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Wohnprojekt Schellingstraße Tübingen vor endgültiger Selbstverwaltung. Freiraum für soziales, kulturelles und politisches Gestalten bleibt.

16.08.2004, 11:45, Sylvia Beck

Soziales | Tübingen | Schellingstrasse | Selbstverwaltung | Wohnprojekt | Freiraum

In Tübingen steht ein alternatives Projekt mit sozialen, kulturellen, politischen und ökologischen Ideen nun vor seiner endgültigen Realisierung.


Auch wenn man es ihnen nicht immer leicht gemacht hat, den 110 SchellingsträßlerInnen, - jetzt wird die gemeinsame Idee zur Realität.

Unter dem Motto: bunt wohnen, quer denken, anders leben arbeiteten viele Menschen über 4 Jahre hinweg mit viel Energie, Lust und ehrenamtlichem Engagement daran, das zu erhalten und kreativ auszubauen, was ihnen seit langem am Herzen liegt: die Selbstverwaltung der "Schelling", - so wie das Wohnprojekt Schellingstraße weitläufig genannt wird.

Nun wird es wahr. Ein ausgeklügeltes Konzept und eine tragfähige alternative Finanzierung auf Basis breiter Unterstützung machen es möglich, dieses 2 Millionen-Projekt zu stemmen. Am 18.08.04 wird der Vertrag gezeichnet.

Ein Gegenentwurf zu allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen

Das Wohnprojekt Schellingstraße ist viel mehr als die bloße Idee des Erhaltens sozialen Wohnraums. Es spiegelt auch kulturelle Kreativität, Interesse an Anderen, Beteiligung, Kommunikation und Streitkultur. Die Schelling steht zugleich für ein soziales Netz, zeigt ein buntes und altersgemischtes Zusammenleben und die Motivation des ökologischen und politischen Gestaltens. 110 Menschen in 13 WGs, in drei Häusern wirken mit, - in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit.

Soziales Miteinander in Selbstverwaltung

Vor 4 Jahren beim Bekanntwerden der Verkaufsabsichten der Bundesrepublik Deutschland, der Eigentümerin dieses ehemaligen Kasernengebäudes aus dem Jahre 1914, ging ein Raunen durch die 13 WGs auf dem Gesamtgelände. Denn die Ideen aus der Besetzungszeit im Jahre 1980 nach freier, gemeinschaftlicher, sozialer Nutzung von Wohnraum und die Lust am sozialen, engagierten und selbstverwalteten Miteinander möglichst vieler unterschiedlicher Menschen, ging dort nie wirklich verloren. Das konnte auch der baldige Übergang in die Verwaltung des örtlichen Studentenwerks im Jahre 1981 und dessen über 20jährige (formale) Verwaltung nicht ändern. Im Gegenteil. Trotz der äußerlich auferlegten mühsamen Verwaltungsstrukturen blieb die Schelling im Innern was sie war: Freiraum für politisches, soziales und kulturelles Gestalten, für ein buntes Zusammenleben von Studierenden, Berufstätigen, Arbeitslosen, Auszubildenden, Kindern und Erwachsenen ...

Das muss erhalten bleiben, da waren sich die Bewohner und Bewohnerinnen schnell einig. Und davon ließen sie sich auch nicht abbringen, – trotz unzähliger zu überwindenden Hürden.

Finanzierung von 2 Millionen, – alternativ, auf vielen Füßen, ohne Eigenkapital

Unter Beteiligung und Mitbestimmung aller dort Wohnenden wurden schließlich jene Strukturen geschaffen, die einen Erwerb des Geländes samt Gebäude als Gemeinschaftsbesitz sowie auch deren Sanierung und Ausgestaltung ermöglichen. Die vollständige Selbstverwaltung kann auf diese Weise realisiert und für immer erhalten, die Immobilie dem Spekulationsmarkt entzogen werden.

So wurde die Überzeugung von der gemeinsamen Idee zur Basis eines alternativen Finanzierungsmodells, das heute ohne Eigenkapitel, u.a. mittels Direktkrediten von vielen UnterstützerInnen ein Volumen von ca. 2 Mill. Euro stemmen kann. Mit fachlicher Begleitung des erfahrenen Freiburger Mietshäuser Syndikats und der zahlreichen überzeugten MitstreiterInnen, die diese Idee binnen weniger Monate mit viel Geld unterstützten, werden die Schellings am 18.08.04 den Kaufvertrag zeichnen.

Weitere Infos unter: www.schellingstrasse.de oder unter: info@schellingstrasse.de




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