notwendigen Austausch über diese Punkte brauchen wir ein (weltweites) Netz. Die Versuche in Call Centern haben uns einige neue Kontakte hier und in der Welt eingebracht, andere haben sich durch die Diskussion über unsere Erfahrungen verfestigt. Uns geht es jetzt darum, gemeinsam einen Rahmen zu schaffen, in dem Erfahrungsberichte, theoretische Beiträge und Informationen über diese Fragen zirkulieren können. Bisher funktioniert das meist regional begrenzt und eher zufällig. Hier ist entscheidend, dass wir das auf einen organisierte Ebene stellen, den Prozess für andere öffnen und eine politische Diskussion über die Fragen beginnen, die wir an die Kämpfe haben.[159]
www.prol-position.net
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Wir schlagen vor, den Austausch gleich gemeinsam anzugehen. Im Anhang findet ihr einen Entwurf für die Frageliste an Kämpfe. Wir stellen den als "Struktur" für Berichte zur Diskussion. Ihr findet ihn auch auf der Website [www.prol-position.net], wie alle Sachen, die wir in diesem Zusammenhang vorbereiten. Die Website wollen wir als ein Medium des Austausches nutzen. Dabei geht es nicht darum, alle Berichte über Kämpfe, den Dreizeiler aus der örtlichen Tageszeitung oder die letzten Papiere über die (notwendige) Diskussion der derzeitigen Krisenlage zu veröffentlichen. Dafür gibt es genug andere Foren und schließlich haben die meisten Gruppen sowieso ihre eigenen Websites.[160]
Vielmehr soll hier eine Plattform für genauere Berichte und Analysen entstehen, mit Bezügen, Nachfragen, Kritiken... Diese Seite hat ein konkretes Ziel: Austausch über die Bedingungen in der Ausbeutung und die Kampfmöglichkeiten anhand der Liste gemeinsamer Fragen.[161]
Das ist ein Vorschlag. Wir werden - entsprechend unsere Kräften und Fähigkeiten - damit anfangen und erstmal die redaktionelle Bearbeitung machen. Konkret können wir die Seite in diesen Sprachen hinkriegen: Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch. Es wäre gut, wenn alle Übersetzungen ihrer Beiträge machen - vor allem ins Englische - aber das ist nicht Voraussetzung. Neben der Website gibt es eine Mailing-Liste, auf der die veröffentlichten Berichte verschickt werden.[162]
Als Anregung und Einstieg haben wir auf der Website schon einige Berichte zusammengestellt: MüllarbeiterInnen kämpfen mit Unterstützung von direct-action-AktivistInnen in Brighton; Flüchtlingsstreik in Metallklitsche in Nordrhein-Westfalen; prekäre McDonald's-ArbeiterInnen finden breite Unterstützung von Gewerkschaften, linken Parteien und AktivistInnen in Paris; Nokia-ArbeiterInnen besetzen Fabrik in Milano; BahnputzerInnen in Italien machen Gleisblockaden und werden von den Gewerkschaften verarscht; Call Center-ArbeiterInnen in Firenze machen spontanen Streik, der dann aber versandet... Daneben haben wir auch Berichte auf die Seite gestellt, bei denen es nicht um einen konkreten Kampf, sondern die alltägliche Scheiße auf Maloche geht: prekäre PostarbeiterIn in Düsseldorf; Call Center-ArbeiterIn in Milano; Glasfabrik-ArbeiterIn im Ruhrgebiet; MigrantIn/ArbeiterIn in irischem Pub in Ruhr, ArbeiterIn bei McDonald's...[163]
Das war's!
Wenn ihr mit uns diskutieren wollt, schreibt uns! [kontakt]
[www.motkraft.net/hotlines]
[www.nadir.org/kolinko][www.prol-position.net]
Hier noch aus dem Kündigungs-Abschiedsbrief
einer Call Center-ArbeiterIn
von Blu in Firenze/Italien:
...ein Gruß an die virtuellen und die direkten Kontrollen,
ein Gruß an die Kontrolleure und das Monitoring;
ein Gruß an die Unternehmenssprache...;
ein Gruß an die Anrufzeiten,
an die Begrüßungsformeln, an die Gesprächsskripte;
ein Gruß an die Bürokratie und die Prozeduren;
ein Gruß an die Trennwände,
die Klimaanlage, die Arbeitsplätze;
ein Gruß an die Gitter, die Drehtüren,
den Badge, die Türen, die Schranken;
ein Gruß an die Unpersönlichkeit,
die Vereinheitlichung, an das bläuliche Grau;
ein Gruß an die Mission(!) und die Werte (ah!);
ein informeller Gruß an die informelle Atmosphäre,
welche diejenigen, die Schwierigkeiten haben, die Miete zu zahlen,
mit denen verbindet, die jeden Monat Tausende verdienen...
ein Gruß an die falschen Versprechungen
und an diejenigen, die sie gemacht haben...
ein zorniger Gruß an diejenigen, die Ruhe predigen,
an die Bleifüße, die Gehorsamkeit;
Grüße an die so unverzichtbaren Feuerwehrleute;
Grüße an die Gewerkschafter...
ein Gruß, ohne Neid, an die Speichellecker auf allen Ebenen;
ein liebevoller Gruß an diejenigen,
die ihre Würde behalten haben...
ein herzlicher Gruß an alle Freundinnen und Freunde,
die ich gefunden habe, und die mich gefunden haben...
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