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letzte Änderung: 24/06/07 12:24 |
Squatting
Seit letzten Samstag ist die SiDi, ein riesiges Fabrikareal in Winterthur, besetzt.
Die Räumung und anschliessende Repression, mit der gerechnet wurde, blieb bislang aus. Die Polizei liess verlauten, dass sie vorerst von einer Räumung absieht, so lange die Anwohner nicht gestört werden.
Der erkämpfte Freiraum soll - laut dem von den BesetzerInnen verbreitetem Kommunique (s.u.)- für Wohnprojekte, Diskussions - oder Kulturräume, Ateliers, Mittagstische, Kurse etc. zur Verfügung stehen. Das Kommunique verweist ferner auf die horrenden Mieten und tausende Quadratmeter leerstehenden Wohnraum.
Noch am Samstag kam es zu einem ersten kleinen Solidaritätsmarsch hin zur SiDi; am Sonntag abend fand eine Solidaritätskundgebung in der Innenstadt von Winterthur statt.
Winterthur ist mittlerweile über seine Stadtgrenzen hinaus bekannt für eine lebendige Squatterszene. Bereits im Jahr 2004 hatte die spektkuläre Besetzung des Sulzerhochhauses, dem Wahrzeichen von Winterthur, stattgefunden.
zur besetzung der sidi
medienmitteilung
pressekonferenz heute, 25.2.06, 12.00 vor dem haus, bäckerstrasse 15
propaganda der tat durch das konglomerat
das konglomerat ist ein gefüge aus diversen personen, zusammengesetzt aus verschiedenen gruppen und individuen.
das erklärte ziel des konglomerats ist es, einen freiraum zu erschaffen.
der auf diesem weg befreite raum soll interessierten gruppen und personen die möglichkeit zur umsetzung der eigenen (nicht profitorientierten) ideen bieten, beispielsweise wohnprojekte, diskussions- oder kulturraum, ateliers, mittagstisch, kurse etc.
diese projekte werden in eigenregie umgesetzt ohne einmischung irgendeiner übergeordneten institution. der raum soll gratis oder zum selbstkostenpreis zur verfügung stehen.
im unterschied zu bestehenden kulturellen institutionen muss das konglomerat nicht eine menge geld erwirtschaften, um projekte durschzuführen. die kultur des konglomerats richtet sich gegen die herrschende ordnung.
>dieser raum hat einen politischen anspruch, das heisst, respekt gegenüber den andern, gleichberechtigung, horizontale organisationsstruktur, antisexismus, antikapitalismus und antifaschismus stellen den kleinsten gemeinsamen nenner der beteiligten dar und werden nicht als blosse floskeln genannt.
>diese aktion wird den kapitalismus nicht abschaffen, sie ist lediglich ein schritt dazu. sie soll anstösse für kollektives denken und handeln geben.
>dieses vorgehen als direkte aktion kann/soll als exemplarisch betrachtet werden, um aufzuzeigen, dass es möglich und wichtig ist, sich zu organisieren.
der winterthurer zustand
in winterthur wird rege gebaut; trotzdem ist nicht genügend platz für alle vorhanden. gebaut, wohlgemerkt, wird in erster linie für wohlhabende, gut verdienende bürgerinnen und bürger (teilweise auch imaginäre). die möglichkeit, sich raum mittels geld zu erwerben, bleibt der mehrheit vorenthalten. wer raum mietet, muss oft so viel bezahlen, dass der handlungsspielraum massiv eingeschränkt wird. so beträgt der anteil der wohnungsmiete in der schweiz durchschnittlich 28.1% des einkommens. bei sozial schwächer gestellten personen beträgt die belastung bis zu 50%. weil der wohnraum den lebensmittelpunkt darstellt, sind alle gezwungen, monatlich die entsprechende summe zu erwirtschaften. der spielraum ist also durch die ökonomischen gegebenheiten definiert. die profitierenden sind die grundeigentümer, grosskonzerne und banken.
auf winterthur bezogen heisst dies folgendes: bei 90 000 einwohnerinnen und einwohnern, einer durchschnittlichen miete* von 1420 fr und 35000 haushaltungen werden monatlich 49 000 000 fr von den mietenden zu den grundbesitzern verschoben. jährlich beträgt die summe 596.4 mio sfr (gewerberäume nicht mitberücksichtigt). gleichzeitig stehen tausende von quadratmetern wohn- und und vor allem gewerbeflächen,welche auch als wohnraum genutzt werden könnten, leer.
>ebenso wie die privaten investoren verhält sich die “sozial-liberale” stadtregierung. sie betreibt eine kurzsichtige, einseitig auf wachstum basierende politik.
>die position der besitzerin des heute besetzten geländes, der kantag, unterscheidet sich kaum von derjenigen der stadtregierung. so werden die position des grundstückes nur in bezug auf ihre wirtschaftlichkeit beurteilt. Soziale komponenten und historische bedeutung werden, wenn nicht als verkaufsargument, kaum berücksichtigt.
>diese aktion ist als ausdrückliche kritik an den oben erwähnten verhältnissen, als kritik am vorgehen der besitzenden und der regierenden zu verstehen.um diesen zustand etwas entgegenzusetzen, ist und bleibt die sidi durch das konglomerat besetzt.
>>>in den sondermüll mit dem regime der marktwirtschaft
>>>nieder mit der diktatur der ökonomie.
*statistische werte:
www.stadtentwicklung-zuerich.ch
www.stadtmarketing.ch