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Krise trifft Karstadt/ Quelle

29.09.2004, 15:06, indymedia de

Arbeitskampf | Karstadt | Quelle

KarstadtQuelle plant eine drastische Verkleinerung und Neuausrichtung seines Warenhaus- und Versandhandelsgeschäftes. Der Konzern will 77 der 181 Warenhäuser verkaufen und alle Fachgeschäfte abgeben. Das klingt ganz harmlos: ”VERKAUFEN UND ABGEBEN“. Wer aber will Verkaufsflächen kaufen, die nur Verluste bringen?


KarstadtQuelle plant eine drastische Verkleinerung und Neuausrichtung seines Warenhaus- und Versandhandelsgeschäftes. Der Konzern will 77 der 181 Warenhäuser verkaufen und alle Fachgeschäfte abgeben.

Das klingt ganz harmlos: ”VERKAUFEN UND ABGEBEN“. Wer aber will Verkaufsflächen kaufen, die nur Verluste bringen?
Die leerstehenden Läden in unseren Städten sprechen eine ehrlichere Sprache als alle unsere Ökonomen, die seit drei Jahren vom bevorstehenden Aufschwung schwätzen. Karstadt/Quelle steht vor der Pleite. Da aber über Wirtschaftskrise in Deutschland nicht gesprochen wird, werden rosige Zukunftspläne geschmiedet und Durchhalteparolen ausgegeben.

Geplant sei die Abgabe der Modeketten Sinn Leffers und Wehmeyer sowie der Sportketten Runners Point und Golf House. Der Versandhandel soll stärker spezialisiert und internationalisiert werden. Die beiden Marken Quelle und Neckarmann will KarstadtQuelle stärker voneinander abgrenzen.

Im Zuge seines Deinvestitionsprogramms will sich der Konzern auch von seinen Anteilen an dem Gemeinschaftsunternehmen für Starbucks-Kaffeehäuser in Deutschland trennen. ...

“DEINVESTITIONSPROGRAMM“ noch so ein rosiger “Neusprech” unserer kapitalistischen Wirtschaftslügner. NOTVERKAUF ist die einzig zutreffende Bezeichnung. „Letzter Strohhalm“ vor der Pleite würde auch passen. Je näher die Pleite rückt, desto inflationärer werden die Sanierungspläne. Man erinnere sich nur an Media Kirch.

Auch die Karstadt-Fitness-Studios würden in den nächsten Wochen abgegeben, sagte Unternehmenschef Achenbach. KarstadtQuelle plane außerdem die Auslagerung der Logistik. Die milliardenschweren Immobilien will der Konzern in eine eigene Gesellschaft auslagern, die bis zum Jahr 2006 an die Börse gebracht werden soll.

Im laufenden Jahr rechne das Essener Unternehmen mit einem Vorsteuerverlust (Ebta) von rund 1,4 Mrd. Euro, sagte der erst wenige Monate amtierende Achenbach. Dazu zählen Wertberichtigungen in Höhe von rund 820 Mio. Euro und Aufwendungen für die Restrukturierung über 550 Mio. Euro.

VERLUSTE IN MILLIARDENHÖHE – damit rückt der „Konkursverwalter“ Achenbach erst raus, wenn rosige Zukunftsbilder gemalt sind.
Durch die Verkäufe von Unternehmensteilen sollen auf der anderen Seite 1,1 Mrd. Euro in die Kassen kommen.

„SOLLEN in die Kasse kommen“. Wenn ein kapitalistisches Unternehmen nicht mehr den Durchschnittsprofit macht – oder keine Profit, dann kann man durch Ausschlachtung der Firma ein einziges Mal noch Kasse machen. Dann ist Schluss. Das ganze Zukunftsprogramm von KarstadtQuelle ist die Ankündigung eines letzten Schlachtfestes.
Der Konzern plant außerdem eine Kapitalerhöhung über 500 Mio. Euro.

Die Solidarität der Kapitalisten soll das Schiff vor dem Untergang retten. Die Hoffnung dabei ist, möglichst viele andere noch ans untergehende Unternehmensschiff zu ketten. Die allerletzte Hoffnung ist dann, dass der Staat einspringt, wenn der Untergang des einen Schiffes zu viele andere mit in die Tiefe reißt.

"Die wirtschaftliche Situation zwingt uns zu den tiefsten Einschnitten, denen sich Karstadt jemals unterziehen musste", sagte Achenbach. Der Konzern könne nicht länger "auf derart vielen Hochzeiten tanzen". Nähere Angaben zu Entlassungen machte Vorstandschef Achenbach nicht. Er sprach von einem "historischen Solidarpakt" zwischen Management, Belegschaft, Anteilseignern und Banken. Die Belegschaft trage den Kurs der Neuausrichtung und die harten Konsolidierungsmaßnahmen mit. Im Zuge der Sparmaßnahmen will die Karstadt-Spitze auf einen Teil ihrer Bezüge verzichten.

MANAGER VERZICHTEN AUF EINEN TEIL IHRER BEZÜGE: Da weiß man schon von DaimlerChrysler, dass diesem hochherzigen Schritt gleich die Grausamkeiten für alle Lohnarbeiter des Konzerns auf dem Fuß folgen.

Der endgültige Umfang des Personalabbaus ist nach Angaben von Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat offen. Es gehe um "Tausende von Stellen", hieß es. In der Sitzung des Aufsichtsrats sei es zu Differenzen zwischen Arbeitnehmervertretern und Vertretern der Anteilseigner gekommen. Die Sitzung sei "nicht sehr harmonisch" verlaufen, hieß es. Es habe eine Spaltung zwischen beiden Seiten gegeben.

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Die Gewerkschaft Verdi fürchtet den Verlust von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen. Weitere 20.000 Beschäftigte seien von Personalabbau, Ausgliederung oder Verkauf betroffen, teilte die Gewerkschaft mit. Verdi sprach in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Gesamtbetriebsrat von "dramatischen Einschnitten" und einer "von den Banken erzwungenen Kahlschlagpolitik", die im Aufsichtsrat gegen die Stimmen der Arbeitnehmer durchgesetzt worden sei. Das Kerngeschäft wird nach Ansicht der Dienstleistungsgewerkschaft nicht gestärkt, sondern faktisch zerschlagen. "Ein Sanierungskonzept, das den Namen wert wäre und mit einer Vorwärtsstrategie verbunden ist, wurde nicht vorgelegt", hieß es. Eine solide Zukunft im Warenhausbereich sei nicht zu erkennen.

Eine Gewerkschaftssprecherin kündigte bundesweite Betriebsversammlungen an. Betriebsräte sagten, die Stimmung innerhalb der Belegschaft sei gedrückt bis gereizt.

Anleger honorierten das Sanierungskonzept von KarstadtQuelle. Die Aktie des Konzerns kletterte nach Bekanntgabe des Sanierungsplans um sechs Prozent und notierte bei 14,18 Euro.
Die KarstadtQuelle AG ist ein 1999 aus den Einzelkonzernen Quelle Schickedanz AG & Co. (gegründet 1927) und Karstadt AG (gegründet 1920) fusionierter Handels- und Dienstleistungskonzern mit knapp 100.000 Beschäftigten.

Geschäftsbereiche der KarstadtQuelle AG sind:
* Stationärer Einzelhandel (Karstadt, Hertie, KaDeWe, Wertheim, Alsterhaus, SinnLeffers, Wehmeyer, Runners Point, Golf House, WOM (World of Music), Schaulandt, LeBuffet) insgesamt über 500 Geschäfte,
* Versandhandel (Neckermann AG, Quelle),
* Dienstleistungen und
* Immobilien.

Des Weiteren hält die KarstadtQuelle AG 50 Prozent an dem zweitgrößten Touristikunternehmen Deutschlands Thomas Cook

Daten und Zitate aus Wikipedia und Financial Times Deutschland: http://www.ftd.de/ub/di/1096093179297.html?nv=hptn

Wal Buchenberg 28.09.04




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