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Unten Bier und oben Bildung

25.03.2006, 20:17, Südkurier 23.03.'06

Bildung | Wahlen | Landtagswahlen | Singen | Hegau-Gymnasium | Attac | SMV | Gewerkschaftsjugend

Rund hundert Zuhörer fanden den Weg zur Podiumsdiskussion "Jugend fragt" ins Hegau-Gymnasium. Die Schülermitvertretungen der Gymnasien, Attac und die Jugendorganisation der Gewerkschaften wollten den Landtagskandidaten im Wahlkreis Singen/Stockach auf den Zahn fühlen.


Singen - Der Wahlkampf begann in der Aula des Hegau-Gymnasiums schon vor der Podiumsdiskussion. Die Grüne Jugend hatte Bier im Angebot, "Oettinger-Bier". Sie bewarben es auf Plakaten mit dem Spruch: "Lieber Oettinger trinken, als Oettinger wählen". Aber nicht nur die Grünen hatten ihr Wahlkampfsortiment ausgepackt, auch die Jugendorganisationen Jusos, Junge Union, Vertreter von Attac und Verdi waren mit Ständen vertreten.

Mit den Worten: "Wir hoffen, dass sich die Kandidaten ordentlich fetzen", leitete Moderator Michael Vollmer die Diskussion auf dem Podium ein. Vollmer hatte Platzvorteil, er ist Lehrer am Hegau-Gymnasium. Als Kandidaten angetreten waren Veronika Netzhammer (CDU), Claudia Weber (SPD), Thomas Bosch (FDP), Anne Mühlhäußer (Bündnis90/Die Grünen) und Stephan Schleuter (WASG). Auf dem Podium waren alle Stühle besetzt. Nicht so bei den Zuhörern. Nur knapp 100 Besucher hatten den Weg in die Aula gefunden.

Die, die gekommen waren, meldeten sich aber auch zu Wort. Während CDU-Kandidatin Veronika Netzhammer die Bildungspolitik des Landes hoch hielt, kritisierte eine Zuhörerin die ausgefallenen Schulstunden. Netzhammer blieb dabei, der Erfolg der Baden-Württembergischen Schüler gebe dem Kurs der Landesregierung Recht. Bundesweit habe man die geringsten Schulabbrecherzahlen und die beste Integration von Schülern mit Migrationshintergrund. Auch die Struktur des Schulsystems habe sich als richtig erwiesen.

Diese Sichtweise teilten nicht alle auf dem Podium. Anne Mühlhäußer von den Grünen berichtete von Müttern in Konstanz, die den ausgefallenen Unterricht übernommen hätten. Claudia Weber setzte für die SPD einen Schwerpunkt: "Wir müssen früher bei der Sprachförderung ansetzen und zwar ab dem dritten Lebensjahr." Für FDP-Kandidat Thomas Bosch beginnt die Bildung im Kindergarten: "Dort brauchen wir Sprachtests." Stephan Schleuter (WASG) machte sich alte Forderungen zu eigen: "Kleinere Klassen und Lernmittelfreiheit."

Beim Thema Kernenergie forderte Veronika Netzhammer "Pragmatik statt Ideologie". Der Wegfall der Kernenergie durch die frühzeitige Abschaltung der Atomkraftwerke könne nicht kompensiert werden. "Grüne und SPD werden umfallen", meinte sie zum geplanten Atomausstieg. Klar, dass Anne Mühlhäußer und Claudia Weber eine andere Meinung vertraten. Weber: "Der Ökostrom steht an der Schwelle zur Wirtschaftlichkeit."

Beim Streitthema Studiengebühren, die in Baden-Württemberg schon beschlossene Sache sind, deuteten die Reaktionen des Publikums darauf hin, dass sie mit dem Kurs der Landesregierung nicht einverstanden waren. Überhaupt erhielten die Oppositionsvertreter in der Aula des Hegau-Gymnasiums mehr Applaus als die Regierungsparteien.

Die Reaktionen des überwiegend jugendlichen Publikums am Ende der Veranstaltung waren eher verhalten. "Die Kandidaten haben ihre Parteiprogramme schön vorgestellt, allerdings wurde viel um den heißen Brei herumgeredet", sagte Maximilian Tannert, der bereits studiert. Maria Carnevale und Matthias Wanner, die gerade ihr Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Singen machen, teilten seine Meinung. Positiv bewerteten alle drei, dass man die Kandidaten auch mal live erleben konnte. Sie sagten auch, warum: "Die wirken ganz anders als auf den Wahlplakaten."

Von Toni Schell


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