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Denkmal für Deportierte - Gemeinderat fällt letzte Entscheidung

28.11.2003, 14:16, Südkurier

Faschismus | Konstanz | Antisemitismus | Deportation | Gurs

Nach mehreren Anläufen, Standortdebatten und teils ungeschickten Kontroversen hat der Gemeinderat gestern ein Denkmal für die 108 jüdischen Konstanzer beschlossen, die im Oktober 1940 deportiert wurden. Die geplante Namens-Stele wird im Bereich Sigismundstraße/Bahnhofplatz zu stehen kommen.


Konstanz - Beinah wäre die Debatte um das längst wünschenswerte Mahnmal für die deportierten und später überwiegend ermordeten Konstanzer Juden erneut ins Peinliche abgerutscht: Einige Minuten sah es gestern Abend so aus, als wolle der Gemeinderat ernsthaft darüber diskutieren, ob das Denkmal den städtischen Bus "behindere", der an der Ecke Bahnhofplatz/Sigismundstraße wenig Raum zum Einmünden habe. Auch flackerte kurzzeitig der Disput neu auf, ob es nicht besser wäre, einen Gestaltungswettbewerb auszuschreiben, statt einem Vorschlag des Hochbauamts zu folgen. Werner Allweiss (FGL) bemängelte, dass sich die Stadt ausgerechnet bei diesem Thema "keine Alternativen" leisten wolle. Klaus-Peter Kleiner (CDU) stellte die ganze bisherige Debatte infrage und beantragte eine gemeinderätliche Arbeitsgruppe, die "noch bessere Formen" des Gedenkens erarbeiten sollte.

Die Ratsmehrheit folgte beiden Räten nicht, man wollte endlich entscheiden. Nachdem die Arbeitsgruppe mit 19 gegen 14 Stimmen und vier Enthaltungen (darunter die Stimme des Oberbürgermeisters) abgelehnt worden war, einigten sich 23 Rätinnen und Räte auf den Vorschlag der Verwaltung.

Der sieht an einem noch genau zu bezeichnenden Platz im Straßenraum vor dem Dreifaltigkeitsgemeindehaus eine schlichte Stele vor, in die 108 Namen und ein kurzer Text graviert werden. Es werden die Namen der 108 jüdischen Konstanzer sein, die am 22. Oktober 1940 aus den Häusern gerissen, auf dem Bodanplatz zusammengetrieben, mit Lastwagen nach Petershausen verfrachtet und von dort in Güterwagen in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert wurden. Zwei Jahre später kamen die meisten der dann noch lebenden Deportierten in den Vernichtungslagern des NS-Staats im besetzten Polen ums Leben. In ihren besten Zeiten Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die Konstanzer jüdische Gemeinde über 600 Mitglieder, viele Häuser der Rosgartenstraße sind Gründungen aus dieser Blütezeit.


TOBIAS ENGELSING

Südkurier, 28.11.2003


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