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Brauner Funktionär versilbert

16.02.2003, 20:49, junge welt

Faschismus | Villingen-Schwenningen | Jürgen Schützinger | DLVH | NPD | CDU

Baden-württembergischer Städtetag ehrte Rechtsradikalen in Villingen-Schwenningen. Opposition empört


Für langjährige verdienstvolle Tätigkeit« und vorbildliches kommunalpolitisches Engagement nahm Stadtrat Jürgen Schützinger aus Villingen-Schwenningen Anfang Dezember aus den Händen von Oberbürgermeister Manfred Matusza (CDU) die Silberne Ehrennadel des baden-württembergischen Städtetags entgegen und erhielt für 20 Jahre Gemeinderatstätigkeit obendrein die Ehrenurkunde des Verbands. Keine Ehrung wie jede andere. Schützinger war langjähriger Landesvorsitzender der baden-württembergischen NPD und ist heute Landesvorsitzender und Bundessprecher der rechtsradikalen »Deutschen Liga für Volk und Heimat« (DLVH), die am 3. Oktober 1991 von ehemaligen Funktionären der NPD, DVU, DSU und der neurechten Redaktion Nation und Europa als »Sammlungsbewegung der nationalen Rechten« gegründet wurde und heute 230 Mitglieder zählt.

Mit einiger Verspätung hat die Ehrung des braunen Funktionärs nun die Landes-SPD auf den Plan gerufen. »Angesichts der anhaltenden Bedrohungen für unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat, die laut Verfassungsschutz nach wie vor von Rechtsextremisten ausgehen, halte ich die Auszeichnung Schützingers für einen schweren Rückschlag im Kampf gegen verfassungsfeindliche Bestrebungen«, empörte sich der SPD-Verfassungsschutzexperte und Landtagsabgeordnete Stephan Braun, der die Sache am vergangenen Donnerstag weiterhin bekannt machte. Der Vorgang sei ein »Schlag ins Gesicht aller Demokraten«. Die Auszeichnung des Rechtsextremisten müsse umgehend zurückgenommen werden, forderte Braun in einem Brief an den Städtetag.

Dessen Präsident Bernd Doll (CDU) weist indes jede Verantwortung von sich. Die Ehrenordnung des Städtetags sehe vor, daß die Stadt die Verantwortung dafür trage, daß die zu Ehrenden auch vertrauenswürdig seien. Politische Bedenken treiben den CDU-Politiker offensichtlich nicht um. »Solange Parteien nicht verboten sind, solange die Gemeinderäte von den Bürgern rechtmäßig gewählt wurden, gut in den Kommunalgremien mitarbeiten und niemandem etwas tun, spricht nichts gegen eine Ehrung«, erklärte Doll vor der Presse. Im Rathaus von Villingen-Schwenningen sieht man ebenfalls keinen Handlungsbedarf. »Herr Schützinger hat alle formalen Kriterien eines Ehrennadelträgers erfüllt, eine politische Bewertung seiner Gemeinderatstätigkeit steht der Stadtverwaltung nicht zu«, erklärte Pressesprecher Ralf Glück auf jW-Anfrage.

Martin Höxtermann junge welt, 17.02.03

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