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letzte Änderung: 14/09/04 15:02

sonstige

Hanfmesse unterm Funkturm in Berlin

14.09.2004, 15:01, Till Meyer

40 000 verschiedene Produkte lassen sich aus der Hanfpflanze herstellen


Hanfmesse unterm Funkturm in Berlin

40 000 verschiedene Produkte lassen sich aus der Hanfpflanze herstellen

Am vergangenen Wochenende fand in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm die erste Hanffachmesse, »Interhanf«, in Deutschland statt. Gekommen waren 83 Aussteller, die dem interessierten Publikum alle Variationen präsentierten, die sich aus der Kulturpflanze Hanf herausholen lassen. Nur eines gab es nicht: Dope. Dafür aber jede Art von Kleidung, Anzüge, Kleider, Pullover, Shirts sowie Nudeln, Salatöl, Seife und Einlegesohlen, alles aus der Hanfpflanze hergestellt. Die Einlegesohlen, erklärt ein Aussteller, »speichern dreimal mehr Feuchtigkeit als etwa Baumwolle, außerdem trocknen sie um ein Drittel schneller«. Ein Paar Sohlen kosten drei Euro.

Aus der Hanfpflanze lassen sich 40 000 verschiedene Produkte gewinnen. Nur die weibliche Pflanze produziert den Rauchzustände verursachenden Stoff Delta-THC (Tetrahydrocannabinol). Gleich vier Sorten Bier, gebraut aus der Hanfpflanze, wurden ebenfalls angeboten. Das »Hemp Valley Beer« aus Holland, oder das »Cannabis Club« aus Bayern. Beides kräftige Biere, würzig im Geschmack und mit sechs Prozent Alkohol.

Natürlich wurde für Kiffer auch jede Menge Zubehör präsentiert: Blättchen, Pfeifen und Shillons. Gleich mehrere Stände boten Pflanzendünger und Zuchtanlagen für den heimischen Gebrauch an. Natürlich gehören dazu auch komplizierte Geruchsfilteranlagen, denn der Nachbar soll von der hauseigenen Haschischplantage ja nichts mitbekommen.

Auf einer Podiumsdiskussion wurde über die rechtliche und psychologische Seite des Cannabiskonsums diskutiert. Rechtsanwalt Hannes Honecker berichtete über die Möglichkeiten von Haschisch als Medikament. Noch gebe es dazu keine Grundsatzurteile, sagte der Anwalt. Der Lehrbeauftragte für Drogen an der Freien Universität, Tibor Harrach, konnte immerhin bestätigen, daß in der Politik die Diskussion um den Haschischkonsum in den letzten Jahren versachlicht wurde. Aber auch er sieht nicht, daß es in absehbarer Zeit zu einer Legalisierung kommt. Immerhin dürfe man ab Oktober in Berlin 30 Gramm Haschisch zum Eigenverbrauch in der Tasche haben, ohne mit einer Anklage rechnen zu müssen. Folgenlos, so Rechtsanwalt Honecker, bleibe es dennoch nicht, würde man mit einer solchen Menge erwischt wird: »Hausdurchsuchungen oder das Auftauchen der Polizei auf der Arbeitsstelle wird es weiter geben.« Man dürfe auch nicht vergessen, daß in Deutschland 5000 Menschen wegen Haschischvergehen im Knast sitzen.

Obwohl man einiges in die Werbung für diese Messe gesteckt habe, seien die Besucherzahlen leider nicht sehr hoch gewesen, sagt der Veranstalter Marcus Kuhn. Die Presse habe sie einfach ignoriert. Dennoch will er im nächsten Jahr wieder nach Berlin kommen.