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letzte Änderung: 26/07/04 21:40

Soziales

Teestube hat eine 'Bringschuld'

16.07.2004, 20:58, Südkurier

Der Kampf um den Jugendtreff Teestube ist jetzt voll entbrannt. Nach der Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses, in der die Stadträte sich auf Empfehlung der Stadtverwaltung gegen eine Verlängerung des Kooperationsvertrages ausgesprochen hatten haben sich Fördervereinsmitglieder zu Wort gemeldet. Diese Aussagen haben den Zorn von OB Renner entfacht.


Singen (gtr) In einem Gespräch mit dem SÜDKURIER hatten Teestuben-Fördervereinsmitglieder sich massiv gegen die Schließung der Einrichtung ausgesprochen. Marcus Engesser hatte hinter dem Vorschlag der Stadtverwaltung, den Kooperationsvertrag nicht zu verlängern, sogar eine gezielte Absicht der Stadtjugendpflege vermutet. Doch dem widerspricht OB Renner nun in aller Deutlichkeit: "Im Jahr zahlen wir derzeit 62695 Euro Zuschuss an die Teestube - das sind knapp 330000 Euro innerhalb der letzten fünf Jahre", rechnet OB Andreas Renner vor. "Das sind große Beträge, die nicht einfach nur so gezahlt werden, ohne dass man weiß, was sich in den Räumlichkeiten abspielt."

Doch unterstützt wird die Teestube, die seit 1972 existiert, schon viel länger. Seit 1977 befindet sich der Jugendtreff der Teestube in der Mühlenstraße. 1992/1993 wurden die Räumlichkeiten neu saniert und erweitert mit Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Dmark. Auch läuft die Buchführung und Personalverwaltung seit langem über die Personalabteilung der Stadt.

"Wir müssen da investieren, wo auch sicher investiert wird", betont OB Renner. Sinnvoller, so Renner, sei es, das Geld in einem anderen sozialen Bereich zu investieren, beispielsweise bei der Schulsozialarbeit. "Lieber fördern wir die Jugendschulsozialarbeit und können damit viele junge Menschen schon früher auffangen", erklärte Renner.

Gerade diese Grundhaltung fand sich auch mehrheitlich in der Vorberatung im Ausschuss "Jugend, Soziales, Ordnung". Dass der Geduldsfaden vieler Gemeinderäte gerissen ist, sei verständlich, meint der Singener Oberbürgermeister. Schon 1999 überlegte die Stadt, ob der Vertrag mit der Teestube Singen e.V. nochmals verlängert werden soll. "Die Teestube hat es über die letzten Jahre nicht geschafft, eine zeitgemäße, vernetzte Jugendarbeit mit klarem Profil zu entwickeln", so Renner.

Keineswegs wurden die Mitarbeiter der Teestube vom Beschluss der Stadträte im Ausschuss "Jugend, Soziales, Ordnung" überrumpelt. "Die Absicht war schon lange bekannt", weiß Torsten Kalb, Fachbereichsleiter der Abteilung "Jugend, Soziales, Ordnung". Kalb erinnert sich allein an fünf Gespräche in den zwei letzten Jahren, die gemeinsam mit dem Vorstand der Teestube geführt wurden. "Schon im Herbst vergangenen Jahres und sogar direkt vor dem Ausschuss haben wir den Mitarbeitern der Teestube klar vermittelt, dass wir den Vertrag auslaufen lassen wollen", so Kalb. Während des letzten Gesprächs am 25. Juni hatte Kalb noch einmal ausdrücklich auf die Termine vom Ausschuss "Jugend, Soziales, Ordnung" hingewiesen, heißt es aus der Verwaltung.

Es war der Teestube somit schon seit circa einem Jahr bekannt, dass die Stadt den Vertrag nicht verlängern will. Seitdem gab es für den Vorstand und die Mitarbeiter ausreichend Gelegenheit sich für den Erhalt der Einrichtung zu engagieren, so zum Beispiel beim Jugendforum am 18. März. Doch diese Gelegenheiten wurden nicht wahrgenommen. "Ein freier Träger hat auch eine Bringschuld", fordert Renner.

Die Vorwürfe seitens der Teestube gegen die Stadtjugendpflege lässt der Singener Oberbürgermeister keineswegs auf sich beruhen. "Das ist eine Frechheit", so Renner. Es gibt eine Kooperationsvereinbarung, zwischen den städtischen Jugendeinrichtungen und der Teestube. "Auch geht es hier nicht um Kontrolle, sondern um die Erfüllung der Vereinbarungen", erklärt Renner. Bis zum Mitarbeiterwechsel im Januar suchte die Teestube nie den Kontakt zur Stadt, allerdings ging die Stadt immer wieder auf die Teestube zu.

Die Behauptung, die Teestube sei die einzige integrative und suchtpräventive Jugendeinrichtung der Stadt, ist schlichtweg falsch. "Die städtischen Jugendhäuser leisten hier seit Jahren gute Arbeit", sagt Renner. "Dazu gehören aber auch klare Regeln und Konsequenzen beim Verstoß, ohne die kein Jugendhaus auskommt", antwortet Renner auf den plakativen Vorwurf: Wer stört fliegt raus."