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letzte Änderung: 16/08/05 19:46

Medien

Erneuter Versuch von Rechtsaussen das nadir-Archiv zu entschaerfen

16.08.2005, 19:44, nadir

Der Verein nadir.org, Betreiberin von Websiten, Mailinglisten und anderen elektronischen Services fuer die Linke, wird von Patrick M. Rogozenski, einem Anwalt aus Hamburg, wegen angeblicher Persoenlichkeitsrechtsverletzung verklagt.


Die Klage, die gleich auf Landgerichtsebene in Hamburg verhandelt wird, richtet sich gegen einen seit 1995 im nadir Online-Archiv abgelegten Artikel aus einer antifaschistischen Broschuere zu rechten Hochschulgruppen in Hamburg(1). Patrick M. Rogozenski wird in diesem Aufsatz als Mitglied der neurechten Hochschulgruppe 146 genannt. Ausserdem steht darin, er habe die "Junge Freiheit" abonniert und sei Mitglied des rechten "Gesamtdeutschen Studentenverbandes".

"Der Artikel, der seit rund 10 Jahren im Internet abrufbar ist, scheint Herrn Rogozenski nun, wo er eine weisse Weste als Anwalt braucht, zu stoeren", so Peter Leuchtkopf von nadir.org. Leuchtkopf weiter: "Anstatt jedoch deutlich zu machen, dass die Mitgliedschaft in der Gruppe 146 ein Fehler war, versucht Hr. Rogozenski das politische Engagement der rechten Gruppe zu verharmlosen. Dies deutet auf eine unveraenderte politische Einstellung hin."

Patrick Rogozenski, der auch schon mal fuer das "Ostpreussenblatt" ein revisionistisches Buch aus dem rechtsextremen MUT-Verlag rezensierte, geht in seiner Klageschrift in keiner Weise darauf ein, dass die Gruppe 146 beste Verbindungen zur militanten rechtsextremen Szene hatte, wie selbst Christian Worch in "Spiegel Reporter" zugab (2). Fuer Rogozenski geht es nur darum, den haesslichen Eintrag im Internet wegzuklagen. "Er uebersieht dabei jedoch den Unterschied zwischen einem archivarischen Artikel und aktueller Berichterstattung", so Leuchtkopf von nadir.org. Denn es ist der Indexierungsdienst Google, der den bei nadir archivierten Artikel an prominenter Stelle reproduziert. Google ist jedoch insgesamt wesentlich juengeren Datums als der bei nadir.org archivierte Artikel. Schon allein deshalb kann nadir.org nicht fuer Treffer bei Google verantwortlich gemacht werden. Auch ist der archivarische Charakter des inkriminierten Artikels eindeutig bereits in der URL erkennbar: www.nadir.org/nadir/archiv/... Schon einmal wurde versucht, nadirs Archiv zu entschaerfen: Jost Berstermann klagte vor dem Landgericht Berlin gegen nadir e.V. und verlor(3). Der heutige Manager Berstermann wollte seine frueheren Aktivitaeten bei einigen rechten und rechtsextremen Organisationen aus dem WWW gestrichen haben. "Was ist ein Archiv wert, wenn darin jeder herumpfuschen kann?" fragt Leuchtkopf von nadir.org. "Der Wert eines Archivs besteht grundsaetzlich in seiner Unbestechlichkeit. Archivarische Dokumente gehoeren nicht angetastet."

Der erste Verhandlungstag ist fuer den 26.8.2005, 10 Uhr, Raum 833, Ziviljustizgebäude Sievekingplatz 1, festgelegt. Nadir.org freut sich ueber Berichterstattung zum Prozess. Wir sind ueber nadir@nadir.org per Email zu erreichen. Eine Pressemappe mit den relevanten Texten auf Papier senden wir bei Interesse gerne zu. Es gibt eine Mobilnummer, unter der Sie es gern probieren koennen: 0170/1067169.

nadir.org am 12.8.2005

1) www.nadir.org/nadir/archiv/Antifaschismus/Organisationen/Hochschulgruppen/AI146.html

2) Spiegel Reporter Nr. 10, Oktober 2000.

Zitiert in:
http://www.burks.de/forum/phpBB2/viewtopic.php?t=2975

3) www.nadir.org/nadir/selbst/begruendung.pdf