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ZPR-Mitarbeiter im unbefristeten Streik

22.03.2006, 12:51, Südkurier 22.03.'06

Arbeitskampf | ZPR | Streik ver.di | Reichenau | Marburger Bund

Verdi und Marburger Bund rufen zu Arbeitsniederlegung auf - Notdienstvereinbarung zur Versorgung der Patienten


Reichenau (awi) Zu einem unbefristeten Streik hat Verdi gestern die Mitarbeiter des Zentrums für Psychiatrie Reichenau (ZPR) aufgerufen. Bei der Frühschicht sind rund 100 Mitarbeiter dem Aufruf gefolgt, darunter zirka 20 Ärzte. Vor allem die Angst vor Stellenabbau in Folge einer Verlängerung der Arbeitszeit hat die Beschäftigten zur Arbeitsniederlegung veranlasst. 7,5 Arbeitsstellen seien bereits weggefallen, 40 könnten noch weggekürzt werden, so eine Befürchtung. Aber auch Einbußen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld wollen sich die Mitarbeiter nicht bieten lassen.

Der Marburger Bund hatte die Ärzte des Landeskrankenhauses bereits am Montag zum Streik aufgerufen. Nachdem die Geschäftsführung des ZPR aber eine Notdienstregelung eingefordert habe, die eine Regelversorgung wie während der Urlaubszeit vorsah, hätte dies einen Streik absurd werden lassen. Der Geschäftsführer Hans-Jürgen Seelos wehrte sich in einer Pressemitteilung gegen die "Diffamierung der Arbeitsbedingungen für Ärzte" in seiner Klinik. Die Basis der Ärzteschaft, also die Assistenzärzte in Weiterbildung und Fachärzte, verdienten im Durchschnitt bei einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden etwa 3500 bis 4000 Euro brutto monatlich. Bereitschaftsdienste würden dem Tarifvertrag gemäß vergütet - laut Seelos "eine absolut gerechte Bezahlung". Anders sehen dies Ärzte des ZPR, die sich mit Klinikärzten solidarisch zeigen. "Wir fordern nur das zurück, was uns schon weggenommen wurde", sagt der Arzt Peter Kremer mit Blick auf die Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Er rechnet vor, dass Assistenzärzte an Uni-Kliniken nach einer 50- bis 60-Stunden-Woche 1400 bis 2000 Euro netto verdienten. "Wir wollen vor allem die Qualität hier sicherstellen", begründet Personalratsvorsitzender Peter Semrau den Streik. Jeder im ZPR habe ein Interesse daran, dass die Patienten gut versorgt werden. Wie aber solle dies mit weniger Personal möglich sein, fragt Semrau. Eine Notdienstvereinbarung werde während des Streiks die Behandlung der Patienten "weit über die eines Wochenenddienstes hinaus" sichern. Ärzte und Pfleger hätten die Patienten über ihre Anliegen aufgeklärt. Heute Mittag weisen die Streikenden in einer Demonstration vom Benediktiner- zum Augustinerplatz auf ihre Situation hin.



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