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28. Markgräfler Friedenswochen

31.10.2004, 01:11, Ulrich Rodewald

Antifa | Müllheim | Niederweiler | Antimilitarismus | Afghanistan

Drei Veranstaltungen in Müllheim: ein Schweigemarsch zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9.11.1938; ein Gedenken an den 1942 ermordeten Zwangsarbeiter Julian Garlewicz sowie eine Diskussionsveranstaltung zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan


Dienstag, 9. November 2004 - 17.00 Uhr

Evangelische Stadtkirche Müllheim - Treffpunkt zum Schweigemarsch zur Erinnerung an die Opfer der Pogrome von gestern und heute

"Auch wenn wir versuchen, es von uns abzutrennen und uns fremdzustellen: Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen," sagt die Schriftstellerin Christa Wolf. Oktober 1940: 5617 jüdische Menschen aus Baden werden von deutschen Faschisten nach Frankreich in das Konzentrationslager Gurs in den Pyrenäen verschleppt. Manchen gelingt von dort die Flucht, viele sterben dort, wie Elise Willstätter aus Müllheim; die meisten von ihnen werden später in den Vernichtungslagern wie Auschwitz ermordet. Aus Müllheim konnten 41 jüdische Frauen und Männer ermittelt werden, die von den Faschisten ermordet wurden.

Ihr Leidensweg begann lange vorher. Vom September 1935 ist folgender Bericht datiert: "Besondere Aktivität entfalten die Nazis in Müllheim. ... Die Nazis machen Propaganda für den Plan, den Juden keine Lebensmittel mehr abzugeben. Am letzten Montag war Viehmarkt. Alle Leute, die sich mit Juden unterhielten, wurden von den Nazis fotografiert; die Bilder wurden vergrößert und in öffentlichen Lokalen aufgehängt. Darüber entstand große Empörung. Der Viehmarkt war schlecht besucht, die Bauern mussten ihr Vieh zum größten Teil wieder mit nach hause nehmen. Als besondere Sensation hatte man eine Puppe als Juden ausgestopft, auf die solange eingehauen wurde, bis sie zerplatzte. Der Kampf gegen die Juden vollzieht sich mit aller Gemeinheit und Brutalität. Täglich kommen die unglaublichsten Dinge vor. Man muss sich wirklich fragen, ob wir den eigentlich noch unter Kulturmenschen leben." (aus: Manfred Bosch, Als die Freiheit unterging, S.305)

Am 9. November 1938 wurde auch in Müllheim die Synagoge geschändet. Doch nicht nur sie. "In Müllheim wurden an den Häusern der Juden die Fenster eingeschlagen und zum Teil die Wohnungseinrichtungen demoliert. Besonders mitgenommen wurde das Haus des Vorsingers, wo die Juden ihre Zusammenkünfte hatten, seitdem die Synagoge nicht mehr benutzt wurde," heißt es in den "Markgräfler Nachrichten" vom 11. November 1938. Außerhalb jeder bisherigen Vorstellung wurden die Opfer des Pogroms verpflichtet, die Trümmer der beschädigten und zerstörten Synagogen und sonstigen Gebäude zu beseitigen und die Kosten für die Aufräumarbeiten zu tragen.

Was mit dem Verbrennen von Büchern 1933 begann, endete mit dem Verbrennen ermordeter Menschen in den Vernichtungslagern der Nazis.

Der Friedensrat Markgräflerland wendet sich an die Bürgerinnen und Bürger, sich am Schweigemarsch zum Gedenken an die Opfer der Pogrome von gestern und heute am 9. November zu beteiligen und damit auch ihre Unterstützung für die Initiative "Stolpersteine" zur Erinnerung an die früheren jüdischen Mitbürger Müllheims zum Ausdruck zu bringen.





Samstag, 13. November 2004 - 15.00 Uhr - Friedhof Niederweiler

Gedenken an Julian Garlewicz, einen polnischen Zwangsarbeiter, der 1942 in Niederweiler ermordet wurde, weil er eine deutsche Frau liebte





Montag, 15. November - 20.00 Uhr -Bürgerhaus Müllheim - Kleiner Saal
" Sicherheit der Bundesrepublik am Hindukusch verteidigen?"

Diskussion über den (Un-)Sinn der Auslandseinsätze der Bundeswehr am Beispiel des Afghanistan Einsatz der deutsch Französischen Brigade Gespräch mit Vertretern der Deutsch-Französischen Brigade und des Friedensrats Markgräflerland

Seit Juli 2004 sind 1000 Soldatinnen und Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade in Afghanistan eingesetzt. Dieser Einsatz deutscher Soldatinnen verweist auf eine grundsätzliche Änderung der Aufgabenstellung für die Bundeswehr: Heute steht nicht mehr die klassische Landesverteidigung an den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland an der ersten Stelle, sondern weltweite Einsätze der Streitkräfte.

"Die Sicherheit der Bundeswehr wird eben auch am Hindukusch verteidigt" sagte Verteidigungsminister Struck im Dezember 2002.

Wer die Sicherheit Deutschlands am Hindukusch bedroht und welchen Zwecken der Einsatz der Brigade in Afghanistan dient, welche Aufgaben der Brigade überhaupt im Konzept der EU und der NATO zukommt, darüber sprechen an diesem Abend Vertreter der Deutsch-Französischen Brigade und des Friedensrates Markgräferland.

Der Friedensrat versteht diesen Abend auch als einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion über die Funktion und Aufgaben der Deutsch Französischen Brigade und lädt die Bürgerinnen und Bürger der Region nicht nur zum Hören, sondern auch zum debattieren ein.


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