LinksRhein- News http://www.free.de/Zope/linksrhein/News/1048243993/index_html
letzte Änderung: 21/03/03 11:53

Antimilitarismus

Tag X in Lindau

21.03.2003, 11:53, imc germany

In Lindau wurde der Tag X mit einer Mahnwache, einer Kundgebung, einer Straßenblockade, einer Demo und einem Friedensgebet begangen.


Beim Schweigekreis am Mittag auf der Insel hatte es noch ein bißchen mager ausgesehen: Nur zehn Leute sammelten sich zum Mahngeläut der Kirchenglocken auf dem Marktplatz.

Um 18 Uhr fanden sich dann aber doch rund 500 Leute am Berliner Platz ein. Ein Versammlungsleiter wurde der Polizei nicht geboten, was sie aufgrund der Zahlenverhältnisse schlucken mußte. (Wenn überall gleichzeitig was los ist, hat das USK halt was anderes zu tun als Lindau vor unangemeldeten Demos zu beschützen, wie es sonst in Bayern üblich ist!) Etwa eine halbe Stunde lang wurden vor dem Einkaufszentrum Redebeiträge gehalten (von SPD, Bunter Liste und Antifa). Dabei wurde nicht nur die US-Regierung kritisiert, sondern auch die Bundesregierung, die den Krieg trotz aller Rhetorik praktisch unterstützt (und eben erst angekündigt hat, die Fuchs-Panzer aus Kuwait nicht abzuziehen, sondern ihre Zahl zu verdoppeln). Außerdem wurde gemahnt, die Regierungen der Länder nicht mit deren Bevölkerung gleichzusetzen, auch Bush habe höchstens 50 oder 60% Unterstützung für seinen Krieg.

Anschließend wurde der Berliner Platz, einer der Hauptverkehrsknoten in Lindau, besetzt. An die blockierten AutofahrerInnen wurden Flugis verteilt. Nach ca. einer Dreiviertelstunde wurde dazu aufgerufen, die Blockade zu beenden, da sich die Reihen langsam lichteten. Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis auch die letzte Zufahrt wieder frei war, da in einer Seitenstraße irgendwie ziemlich gemütliche Stimmung aufgekommen war. Auch nachdem sich diese Feiergemeinde endlich zum Aufbruch entschließen konnte, rollte der Verkehr noch nicht gleich wieder, weil auf der Straße irgendwie eine ziemlich effektive Rauchbombe losging.

Von den verbliebenen Leuten entschlossen sich ca. 120, noch gemeinsam durch die Stadt zu demonstrieren. Es ging zunächst an der Shell-Tankstelle vorbei zur Seebrücke, wo eine US-Fahne vom Masten geholt wurde. Da die Polizei ziemlich stressig wurde und die Personalien des jungen Sportlers aufnahm (viel dürfte ihm nicht passieren, da er die Fahne nur fachgerecht abmontiert hat - zerrissen haben sie dann andere), mußten wir leider die daneben hängende deutsche Fahne hängen lassen, aber vielleicht korrigiert das ja noch jemand gelegentlich. Die Stimmung war dann etwas gereizt, die Polizei (die bis dahin nur mit vier Uniformierten und zwei Zivis präsent war) bekam Verstärkung, und prompt warf ihnen auch irgendjemand eine Flasche hinterher, traf jedoch zum Glück nicht und wurde auch nicht identifiziert. Nach einigen Diskussionen beruhigte sich die Lage aber wieder.

Anschließend zog die Demo noch kreuz und quer über die Insel, zum McDonald's (der um zwanzig nach acht aber schon geschlossen war! Lindau ho!!!), durch den Bahnhof, zum Rathaus und zuletzt zur Inselhalle, wo gerade ein CSU-Treffen stattfand. Leider wurden die DemonstrantInnen nicht eingelassen, also gaben sie ihre Meinung noch ein bißchen optisch und akustisch durchs Fenster kund und lösten die Demo dann auf.

Möglicherweise haben die Cops noch Leute auf dem Heimweg gekrallt, zumindest hat jemand angeblich entsprechende Funksprüche abgehört. EA-Nummer gibt's leider keine, aber wer wegen der Demo Rechtshilfe braucht, kann sich an die Lindauer Antifa wenden.

Um sieben Uhr abends fand außerdem in der Stephanskirche auf der Insel ein Friedensgebet statt.

Alles in allem also kein besonders ruhiger Tag im Hinterland, und wenn die Mächtigen nicht aufhören mit ihrem Krieg, können sie gern mehr davon haben. Der Lindauer Widerstand trifft sich weiterhin jeden Montag und Mittwoch im Münster (Ex-Stiftskirche) um 18:00 beim Friedensgebet, jeden Samstag um 18:30 am Friedensfeuer in der Schweinebucht sowie jeden Sonntag um 20:00 bei der Bunten Liste im Bahnhof und wird bestimmt bald neue Aktionen aushecken, wenn die keinen Frieden geben.

Homepage: http://www.bunteliste.de