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Neue Studie des Öko-Instituts zu Atommüll - Endlager in Benken

20.02.2003, 23:16, IGEL, Bedenken

AKW | Benken | Endlager

Pressemitteilung vom 18.2.03 der Interessengemeinschaft Energie und Lebensraum (IGEL) und der Bewegung gegen eine Atommülldeponie in Benken (Bedenken)


Geplantes Atommüll-Endlager im Zürcher Weinland
Neue Studie des Öko-Instituts nährt Zweifel

Benken, 18. Februar 2003. Ist das Zürcher Weinland als Endlagerstandort für hochradioaktiven Abfall wirklich so geeignet, wie es die Nagra darstellt? Laut einer neuen Studie des Öko-Instituts Darmstadt sprechen verschiedene Indizien dagegen. Die Umweltverbände IGEL und Bedenken verlangen weitere Untersuchungen.

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat Ende des vergangenen Jahres den Bundesbehörden den sogenannten Entsorgungsnachweis für ein Atommüll-Endlager im Zürcher Weinland eingereicht. Eine Studie des Instituts für Angewandte Ökologie in Darmstadt (Öko-Institut e.V.) kommt zum Schluss, dass es zur Langzeitsicherheit noch eine ganze Reihe offener Fragen gibt, die erst nach weiteren Untersuchungen befriedigend beantwortet werden könnten. Das Gutachten wurde von den Umweltverbänden IGEL und Bedenken in Auftrag gegeben. Es wird von Gemeinden, Landkreisen und Verbänden in der deutschen Nachbarschaft mitfinanziert.

Die Studie weist insbesondere auf folgende Probleme hin:

1. Ungenügende Methoden der Standortsuche: Es ist in der Schweiz verpasst worden, frühzeitig klar definierte Verfahrensregeln für die Standortsuche festzulegen. Diese Vorgehensweise erweckt laut Studie den „Eindruck der Willkürlichkeit, ist intransparent und weder für die Fachwelt, noch für die Öffentlichkeit nachvollziehbar“.

2. Mangelnde Beteiligung der Bevölkerung: Im Vergleich zu Schweden und Kanada wird die Beteiligung der Bevölkerung am Auswahlverfahren als mangelhaft und unzeitgemäss bewertet. Dies insbesondere im Hinblick darauf, dass im benachbarten Deutschland heute ein Verfahren mit breiter Bevölkerungsbeteiligung angestrebt wird.

3. Problematische Bruchzonen: Das geplante Lager würde nahe an tektonischen Bruchzonen liegen. Die Fachleute sind sich nicht einig, ob die Alpenfaltung abgeschlossen ist. Mit der Gebirgsbildung verbundene Bewegungen der Erdkruste könnten neue Störungen verursachen oder vorhandene wieder aktivieren. Aus diesem Grund sei ein Endlagerstandort Benken hinsichtlich seiner Langzeitsicherheit als nicht günstig zu beurteilen, urteilt die Studie.

4. Wenig erforschte Erdbebensicherheit: Die Studie weist darauf hin, dass die Erdbebengefährdung der Nordschweiz bisher nicht genügend beurteilt werden könne. Sie empfiehlt, dies durch unabhängige Fachleute näher untersuchen zu lassen.

5. Umstrittene Dichtheit des Gesteins: Laut Studie ist die Aussage falsch, dass tonig-mergelige Gesteinsschichten zusammen mit dem nur 93 mächtigen Opalinuston eine praktisch undurchlässige Schicht von 300 Metern Dicke bilden. Die Gesteinsabfolge sei für eine solch generalisierende Aussage zu heterogen. Die Tonschichten enthielten zahlreiche Kalkbänke und Sandsteineinlagen. Auch der Opalinuston selber sei kein völlig homogenes Gestein.

6. Überraschende Spülwasserverluste: Als ernst zu nehmenden Hinweis auf mangelnde Dichtheit bezeichnet die Studie die zum Teil erheblichen Verluste von Spülwasser bei der Tiefbohrung in den Tonschichten (auch im Opalinuston selber). „Die Beobachtungen sind unerwartet und für Tongestein in dieser Zusammensetzung untypisch“, heisst es in der Studie. Die Messwerte seien von der Nagra zwar tabellarisch dokumentiert, jedoch nicht ausgewertet worden. Bevor eine Aussage zur Eignung des Standortes möglich sei, müssten diese Bohrspülverluste nachvollziehbar erklärt werden.

In den Augen der Umweltorganisationen IGEL und Bedenken sind die Ergebnisse der Studie beunruhigend. Sie verlangen, dass die Eignung des Standortes Benken durch von der Nagra unabhängige Experten nochmals vertieft überprüft und weitere Standorte evaluiert werden. Überdies sind die Einflüsse eines Endlagers auf den Wirtschaftsraum und die gesellschaftliche Entwicklung in der Region (Zürcher Weinland, Schaffhausen, angrenzende deutsche Gebiete) zu untersuchen, wie es die Studie des Öko-Instituts anregt. Gleichzeitig fordern IGEL und Bedenken den Einbezug der Bevölkerung in den Entscheidungsprozess (Verankerung der Kantons-Mitbestimmung im neuen Kernenergiegesetz des Bundes) und eine transparente, zeitgerechte und vollständige Informationspolitik seitens der Nagra und der Behörden.

Die Vorstände von Bedenken/Igel

http://www.atomfragen.ch/

Studie: http://www.atomfragen.ch/Oekogutachten%20Benken.pdf


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