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Startseite Zurück letzte Änderung: 16/12/04 15:00

GEMA und GVL töten Internetradios

16.12.2004, 15:00, Tiki

Repression | Internetradio | GEMA | GVL | Gebühren

Überleben der Internetradios in Deutschland fraglich


Das Internet hat vieles verändert. Radiomachen ist einfach geworden. Winamp und ein Streaming-Programm reichen um mit Hilfe von P2P-Technologie mit einem kleinen Modem unbegrenzt viele Hörer zu erreichen. (siehe http://www.streamerp2p.com)

Dies führte in kurzer Zeit zur Gründung von vielen kleinen, unabhängigen Webradios. Viele davon sind inzwischen organisiert im Radioring.

Viele der kleinen Sender leisten wirklich gute Arbeit. Programme für Senioren, Behinderte und Schüler gibt es im Internet zu finden. Spartenprogramme Jazz oder Weltmusik begeistern eine noch kleine Anzahl von Höhrern mit all den Sachen, die das Dudelfunk-Mainstream-Radio nicht mehr sendet weil tag-täglich die gleichen Hits rotieren.

Die neuen P2P Internetradio Techniken erlauben es, ohne grossen finanziellen Aufwand ein bürgernahes, interessantes Angebot zu senden.

Soweit die Theorie - jetzt kommen die Behörden und alles stirbt
Unkommerzielle, unabhängige Hobbyradios. Das kann doch wohl nicht so einfach sein, dachten sich GEMA und GVL und schlugen zu.

Die meisten der privaten Internetradios möchten gerne freiwillig für ihr Hobby eine faire Abgabe an GEMA und GVL zahlen. Nach langen und zähen Verhandlungen wurde so zwischen GEMA, GVL und den im Radioring organisierten Sendern vor etwa zwei Jahren ein wirklich bezahlbarer Pauschalbetrag vereinbart. Die Welt schien in Ordung.

Dann kam die GEMA im Sommer letzen Jahres und verlangte mehr Gebühren, die GVL zog jetzt nach.

Ab April 2005 plant die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) einen neuen Tarif und neue Nutzungsbedingungen für Webradios einzuführen.

Diese neuen Tarife und Nutzungsbedingungen führen zu einer massiven Erhöhung der Kosten eines Webradios. Zahlte ein Sender bislang im Monat 26,75 € an Vergütung an die GVL so werden es ab April 2005 über 350 € pro Monat sein.
Für 90% der vorhandenen (schätzungsweise über 15.000) Webradios wird das das Ende ihrer Tätigkeit darstellen. Diese Projekte arbeiten werbefrei und ohne finanzielle Unterstützung und werden diese Kosten nicht tragen können.

Die hohen Kosten sind aber nicht das einzige Problem, hinzu kommen die deutlich verschärften Nutzungsbedingungen.

So bezahlen Webradios nicht nur für das Senden von urheberrechtlich oder leistungsschutzrechtlich geschützter Musik, sondern sollen jetzt auch für das Speichern derselben in digitaler Form auf dem PC zur Kasse gebeten werden.Zudem werden die Websender verpflichtet, das Aufzeichnen der Sendungen auf den PCs der Hörer zu verhindern.

Weitere Einschränkungen betreffen die Programmgestaltung und -ankündigung.
Diese Einschränkungen machen es z.B. unmöglich, sog. "Specials" über eine bestimmte Band zu senden, da nicht mehr als 3 Titel von einem Album oder 4 Titel eines Künstlers oder einer Compilation von Musiktiteln innerhalb von 3 Stunden gesendet werden dürfen.

Jetzt sollen die Internetradios hier wieder einmal den "schwarzen Peter" für die Fehler der Musikindustrie und Verwertungsgesellschaften in Bezug auf das illegale Kopieren von Musiktiteln im Internet erhalten.

Die Planungen haben zur Folge, daß die kleinen Sender aufgeben müssen oder "kriminalisiert" werden, wenn sie ohne Lizenzierung weitersenden.
Es soll also hier eine vielfältige und lebendige Medienlandschaft zerschlagen werden zugunsten der großen kommerziellen Projekte, die der GVL satte Vergütungen liefern ohne die Arbeit, die die vielen kleinen Stationen machen.

Die Internetradiosender in Deutschland sind durchaus bereit, ihren Anteil an der berechtigten Vergütung der Nutzung von Musiktiteln zu entrichten. Aber dieses muß in einer fairen und angemessenen Weise erfolgen. Ein nichtkommerzielles Programm, das gerade mal 25 Hörer im Schnitt versorgt, kann nicht mit Kosten von 350 Euro pro Monat belastet werden.

Über den Radioring - Verbund der Internetradiosender wird daher derzeit eine breit angelegte Aktionswelle gegen dieses Vorhaben organisiert. Dabei stehen 2 Dinge im Vordergrund - unsere Verhandlungsbereitschaft, mit den Verwertungsgesellschaften zusammen ein faires und sinnvolles Lizenzierungsmodell zu entwickeln und zu betreiben, aber auch unser Protest gegen diese Planungen, die ein Medium, das gerade erst den Kinderschuhen entsprungen ist, wieder eindämmen. Dies ist ein dramatischer Rückschritt und Verlust für die Medienlandschaft.
Wir planen hierbei die Einbeziehung von Politik, Medien und der Öffentlichkeit.

Nicht nur die Sender haben die Folgen zu tragen, auch Unternehmen im Bereich des Streamhostings, Webhostings, Tonstudios und Jingle-Produktionsfirmen sind davon betroffen, wenn das Sendersterben einsetzt.

Ich bitte alle dieses Thema in Publikationen/Sendungen/Diskussionen zu behandeln, um auch hier die Diskussion anzuregen und zu informieren.

Mehr Informationen und die Diskussion zu diesem wichtigen Thema für eine demokratische Mediennutzung findet man im Radioring -> www.radioring.de

Für freie, unabhängige, bezahlbare Webradios!





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