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24/06/07 12:21

Vielen Dank Polizei

14.09.2002, 23:22, KTS Freiburg

Repression | Freiburg | Antifa | NPD | DGB | Polizei

Presseerklärung der KTS zu der Offenen Stadt Freiburg am 14.9.02


In Freiburg wurde heute von einem großen bürgerlichen Bündnis der NPD-Aufmarsch verhindert. Natürlich ist es erfreulich, dass die 80 angereisten Faschisten ihre geplante Demonstration nicht durchführen konnten. Statt dessen standen sie gute drei Stunden, umringt von einem massiven Polizeiaufgebot und den GegendemonstrantInnen, auf dem Bahnhofsvorplatz. Der DGB-Sprecher konnte gar nicht genug davon bekommen, sich bei der Polizei für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Diese Verbrüderung mit den „Kollegen“ von der Polizei ist für uns Anlass, noch einmal einen kritischen Blick auf die Ereignisse dieses Tages zu werfen.

Neben dem breiten bürgerlichen Bündnis riefen auch mehrere linke Gruppen dazu auf, sich den Nazis entgegenzustellen. In ihren Aufrufen gingen sie über das „Wir halten unser schönes Freiburg sauber“ des Bündnisses hinaus und griffen die deutschen Verhältnisse an, die den Nährboden für Faschisten bereiten: die diskriminierende Ausländergesetzgebung und die rassistische Hetze bürgerlicher Parteien.

Mobilisiert wurde von den linken Gruppen zum Colombipark. Als sich die ersten DemonstrantInnen dort einfanden begannen Gruppen von 4-5 Polizisten, während sie Taschenkontrollen durchführten, mit Sprüchen wie „Wir haben vier Fangkäfige, die wollen wir heute Abend voll haben!“ zu provozieren. Wahrscheinlich wollten sie einen Anlass, um gegen die Versammelten vorzugehen, der ihnen auf Grund des ruhigen Verhaltens der DemonstrantInnen jedoch nicht gegeben wurde. „Na dann halt ohne Anlass,“ wird sich irgendein Einsatzleiter gedacht haben. Während auf dem Platz der alten Synagoge die DGB-Kundgebung begann, wurden die ca. 200 AntifaschistInnen, die sich im Park eingefunden hatten, mir nichts dir nichts von einem massiven Polizeiaufgebot umringt. Ohne Vorwarnung wurde unter Einsatz von Schlagstöcken der Kessel geschlossen.

Einigen gelang es, aus dem Kessel zu entkommen. Sie machten sich auf den Weg zur DGB-Kundgebung, um die dort Versammelten über die Geschehnisse zu informieren und Unterstützung gegen dieses unglaubliche Vorgehen der Polizei zu gewinnen. Die Reaktion darauf spricht Bände über die Solidarität, die von einem bürgerlichen Bündnis erwartet werden kann. An der Bühne wurden sie mit einem „Wir haben hier unser Programm und das ziehen wir durch.“ abgewimmelt. Als sie daraufhin versuchten, mit einem Megaphon auf ihr Anliegen hinzuweisen, und Leute dazu aufzurufen, zum Colombipark zu kommen, um die Eingekesselten zu unterstützen, wurde versucht, den Sprechern das Megaphon aus der Hand zu reißen und bekundet, dass die Anwesenden jetzt doch den Reden zuhören wollten – kurz, dass es ihnen völlig egal ist, was im Colombipark passiert.

Sie mussten es sich dann auch nicht ansehen. Rechtzeitig bevor die DGB-Demo losging, waren die Eingekesselten einzeln durchsucht, Personalien aufgenommen, Platzverweise für die Innenstadt erteilt und das Polizeiaufgebot abgezogen.

Diese Willkür der Staatsgewalt ist in den Augen des Bündnisses natürlich keine Gewalt. Scheinbar brauchte es erst einmal zweihundert Stadtverbote, um die Stadt so richtig schön offen zu machen und diejenigen zum Schweigen zu bringen, die sich nicht in die allgemeine Selbstbeweihräucherung des ach so toleranten Bündnisses einreihen wollten.

Vielen Dank Polizei!

Quelle: http://de.indymedia.org/2002/09/29573.shtml


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