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letzte Änderung: 05/02/03 19:50

Bildung

Verstärkte Sozialauslese in Südwest

05.02.2003, 19:48, junge welt

Baden-Württemberg plant Einführung »nachlaufender Studiengebühren«. Anhaltende Proteste dagegen


Tausende Studierende gingen vergangene Woche in verschiedenen baden-württembergischen Universitätsstädten im Rahmen einer landesweiten Aktionswoche für ein gebührenfreies Hochschulstudium auf die Straße, um gegen die drohende Einführung von Studiengebühren zu demonstrieren. Allein in Freiburg beteiligten sich knapp 1000 Studenten an einer Demonstration durch die Innenstadt, in Tübingen waren es 400. In Karlsruhe und Konstanz machte sich der akademische Nachwuchs mit Aktionen an den Hochschulen, Vollversammlungen und Infoständen für ein »sozial durchlässiges und gebührenfreies« Studium stark.

Im Mittelpunkt der studentischen Kritik stand die geplante Einführung sogenannter nachlaufender Studiengebühren im »Musterländle«. Sie sollen nicht erst bei überlangem oder zweitem Studium fällig werden, sondern bereits ab dem ersten Semester des Erststudiums. Anders als bei den bislang diskutierten Studiengebührenmodellen müßte der Betrag erst einige Jahre nach Ende des Studiums gezahlt werden. Die schwarz-gelbe Landesregierung denkt an 500 Euro pro Semester. Nach dem Verlassen der Alma Mater könnte ein frischgebackener Magister dann auf einem Schuldenberg von bis zu 5000 Euro sitzen. »Nachlaufende Studiengebühren sind kein Vorteil für kinderreiche Familien, sondern ein Vorteil für Kinder reicher Familien«, meinte Klemens Himpele vom Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) dazu. Dies sei ein rein finanzpolitischer Vorstoß, um die Haushaltslage des Landes zu verbessern und würde die soziale Selektion im Bildungssystem weiter verschärfen. Der Sprecher der Landes-Asten-Konferenz, Jesko Splittgerber, zog eine positive Bilanz der Aktionswoche: Es sei gelungen, die Öffentlichkeit auf das Problem der Studiengebühren aufmerksam zu machen. »Die meisten Studierenden wußten vorher gar nicht, was ihnen durch die Pläne der Landesregierung blühen wird«.

Im März will Baden-Württemberg beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen das bundesweite Verbot von Studiengebühren einreichen. Deshalb hat der ABS eine Protest-E-Mail-Aktion gestartet, mit der die lokalen Landtagsabgeordneten bewegt werden sollen, sich für ein gebührenfreies Studium einzusetzen.

* Weitere Infos unter: www.abs-bawue.de

Martin Höxtermann

Quelle: http://www.jungewelt.de/2003/02-06/014.php