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letzte Änderung: 17/06/05 15:00

Arbeitskampf

Aktuelle Arbeitskämpfe in Konstanz und anderswo

17.06.2005, 15:00, linksrhein

In Konstanz wurde am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die Nachtschicht der Südkurier-Druckerei bestreikt. In ganz Baden-Württemberg haben laut verdi etwa 500 DruckerInnen in 17 Betrieben ihre Arbeit niedergelegt. Nächste Woche streiken die Landesbeschäftigten des öffentlichen Dienstes.


Diese Aktion fand statt, um die Entschlossenheit zum Arbeitskampf während der laufenden Tarifverhandlungen zu demonstrieren. Der gestrige Tarifabschluss in der Druckindustrie wird in den Medien allgemein als ein Achtungserfolg der Gewerkschaft oder als Kompromiss beschrieben - teilweise natürlich auch bedauert. Das wird nur verständlich, angesichts des Horrorkatalogs, der von den Arbeitgebern angestrebt wurde aber von Arbeitnehmerseite in weiten Teilen abgewehrt werden konnte. Wichtigste Punkte: 5 Stunden unbezahlte Mehrarbeit jede Woche und die Öffnungsklauseln für einzelne Betriebe konnten sich die Arbeitgeber abschminken! Auch die Kürzung des Urlaubsgeldes kam nicht durch.

Andererseits darf nicht aus dem Blick geraten, dass dies ein Rückzugsgefecht war und der neue Tarifvertrag für die Drucker praktisch nur Verschlechterungen mit sich gebracht hat - wenn auch in erheblich geringerem Umfang als befürchtet.

Die Verschlechterungen sind:

- Der Samstag wird zum zuschlagsfreien Regelarbeitstag

- Arbeitszeitkonten billigen den Betrieben eine Flexibilisierung der Arbeitszeit je nach Auftragslage zu.

- Bezahlte Freischichten für Schicht- und Nachtarbeit gibt es nur noch für Arbeitnehmer ab 40 Jahre

- Der Zusatzurlaub von drei Tagen für Tiefdrucker wird ab 2009 wegfallen.

- Zuschläge für ungünstigen Arbeitsbeginn und für verkürzte Ruhezeit unter elf Stunden gestrichen.

- Die Sonn- und Feiertagszuschläge wurden eingefroren.

- Personalabbau an Druckmaschinen (weniger Helfer)

- Reallohnverlust durch Tariferhöhung von lediglich 1 %

Es kommt also zu Lohneinbussen, Personalabbau, Arbeitsverdichtung und Beschneidungen der Freizeit.

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst (Bund und Länder), die derzeit noch nicht mal einen schlechten Tarifvertrag haben, können aus den Verhandlungen in der Druckindustrie lernen, dass nicht alles verloren ist und es was ausmacht, ob und wie gekämpft wird. Am 23.06. sind die Konstanzer Landesbeschäftigten (Universität, Fachhochschule, Bibliotheksservice-Zentrum, Psychiatr. Landesklinik) aufgerufen, an einem eintägigen Warnstreik teilzunehmen und sich gegen unbezahlte Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 41 Stunden, Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld (und langfristiges noch schlimmeres) zu wehren.