Tübinger Studis besetzen Schloss
08.07.2006, 12:35, Die BesetzerInnen
Bildung
| Tübingen
| Besetzung
Seit Freitag circa 18:30 ist in Tuebingen das Schloss Hohentuebingen von rund 300 Studierenden, SchuelerInnen und AktivistInnen besetzt.
Im Anschluss an eine Vollversammlung gegen Studiengebuehren hatte sich ein spontaner Demonstrationszug zum Marktplatz gebildet. Dieser muendetet schliesslich unter dem Ruf "Auf zum Schloss! Auf zum Schloss!" im Sturm auf das Schloss und dessen Besetzung. Die Besetzung dauert bis auf Weiteres an.
Mit der Besetzung wollen die Besatzerinnen gegen die Oekonomisierung der Bildung protestieren und ihre Solidaritaet mit anderen Protestaktionen gegen Sozial- und Bildungsabbau zeigen. Sie haben konkrete Forderungen an die Universitaetsleitung, die Landes- und Bundesregierung aufgestellt. Ein Treffen mit der Universitaetsleitung, bei denen die Forderungen an den Rektor Herr Schaich, Kanzler Herr Rothfuss und Vizekanzler Matthes herangetragen werden sollten, wurde von deren Seite bislang verweigert.
Fuer Anfragen und Besuchsankuendigungen steht das Pressetelefon der BesetzerInnen unter der Nummer 017623509814 zur Verfuegung.
Die Forderungen im Wortlaut:
- "Unsere Forderungen im Konkreten an die Universitaetsleitung Tuebingen sind:
- Eine oeffentliche Distanzierung von den bereits beschlossenen Studiengebuehren und deren Boykott durch die Universitaet
- Eine Stellungnahme gegen die Umstrukturierung des Hochschulwesens nach oekonomischen Verwertungskriterien, und damit einhergehendem Leistungs- und Effizienzdruck (z.B.: Stellenstreichungen, Umstellung auf Bachelor/Master)
- Ein oeffentlicher Aufruf zum Protest gegen Studiengebuehren
- Oeffentliches Eintreten fuer die Demokratisierung der Hochschule und die Neubildung verfasster Studierendenschaften
- Garantierte Straffreiheit fuer alle BesetzerInnen
Desweiteren stellen wir im Rahmen unserer Besetzung weitere Forderungen an die Universitaet Tuebingen:
- Ermoeglichung eines barrierefreien Studierens durch die Anpassung der universitaeren Einrichtungen an die Beduerfnisse der Menschen mit Behinderung
- Aufhebung des Hausverbots an universitaeren Gebaeuden bzw. der Neuen Aula fuer die beiden „Tortenwerfer“
- Rueckgabe des „Clubhauses“ in studentische Selbstverwaltung
- Umsetzung der Senatsbeschluesse bezueglich des Verbots des „Farbentragens“ an der hiesigen Universitaet
- Einberufung einer unabhaengigen HistorikerInnenkommission zur Erforschung der Universitaetsgeschichte bezueglich der Verflechtungen in die deutsche Kolonialgeschichte, denen waehrend des Nationalsozialismus und deren Kontinuitaeten
- Solidaritaetserklaerung mit der LU 15 und Aufforderung an das Studentenwerk, die Raeumungsklage zurueckzunehmen und dem Verkauf an die BewohnerInnen zuzustimmen
Unsere Forderungen an das Land Baden-Wuerttemberg:
- Ruecknahme des bereits beschlossenen Gesetzes zur Einfuehrung von Studiengebuehren
- Einfuehrung verfasster Studierendenschaften im Rahmen einer weitergehenden Demokratisierung des Hochschulwesens
- Einfuehrung eines Schulsystems, das Chancengleichheit und tatsaechliche Mitbestimmung garantiert
Unsere Forderung an die Bundesregierung:
- Neuverhandlung des Hochschulrahmengesetzes
Ausserdem moechten wir sowohl die Universitaet Tuebingen, als auch das Land Baden-Wuerttemberg darauf hinweisen, dass wir uns den Freiraum im Schloss Hohentuebingen fuer Selbstorganisierung und weitere politische Arbeit so lange nehmen, bis das Gesetz zur Einfuehrung von Studiengebuehren zurueckgenommen wird.
Die BesetzerInnen“
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