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letzte Änderung: 28/07/05 23:25

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Abschlusskundgebung CSD Südwest 2005

28.07.2005, 23:25, CSD am See / CSD Südwest Konstanz

Gemeinsam vorgetragene Rede von Anke und Stefan, Vorstandmitglieder des CSD SDüdwest


Nochmals ein recht herzliches Willkommen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des CSD Südwest.

Auch von mir ein freundliches Hallo hier aus dem Stadtgarten in Konstanz. Vielleicht sollten wir uns kurz bei unserem Publikum vorstellen, denn dies haben wir vorhin bei der Zwischenkundgebung auf der Marktstätte verpasst. Einige von Euch kennen uns bereits, aber begrüßen wir an meiner Seite Anke, Vorstandsmitglied des CSD Konstanz e.V.

Danke, danke. Ja und wer ihn nicht kennt, hat garantiert etwas verpasst, unser 1. Vorstand Stefan.

(Applaus)

Herzlichen Dank, aber eigentlich müsstet Ihr nicht uns, sondern dem gesamten Orgateam, den vielen Helfern und Unterstützern Beifall spenden. Ohne Ihre aufopfernde Arbeit während des heutigen Tages, der letzten Wochen und Monate wäre dieser Tag nicht verwirklicht worden. Danke Euch allen.

Wir alle freuen uns sehr, dass wir am heutigen Tag, bei diesem wunderschönen Sommerwetter hier durch die Konstanzer Altstadt ziehen durften und nach der politischen Zwischenkundgebung nun die große Abschlusskundgebung einläuten können. Wir, also das Orgateam des CSD Südwest freut sich ganz besonders über die zahlreiche Teilnahme an diesem CSD Südwest hier in Konstanz. Insbesondere, wenn ich an die Besucherzahlen des letzten CSD im Jahr 1992 denke.

Ja damals kämpften insgesamt 50 Homosexuelle und Bisexuelle für mehr Akzeptanz und Respekt in der Gesellschaft. Ich habe gerade die aktuellen Zahlen unserer Ordner und der Polizei erhalten und ich bin überwältigt. Insgesamt sind mehr als ?? Personen am heutigen Tag hier durch die Altstadt Konstanz gezogen und sind lautstark und kunterbunt für Gayrechtigkeit – Liebe an allen Ufern eingetreten.
Viele von Euch haben eine weite Strecke auf sich genommen, nicht nur um zu feiern und unser großes Showprogramm zu erleben, sondern um gemeinsam für mehr Akzeptanz und Respekt in der Bevölkerung aufzutreten.

Ja trotz der vielen Fortschritte, die gemacht wurden, gibt es noch immer die alltäglichen Probleme, ob zu Hause oder im Arbeitsleben, die wir uns stellen müssen. Immer wieder, und dies ist insbesondere auch hier am Bodensee und im ländlichen Raum noch immer vorzufinden, werden Homosexuelle diskriminiert.

In seinem Grußwort schreibt uns der Regierende Bürgermeister von Berlin und bekennender Schwuler, Klaus Wowereit: „Es gibt sie noch, die dumpfe Diskriminierung im Alltag, am Arbeitsplatz, in der Familie, im Sportverein oder Pöbeleien im öffentlichen Raum.“ Damals wie heute brauchen wir den CSD um für die Rechte der Minderheiten, der Homo- und Bisexuellen zu kämpfen, öffentlich zu zeigen, dass es uns Homosexuelle, uns Andersartige gibt, auch hier in Konstanz, hier am Bodensee und sonst wo auf der Welt.

Heute ist die Gesellschaft offener denn je. Wir haben ein Lebenspartnerschaftsgesetz, welches die Rechte der Lesben und Schwule schützt, welches die Liebe zwischen Gleichgeschlechtlichen erstmals akzeptiert, welches uns allen den Respekt entgegenbringt, den wir seit 1969 in New York versucht haben zu erreichen. Doch noch immer gibt es Personen wie den Dekan Schunck, deren Ansichten darauf verweisen, dass Homosexualität ein gesellschaftliches Phänomen, also eine heilbare, seelsorgerisch begleitbare Krankheit sei ? Ich frage Euch, wer von Euch, sieht seine Homosexualität als solch ein gesellschaftliches Phänomen ?

Ja es steht fest, heutzutage wird Homo-, Bi- und Transsexualität sehr viel offener diskutiert.

Herr Dekan Schunck !!! diese Präsenz in der Öffentlichkeit liegt sicher nicht daran, dass sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Lächerlichkeit preisgeben wollen, sondern daran, dass durch Veranstaltungen wie diesen CSD hier in Konstanz, auch bisher nur versteckt lebende Homosexuelle erkennen, was Normal für Sie bedeutet.

Wir rufen hiermit dazu auf, outed Euch. Ja auch Du, der vielleicht hier nur zuschaut, sich jedoch bisher noch nicht getraut hat, öffentlich zu seiner Homosexualität zu bekennen, fasse den Mut und teile dem Dekan heute und hier mit, dass der CSD noch immer eine wichtige Aufgabe hat, die Teile der Kirche wohl aufgrund von möglichen eigen Ängsten nicht verstehen können oder wollen.

Insbesondere deshalb danke ich Euch allen, die Ihr heute hier erschienen seit, dass ihr trotz der möglichen Widerstände und Probleme, die Euch am nächsten Tag auf der Arbeit, zuhause oder sonst wo in der Öffentlichkeit bevorstehen könnten, hier zum CSD gekommen seit. Dafür bekommt ihr von uns beiden einen Applaus.

Liebe an allen Ufern wird leider in Konstanz und in vielen anderen Landkreisen von Baden- Württemberg noch immer unterschiedlich behandelt. Ja während die heterosexuellen Paare im feierlichen Rahmen des Standesamtes ihr Liebe unter dem staatlichen Siegel beurkunden lassen können, ist es Schwulen und Lesben nur beim Landratsamt möglich.

Wir können gesetzlich auf viele Erfolge zurückblicken. Aber was ist mit der Akzeptanz, dem Respekt, den wir hier in der Provinz, hier am Bodensee, hier in Konstanz tagtäglich erfahren ?

Und es geht hier beim CSD in Konstanz um mehr, nicht nur um die Frage des Respekts. Wir müssen deutlich zeigen, dass es uns hier in der Provinz gibt.
Es gibt sie, in jeder noch so kleinen Gemeinde gibt es Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben und leben, die ganz normal sind. Am Donnerstag wurde in einem Vortrag von Julika Funk im Rahmen der CSD Kulturwoche der Frage nachgegangen: Wie normal wollen wir sein ? Und ja, ich kann sagen, ich bin normal.

Ja auch ich bin normal. Und sicher seht Ihr Euch, egal ob heute bunt verkleidet oder vielleicht auch bunt entkleidet, wir alle sind irgendwie normal. Normal, so wie unsere Eltern, normal so wie unsere Nachbarn, normal wie diejenigen, die heute kopfschüttelnd an uns vorbeizogen. Wir sind es, ja wir sind eine Minderheit, aber wir sind normal.

Stefan, vielleicht darf ich kurz unseren OB Horst Frank zitieren, der in seinem Grußwort mitteilt: „Wir alle sollten für mehr Toleranz, Akzeptanz und Respekt gegenüber uns anders erscheinenden Lebensformen und Lebenseinstellungen werben.“ Ja es geht darum, dass wir so behandelt werden wollen, wie es auch der gemeine Heterosexuelle erwartet.

Wir fordern Akzeptanz und Respekt, statt Toleranz und Gleichgültigkeit. – kurze Pause - Dies für Jeden und für Jede, egal wo auf der Welt.

Noch immer gibt es in mehr als 80 Ländern dieser, doch so zivilisiert erscheinenden Erde, tagtägliche Diskriminierung und Folterung, ja auch Todesstrafen werden noch immer aufgrund von Homosexualität vollzogen. Wo bleiben die Menschenrechte in diesen Ländern. Wir möchten auch diesen kleinen CSD dazu nutzen, die Politik aufzufordern, diese Länder unter Druck zu setzen, die Menschenrechte einzuhalten.

„Demokratie basiert auf dem Prinzip „Gleiche Rechte für Alle““- Dieses Zitat aus dem Grußwort von der Bundesvorsitzenden des Bündnis 90/ Die Grünen, Claudia Roth, möchte ich dazu nutzen, Euch alle aufzurufen, auch Eure Toleranz gegenüber Anderen, Euren Respekt gegenüber dem Nicht-Homosexuellen zu überdenken. Gleiche Rechte für Alle. Daher auch unser Motto: Gayrechtigkeit - Liebe an allen Ufern.

Es geht uns alle an. Es ist egal, wen und wie wir lieben, es ist egal ob jemand schwul, jemand lesbisch, jemand bisexuell, jemand transsexuell oder jemand heterosexuell ist. Es darf keine Unterscheidung in der Intensität der Liebe, in den zwischenmenschlichen Beziehungen geben.

Ja auch wir sagen genau wir unser OB Frank „Ja“ zur Gerechtigkeit und „Ja“ zur rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung und Gleichbehandlung.

Liebe an allen Ufern wünsche ich uns allen und ich wünsche uns einen friedlichen und gerechten Tag, der trotz bzw. gerade aufgrund aller Besinnlichkeit ausgiebig gefeiert werden soll.

Ich bedanke mich nochmals für Eure Teilnahme am heutigen CSD Südwest –CSD am See hier in Konstanz und möchte das Wort nun an unseren Schirmherrn, Herrn Oberbürgermeister Horst Frank übergeben.