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Gegen Antisemitismus im Kino und anderswo!

29.09.2006, 22:52, antifaschistischer Freundeskreis

Antifa | Konstanz | Medien

Das Flugblatt wurde am 28.09.06 anlässlich der Vorführung des Films "Paradise Now" im Zebra Kino verteilt. amnesty international hat den Film mit einer sehr guten einführung begleitet, die ein kritisches und nicht einseitig propalästinensisches bild auf die praxis der selbstmordattentate warf.


Das Zebra-Kino zeigt heute den Film „Paradise Now“. Er erhielt auf der Berlinale den Preis für den besten europäischen Film, den Publikumspreis sowie den Amnesty International-Filmpreis: "Ein Film, der zur Auseinandersetzung zwingt, ohne belehrend zu sein. Ein Plädoyer dafür, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann."

MITNICHTEN!

An etlichen Stellen werden im Film unwidersprochen antisemitische Stereotypen benutzt: Der Brunnenvergifter, die vaterlandslose, für Geld zu allen Schandtaten bereite jüdische Krämerseele usw. Dieser Film verharmlost und legitimiert die Ermordung unschuldiger Menschen durch Selbstmordattentäter, deren mörderische Handlungen noch immer als Verzweiflungstaten entschuldigt und deren zahlreiche Opfer verschwiegen werden. Laut wikipedia haben in den Jahren 2000 bis 2005 sechshunderteinundvierzig Menschen ihr Leben durch Selbstmordattentate der Hamas, der Al-Aqsa-Brigaden und des Palästinensischen Islamischen Jihads verloren, ca. 5000 Menschen wurden verwundet.

„Paradise Now“ zeigt die Opfer der Anschläge nicht. Er zeigt Verständnis für die Täter. Der Regisseur des Films Hany Abu-Assad erklärte in einem Interview: „Die Selbstmordanschläge sind eine Folge der Unterdrückung, die zuerst aufhören muss. […] Ich bin gegen die Tötung von Menschen, und ich will das stoppen. Aber ich verurteile die Selbstmordattentäter nicht. Für mich ist das eine sehr menschliche Reaktion auf eine extreme Situation.“ (zitiert nach: www.quantara.de)

„Paradise Now“ konstruiert mit einigem filmischen Raffinement eine absolut binäre Realität: Die Israelis werden als Täter, die Palästinenser als Opfer dargestellt. Nicht ansatzweise wird versucht, der komplexen historischen, sozialen und politischen Dimension des Konflikts im Nahen Osten gerecht zu werden. Die Weigerung, dies zu tun, wird mit dem Vorwand begründet, die palästinensische „Sicht der Dinge“ herzeigen zu wollen.
Auch von einer „palästinensischen Sicht“ erwarten wir als AntifaschistInnen, sich grundsätzlich gegen Antisemitismus und Selbstmordattentate auszusprechen !
Der Film tut dies nur vordergründig; Khaled, der sich gegen das Attentat entscheidet, erscheint als verweichlichter Loser, als einer, der „es nicht gebracht hat“. Said hingegen, der sich schließlich in die Luft sprengt, erscheint aufgrund seiner konsequenten Haltung als derjenige der beiden, der „das Richtige“ getan hat. Jede Alternative zu Selbstmordattentaten wird im Film als untauglich verworfen.

Die einseitigen Schuldzuweisungen gegen Israel und seine Bevölkerung, die in dem Film geäußert werden, zielen bewusst darauf, die Opfer der Selbstmordattentate aus dem Fokus zu nehmen, um jedes Mitgefühl mit ihnen zu vermeiden. „Israel“ erscheint im Film als monolithischer Block, jeder sozialen, politischen oder gesellschaftlichen Dimension entkleidet.
Die jüdischen Israelis werden nicht als Menschen dargestellt; sie erscheinen aus der Ferne als Exponenten (Grenzbeamte, Siedler, Soldaten) der israelischen Besetzung.

Um eines klarzustellen: Wir verschließen unsere Augen nicht vor dem Leiden, das die Konfliktparteien im Nahen Osten verantworten.

Wir verwahren uns aber entschieden dagegen, sich mit dem Thema von einer einseitigen und verkürzten Sichtweise aus zu befassen.

Wir wehren uns gegen jede Art von Antisemitismus und Rassismus, aber auch gegen jede Art von einseitiger „Solidarität“ mit identitätsbildenden Vehikeln wie dem palästinensischen „Volk“!

einige leute vom antifaschistischen freundeskreis


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