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letzte Änderung: 23/09/04 11:38

Arbeitskampf

Streik für Perspektiven

23.09.2004, 11:30, Singener Wochenblatt

Seit Freitag ist die Maggi lahmgelegt



Streik für Perspektiven

Seit Freitag ist die Maggi lahmgelegt

Singen (li/of). Seit Freitag 4 Uhr wird die Maggi komplett bestreikt. Das war die Konsequenz aus der Urabstammung der Mitarbeiter, die so auf eine Tarifverhandlung reagieren, die es als Verhandlung bisher nicht gab. Betriebsratsvorsitzender Ralf Sterk spricht von einem "Diktat" des Konzerns, der von der Belegschaft Einsparungen von 3,2 Millionen Euro im Jahr bis heute verlangt. Sterk und sein Stellvertreter Alfred Gruber sehen den Streik als demokratisches Grundrecht der Belegschaft, um in die Verhandlungen Leben zu bringen. Längst gehe es nicht mehr um vier Prozent mehr Lohn, sondern um Perspektiven für die ganze Belegschaft der Maggi am Standort Singen. Am heutigen Mittwoch wird es um 15 Uhr in Donaueschingen wieder erste Verhandlungen geben, der Arbeitgeber hat dazu eingeladen. Volker Daiss von der Gewerkschaft NGG setzt wie die Kollegen große Hoffnung in den Termin. Der Betriebsrat sei immer zu Zugeständnissen bereit gewesen, doch dann sei die globale Sparforderung mit 3,2 Millionen Euro im Jahr unverrückbar im Raum gestanden. Und so sei es eben heute noch. Gestern kamen die Kollegen von Knorr in Heilbronn nach Singen, um ihre Solidarität zu bezeugen. Sie unterliegen dem gleichen Tarifvertrag wie die Maggi in Singen. "Wir Kollegen sitzen alle im gleich Boot", sagen Sterk und Gruber. Schließlich hätte die Singener Maggi die wirkliche Konkurrenz längst im eigenen Konzern. Karl-Heinz Müller, Geschäftsführer der NGG für das südliche Baden-Württemberg zeigte sich optimistisch: "Am Montag wurde beim Unternehmen "Unifrank", eine Einigung zwischen Arbeitgebern und dem Betriebsrat erzielt, bei drei Jahre keine Betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden sollen. "Das sehe ich auch als Auftrag an die Arbeitgeber für die Verhandlungen am heutigen Mittwoch." Am Dienstagnachmittag kamen zusätzlich auch Delegationen der IG Metall von Alcan Singen, um ihre Solidarität mit den Streikenden zu bekunden. Der Streik bei Maggi findet durch den berühmten Markennamen bundesweite Resonanz: der Streikbeginn wurde landweit vermeldet, am Dienstag war ein Fernsehteam des ZDF für Dreharbeiten nach Singen gekommen. Bei den Streikenden herrscht weiter feste Entschlossenheit. Es ist immerhin der erste große Streik seit 1907! Die Mitarbeiter schreiben sich freiwillig in die Listen der Streikwachen ein: darüber hinaus stünden immer mehr Mitarbeiter an den Werkstoren. Die Streitmotivation sei enorm: "Jeder weiß, um was es geht", sagt Volker Daiss.