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Demo: Den Deutsch-Europäischen Standort Sabotieren - Für Eine Revolutionäre Perspektive

03.12.2004, 01:18, Antifa LD

Antifa

Den deutsch-europäischen Standort sabotieren! Für eine revolutionäre Perspektive! ++++Demonstration+++15.01.2005+++16 Uhr +++am Ostringcenter(Ostbahnstr.)+++Landau++++


Am 01.01.2005 treten die neuen Hartz Gesetze in Kraft, die eine Verschärfung der Verhältnisse der Lohnarbeit und der kapitalistischen Zustände zur Folge haben. So entstand im Spätsommer des Jahres 2004 eine neue Protestwelle der Betroffenen und sich mit ihnen solidarisch zeigender Menschen. Diese Protestwelle fand seine Mitglieder in der Basis der Gesellschaft und musste zunehmend auf die Unterstützung offizieller Parteien und Arbeiterorganisationen wie etwa dem DGB verzichten. Die Positionen der MontagsdemonstrantInnen kamen jedoch nicht über eine Verteidigung des deutschen Status Quo hinaus. Folglich musste und muss sich auch die radikale Linke zu dieser Thematik verhalten, die viele tausend BürgerInnen auf die Straße brachte.
Nun ist der Abbau sozialer Rechte nur ein Symptom unter vielen, die alle eine gemeinsame Ursache in dem Zusammenhang kapitalistischer Sachzwänge finden. Jene ergeben sich aus der herrschenden Ordnung mit ihrem dazugehörigen Welt- und Menschenbild. Als Ausgangspunkt sind also die jeden einzelnen Menschen bestimmenden kapitalistischen Rahmenbedingungen, sowie die Unterordnung des Individuums unter nationale Identitäten zu begreifen. Daraus entwickeln sich in der Konsequenz standortnationalistische und geschichtsrevisionistische Bestrebungen unter anderem ebenso, wie der Abbau von Sozialleistungen. Gerade der Geschichtsrevisionismus steht in untrennbarer Wechselwirkung zur Konstruktion einer neuen gesamteuropäischen Identität und der Konstituierung eines europäischen Kollektivs, durch das Deutschland seinen alten Großmachtsambitionen auf neue Weise nachgehen kann.
Letztendlich kamen wir zu dem Schluss, dass wir unmöglich nur den Aspekt des Sozialabbaus zu unserem Betrachtungspunkt machen können, sondern mit der selben Sorgfalt andere Bereiche thematisieren müssen um der nötigen Darstellung des Sozialabbaus als eine unter vielen Wirkungsweisen ganz bestimmter Umstände gerecht zu werden.
Unter den Eindrücken der letztendlich schnell wieder verschwindenden Massenproteste und der Haltung der radikalen Linken zu diesem kurzen Aufschrei der Bevölkerungsbasis, stellt sich die Frage der revolutionären Perspektive. Eine revolutionäre Zielsetzung ist bei einer korrekten Analyse bestehender Verhältnisse der einzige Ausweg aus der Misere. Die Herangehensweise aktueller Problemstellungen muss in diesem Sinne immer die revolutionäre Umgestaltung des Bestehenden verfolgen.
Um also eine solche nach vorne gerichtete Politik zu verfolgen, rufen wir euch dazu auf, am Samstag 15.01.2005 nach Landau zu kommen um mit uns einen weiteren Versuch zu starten, die Beendigung des deutschnationalen Projekts und seiner Verwirklichung in Europa voranzutreiben, die Lüge der Alternativlosigkeit zur Marktwirtschaft zu durchbrechen und das schöne Leben in einer postkapitalistischen Gesellschaft real werden zu lassen!


Sozialabbau,...

Die Motivation zur Gewährung sozialer Leistungen besteht nicht in der Annerkennung menschlicher Bedürfnisse und deren Befriedigung. So wurden diese Maßnahmen einzig als Kompromiss geschaffen, um die Arbeiterschaft mit Deutschland zu versöhnen und so einer revolutionären Aufhebung des Klassenwiderspruchs entgegenzuwirken. Wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen dienen seit jeher der Befriedung sozialer Widersprüche.
Gleichfalls ist dieser Kompromiss des Sozialstaats das Eingeständnis, dass der Lohn aufgrund von Konkurrenz zwischen den ArbeitnehmerInnen, verursacht durch das enorm hohe Angebot an Arbeitskraft, nicht zum Leben ausreicht und somit ein Teil des produzierten Mehrwertes zurückgeführt werden muss um Arbeitskraft zu erhalten. Die sozialen Leistungen erzielen also einen Effekt, der die Verelendung einschränkt und sich dadurch lebens- und arbeitskrafterhaltend auswirkt. Insofern sind diese Leistungen keine reinen Wohltätigkeitsmaßnahmen, sondern ein Arbeitskrafterhaltungspro-gramm dessen Mehrausgaben sich einer ökonomischen Verwertbarkeit unterwerfen wie Maschinenöl. Sozialstaatliche Zugeständnisse haben ihre Zwecke und Bedeutungen aus denen heraus sie geschaffen wurden nie eingebüßt. Werktätige werden zugunsten von Ausbeutung, Lohnarbeit und Klassenfrieden mit einfachen Zugeständnissen zufrieden gestellt.
Aufgrund des hier Gesammelten lässt sich erkennen, dass die Ideologie des Sozialstaates nach alter kapitalistischer Manier den Mensch als verwertbares Objekt, das Produktionsfaktor im Sinne von Arbeitskraft darstellt, betrachtet. Gleichzeitig soll die Kaufkraft als nicht minder wichtiger Wirtschaftsfaktor erhalten bleiben. Soziale Leistungen können weder die gerechte Gesellschaft noch die Freiheit und das Recht des/der Einzelnen auf Selbstbestimmung verwirklichen, da sie die Realität des kapitalistischen Systems akzeptieren und bekräftigen.
Durch all die Freude über den angeblich ersten Schritt hin zum schönen Leben, ging die Schärfe der Kritik und die Hoffnung auf Überwindung der Ausbeutungsverhältnisse verloren. Statt dessen hielt Staatsgläubigkeit und das Arrangement mit der kapitalistischen Wirklichkeit Einzug. Denn die Verteidigung des Sozialstaates bietet für eine emanzipatorische Bewegung kaum positive Anknüpfungspunkte für eine vorwärtsgewandte Politik. Schließlich soll der Sozialstaat dazu beitragen durch kapitalistische Struktur verursachtes Elend zu verewigen.
Diese kapitalistische Struktur ist als ein Zustand zu begreifen, der sich durch nahezu alle Lebensbereiche zieht. Was diese Struktur ausmacht, ist alles und jedeN, sowohl auf dem Arbeitsmarkt, als auch auf dem Absatzmarkt, in Konkurrenz zueinander zu stellen. Auch wird alles und jedeR einer potenziellen Verwertbarkeit zugeführt. Jeder Mensch wird, unabhängig von seinem subjektivem Empfinden in einem Zustand der Abhängigkeit gehalten und es herrscht eine Ideologie der ökonomischen Nutzbarmachung des Menschen. Soll eine Perspektive zur Überwindung dieses Zustandes geboten werden, darf eine soziale Bewegung auf die Bestrebungen, das Verhältnis der Lohnarbeit zu beseitigen, nicht verzichten. In einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zustand, der den Menschen als bloße Arbeitskraft gleich einer Maschine begreift, können individuelle Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen nicht berücksichtigt werden.
So sind soziale Leistungen zum einen als Rechte zu sehen, die von sozialen Bewegungen erkämpft, aber auch von gewissen Autoritäten aus politischem Kalkül gewährt wurden. Zum anderen, muss mensch erkennen, dass diese Maßnahmen über Jahre hinweg zur Marginalisierung des Wirkungsbereichs einer sozialen Bewegung geführt haben. Es bleibt also festzuhalten, dass wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen, innerhalb bestehender Verhältnisse nur von Bestand sind, solange ein kapitalistischer Staat Nutzen, in wirtschaftlicher, politischer oder propagandistischer Form, aus ihnen schlagen kann. Offenkundig stellte der kapitalistische Westen, in Konkurrenz zu seinem staatssozialistischen Systemfeind, durch Almosenvergabe seine materielle Überlegenheit dar. Nach dem Wegfall des realexistierenden Sozialismus, setzte ein rasanter Abbau von sozialen Leistungen ein. Daran lässt sich allzu deutlich erkennen, wie sehr sich menschliche Bedürfnisse und Freiheit mit dem Kapitalismus im Widerspruch befinden.

...Geschichtsrevisionismus, Europa...

Seit die Konkurrenz in Form des Sozialismus beseitigt ist, lästiger Ballast zunehmend schneller über Bord geworfen wird, schickt man sich zudem an, sich die bisher lästige Vergangenheit zunutze zu machen um endlich wieder ökonomisch, militärisch und moralisch bei den Großen mitzuspielen.
Da der Wiederaufstieg Deutschlands aus eigener Kraft und aufgrund seiner Geschichte in weiter Ferne lag, brachte sich Deutschland bereits 5 Jahre nach seiner Kapitulation in die Europäische Wirtschafts- gemeinschaft ein. Was geschaffen war Deutschland (wenigstens wirtschaftlich) in seine Schranken zu weisen, ebnet heute in Form der Europäischen Union den Weg zurück zur Weltmacht.
Deutsch-Europa befindet sich seit geraumer Zeit auf Kollisionskurs mit den USA. Auf Augenhöhe zu kommen, wird auf verschiedensten Ebenen deutscher und europäischer Außenpolitik versucht. Schließlich ist der Antiamerikanismus doch eines der stärksten Bindeglieder der noch jungen EU. Von europäischen PolitikerInnen wird zunehmend daran gefeilt eine antiamerikanische Grundstimmung zu schaffen, um die EU-Außenpolitik innenpolitisch nicht nur zu legitimieren, sondern auch, weil durch den geschaffenen Antiamerikanismus wieder ein positiver Bezug zu den eigenen Herrschaftsverhält- nissen hergestellt werden kann. So z.B. in der deutschen Friedensbewegung, die im Zuge der Proteste gegen den Irak-Krieg nicht nur gegen die Politik der USA, sondern auch für die Politik Schröders und Fischers demonstrierten.
Ökonomisch ist die EU längst konkurrenzfähig geworden, bspw. durch interne Zollaufhebung und gemeinsame Wirtschaftspolitik. So stellt die EU seit der EU-Osterweiterung die größte und einwohnerstärkste Handelszone dar. Die neuen Beitrittsländer mussten sich, als Tausch für geringfügige materielle Vorteile, dafür in eine ökonomische und strukturelle Abhängigkeit zu den Hauptprofiteuren der EU, vor allem Deutschland und Frankreich, begeben. Was in der Praxis zu Schließungen von staatlichen Betrieben und gleichzeitig eine Verschuldung bei den Westländern führte.
Militärisch ist die Notwendigkeit eines Bündnisses mit den USA ebenfalls mit dem Sozialismus zusammengebrochen. Die zuvor angeblich allgegenwärtige Gefahr durch den Warschauer Pakt und die Frontstellung Westdeutschlands ist nicht mehr existent und das vereinte Deutschland ist nun nur noch von seinen europäischen Freunden umringt. Da für Deutschland eine militärische Ebenbürtigkeit mit den USA weit entfernt liegt, erfüllt Europa auch hier seinen Zweck.
Der Europäische Wunsch, der nach dem Überfall auf Ex-Jugoslawin laut wurde, endlich eigene Kriege ohne die USA führen zu können, soll durch europäische Eingreiftruppen, die global einsetzbar sein sollen, verwirklicht werden. Diese schaffen zwar keine Gleichstellung militärischer Macht, doch zumindest eine gewisse Unabhängigkeit. Der deutsche Traum nach ´45 Krieg führen zu können ist in Europa wahr geworden. Trotz militärischer Rehabilitation Deutschlands, erwiesen sich zwei verschuldete Weltkriege stets als Problem für eine offensive Außenpolitik.
Was für alle vorhergehenden Bundesregierungen schleppender Ballast war macht sich Rot/Grün geschickt zunutze. Die deutsche Geschichte wird zunehmend verwertbar gemacht. Die deutschen Ver-brechen an den Juden werden nicht nur als verarbeitet dargestellt wie dies mit dem Holocaustdenkmal beabsichtigt ist, sie werden instrumentalisiert. So rechtfertigte Fischer den Jugoslawien Krieg in einem Vergleich zwischen herbeigeredeten „Serben KZ´s“ und den deutschen Vernichtungslagern. Zum Einen leitet er damit eine geschichtliche Verantwortung ab, also eine Erfahrung, die man anderen voraus hat und erdreistet sich diese schamlos nutzbar zu machen, um Angriffskriege zu führen. Zum Anderen trägt er durch den Vergleich mit Auschwitz dazu bei, die Einmaligkeit eben dieses in Frage zu stellen und relativiert deutsche Verbrechen somit ungemein. Das Vorhaben, Deutschland endgültig von seiner Schuld zu befreien, ist aktuell am wahrnehmbarsten in der Europäisierung des zweiten Weltkriegs.
Dies wird deutlich an der Einladung Schröders zu den Feierlichkeiten im Rahmen der Siegermächte am D-Day und damit dem öffentlichen Gedenken der deutschen Gefallenen. Durch die Teilnahme Schröders wird der alliierte Soldat, der antrat die deutsche Barbarei zu beenden, mit jenen gleichgesetzt, die diese verteidigten und vorantrieben. Dies trägt dazu bei, Ereignisse aus ihrem Kontext zu reißen. So ist es möglich, den deutsch verschuldeten Vernichtungskrieg zu einem europäischen Konflikt werden zu lassen, in dem die Deutschen eben auch nur eine Opferrolle einnehmen.
Stets versuchten die Deutschen aus dem „Schatten von Auschwitz“ (Franz Josef Strauß) herauszutreten, doch diese Art des Geschichtsrevisionismus unterscheidet sich maßgeblich von den anderen Versuchen der Umdeutung der Geschichte. Zum Einen entkräftet sie sich nicht auf den ersten Blick durch ihre Dummheit selbst, wie Ansätze à la Infragestellen der Anzahl der Ermordeten („waren es wirklich 6 Millionen Tote?“) oder zu behaupten die Juden seien selbst ein Tätervolk (Hohmann). Zum Anderen ist diese Art der Geschichtsverdrehung eine Rot/Grüne Erfindung und kommt somit aus der gesellschaftlichen Mitte. Schröder, Fischer & Co. gelten als alte ´68 als perse antifaschistisch und sind somit wesentlich schwerer zu durchschauen, als jene an den Stammtischen, oder ein Strauß, der sich von selbst als konservativ und reaktionär outet.
Was bisher keiner/m Anderen gelungen ist, hat Rot/Grün vollbracht; durch den Einsatz im Kosovo ist es für die Deutschen möglich geworden, einen guten Teil ihrer historischen Schuld abzutragen(Gerhard Schröder, Ende Juni 1999 im Kosovo). Aufgabe der Linken muss es hier sein, der Stolperstein zu werden an dem sich Deutschland bzw. Deutsch-Europa das Genick bricht. Konkret heißt das, konsequentes Vorgehen gegen und stetiges Demaskieren von Geschichtsverfälschung und Entkontextualisierung oder Europäisierung der deutschen Verbrechen.
Ebenso ist Antiamerikanismus mit all seinen Ursachen und Chiffren, der inzwischen gesellschaftsfähig geworden ist und der wohl den kleinsten gemeinsamen Nenner und entscheidendes Bindeglied der Europäischen Union/Nation bildet, zu bekämpfen und anzugreifen.


...und Standort

Deutschland ist mit Europa, nach erfolgter Vergangenheitsbewältigung, wieder auf dem Weg zur Weltmacht und durch die konstruierte europäische Geschichte nun moralisch und militärisch gerüstet. Auch innenpolitisch scheint Rot/Grün zu gelingen, was vor einigen Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Unter dem Vorwand den Standort Deutschland konkurrenzfähig zu halten und Arbeitsplätze zu sichern, findet derzeit ein massiver Abbau sozialer Rechte statt, wodurch Menschen die sich bereits am Rande der Gesellschaft befinden vollends ins Abseits gedrängt werden. Von den Einschnitten sind nahezu alle Bereiche betroffen. Alle sollen zum Wohle des Standortes kürzer treten.
Hierbei ist die Logik des Standortes grundsätzlich als Logik der Konkurrenz zu begreifen. Nach diesem Prinzip muss der jeweilige Standort, um dem Konkurrenzdruck standhalten zu können, attraktiv gehalten bzw. attraktiv gestaltet werden. Beim Individuum beginnend setzt sich die Druckkulisse der Konkurrenz in immer höheren Ebenen fort, bis mensch schließlich bei der Betrachtung des nationalen Standorts angelangt ist.
Letztendlich braucht die starke, konkurrenzfähige Nation, zur Aufwertung des Standorts Arbeitskraft, die dem internationalen Vergleich gewachsen ist. Dies wird, innerhalb kapitalistischer Strukturen, durch den zunehmenden Abbau von Sozialleistungen und einer damit einhergehenden Senkung des Lohnniveaus gewährleistet. Mit Hartz 4 werden Jobs mit einer Bezahlung im 1 Euro-Bereich möglich und somit unter dem Vorwand Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, maximale Ausbeutungsverhältnisse legitimiert und neben dem „normalen“ Arbeitsmarkt, der seit geraumer Zeit von Einbrüchen der Tarifverträge und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen für Lohnabhängige gekennzeichnet ist, ein Billiglohnsektor mit noch widrigeren Bedingungen geschaffen. Der Mensch soll nicht möglichst wenig für möglichst viel Geld, sondern umgekehrt, schrecklich viel für möglichst wenig Geld, arbeiten. Es läuft im Endeffekt auf ein Arbeiten für Deutschland hinaus. Folglich stehen soziale Forderungen und das Bestreben nach Standorterhaltung im Gegensatz zueinander. Die Utopie einer sozialen Gesellschaft bleibt im Kapitalismus daher wieder einmal nicht durchführbar.
Die Argumentation des nationalen Standorts basiert zudem auf der Propagierung eines nationalen Kollektivs, dem zugunsten sich das einzelne Individuum aufzuopfern habe, womit der Volksgedanke ganz unspektakulär erneut in bürgerliche Kreise Einzug hält. Das Elend des/der Einzelnen wird nicht nur in Kauf genommen. Es wird zunehmend gefordert und verlangt, solange es der großen Sache „Deutschland“ dienen kann. Menschen die diesem Nationalismus und dieser Verschärfung ausbeuterischer Zustände nicht Folge leisten wollen, werden als realitätsferne Romantiker denunziert. Sobald Menschen den Standortinteressen aktiv entgegentreten, betrachtet die Öffentlichkeit sie z.B. als gewaltverherrlichende ChaotInnen und deren Kritik als unreflektierten Hass, der nur den Selbstzweck bedient. Jede Kritik an den momentanen Verhältnissen, muss sich, will sie folgerichtig bleiben und nicht die herrschenden Zustände zementieren, revolutionär antikapitalistisch und radikal antinational gestalten.
Global betrachtet findet Europa seinen Hauptkonkurrenten im (Nord)Amerikanischen Kontinent, insbesondere der USA. Diese Konkurrenzstellung konnte in dieser Form erst aufgrund des Wegfalls des realexistierenden Sozialismus von Europa, und mit ihm von Deutschland, forciert werden. Durch den sich abzeichnenden Interessengegensatz zwischen den USA und dem „alten Europa“ bemüht sich dieses um einen starken eigenen Standort. Dazu gehört auch eine Bereinigung wie auch Neudefinition der europäischen Geschichte, die sich in Deutschland konkret in einem gesellschaftlich akzeptierten und getragenem Geschichtsrevisionismus äußert.


Revolutionäre Perspektive!

Der Standortlogik liegt immer das Prinzip der Konkurrenz zugrunde. Der so geschaffene Zwang nach Attraktivität des Standortes kann dem Abbau sozialer Rechte also nichts entgegensetzen, sondern muss diesen letztendlich vorantreiben. Der notwendigen Attraktivität ist auch eine Umschreibung der Geschichte zu verdanken, in der sich Deutschland eine Opferrolle zuschreibt und mit einem moralischem Mehrwert aus der Geschichte hervorgeht. So beansprucht Deutschland durch Geschichtsrevisionismus, Entkontextualisierung und Europäisierung der Geschichte nicht nur geschickt einen Opferstatus, sondern relativiert auch noch die einmaligen Verbrechen einer Gesellschaft, in deren unmittelbaren Tradition es steht. Sowohl die Vorstellung von einer historischen Verantwortung und einem geschärftem Bewusstsein, als auch die überarbeitete Geschichte bilden nützliche Standortvorteile. Diese wiederum ebnen den Weg zu neuer Macht, der in und durch ein geeintes Europa verwirklicht werden soll. Eine gemeinsame europäische Nation braucht eine gemeinsame europäische Geschichte, die zusammenkonstruiert wird. Auch muss sich ein europäischer Standort attraktiv gestalten um im Wettbewerb gegen KonkurrentInnen, wie etwa der USA, bestehen zu können. Dazu bilden die Kürzungen sozialer Leistungen nur weitere Vorteile. Sozialabbau resultiert hier direkt aus dem Wesen des Kapitalismus, der alles und jedeN verwertet, in Konkurrenz zueinander stellt und den Menschen in Abhängigkeit gefangen hält. Der Kampf um eine soziale Gesellschaft ist zum Scheitern verurteilt, wenn Lohnarbeit und Kapitalismus nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Durch Verzicht auf die Beseitigung des Verhältnisses der Lohnabhängigkeit kann keine Perspektive auf Überwindung eines Zustandes, der jeden Menschen, unabhängig von seinem subjektiven Empfinden, in einem Zustand der Abhängigkeit hält und eine Ideologie der ökonomischen Nutzbarmachung des Menschen geschaffen hat, geboten werden. Soziale Rechte existieren nur, solange sie zur Verfestigung des Kapitalismus nötig sind. Wer ausschließlich den Erhalt des Sozialstaats fordert, akzeptiert Ausbeutungsverhältnisse und staatliche Vorherrschaft.
Folglich kommt eine Kritik des Sozialabbaus nicht an einer Kritik des Kapitalismus, des Standortes und der Nation vorbei. Auch die Ablehnung des Geschichtsrevisionismus muss völkische Vorstellungen, die Nation, den Standort, Europa und Deutschland zu Gegnern erklären. Die selben Feinde hat, wer sich dem Aufstieg zu neuer Macht und neuem Sendungsbewusstsein entgegenstellen will. Diese und eine Vielzahl anderer Übel stehen in mittelbarer aber auch unmittelbarer Beziehung zueinander und haben nicht selten dieselben Ursprünge. Im Endeffekt muss die Definition der Perspektive die revolutionäre Umgestaltung des Bestehenden umfassen, hin zu einer freien und solidarischen Gesellschaft.
Hierbei muss der Universalität mit der uns die Umstände niederdrücken Rechnung getragen werden und eine Gegenbewegung muss ihre Betrachtungsweise ebenso allumfassend gestalten. Die Kritik des Bestehenden kann unmöglich in unabhängige, voneinander getrennte Bereiche zerlegt werden, will sie ihr Ziel, die Emanzipation in allen Lebensbereichen, nicht aus den Augen verlieren und nicht letztendlich in einen verhängnisvollen Reformismus münden. Der Zustand der Teilbereichskämpfe muss überwunden werden, zugunsten einer Betrachtung von Zusammenhängen und dem großen Ganzen. Sicher haben wir in diesem Aufruf nicht alle Aspekte der momentanen Wirklichkeit angesprochen und in Zusammenhang gebracht. Doch die hier thematisierten Belange und Zustände scheinen uns zu den momentan Akutesten zu gehören.
Es gibt viele Formen und Konzepte sich den herrschenden Verhältnissen in den Weg zu stellen und ebenso viele Bewegungen, die sich verschiedenen Formen und Konzepten verschrieben haben. Bei einer revolutionären Zielsetzung, dürfen diese Bewegungen nicht unabhängig voneinander agieren und sie müssen sich den Gesamtzustand zum Gegner machen, damit sich deren Sinn nicht im Erkämpfen und Verteidigen von Nischen innerhalb der herrschenden Ordnung erschöpft. Auch die spezifischen Aktionsformen dürfen nicht isoliert bestehen, sondern müssen sich gegenseitig ergänzen um die revolutionäre Aufhebung des Klassenwiderspruchs und Deutschlands nicht aus dem Auge zu verlieren.
Daher kommt am 15. Januar 2005 um 16 Uhr zahlreich ans Ostringcenter(Ostbahnstraße, Ecke Ostring) nach Landau. Dort werden wir dann gemeinsam auf vielfältige und entschlossene Weise Deutschland zeigen, was wir von ihm, Europa und dem Kapitalismus halten.


Antifa LD (www.antifalandau.de.vu / ld_kick_ass@yahoo.de) im November 2004



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