Ein Auszug aus - kassiber 45 - Mai 2001

Eine Guhte Tante lud die Böhsen Onkelz nach Bremen

Böhse Onkelz und Neue Deutsche Härte


Zu Beginn ein Geständnis: Dies ist meine erste Veranstaltung (1) über die Böhsen Onkelz, obwohl ich mich kontinuierlich mit der Materie befaßt habe. Der ernste Anlaß, der genug Rechtfertigung für diese Premiere bietet, ist der politische Kontext, in dem das Konzert der Böhsen Onkelz am 9. März in Bremen steht: Das Konzert ist keine beliebige Benefizveranstaltung, die privatwirtschaftlich organisiert wird, in diesem Falle von der Firma Böhsen Onkelz-Management, und als solches gewiß auch schon ein Politikum. Nein, dieses Konzert gewinnt darüber hinaus weitere politische Bedeutung, da ausgerechnet die Ausländerbeauftragte der Stadt Bremen, Dagmar Lill (SPD), für dieses fragwürdige Unterfangen öffentlich eintritt.

Die Ausländerbeauftragte (und darüber hinaus der Bremer Senat) muß sich einige Fragen dazu gefallen lassen. Die erste lautet: Ist Ihnen noch nicht in den Sinn gekommen, daß sich viele Menschen in der Stadt Bremen (und auch anderswo), die zu den bevorzugten Angriffszielen der Nazis zählen, verhöhnt fühlen müssen, wenn ausgerechnet eine Band, die durch Nazi-Parolen in Liedtexten aufgefallen ist, nun mit offizieller Unterstützung ein Konzert "für die Opfer rechter Gewalt" veranstaltet, ohne daß eine klare und unzweideutige, damit erst glaubwürdige Abkehr von den alten Liedern und Parolen feststellbar ist?

Zweite Frage: Gehört es zum Aufgabenbereich einer Ausländerbeauftragten, sich als Amtsträgerin vor den Karren einer privatwirtschaftlichen Publicity-Kampagne spannen zu lassen, der es ganz offensichtlich darum geht, gewisse politische Image-Probleme möglichst billig zu beseitigen, ohne den dafür nötigen Preis in Gestalt klarer und unzweideutiger Abkehr von früheren Kapiteln der Bandgeschichte zu bezahlen?

In diesem Zusammenhang sei auch eine einfache Sachfrage gestellt: Ist der Ausländerbeauftragten bekannt, daß der Rechtsanwalt der Böhsen Onkelz, Christian Nagel, jetzt schon das Bremer Konzert juristisch gegen eine Tageszeitung auszuspielen versucht, die im Unterschied zu den Böhsen Onkelz nie durch Parolen wie "Türken raus!" aufgefallen ist, wohl aber durch antirassistische Berichterstattung, und die es gewagt hat, vor einigen Monat einen Satz zu publizieren, gegen den die Böhsen Onkelz vorgegangen sind (in einer Besprechung eines Theaterstückes hatte es in der taz geheißen: "Zu allem Überfluß gibt es dann noch ein Lied der berüchtigten rechtsradikalen Band 'Böhse Onkelz'.")?

Der dritte Fragekomplex stellt sich wie folgt: Ist der Ausländerbeauftragten bekannt, daß Songs der Böhsen Onkelz in der engeren Vorgeschichte mancher rassistischer Delikte eine unrühmliche Rolle spielen? Das Muster findet sich beispielsweise in einem Prozeß gegen fünf junge Männer im Alter von 17 bis 22 Jahren, die nach einer Silvesterparty 1997/98 in Birgelen, Kreis Heinsberg, mit volksverhetzenden Parolen auf den Lippen zur nächstgelegenen Asyl-Unterkunft gezogen waren. Einer der Angeklagten schilderte laut Lokalpresse den Vorgang im Prozeß so: Die Silvesterfete habe ganz normal begonnen, man habe Musik von den Böhsen Onkelz gehört, später seien auch indizierte CDs von Bands wie Störkraft gelaufen (2), und dann ging's los!

Oder gehört es - das wäre die umgekehrte Formulierung dieser Frage - zum Job der Ausländerbeauftragten, Tathergänge rassistischer Delikte (inklusive ihrer engeren Vorgeschichte) und damit die schlimmste Bedrohung derer, für die doch eine Ausländerbeauftragte da sein soll, zu ignorieren?

Die vierte Frage richtet sich sowohl an die Ausländerbeauftragte wie auch an die Bremer Innenbehörden und stellt sich vor dem Hintergrund, daß Konzerte der Böhsen Onkelz auch in jüngerer Zeit wiederholt das Ambiente für rechtsextreme Übergriffe und derbe Gewaltausbrüche waren. Die Frage lautet also: Welche Vorkehrungen treffen die Innenbehörden, daß es im Vorfeld des Konzertes, während des Konzertes und danach nicht zu rassistischen Übergriffen mancher Fans der Böhsen Onkelz kommt, wie dies ja u.a. in Bremen im November 1998 geschah?

Oder verlassen sich die Innenbehörden bezüglich dieses ernstzunehmenden Problems ganz auf das Management der Böhsen Onkelz, das seine besondere Sensibilität in dieser Sache im letzten Jahr bekanntlich u.a. dadurch demonstrierte, daß es beim Dortmunder Konzert die berüchtigten Hell's Angels mit der Security beauftragte?

Daß man diese Fragen stellen muß, deutet bereits auf die Absurdität des öffentlichen Eintretens der Ausländerbeauftragten für das Konzert am 9. März hin. Sie verweisen auf bestimmte Kapitel in der Geschichte der Böhsen Onkelz und den Umgang der Böhsen Onkelz damit, der mich keineswegs von der gerne behaupteten "Wandlung" und "Läuterung" der Band überzeugt. Ebenso verweisen diese Fragen darauf, daß die Böhsen Onkelz in Neonazi-Kreisen immer noch ein hohes Ansehen genießen und daß sich aus diesen Kreisen ein Teil ihres Publikums rekrutiert.


Gegen den Rest der Welt

Doch warum habe ich zwar Fragen an die Ausländerbeauftragte (und die Innenbehörden) gerichtet, nicht jedoch an die Böhsen Onkelz, ebensowenig wie an ihre eingefleischten Fans. In Auseinandersetzungen zum Musikthema ist so etwas immer wieder ein heikler Punkt, ein Auslöser demonstrativen Beleidigtseins: Man müsse doch mit allen reden, hört man da, und vor allem müsse man sich doch ein persönliches Bild machen usw. Auch der Rechtsanwalt der Böhsen Onkelz beklagt sich, daß die Kritiker der Böhsen Onkelz "noch nie [...] den Versuch unternommen" hätten, "sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen".

Ich tu's nicht, weil es da wirklich nichts zu sagen gibt. Ein Dialog, ein Gespräch, der Austausch von Worten, der den Namen "Dialog" tatsächlich verdient, scheint mir da nicht möglich. Ich möchte diese Einschätzung begründen, indem ich Stephan Weidner von den Böhsen Onkelz zu Wort kommen lasse. In einem kürzlich erschienenen Interview posaunte Weidner im Kontext einer allgemeinen Medienschelte: "Meine Theorie ist nach wie vor die gleiche: Es gibt 99 Prozent Arschlöcher auf der Welt." (3) Weidner soll dies meinetwegen ruhig glauben, und er hat auch das Recht, dies öffentlich zu sagen. Nur: Wie ausgehend von dieser Weltsicht ein Wirken für Toleranz möglich sein soll, ist mir schleierhaft.

Weidners misanthrophe These führt zum Kern dessen, was er den "'Way of Life' Onkelz" nennt, und was ich als gruppenpsychologischen Prozeß zwischen den Böhsen Onkelz als "Idolen" (so ihr Rechtsanwalt Christian Nagel) und den Fans als Gefolgschaft betrachten möchte. Weidner, der laut der bandfreundlichen Musikzeitschrift RockHard "vergöttert" wird, schafft mit strammen Sprüchen wie dem eben zitierten eine "Wir"-Gruppe, eine Böhsen Onkelz-community, die sich aggressiv vom dummen Rest absetzt. Dies wird auch in zahlreichen Songtexten praktiziert. Ein Musikjournalist, den ich nicht sonderlich schätze, hat eine Antenne für diese Publikumsansprache; er umriß sie kongenial wie folgt:

"Konzerte der Onkelz geraten immer wieder zum pathetischen Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Gottesdienst. So einfach ist das Erfolgsrezept der Band: Mit schlichten [...] Sounds [...] sowie direkten, aktiven Texten packen die Hessen sowohl die niedersten Instinkte ihrer Hörer als auch das Gefühlsmoment und Intimleben ihrer Fans. 'Wir haben Scheiße erlebt, Dir ist die gleiche Scheiße passiert, aber trotz der ganzen Scheiße halten wir wie Pech und Schwefel zusammen, und die ganzen Scheißer da draußen können uns mal alle am Arsch lecken.' Auf diesen gemeinsamen Nenner lassen sich gut und gerne 50 Prozent der Onkelz-Texte bringen." (4)

Aufgemotzt um narzißtische Größenphantasien, ist dies auch das Betriebssystem für das Bremer Programm. Unter dem Titel "Etwas Persönliches zum Konzert in Bremen" schrieb Weidner am 20. Oktober 2000 auf der Homepage der Böhsen Onkelz an die Fans:

"Wir wünschen uns, daß Ihr uns dabei helft, und wir allen zeigen können, daß die Onkelz, ihre Neffen und Nichten jederzeit und spontan etwas bewegen können. Wir gemeinsam sind etwas nie Dagewesenes und immer in der Lage, denjenigen, die unsere Hilfe benötigen, zu zeigen, was es heißt, dem 'Way of Life' Onkelz anzugehören."

Und wie Gläubige sich gelegentlich auch heutzutage noch überschätzen und annehmen, ihr Glaube könne Berge versetzen, der Geist die Materie überwinden, meint Weidner abschließend: "Wir strecken einfach unseren Geist, und die Mauern stürzen ein!" Das ist großspurige Bauchpinselei für die Böhsen Onkelz-community. Der in-group schmeichelnd, richtet sich dieser "Geist" beleidigt und aggressiv nach außen. Dies zeigt sich, vom Kleinkrieg mit der Band Die Toten Hosen mal abgesehen (5), insbesondere beim rüden Umgang der Böhsen Onkelz mit der Presse. Auf dem 1996 bei Virgin erschienenen Album "E.I.N.S" rechnen die Böhsen Onkelz mit einem "Meister der Lügen" ab:

Ich schätze die Mühe, die du dir machst um mich zu bekämpfen
Auch wenn du's nicht schaffst.
Es ist leider zu spät, du wirst mich nicht los.
Vergeblich deine Mühe, ich bin schon zu groß
Chor:
Doch ich bin gespannt, was du noch inszenierst.
Welche Lügen du erfindest, wie du noch manipulierst
Meister der Lügen, du verkanntes Genie
Merk dir eins, merk dir eins:
Ein Onkel fügt sich nie.
[...]


Episoden aus der Bandgeschichte

Nun aber zu einigen Episoden aus der Geschichte der Böhsen Onkelz. Aus Zeitgründen kann ich selbstverständlich nicht die komplette Geschichte der Band analysieren; das ist hier auch nicht nötig. Selbstverständlich ist die Auswahl in gewisser Weise einseitig. Der Anlaß erzwingt, sich auf ganz bestimmte Kapitel in der Geschichte der Band zu konzentrieren, die in Selbstdarstellungen nur zu gerne ausgelassen und beschönigt werden. Im übrigen wird man sehen, daß ich, einer jener als "Meister der Lüge" (schon vorsorglich) Beschimpften, zwar nicht zum Gespräch mit den Böhsen Onkelz bereit bin, die Band jedoch häufig ausführlich zu Wort kommen lassen werde - vielleicht mehr, als ihr lieb sein dürfte.

Eines der ersten musikalischen Machwerke der Böhsen Onkelz ist ein Song namens "Türkenfotze". Der Song erschien nie auf einer autorisierten Veröffentlichung der Band, kursiert aber seit vielen Jahren in Fankreisen. Der gebrüllte Text ist nur schlecht zu verstehen; eine publizierte Texttranskription (6) lautet wie folgt:

Türken raus, Türken raus, Türken raus
Türken raus, Türken raus, alle Türken müssen raus!
Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze nicht unrasiert,
Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze!
Türkenpack, Türkenpack, raus aus unser'm Land!
Geht zurück nach Ankara, denn ihr macht mich krank!
Nadelstreifenanzug,
Plastiktütenträger,
Altkleidersammler
Und Bazillenträger!
Türkenfotze, Türken raus, Türken raus
Raus, du alte Schlampe!

Der Text bedarf wohl keiner besonderen Analyse, sein übler Sexismus und sein krasser Rassismus werden offen und überaus aggressiv artikuliert. Der Song "Türkenfotze" erfreut sich heute noch großer Beliebtheit bei Nazis im Internet. Das deutet bereits darauf hin, daß die Böhsen Onkelz nach wie vor mit manchen Songs eine große Bedeutung für die extreme Rechte und insbesondere den militant-terroristischen Neonazismus in Deutschland haben.

Ein weiterer Song aus der Frühzeit sei zitiert (7) - wir erkennen hier unschwer die mehrfach wiederholte Nazi-Parole "Deutschland den Deutschen", deren gängiger zweiter Teil, "Ausländer raus!", ja im zitierten Song "Türkenfotze" in aller Härte textlich umgesetzt wurde:

Deutschland versinkt in Schutt und Dreck
Und ihr, ihr Schweine, ihr seht einfach weg
Die Bullen werden den Aufstand schon niederschlagen
Immer nur draufhauen, ohne zu fragen
Lange genug habt ihr mit angesehen
Wie unsere Städte zugrunde gehen
Deutschland den Deutschen (4x)
Jetzt ist ein Aufruhr in unserem Land
Die Kids von der Straße ham' sich zusammengetan
Skinheads im Zusammenhalt
Gegen euch und eure Kanakenwelt
Die Zeiten von Liebe sind jetzt vorbei
Gewalt ist das Mittel gegen Ausbeuterei
Wir haben es satt vor euch zu kriechen
Dazu ham wir keine Lust
Wir haben ein besseres Leben verdient
Doch bis jetzt haben immer die Kanaken gesiegt

1985 veröffentlichten die Böhsen Onkelz auf dem Brühler Label Rock-o-Rama (8) ein Hooligan-Album mit dem Titel "Mexiko". Der Text des Titelsongs lautet wie folgt (9):

Mit 'm Sombrero auf und Doc Martens an
So geht die Reise los
Auch ohne Geld wenn's sein muß
Auch mit 'nem Floß
Und wenn wir drüben sind
Dann wird's erst richtig schön
Wir werden uns're Mannschaft siegen seh'n
[...]
Siegesgewiß fahren wir nach Mexico
Um uns're Elf siegen zu sehn
Im Siegesrausch, voller Alkohol
Lassen wir die Fahnen wehn
Durst und Schweiß
Heißt der Preis
Um Triumphe zu erleben
Kann es etwas Schön'res geben
Als Weltmeister zu sein

Der Song scheint vom Text her auf den ersten Blick eher unpolitisch, will man die triumphalistische nationale Identifikation über die Fußball-National-Mannschaft und den zugehörigen antizipierten "Siegesrausch" nicht überbewerten. Es geht um Fußball, Frauen und Alkohol-Fahnen. Doch nicht zufällig erfreut sich dieser Song auch ein Jahrzehnt später bei Nazi-Skins großer Beliebtheit. Dies zeigt beispielsweise jener Michael aus Linz/Rhein, der sich im November 1996 in Glatzen-Hochglanz-Magazin RockNord in der Rubrik "Berichte von der Konzertfront" über ein Konzert der Böhsen Onkelz in Köln etwas wütend (vor allem über das Gros der Fans) ausläßt: "Der Saal gröhlt immer wieder 'Mexico'. Endlich steht Kevin mit einem Sombrero auf der Bühne, endlich eines von UNSEREN Liedern. Tausende Penner, die noch nie ein Stadion von innen gesehen haben, gröhlen mit. Ich würge. Wir fordern 'Fußball und Gewalt'. Vergebens." (10)

Ein Detail im Songtext verweist genau auf dieses Nazi-Publikum: Bei den in "Mexico" besungenen "Doc Martens" muß man sich zur Interpretation auch auf frühere Zeilen der Böhsen Onkelz zurückbesinnen, so auf den Song "Dr. Martens Beat" vom Album "Der nette Mann". Hier wird das - auch in anderen Songs bemühte (11) - Pragma-Symbol des Markenschuhwerks eindeutig erklärt:

Dr. Martens Beat
Der Klang einer Stahlkappe,
Die dir in die Fresse tritt
Auf dieser Linie liegt auch "Gesetz der Straße" vom Album "Mexiko" (12):
Zeig was du denkst, tu was du willst
Nur verlier' nie dein Gesicht,
Zeig keine Schwäche zeig keine Angst
Denn Verlierer zählen nicht
Gesetze der Straße sind Gebote der Gewalt
Gesetze der Straße sind Blut auf dem Asphalt
Kampf in den Stadien
Kampf in den Straßen
Nie endende Gewalt
Sind Ausdrucks des Unmuts und der Arbeitslosigkeit

Möchte jemand ernsthaft behaupten, dieser Text sei analytisch-deskriptiv und eben nicht eine Affirmation der Skin- und Hooligan-Gewalt? Es sei nicht verschwiegen, daß Klaus Farin hier "kritische Untertöne" zu hören glaubt. Hier werde "Gewalt nicht mehr wie früher als pure Lust, sondern durchaus zweischneidig als aufgezwungen und aus der Not geboren interpretiert" (13). Doch beim Händchenhalten mit den Böhsen Onkelz bleibt Farin (nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal) eine Erklärung schuldig, an welchen Merkmalen im Song er dies festmachen zu können glaubt - und was daran so kritisch sein soll. Etwa an der sozialarbeiterisch-vulgärmaterialistischen These, der "Kampf in den Städten", der "Kampf in den Stadien" und die "nie endende Gewalt" seien "Ausdruck des Unmuts und der Arbeitslosigkeit"? Ein Unterschied zu früheren Zeiten ist nicht festzustellen, wenn man sich daran erinnert, daß auch zu Zeiten, als die Böhsen Onkelz "Deutschland den Deutschen" sangen, Gewalt auch nicht nur als die "pure Lust" sondern als "das Mittel gegen Ausbeuterei" verstanden wurde. Was ist "durchaus zweischneidig" daran, eine solche Rechtfertigung ("aus der Not geboren") für den "Kampf in den Städten" und den "Kampf in den Stadien" zu liefern, der von den Böhsen Onkelz in anderen Songs mehrfach ausdrücklich gefeiert wird?

Neben dem Thema "Gewalt", ob nun unmittelbar politisch artikuliert oder gelegentlich auch ohne direkten Bezug auf Politik zelebriert, widmeten sich die Böhsen Onkelz in ihren Songs auch allgemeinen politischen Themen. So hat der Song "Haß" vom Album "Böse Menschen, böse Lieder" die verbreitete Politiker-Verdrossenheit zum Gegenstand. Der Text bedient sich der direkten Ansprache jeden einzelnen Hörers und ist ein populistischer Angriff auf das politische System, das durch die ohne jegliche Differenzierung negativ dargestellte Gesamtheit der "Herrn Politiker" personifiziert wird.

Sie hindern dich so gut es geht
Deinen Weg zu geh'n
Unsre Herrn Politiker
Sie woll'n dich nicht versteh'n
Ich hab 'n Haß, so 'n Haß (2x)
Sie reden nur und reden
Und nichts kommt dabei raus
Viele Worten keine Taten
Für nichts und noch Applaus
Ich hab 'n Haß, so 'n Haß (2x)
Arbeitslose Jugendliche sind heut schon normal
Die Reichen immer reicher alles andre ist egal
Meine Verachtung haben sie
Ich kann sie nicht mehr seh'n
Das sind Menschen die von Freiheit reden
Und nicht dazu steh'n

Diese Message, die - statt eine irgendwie spezifizierte und qualifizierte Kritik zu liefern - nur derb verallgemeinert und in "Haß" und "Verachtung" mündet, kann schwerlich als in demokratischer und emanzipatorischer Hinsicht vorgebrachte Kritik an der Verfassungswirklichkeit einer parlamentarischen Demokratie, für die eine derartige (Selbst-)Kritik im übrigen konstitutiv ist, verstanden werden. Der Text liegt in seiner ressentimentalen Verallgemeinerung auf der Linie rechtspopulistischer Kritik der "System"-Politiker und "System"-Parteien und von deren bloßem Gerede, wie sie in Parteien und Organisationen der extremen Rechten in Deutschland gängig ist. Daran ändern auch die Thematisierung von Jugendarbeitslosigkeit und die Klage darüber, daß die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufklaffe, nichts. Diese Aussagen decken sich mit dem (z.B. von Franz Schönhuber) als "sozialpatriotisch" bezeichneten Appell an die Zukurzgekommenen bzw. sich als solche Fühlenden.

Als Beleg für die "Wandlung" der Band wird häufig auf den Song "Deutschland im Herbst" auf dem "Weißen Album" (Bellaphon 1994) verwiesen: Hier hätten die Böhsen Onkelz "eindeutig Stellung" (14) bezogen.

Ich sehe alle gegen alle
Jeder gegen jeden
Keine Achtung vor sich selbst
Keine Achtung vor dem Leben
Ich sehe blinden Haß, blinde Wut
Feige Morde, Kinderblut
Ich sehe braune Scheiße töten
Ich sehe dich
Deutschland im Herbst
Ich höre weiße Geräusche
Rassenreine Lieder
Ich höre hirnlose Parolen
Von Idioten und Verlierern
Ich höre die Lügen der Regierung
Die Lüge eures Lebens
Die Lügen über uns
Ich höre Dich

Dieser Text, so heißt es, "soll die Entwicklung" der Böhsen Onkelz "dokumentieren", wie einer der den Böhsen Onkelz und ihrem Publikum verpflichteten Journalisten aus der auf Metal spezialisierten Musikpresse schreibt. Das Stück sei "die Antwort der Band auf die Pogrome in den Asylbewerberheimen in Rostock-Lichtenhagen, Hünxe, Eberswalde und Hoyerswerda. Es ist eine klare Distanzierung der vier Musiker von brauner Gewalt, und es beinhaltet gleichzeitig eine gesellschaftliche Ratlosigkeit, die alle in Deutschland erfaßt hatte." (15)

Der Autor verwechselt Fäkalsprache ("braune Scheiße") mit Klarheit, um dann den nicht unerheblichen Rest an Unklarheit auf das Konto der Gesellschaft zu buchen. Die wirre Reihung, in der die "Lügen der Regierung" neben die wieder einmal selbstmitleidig beklagten "Lügen über uns" gestellt werden, als Ausdruck der "gesellschaftlichen Ratlosigkeit, die alle in Deutschland erfaßt hatte", zu stellen, überzeugt nicht. Die "Lügen der Regierung", die nicht weiter präzisiert werden, erinnern doch stark an die populistische Politik-Verachtung des Songs "Haß". Auf der gleichen Ebene von "Lügen über uns" zu singen, was auf die öffentliche Kritik an rassistischen Texten der Böhsen Onkelz verweist, dementiert die angebliche Selbstkritik, für die das Stück doch stehen soll.


Indizierungen und Verbotsverfahren

Die Geschichte der Böhsen Onkelz ist auch eine Geschichte von Indizierungen. Indizierungen werden vorgenommen von der Bonner Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS). Sie beziehen sich, wie der Name schon sagt, auf Jugendgefährdung und regeln nach dem Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften und Medieninhalte (GjS) (16), ob Schriften, Filme und Schallplatten, CDs und Kassetten Jugendlichen frei zugänglich sind oder nicht. Mehrere Platten mit Musik der Böhsen Onkelz wurden indiziert. (17) Am 30.8.1986 wurde das Album "Der nette Mann", 1984 beim Label Rock-o-Rama veröffentlicht, indiziert. Am 30.6.1993 wurde die 1984 zuerst und 1992 erneut bei Rock-o-Rama vertriebene Mini-LP/CD "Häßlich" indiziert. Der "Erinnerungen" betitelte Bootleg (bei Early Music Germany) wurde am 31.10.1998 indiziert; hierbei handelte es sich um Demo-Aufnahmen aus den Jahren 1982-1984. In dieser Sitzung verbot die Bundesprüfstelle weitere Bootlegs der Böhsen Onkelz, nämlich das 1993 (bei Freddy Krüger) veröffentlichte Album "Tanz der Teufel", ein Live-Mitschnitt des Offenbacher Konzertes vom 6. Mai 1989, das 1994 (ebenfalls bei Freddy Krüger) veröffentlichte Album "Nette Menschen, nette Lieder", das von dem Bootlegger Bonk unter dem Titel "Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl" erneut veröffentlicht wurde, das von Bonk herausgebrachte Album "Necronomicon - Offenbach '91", das 1995 vom Bootlegger Haselnußtonträger veröffentlichte Album "Hausmannskost", das ebenfalls (ohne Label) 1995 erschienene Album "Zieh mit den Wölfen - Live in Erlensee 91" sowie das bei Freddy Krüger 1995 erschienene Album "Rätsel des Lebens".

Nur nebenbei sei angemerkt, daß Klaus Farin diese Platten unter der Rubrik "Rechtsrock" auflistet. Das zwingt zu der Frage, wie Farin einerseits den "Ausstieg" der Böhsen Onkelz aus der rechtsradikalen Szene auf etwa 1987 datieren kann (18), wenn er andererseits als Bootlegs veröffentlichte Mitschnitte von Konzerten aus den Jahren 1989 und 1991 dem "Rechtsrock" zuordnet. Die Frage stellt sich um so dringender, als Farin bei einer anderen Band ausdrücklich darauf hinweist, er habe sie nur in die Liste aufgenommen, "da sie bis heute in den Veröffentlichungen der BPS und Medienberichten als 'rechtsradikal' genannt wird", er diese Einschätzung aber für falsch hält. (19)


Präsenz der Böhsen Onkelz auf Nazi-Homepages und in Printmedien der extremen Rechten

Ein Kollege am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS), Stefan Jacoby, hat im Sommer 1999 eine Bestandsaufnahme von Musik auf einigen Nazi-Homepages unternommen. Neben einem weiteren Song fand er auch den Song "Türkenfotze" der Böhsen Onkelz auf zwei Homepages plaziert. Es handelte sich um die Homepages Bulldog88 und German Oi Center. Der Betreiber der Homepage Bulldog88 bedient sich eines in der Nazi-Szene etablierten Zahlencodes: Die "8" steht für den achten Buchstaben im Alphabet, "HH" steht für "Heil Hitler". Auch die Sicht des Betreibers auf seine Probleme mit dem Server Xoom spricht Bände: "Die Xoom-Juden ham mir neulich alle meine Seiten gelöscht (...) also auch alle MP3z. Bin jetzt bei Freeservers und hoffe, die haben keinen Haß auf Nationalisten". (20)

Anfang August wurde Bulldog88 , an dessen Antisemitismus kein Zweifel bestehen kann, dann auch bei Freeservers rausgeworfen. Über die Homepage German Oi Center weiß Jacoby Interessantes zu berichten: "Die Seite 'German Oi Center' bietet eine praktische Anleitung für den rechten Terror. Unter dem Titel 'Der kleine Sprengmeister' erhält man eine detaillierte, mit Fotos in der Machart einer Bastelanleitung versehene Anleitung, beispielsweise zum Bau von Rohrbomben aus handelsüblichen Einzelteilen. Der Autor und Betreiber der Seite demonstriert die Schlagkraft seines Produktes durch Fotos von Sprengversuchen an einem Wohncontainer, bei denen nicht nur die Tür, sondern auch das Innere zerstört wurde." (21)

Im Januar 2001 fanden sich via WPMP3 (WP steht für White Power) und Freedrive, von deutschen Nazis verbreitet, "Böse Menschen, böse Lieder", "Ein böses Märchen" und "Live in Frankfurt". Heute, am 2. März 2001, fanden sich beispielsweise mehrere Alben der Böhsen Onkelz auf einer Nazi-Homepage beim Provider Geocities. Eingespeist von Kammpfhund88 gibt es da "Böhse Onkelz, böse Lieder", "Ein böses Märchen", "Kneipenterroristen" und "Heilige Lieder". Und "Nationaler Wiederstand [sic] Braunschweig" steuerte "Kill the Hippies" bei. Die Seite "americanskins", bei der man vor kurzem ebenfalls fündig werden konnte, ist dagegen zur Zeit geschlossen. Hier wird man auf die Neueröffnung verwiesen, die für den 20. April angekündigt wird. Zu Führers Geburtstag gibt es dann endlich wieder "Böhse Onkelz, böse Lieder".

Auch auf den konventionellen Kommunikationswegen der extremen Rechten zeigt sich nach wie vor die große Beliebtheit der Böhsen Onkelz in diesen Kreisen. Dies zeigt beispielsweise die Lektüre des Zentralorgans der NPD namens Deutsche Stimme - Monatszeitung für Politik und Kultur (DS; früherer Untertitel: Nationaldemokratische Monatszeitung). Hier inseriert regelmäßig der DS-Versand, ein Anhängsel der Zeitung. Noch vor kurzem wurden monatlich mehrere Alben der Böhsen Onkelz in diesen Inseraten angeboten. Die Zielgruppe ist vorwiegend jugendlich, und entsprechend wird man auch in Organen der NPD-Jugend, der Jungen Nationaldemokraten (JN), fündig. So warb 1997 auf dem Backcover der Zeitschrift Der Ruhrstürmer - Junge Nationaldemokratische Zeitung, die vom JN-RV Ruhr herausgegeben wird und über die JN-Wattenscheid erreichbar ist, der Mjölnir-Versand & Verlag mit Musikangeboten. Aufgeführt war neben "Kameraden!" von Frank Rennicke, "Live in Dresden" von Ultima Thule und anderen einschlägigen CDs auch die Doppel-CD "Live in Dortmund" der Böhsen Onkelz. (22)


Umgang der Böhsen Onkelz mit der Bandvergangenheit

Wie gehen die Böhsen Onkelz nun offiziell mit diesen düsteren, ja braunen Kapiteln ihrer Geschichte um? Das Zauberwort heißt "Wandlung". Bei ihrer "Wandlungs"-Propaganda sekundiert der Band Klaus Farin, ihr Hofautor für die kritische Zielgruppe. Er fährt rhetorisch schweres Geschütz auf: "'Die Wandlung' der Böhsen Onkelz ist inzwischen zumindest bei sachkundigen Menschen unumstritten." (23) Wer es nötig hat, Vertretern einer abweichenden Sacheinschätzung gleich kategorisch die Sachkundigkeit (oder ihr Menschsein) zu bestreiten, ahnt vielleicht die Schwäche seiner Argumente und die Dürftigkeit seiner Belege.

Daß umtriebige Nazis immer noch Songs der Böhsen Onkelz in ihrer Internet-Propaganda benutzen, deutet bereits darauf hin, daß das nazistische Segment des Böhsen Onkelz-Publikums die oft proklamierte "Wandlung" und "Läuterung" der Band nicht so ernst nimmt und sich nicht davon schrecken läßt. Im Gegenteil: Die Böhsen Onkelz erfreuen sich bei vielen Nazis nach wie vor großer Beliebtheit. Das hat Gründe, das findet seine Verankerung in manchen Praktiken und Deklarationen der Band. Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen berichtet von einem bezeichnenden Vorfall beim Konzert der Böhsen Onkelz in der Düsseldorfer Philipshalle am 21. November 1996, bei dem übrigens der frühere Anführer von Störkraft des Saales verwiesen wurde: "So sprach sich der Bassist der Band mehrfach gegen Gewalt aus, wobei er eine Gruppe von Tobenden als 'hirnlose Idioten' bezeichnete. Aber gleich darauf spielten sie den gewaltverherrlichenden Titel 'Kneipenterroristen', einen eben von dieser 'Idiotenszene' geliebten Song." (24)

Dies ist ein Beispiel dafür, daß die Böhsen Onkelz häufig gewissermaßen auf zwei Frequenzen senden. Auf der einen Frequenz, die die allgemeine (und vielleicht kritische) Öffentlichkeit empfangen soll, ergeht man sich in Distanzierungen gegenüber rechten Mördern. Auf der anderen Frequenz, die sich u.a. an das rechte Segment des Böhsen Onkelz-Publikums richtet, relativiert man die für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmten Distanzierungen.

Ein Beobachter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes beim Düsseldorfer Konzert im November 1996 ist über den vom daraus folgenden nebulösen Charakter der Böhsen Onkelz-Selbstpräsentation und Parolen wie "Ich möchte lieber stehend sterben als lügen" irritiert: "Ihren Ansagen zwischen den Songs waren Fragmente zu entnehmen, wie 'Wir sagen, was sich keiner traut', 'Wir gegen den Rest der Welt', 'Wir bringen es auf den Punkt'. Nur was sie auf den Punkt bringen wollen, bleibt nebulös." (25)

Der Sinn dieses Konzert-Exerzitimus ist insofern erfüllt, als der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen vorsichtig genug ist, die Böhsen Onkelz ausdrücklich nur in einem "Exkurs" in der Broschüre "Skinheads und Rechtsextremismus" zu behandeln.

Nicht frei von politischen Ambivalenzen, die die Böhsen Onkelz-Fans in der extremen Rechten als augenzwinkernde Signale in ihre Richtung verstehen können und verstehen werden, ist auch der jüngste Versuch, durch das Konzert in Bremen "ein Zeichen zu setzen". In seinem auf der Böhsen Onkelz-Homepage verbreiteten Statement "Etwas Persönliches zum Konzert in Bremen" vom 20. Oktober 2000 führt Weidner dazu aus: "Das Konzert in Bremen soll nicht einfach ein weiteres Konzert gegen 'rechts' sein, sondern eins gegen Gewalt, und vor allem eins für die Opfer von Gewalttaten, und das selbstverständlich nicht nur rechtsgerichteter. Daß aufgrund der aktuellen Situation unser Fokus auf den Übergriffen von rechts liegt, versteht sich von selbst. [...] Gewalt ist kein Weg. Weder von links noch von rechts. Wir haben lange genug gebraucht, um das zu verstehen. Wir wollen nicht weiter ausgrenzen, sondern wir suchen den Dialog. Wir haben das 'dritte Auge', wir wissen, daß links und rechts künstlich am Leben gehaltene Feindbilder sind. Wir aber sind für eine Welt freier Geister."

Mit der proklamierten Äquidistanz gegenüber links und rechts bewegt sich Weidner auf dem ausgetretenen Terrain der Totalitarismus-Doktrin und der hegemonialen "Extremismus"-Konzeption. Ihnen zufolge ist die demokratische "Mitte" von den Extremen auf der Linken und der Rechten gleichermaßen bedroht. (26) Weidner geht mit der Inanspruchnahme eines "dritten Auges" sogar noch über diese gängigen Vorstellungen hinaus, die die "Mitte der Gesellschaft" entlasten. Doch wer hat ein Interesse daran, den tradierten politischen Gegensatz von links und rechts verschwinden zu lassen? Am 13. Juli 1993 veröffentlichten zahlreiche europäische Intellektuelle in Le Monde einen mit "Appell zur Wachsamkeit" überschriebenen Aufruf "Gegen die subversive Aktion von Rechts in Europa". Dort wird die Behauptung, der Gegensatz von rechts und links sei überholt, als Nährboden bzw. Teil einer Strategie der Legitimierung der extremen Rechten entlarvt: "Dieser Strategie kommen die vielfältigen Dialoge und Debatten entgegen, die sich über Themen entspinnen, welche man - gelinde gesagt - leichtfertig das Ende der Ideologien, die vermeintliche Überwindung jeder politischen Spaltung zwischen den Linken und der Rechten, die angebliche Erneuerung der Idee der Nation und der kulturellen Identität genannt hat" (27)

Entsprechend findet Weidner, der angeblich "nicht weiter ausgrenzen" will, auch bei weitem keine so klaren und scharfen Worte der Ablehnung gegenüber der extremen Rechten wie gegenüber "Rock gegen Rechts": "Fuck 'Rock gegen rechts' und all die Scheinheiligkeit und gespielte politische Korrektheit. Wir scheißen auf Euch und Eure Heuchelei." Gerade die Beteiligung an "Rock gegen Rechts" 1993 wird aber von den Böhsen Onkelz und ihrem Anwalt gerne als Beleg der "Läuterung" genannt.

Einen Mangel an Klarheit und Eindeutigkeit muß man einem Statement der Böhsen Onkelz vom 27.4.2000 auf ihrer Homepage bescheinigen, in dem es um die Schließung der Site www.onkelzfan.de durch den Betreiber geht, die einige Fans den Böhsen Onkelz ankreideten. Diese rechtfertigen sich so: "Wir haben www.onkelzfan.de nicht 'dichtmachen' lassen, sondern lediglich abgemahnt, worauf der Betreiber die Site geschlossen hat. www.onkelzfan.de hat eine Instrumentalversion von 'Türken raus' als MP3 zum Download angeboten, und das lassen wir uns nicht gefallen." Wer nun erwartet, es folge eine klare Distanzierung von "Türken raus", wird indes enttäuscht. Stattdessen verbeugen sich die Böhsen Onkelz im weiteren Verlauf des Statements vor ihren Fans bzw. deren Homepages, und zwar ohne Ausnahme: "Wir respektieren die Onkelzfanpages - volles Programm - wir ziehen unseren Hut vor dem Engagement". Eingeschränkt wird dieses Loblied auf die Fanaktivitäten im Internet nur durch Verweis auf die juristische Lage und die kommerziellen Interessen der Böhsen Onkelz, wobei letzteren das besondere Augenmerk gilt.

Zuletzt soll noch ein Blick auf den Song "Der nette Mann" geworfen werden, der von der BPjS indiziert und auch per Gericht aus dem Verkehr gezogen wurde. Das wird gerne genutzt, um die ach so ungerechte Stigmatisierung der Böhsen Onkelz bitterlich zu beklagen. Der Text des Songs lautet wie folgt (28):

Kleine Kinder hab ich gern, zerstückelt und in Scheiben
Warmes Fleisch, egal von wem, ich will's mit allen treiben
Ob Tiere oder Menschen, ich seh' gern alles leiden
Blutbeschmiert und mit großer Lust wühl ich in Eingeweiden!
Die Gier nach Qual und Todesschreien macht mich noch verrückt
Kann mich denn kein Mensch verstehen, daß mich das entzückt
Komm, mein Kleines, du sollst heut' Nacht mein Opfer sein
Ich freu mich schon auf dein entsetztes Gesicht
Und die Angst in deinen Schreien!
Ich bin der nette Mann von nebenan und jeder könnt' es sein
Schaut mich an, schaut mich an, ich bin das perverse Schwein!

Farin sieht in "Der nette Mann" einen "Text, der 'voller Sarkasmaus und schwarzem Humor' (Alice Schwarzer) die 'Normalität' der Gewalt gegen Kinder angreift" (29) - über die hier eingesetzten musikalischen und sprachlichen Mittel, über Kontext und Rezeption des Songs verliert er kein Wort. In ihrem Antrag zum Wiederaufgreifen des Indizierungsverfahrens argumentierten auch die Böhsen Onkelz in dieser Richtung: "Das Lied setze sich kritisch mit der Kindesmißhandlung auseinander und verherrliche gerade nicht die Gewalt gegen Kinder. [...] Die überzogene Darstellung von Gewalttätigkeiten diene in der modernen Kunst als Stilmittel der Abschreckung. [...] Durch die Stilisierung der Gewalt werde die Aufmerksamkeit des Zuhörers erregt und er auf den Unterschied von Sein und Schein hingewiesen." (30)

Betrachtet man jedoch den Kontext, in dem der Song auftaucht - nämlich einen von Nazi-Hooligan-Motiven bestimmten - dann kommt man leicht darauf, worauf dieser Song eigentlich zugeschnitten ist. Die angeblichen Versuche, sich in die Psyche eines Kinderschänders und -Mörders hinein zu versetzen, funktionieren dann nämlich vortrefflich. Dies nicht, obwohl sie psychologisch unqualifiziert und lyrisch dürftig sind, sondern weil sie genau dies sind. Das Monster, in dessen Rolle der Sänger schlüpft, ist die Verkörperung eines Feindbildes, das insbesondere auch in der extremen Rechten gepflegt wird. In deren Programmatik, Publizistik wie auch in Songs von Nazi-Bands müssen Kinderschänder herhalten, um die verbreitete "Schwanz ab! Rübe ab!"-Mentalität zu bedienen. Auch wenn hier nicht, wie in Songs anderer Combos, die Wiedereinführung der Todesstrafe explizit gefordert und die Lynchjustiz gefeiert werden - sie liegen nicht fern, wenn der Kindermörder sich durch die Selbstcharakterisierung als "perverses Schwein" aus der Gemeinschaft der Menschen ausschließt und damit kein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf Leben mehr für sich reklamieren kann. (31) So ist auch die anhaltend begeisterte Rezeption des Songs in Nazi-Kreisen verständlich.

"Wandlung" kann bekanntlich mehrerlei heißen, einen Bruch mit dem Vorhergegangenen ebenso wie eine eher graduelle Veränderung. Nach dem Willen und dem Selbstverständnis der Böhsen Onkelz stehen heute rechtsradikale Radausongs und die in viel Selbstmitleid verpackte Distanzierung von rechtsradikalen Mördern nebeneinander. Gegenüber Zeiten, als Hymnen für Nazi-Hooligans lediglich von nicht explizit politischen Gewalt-Hymnen wie "Kneipenterroristen" flankiert wurden, ist das gewiß eine Änderung. Allerdings eine, die die Kontinuität wahrt. Von einem Bruch, der politisch zu verlangen wäre, kann nicht die Rede sein.


Umgang mit Kritikern

Zum heutigen Umgang der Band Böhsen Onkelz mit ihrer Vergangenheit, der ein wichtiger Prüfstein ist für die Glaubwürdigkeit der "Wandlung", gehört auch, wie die Firma Böhsen Onkelz Management bzw. ihre Anwälte mit Kritikerinnen und Kritikern umgehen, die der offiziellen Lesart der Bandgeschichte nicht folgen, als handle es sich um eine göttliche Weisung. Dazu ein aktuelles Beispiel aus einem noch laufenden Verfahren: Rechtsanwalt Christian Nagel von der Hamburger Kanzlei Zimmermann & Decker schrieb am 15. November 2000 im Auftrag der Böhsen Onkelz in einem Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung gegen die tageszeitung an das Landgericht Berlin: "Die Mitglieder der Band 'Böhse Onkelz' gehörten vor ungefähr zwanzig Jahren der sog. Punkbewegung an, die sich Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre als Kultbewegung der damaligen Jugend etabliert hatte. In dieser Zeit gerieten sie als 'Punker', insbesondere wegen ihrer äußeren Erscheinung, immer wieder in verbale und körperliche Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Jugendgangs, welche die unterschiedlichen Einflüsse der damaligen Zeit polarisierten. Die damit verbundenen Eindrücke setzten sie in ihren ersten musikalischen Werken um. Genauso wie das äußere Erscheinungsbild der damaligen Punkbewegung auf Provokation und Übertreibung angelegt war, so artikulierte sich auch die Tendenz zur Übertreibung und Provokation in der Sprache. Weil die Auseinandersetzungen milieubedingt überwiegend mit ausländischen Jugendgangs ausgetragen wurden, verfaßte die Band seinerzeit einige Texte, aus denen eine ausländerfeindliche Tendenz abgeleitet wurde. Diesen Sachverhalt haben die Mitglieder der Band nie bestritten oder verharmlost. Diese Aufnahmen gelangten vor mehr als fünfzehn Jahren in Form von Schwarzkopien in die Öffentlichkeit und brachten der Band den unrühmlichen Ruf einer Skinheadband ein, gegen welchen sich die Band seit mehr als einem Jahrzehnt verzweifelt zur Wehr setzt, weil die vor mehr als fünfzehn Jahren verfaßten Texte keinen politischen Hintergrund hatten, sondern aus der konkreten Auseinandersetzung heraus entstanden."

Die Band soll also nur "den unrühmlichen Ruf einer Skinheadband" gehabt haben. Daß sich Bandmitglieder in Interviews oder bei Konzerten als (ehemalige) Skinheads bezeichnen und ihr Skinheadsein rechtfertigen, ja stolz feiern, wird geflissentlich verschwiegen. Songs der Böhsen Onkelz wie z.B. "Türkenfotze" werden hier mit provokativen Punk-Texten verglichen und damit verharmlost. Das ist absurd. Der Rest soll durch den Verweis auf den lokalen und biographischen Hintergrund erledigt werden. Gewiß ist die spezifische Frankfurter Situation bei der Analyse der Entstehungs-, Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte der Böhsen Onkelz zu berücksichtigen, wie Klaus Walter kürzlich erneut in Erinnerung gerufen hat. (32) Doch das kulturelle Feld der Stadt Frankfurt kann nicht als alles determinierend verstanden werden - als seien die Songs der Böhsen Onkelz mit ihren rassistischen Texten in diesem Feld naturwüchsig hervorgebracht worden, quasi ohne Zutun von für ihr Tun verantwortlichen Akteuren.

Für den Anwalt der Böhsen Onkelz sind besagte Texte "aus der konkreten Auseinandersetzung heraus entstanden", eben Streitigkeiten zwischen Jugendgangs. Rein zufällig - die Rivalen waren halt rein zufällig Türken - kamen die guten Jungs von den Böhsen Onkelz damals auf Parolen wie "Türken raus". Rein zufällig kamen sie wohl auch auf Zeilen wie diese: "Ach du Jude altes Schwein / Mensch du gehörst ins Gas hinein" (33). Ungeachtet solchen Dichtwerks schreibt Rechtsanwalt Nagel im November 2000 allen Ernstes, die Böhsen Onkelz hätten sich "zu keiner Zeit mit den menschenverachtenden Ideologien des Dritten Reiches identifiziert. Es gibt", so Nagel in seiner Antragsbegründung an das Berliner Landgericht, "in dieser Richtung weder einen Text noch eine Äußerung der Band." Überhaupt gebe es, so lautet der Tenor seiner Argumentation, bei den alten Songs der Böhsen Onkelz "keinen politischen Hintergrund". Das möge mal jemand erklären, wie, unter welchen Umständen, an welchem Ort, zu welcher Zeit, in welcher Intonation und Artikulation, diese Parolen keinen politischen Hintergrund haben könnten.

Daß sich die Band gegen den "unrühmlichen Ruf einer Skinheadband" "seit mehr als einem Jahrzehnt verzweifelt zur Wehr setzt", trifft auch nicht den wirklichen Sachverhalt. Erstens ginge es bei einer ernsten Abkehr von alten Zeiten nicht nur darum, gegen den Ruf einer Skinheadband anzugehen, sondern sich von Teilen der eigenen Geschichte konsequent und ohne Hintertürchen für das nazistische Publikumssegment zu verabschieden. Zweitens lebt die Band u.a. davon, nie konsequent, gar "verzweifelt", gegen ihren "Ruf" angegangen zu sein - im Gegenteil spielt sie diesen Ruf in ihrer Selbstvermarktung geschickt aus, indem sie sich als stigmatisiertes Opfer einer feindlichen Gesellschaft von "99 Prozent Arschlöchern" darstellt. Drittens sind viele Proklamationen der vermeintlichen "Läuterung" zwar einerseits darauf angelegt, die Öffentlichkeit auf die eigene Seite zu bringen, andererseits aber auch darauf, das neonazistische Publikumssegment nicht zu verprellen.

Zur Wehr setzt sich die Band Böhsen Onkelz indes - wenn auch nicht "verzweifelt", sondern hochprofessionell, mit Hilfe ihres Anwalts Nagel - gegen Kritiker der Böhsen Onkelz. Rein zufällig gegen solche, die nicht für Sympathien mit Rassisten und (Neo-)Nazis bekannt sind.

Tag ihr Lügner, ihr wißt schon, wen ich meine
Ich mein die Medien,
Die großen wie die kleinen
Wir war'n euch wohl nicht glatt genug
Ihr könnt uns nicht versteh'n
Zehn Jahre ging es ohne euch
Auf die nächsten zehn
10 Jahre, die gleiche Scheiße
10 Jahre, das alte Lied
10 Jahre, und kein bißchen weise
10 Jahre, Onkelz wie man sie haßt und liebt
[...] (34)

Auf der anderen Seite geben die Böhsen Onkelz sich dünnhäutig und versuchen systematisch, kritische Journalisten und Zeitungen mundtot zu machen. Auch gegen die Morgenpost hat der zitierte Rechtsanwalt Nagel dies im Auftrag der Böhsen Onkelz wegen eines kritischen Kommentars versucht - in diesem Fall erfolglos. (35)

Eine für die Glaubwürdigkeit der vermeintlichen "Wandlung" wichtige strategische Aussage Nagels wird von seinem Text, den er im Auftrag der Böhsen Onkelz verfaßt, dementiert: "Diesen Sachverhalt haben die Mitglieder der Band nie bestritten oder verharmlost." Sein Text ist eine einzige interessierte Verharmlosung mit zum Teil dreisten Verdrehungen von Sachverhalten. Bisweilen läßt er vermuten, diese Anwaltsstrategie gebe dem Vorgehen der Böhsen Onkelz gegen eine Zeitung den besonderen Kick - mit einer absurden Begründung eine einstweilige Verfügung erfolgreich durchzusetzen, steigert die sadistischen Lust, von der im Presseschelte Song "Meister der Lügen" die Rede ist ("Es ist ein geiles Gefühl dich am Boden zu sehen").


Alfred Schobert

Alfred Schobert arbeitet am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS); diverse Veröffentlichungen zum Thema Rechtsextremismus und Musik

[Der Text wurde aus Platzgründen stark gekürzt und redaktionell überarbeitet. Die vollständige Fassung veröffentlichen wir in unserer Internetausgabe unter www.nadir.org/nadir/initiativ/kombo/kassiber.htm]


Anmerkungen:
(1) Der Text diente gekürzt als Grundlage für meinem Vortrag bei der Veranstaltung "Böhse Onkelz und Neue Deutsche Härte aus antifaschistischer Perspektive" am 2.3.2001 im Kulturzentrum Fuhrpark e.V. in Bremen.
(2) Dietmar Fischer: Silvesterfeier in Skinhead-Manier. Fünf Männer wegen Volksverhetzung angeklagt. In: Ruhr-Wurm-Nachrichten, 10.12.1998, S. 11.
(3) RockHard 2/2001, S. 24.
(4) Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania. Ein Phänomen namens Neue Deutsche Härte. Berlin: I.P. Verlag Jeske/Mader 1999, S. 69.
(5) Vgl. den Song "Ihr sollt den Tag nicht vor dem Abend loben" vom Album "E.I.N.S" (Virgin 1996).
(6) Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania (1999), S. 65. Mühlmann datiert den Song auf 1981.
(7) Ich zitiere nach Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania(1999), S. 65f. Mühlmann datiert den Song auf 1983.
(8) Zu Rock-o-Rama vgl.: Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen / Abteilung Verfassungsschutz (Hrsg.): Skinheads und Rechtsextremismus. Instrumentalisierung einer jugendlichen Subkultur. Düsseldorf 2., überarbeitete Auflage 1999, S. 60f., 67f. u. 100.
(9) Text nach der Homepage der Böhsen Onkelz.
(10) RockNord, Musikzeitschrift, November 1996, S. 9. Zu RockNord und dem umtriebigen Macher des Magazins, Torsten Lemmer, vgl.: Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen / Abteilung Verfassungsschutz (Hrsg.): Skinheads und Rechtsextremismus(1999), S. 60, 97f. u. 99f., und: Lutz Neitzert: Dorfmusik in den modernen Zeiten. Der Rechtsrockproduzent Torsten Lemmer. In: Forschungszentrum Populäre Musik der Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.): Rechte Musik. (= PopScriptum. Beiträge zur popuulären Musik 5). Berlin: Zyankrise 1995, S. 106-115.
(11) Vgl. "Was kann ich denn dafür" vom Album "Böse Menschen, böse Lieder": "Die Haare erst geschoren / Die Doc Martens frisch geputzt / So stand ich vor ihr".
(12) Text nach der Homepage der Böhsen Onkelz.
(13) Klaus Farin: Reaktionäre Rebellen. Die Geschichte einer Provokation. In: Dieter Baacke/Klaus Farin/Jürgen Lauffer (Hrsg.): Rock von Rechts II. Milieus, Hintergründe, Materialien. Bielefeld: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in der Bundesrepublik Deutschland (GMK) 1999, S. 12-83, hier S. 22.
(14) Farin: Reaktionäre Rebellen (1999), S. 82.
(15) Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania (1999), S. 69.
(16) In der Fassung der Bekanntmachung vom 12. Juli 1985 (BGBl. I S. 1502) leicht zugänglich in: Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen / Abteilung Verfassungsschutz (Hrsg.): Skinheads und Rechtsextremismus (1999), S. 84-86.
(17) Die Informationen entnahm ich Klaus Farins Aufstellung "Rechtsrock-Veröffentlichungen" in: Baacke/Farin/Lauffer (Hrsg.): Rock von Rechts II (1999), S. 192.
(18) Vgl. Klaus Farin: Reaktionäre Rebellen (1999), S. 24.
(19) Klaus Farin in Baacke/Farin/Lauffer (Hrsg.): Rock von rechts II (1999), S. 220.
(20) Zitiert nach: Stefan Jacoby: Der virtuelle Untergrund. Neonazis im Internet. In: Searchlight/ Antifaschistisches Infoblatt/Enough is Enough/rat (Hrsg.): White Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour - Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene. Hamburg/Münster: rat/Unrast 2000, S. 125-133, hier S. 127.
(21) Stefan Jakoby: Der virtuelle Untergrund, S. 128.
(22) Vgl.: Der Ruhrstürmer II/1997. Zum Mjölnir-Versand vgl.: Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen / Abteilung Verfassungsschutz (Hrsg.): Skinheads und Rechtsextremismus (1999), S. 65f.
(23) Klaus Farin: Reaktionäre Rebellen (1999), S. 82.
(24) Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen / Abteilung Verfassungsschutz (Hrsg.): Skinheads und Rechtsextremismus (1999), S. 49. Der Text von "Kneipenterroristen" auf dem gleichnamigen Album, das 1988 bei Bellaphon erschien, lautet wie folgt: "Mütter sperrt die Töchter ein / Und rettet euren Sohn / Vor Kneipenterroristen, / Dem Schrecken der Nation /Sind die Straßen menschenleer / Und jeder Gastwirt ist in Kur / Dann sind Kneipenterroristen / Auf Terrortour // Wir sind Kneipenterroristen, / Schwerstens tätowiert / Wir haben immer einen sitzen, / Ganz egal, was auch passiert / Hausverbot heißt unser Motto / Und Streit ist unser Ziel / Jeden Tag 'ne schlechte Tat, / Ist das zu viel // Siehst du Wirte schwitzen, / Siehst Du Gäste panisch flieh'n / Dann haben Kneipenterroristen / Nichts Gutes im Sinn / Kneipenvandalismus / Steht auf unserer Fahne, / Kneipenterroristen kennen keine Gnade" (zitiert nach Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania (1999), S. 71.
(25) Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen / Abteilung Verfassungsschutz (Hrsg.): Skinheads und Rechtsextremismus (1999), S. 49.
(26) Zur Kritik vgl. einführend: Wolfgang Wippermann: "Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein". Über "Extremismus", "Faschismus", "Totalitarismus" und "Neofaschismus". In: Siegfried Jäger/Alfred Schobert (Hrsg.): Weiter auf unsicherem Grund. Faschismus - Rechtsextremismus - Rassismus. Kontinuitäten und Brüche. Duisburg: DISS 2000, S. 21-47.
(27) Zitiert nach dem Nachdruck in: Richard Faber/Hajo Funke/Gerhard Schoenberner (Hrsg.): Rechtsextremismus. Ideologie und Gewalt. Berlin: Edition Hentrich 1995, S. 292-293.
(28) Zitiert nach Klaus Farin: Reaktionäre Rebellen (1999), S. 21.
(29) Klaus Farin: Reaktionäre Rebellen (1999), S. 21.
(30) Argumentation der Böhsen Onkelz als Kläger vor dem Verwaltungsgericht Köln, Urteil vom 6. Juni 2000 (17 K 12264/99), zit. nach: BPJS-Aktuell 3/2000, S. 3; Hrvh. v. A.S.
(31) Farin spricht, wenn es nicht um die Böhsen Onkelz geht, vom "rechten Trendthema sexueller Mißbrauch" und zitiert Beispiele: "Ja er meint, er wär cool / Setzt' er dich auf'n elektrischen Stuhl" sangen Werwolf in "Spielplatzmörder" aus dem Jahre 1991. Wotan sangen ein Jahr später im Titel "Kindermörder": "Er nahm sich das Recht zu töten / Gebt ihm nicht das Recht weiterzuleben". Und Schlachtruf zogen die Konsequenz aus der auch von den Böhsen Onkelz vorgenommenen Kennzeichnung von Kindermördern als "perversen Schweinen" im gleichnamigen Song von 1998: "Diese Tiere dürfen nicht weiterleben / Sie haben das Recht zu leben schon lange vergeben". Vgl. Klaus Farin (1999): Reaktionäre Rebellen, S. 75.
(32) jungle world 9/2001, S. 25.
(33) Zitiert nach: Ralf Dorschel: Von Flensburg bis nach Kärnten. In: Morgenpost vom 21.12.2000, S. 22.
(34) "Zehn Jahre", aus dem Album "Es ist soweit" (Bellaphon 1990). Zit. nach Wolf-Rüdiger Mühlmann: Letzte Ausfahrt: Germania (1999), S. 71f.
(35) Vgl. den "Zwischenruf" in: Morgenpost vom 21.12.2000, S. 22.


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kombo(p) - 16.05.2001