LinksRhein- News admin
Startseite Zurück letzte Änderung: 02/04/04 20:47

Gewalt gegen Frauen nimmt zu

02.04.2004, 20:47, Südkurier

Gender | Konstanz | Frauenhaus | AWO

Konstanz: Mitarbeiterinnen im Frauenhaus spüren zunehmende Gewaltbereitschaft in Familien. Filmvorführung "Pigs will fly" am 6.4.04 um 19 Uhr im Zebra Kino


Konstanz (iko) Die Bilanz ist ernüchternd. Seit zehn Jahren gibt es in Konstanz ein Frauenhaus. In dieser Zeit fanden 730 Frauen und Kinder Zuflucht. Die Mitarbeiterinnen erleben zwar eine zunehmende Akzeptanz ihrer Arbeit in der Gesellschaft. Gleichzeitig spüren sie einen steigenden Bedarf für die Einrichtung. "Wir haben die Gewalt nicht verringert", sagen Gabriele Kühnen und Uta Klasen, zwei von drei bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) angestellte Mitarbeiterinnen im Frauenhaus. Häusliche Gewalt nimmt zu. Aktuelle, prominente Beispiele sind der Fünffachmord in Augsburg und der Totschlag der französischen Schauspielerin Marie Trintignant durch ihren Partner Bertrand Cantat.

Der AWO-Kreisverband ist Träger des Konstanzer Frauenhauses, das zehn Plätze für Frauen und Kinder anbietet. Insgesamt gibt es im Landkreis Konstanz drei Frauenhäuser mit zusammen 30 Plätzen. Das Frauenhaus lädt am Dienstag, 6. April, um 19 Uhr zu einem Rückblick und einer Filmvorführung in das Zebra-Kino (Cherisy-Kaserne) ein.

In den vergangenen drei Jahren musste das Konstanzer Frauenhaus zunehmend wegen Platzmangels Anfragen ablehnen. Mit Hilfe von Rechtsanwälten, Ärzten und Sozialämtern versuchten betroffene Frauen, aus dem Kreislauf von häuslicher Gewalt und Demütigung auszubrechen. In den vergangenen Jahren fragten immer jüngere Frauen nach. Noch immer haben die meisten, die sich vor der Gewalt ihrer Männer in Sicherheit bringen wollen, einen deutschen Pass. Zunehmend brauchen junge Frauen ausländischer Familien den Schutz eines Frauenhauses, weil sie mit den überkommenen Sitten nicht einverstanden sind.

Neben der steigenden Gewaltbereitschaft von Männern ist deren Suche nach der geflohenen Familie ein großes Problem für das Frauenhaus. "Das Suchen wird heftiger", sagt Ute Klasen. Amokläufe scheinen wahrscheinlicher.

Im Schnitt bleiben die Frauen mit ihren Kindern 23 Tage in der Einrichtung. Alle sechs Wochen müssen die drei Mitarbeiterinnen gegenüber dem Sozialamt den Aufenthalt begründen. "Die Frauen sind traumatisiert", sagt Gabriele Kühnen. Durch die Entfernung von dem Täter würde sich nicht automatisch ihre Verhaltensweise ändern. Mit diesem Schritt in das Frauenhaus hätten viele ihre erste selbstständige Entscheidung getroffen und eine Art Gefängnis verlassen. Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses wissen, dass diese Frauen am Anfang eines langen Weges stehen und ihr Einsatz in einigen Fällen auch nur Hilfe für die nächste Generation ist: Kinder sehen, Gewalt und Ungerechtigkeit müssen nicht ausgehalten werden.

Im Frauenhaus wurden in den vergangenen zehn Jahren Frauen von 18 bis 64 Jahren aufgenommen, die der häuslichen Gewalt entflohen. Der 2001 in Konstanz eingeführte Platzverweis brachte keine spürbare Besserung. Dieses Verfahren werde oft zu bürokratisch angewandt und dauere zu lange, kritisieren Gabriele Kühnen und Ute Klasen. Frauen müsse in Notsituationen schnell geholfen werden. "Wir sind parteiisch", sagen die AWO-Mitarbeiterinnen sehr bewusst. Sie sind für Frauen da.

Die Arbeiterwohlfahrt lädt am Dienstag, 6. April, ein. Nach der Begrüßung von dem AWO-Vorsitzenden Dietmar Johann um 19 Uhr stellt der Hauptdarsteller Andreas Schmidt den Film "Pigs will fly" vor, der ab 20 Uhr gezeigt wird. Veranstaltungsort ist das Zebra-Kino, in der Cherisy-Kaserne, Joseph-Belli-Weg 5. Anmeldung und weitere Information unter Telefon 07731/ 95800.

Südkurier
01.04.2004 06:03
Konstanz


Kommentar

  Startseite Anfang