Quelle: Aufruf zur Unterstützung von Herrn Pape


Konstanz, 29.Dezember 2000

An die Freunde/Innen und Bekannten von Herrn Pape

Wir möchten Sie auf die prekäre Situation von Herrn Rolf Pape aufmerksam machen.

Da wir davon ausgehen, dass Sie Herrn Pape kennen, belassen wir es in diesem Schreiben bei den notwendigsten aktuellen Informationen. Sie können Herrn Pape fast jederzeit in der Arbeitsloseninitiative in der Konradigasse 24 erreichen.

Am 5.Dezember 2000 wurde die Wohnung von Herrn Pape in der Sonnenbühlstrasse zwangsgeräumt. Seit 28.2.1995 verweigert das Sozialamt der Stadt Konstanz Herrn Pape jede bis anhin geleistete reduzierte Sozialhilfe ( Wohnung, Strom,Bekleidung, ärztliche Versorgung ; Nahrungsmittel besorgt sich Herr Pape, seit er in Konstanz lebt, vorallem aus Mülltonnen ).
Begründet wird diese Massnahme vom Sozialamt damit, dass Herrn Pape Geldmittel in Höhe von ca 200 000 DM aus einer Zwangsversteigerung seines Elternhauses zugefallen sind.

Herr Pape weigert sich dieses Geld anzunehmen, da dieses Zwangs- bzw. Teilungsversteigerungsverfahren nach seiner Überzeugung "seit über 100 Jahren das Leben von Hunderttausenden zerstört hat". Er hat sich in diese juristische Materie eingearbeitet und für sich das Zwangsversteigerungsverfahren als ein "mit der Verfassung und anderen Rechtsnormen in Widerspruch stehendes kriminelles vorkonstitutionelles Verfahren" erkannt. ( Einzelheiten dazu können Sie von ihm selbst erfahren. )

Hinnahme einer von ihm als Unrecht erkannten Zwangsversteigerung, die ihn nach seiner Überzeugung an anderen Menschen schuldig werden liesse oder Entzug der minimalsten Lebensgrundlagen, vor diese Wahl wird Herr Pape seit 5 1/2 Jahren gestellt.
Unabhängig davon ob wir die Haltung, Argumentationen, juristischen Schritte von Herrn Pape nachvollziehen wollen, gutheissen oder ablehnen, ist es nicht hinnehmbar, dass ein Mensch seinem Gewissen nur unter Gefahr für Leib und Leben folgen kann.
Wir wenden uns entschieden dagegen, dass hier Herr Pape (mittlerweile im 80igsten Lebensjahr) unter dem Druck lebensbedrohender Massnahmen gefügig gemacht werden soll.

Akut kritisch wird die Lage für Herrn Pape in den nächsten Wochen, da zum 31.12. 2000 die Arbeits-loseninitiative Konstanz e.V. ihr bisheriges Domizil in der Konradigasse räumen soll.
Dort fand Herr Pape bisher eine Notunterkunft sowie eine Kochgelegenheit, die für ihn, um seine aus Mülltonnen bezogenen Lebensmittel sterilisieren und zubereiten zu können, überlebensnotwendig ist.

Die Arbeitsloseninitiative (ALI) ist seit 20 Jahren und bis heute ein Ort an dem Menschen Rat und juristische Hilfe suchen und finden, um ihre Rechte gegenüber Behörden wahren zu können, sie bietet Raum für Gespräche, Diskussions- und Arbeitsgruppen. ( Für manche scheint diese Einrichtung vielleicht inzwischen eine seltsame vergessene unzeitgemässe Insel zu sein in der ´global new economy´ )

Die ALI muss in neuen Räumen fortbestehen können und Herrn Pape soll es weiterhin möglich sein, seine Anliegen vertreten zu können. Damit dies gewährleistet werden kann, braucht es ideelle, praktische und finanzielle Unterstützung, um die wir Sie hiermit bitten.

Konto der Arbeitsloseninitiative Konstanz e. V. : Sparkasse Konstanz, Kontonr.: 64 626 (BLZ 690 500 01)
Spendenkonto für Herrn Pape: Kontoname: Rechtshilfe Konstanz BBBank BLZ 660 908 00 KtoNr 13 685 756

Wir sind zur Zeit dabei für die ALI über Ersatzräumlichkeiten ab dem 1. Februar 2001 zu verhandeln. Die Unterzeichnenden können die angesprochenen Aufgaben freilich nicht alleine bewältigen. Um über all dies zu sprechen, laden wir zu einem Treffen ein am

Montag, 15. Januar, 20 Uhr im Kulturladen, Chérisyareal, Josef-Belli-Weg

Weitere Informationen Telefon: 07531/26602 täglich von 19 - 20 Uhr


Diskussion:
Sofern Sie diesen Beitrag kommentieren möchten, schicken Sie uns eine Mail


linksrheincm12.01.2001