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letzte Änderung: 28/07/04 22:08

Soziales

Letzte Chance für die Teestube

28.07.2004, 08:27, Südkurier

580 Unterschriften und viel guter Wille des Gemeinderates führen zum Kompromiss


28.07.2004 04:55
Letzte Chance für die Teestube
580 Unterschriften und viel guter Wille des Gemeinderates führen zum Kompromiss
Bis zum 31. Oktober muss der Förderverein Teestube ein neues Konzept für aufsuchende Sozialarbeit in Singen vorlegen. Danach wird der neue Gemeinderat darüber entscheiden, ob er einen neuen Kooperationsvertrag mit dem Jugendtreff eingehen will oder nicht. Der alte Vertrag, mit dem bisher die Unterbringung und die Finanzierung gesichert wurden, wird zum 31. Dezember 2004 gekündigt.
Singen
VON GUDRUN TRAUTMANN

Singen - Der Einsatz hat sich für die Teestübler gelohnt. Obwohl sie erst in letzter Minute aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht sind und dann in den vergangenen zwei Wochen mit emotionalen Seitenhieben gegen die Stadt nicht gerade sparsam umgegangen sind, hat ihnen der Gemeinderat in der gestrigen Sitzung eine letzte Chance gegeben. Aufgeschreckt durch die Empfehlung des Jugend- und Sozialausschusses, den Kooperationsvertrag mit dem Förderverein nicht zu verlängern, hatten die Aktivisten des Jugendtreffs in den vergangenen Tagen mit Handzetteln, einer Demonstration und eigenen Stellungnahmen die Öffentlichkeit über ihre missliche Lage informiert. Bis dahin hatte man aber vergessen, die Verlängerung des Kooperationsvertrages überhaupt zu beantragen.

Gestern durfte Vorstandsmitglied Gerd Kauschat dem Gemeinderat die Situation darstellen. Zur Bekräftigung legte er OB Andreas Renner 580 Unterschriften von Unterstützern vor. Kauschat führte mannigfache Gründe für das Dilemma des Jugendtreffs an: Das traditionelle, linksorientierte Publikum sei weggebrochen. Der verantwortliche Mitarbeiter habe es nicht verstanden, andere Jugendliche aus Randgruppen anzusprechen und sie an das Haus zu binden. Ein weiteres Problem sei gewesen, dass der alte Vorstand vor vier Jahren zurückgetreten ist und der neue, sehr junge Vorstand (alles ehemalige Besucher der Teestube) sich nur schwer durchsetzen konnte. Es habe Probleme mit dem sozial sehr problematischen Klientel gegeben. Erst als dem Vorstand klar wurde, dass die Existenz der Teestube auf dem Spiel stand, habe man sich von dem verantwortlichen Mitarbeiter getrennt und neue Sozialarbeiter eingestellt. Doch um Vertrauen bei den straffälligen Jugendlichen und Spätaussiedlern aufzubauen und eine "strukturierte Sozialarbeit" zu leisten, benötige der Verein mehr Zeit.

Kauschat unterbreitete dem Rat ein Verhandlungsangebot: Der Verein sei bereit zu einer räumlichen Veränderung und verpflichte sich zu einer regelmäßigen Berichterstattung. Außerdem schlug er vor, den Kooperation nur für ein Jahr zu verlängern, um nach einem Jahr der "Bewährung" neu zu verhandeln.

OB Renner rechnete vor, dass jährlich rund 100000 Euro in die Teestube investiert worden seien, ohne dass der Verein ausreichend Rechenschaft über seine Arbeit abgelegt habe. Dieses Geld könne die Stadt in anderen sozialen Bereichen gut gebrauchen. Besonders erbost zeigte er sich über die öffentlichen Darstellungen. Es sei eine glatte Lüge, dass die Stadt eine Sozialarbeiterin habe abwerben wollen. Außerdem seien die Teestübler in regelmäßigen Gesprächen auf die Entscheidungsprozesse hingewiesen worden. Stadtjugendpfleger Martin Burmeister war über die persönlichen Angriffe verärgert.

Helga Kaul (Freie Wähler) kann sich keinen Jugendtreff im Umspannwerk vorstellen. Regina Brütsch und Susanne Sargk (SPD) hätten sich ein früheres Erwachen des Vereins gewünscht, nachdem nun Ansätze eines Konzeptes für aufsuchende Jugendarbeit erkennbar seien. Ursula Bubeck (Grüne) lobte die Kriminalitätsprävention des Vereins und kann sich für das Haus sogar eine doppelte Nutzung von Teestube und Kindergarten vorstellen. Michael Burzinski (CDU) ist besonders enttäuscht über die Lügen. Inge Kley (CDU) sieht so wie Markus Weber (Neue Linie) die Teestube in einem neuen Aufbruch.