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Startseite Zurück | letzte Änderung: 15/02/07 13:28 |
An der Universität Konstanz ist eine Bachelor-Arbeit (früher: Magister-Arbeit) im Fach Geschichte über die Konstanzer Stadtzeitung Nebelhorn entstanden.
Zur Rubrik Nebelhorn bei Linksrhein: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/linksrhein/archiv/nh/index.htm
Bei der Lektüre der Arbeit fallen einige Dinge auf.
Der Autot hat einige wirklich sehr leicht zu findende Literatur nicht verarbeitet. Da wäre das Standardwerk von Stamm: Alternative Öffentlichkeit von 1988 und die Doktorarbeit von Gottfried Oy, Die Gemeinschaft der Lüge (Münster 2001).
Die Orientierung an oral History bringt natürlich das methodische Problem, dass die Aussagen der männlichen Macher nicht hinterfragt werden. Und so nur Vertreter der Richtung befragt werden, die eine gewisse Professionalisierung vorantrieben und diese auch halbwegs in beruflichen Erfolg ummünzen konnten. Die Macher tragen dann auch die in der Zeitgeschichtsschreibung derzeit so in Mode stehende Großerzählung weiter, die neuen sozialen Bewegungen hätten doch zu mehr Liberalität in der Bundesrepublik geführt, und als diese erreicht war (da wird sich dann schon gestritten, wann das war, aber dass es passiert ist, ist unstrittig), hatte sich das auch alles erledigt.
Würde man die Entwicklung des Nebelhorn in einer grösseren Kontext stellen (und dies ist leider nicht geschehen), könnte man schon diskutieren, ob die neuen sozialen Bewegungen nicht Teil einer nachholenden Modernisierung der bürgerlichen Trutzburg Konstanz waren. Hier gibt es nebenbei interessante Parallelen zu Zürich, wo Thomas Stahel in seiner Arbeit über die wohnpolitischen Bewegungen in Zürich (www.wonige.ch) schreibt, dass die radikale Jugendbewegung der 1980er in Züri erst die kulturelle Vielfalt geschaffen hat, die es dann auch ermöglicht hat, Zürich zur postfordistischen Global City zu transformieren, deren Lebensqualität für die mobilen DienstleistungsarbeiterInnen stimmig war.
Trotz dieser Kritiken, ein Lob für diese Arbeit....
Zuerst ist es natürlich sehr erfreulich, dass die Geschichte des Nebelhorn und damit auch eine Geschichte der sozialen Bewegungen in Konstanz mit wissenschaftlichem Zugang neu erzählt wird.Leider schöpft die vorliegende Arbeit kam das Potential eines solchen Unterfangens aus. Mir ist aufgefallen, dass der Autor kaum mit dem Medium "Nebelhorn" an sich arbeitet. Eine genaue Lektüre und Auswertung der verschiedenen Artikel fehlt völlig: Was ist "alternativ", was ist "anders" an den jeweiligen Artikeln? Wie sind sie sprachlich gestaltet, aus welcher Perspektive schreiben sie, welche Kontexte stellen sie hier, wie reflektieren sie politische und soziale Prozesse und Themen der Zeit? Diese höchst lohnenden Fragen werden nicht gestellt, statt dessen werden z.T. völlig unkommentiert lange Interviewpassage mit den vier Befragten (nur Männer)widergegeben, ohne deren Postitionen kritisch zu hinterfragen.
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