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letzte Änderung: 10/04/07 23:55

Antifa

Trotz Überfall durch Neonazis positive Bilanz ...

10.04.2007, 23:54, VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz

... bei Konstanzer Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland". Eine Erklärung der VVN zur Ausstellung und dem Angriff durch Neofaschisten.


Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Horst Frank wurde vom 12. bis 24. März 2007 im Konstanzer Bürgersaal die Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland" gezeigt. Die Ausstellung wurde von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und der IG Metall erarbeitet und ist derzeit als Wanderausstellung in weiteren Städten Deutschlands unterwegs.

Insgesamt haben 885 Konstanzer Bürgerinnen und Bürger die Ausstellung in diesem Zeitraum besucht. 468 Personen kamen zur Ausstellung, 317 Personen besuchten darüber hinaus die Veranstaltungen des Rahmenprogramms im Bürgersaal. Besonders erfreulich war das Interesse von vier Schulklassen mit insgesamt rund 100 Konstanzer Schülerinnen und Schülern, die mit ihren Lehrern und Lehrerinnen an Führungen durch die Ausstellung teilnahmen.

Der Inhalt der Ausstellung zeigt, dass in der Bundesrepublik Deutschland Menschen beschimpft, bedroht, zu Tode getreten oder bei lebendigem Leibe verbrannt werden, weil sie als Fremde oder Andersdenkende gehasst werden - über 140 Todesopfer hat die neofaschistische Gewalt seit 1990 bereits gefordert. Die Ausstellung will dazu beitragen, dass diese Bilder nicht auf Dauer zum deutschen Alltag gehören. Sie will über Ideologie und Praxis des Neofaschismus informieren. Sie will die Ursachen für die Ausbreitung rassistischen, antisemitischen, nationalistischen und militaristischen Denkens und Handelns benennen.

Die Ausstellung wurde von einem sehr interessierten Besucherkreis durchweg positiv aufgenommen. In zahlreichen Gesprächen wurde ein konsequenteres Vorgehen von Politik und Justiz gegenüber Neofaschisten und ihren Organisationen gefordert. Unter den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung waren neben dem Oberbürgermeister Horst Frank auch Mitglieder von Stadtverwaltung, Gemeinderat und Kreistag. Auch hier wurde in Gesprächen die Notwendigkeit betont, aktiv gegen Neonazis auch in Konstanz und der Region vorzugehen.

Überschattet wurde der Ablauf der Ausstellung durch einen Überfall am Abend des 16. März von 25 bis 30 vermummten Neonazis auf eine Podiumsdiskussion von Konstanzer Schülerinnen und Schülern. Kurz vor Veranstaltungsbeginn versuchte die Gruppe der Neofaschisten gewaltsam in den Konstanzer Bürgersaal einzudringen. Veranstalter und Besucher konnten den Angriff durch Zuhalten des Eingangs bis zum Eintreffen der Polizei aufhalten. In diesem Zusammenhang begrüßt die VVN-BdA den schnellen Einsatz der Polizei am Abend des 16. März zum Schutz der Podiumsdiskussion. Diesem schnellen Eingreifen ist es zu verdanken, dass bei dem Angriff von Rechtsradikalen keine Personen ernsthaft zu Schaden kamen. Die historische Tür des Bürgersaals wurde hingegen eingetreten. Die Polizei nahm 11 der Angreifer fest. Es handelt sich dabei um der Polizei bekannte Neofaschisten, vorwiegend aus dem Raum Singen und Engen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren. Im Verlauf des weiteren Abends tauchten zahlreiche Flugblätter der NPD im Stadtgebiet, beispielsweise an parkenden PKWs auf dem Stephansplatz, auf.

Am letzten Ausstellungstag versuchten sich abermals fünf Neofaschisten aus Friedrichshafen Zutritt zur Ausstellung zu verschaffen. Nachdem diese von den Veranstaltern des Saales verwiesen wurden, verteilten auch diese Flugblätter der NPD im öffentlichen Bereich vor dem Bürgersaal. Diese inhaltliche Identifikation zwischen neofaschistischen Schlägern und der rechtsradikalen NPD ist durchaus bemerkenswert.
Die Kreisvereinigung Konstanz der VVN-BdA empfindet diese Übergriffe von Neofaschisten auf die Ausstellung als unerträglich und schockierend. Mit solchen Methoden sollen Angst und Schrecken verbreitet und Menschen bei ihrer Meinungsäußerung und ihrem Widerstand gegen Neofaschismus eingeschüchtert werden.
In schockierender Art machen die Vorfälle die Aktualität der Ausstellung deutlich. Sie zeigen, dass nicht nur in der Region Bodensee-Oberschwaben und Friedrichshafen, sondern auch im Landkreis und in der Stadt Konstanz eine aktive und gewalttätige neofaschistische Szene existiert und diese nicht unterschätzt, verharmlost oder ignoriert werden darf.

Den Neofaschisten muss deshalb ein breites politisches und gesellschaftliches Bündnis und die Zivilcourage eines jeden Einzelnen entgegengesetzt werden.
Die VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz bereitet derzeit einen Aufruf gegen Neofaschismus vor, der ein klares Signal gegen Neofaschismus in unserer Region setzen soll.

Die Konstanzer Veranstalter unter der Koordination der VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz und einem örtlichen Bündnis aus IG Metall, DGB, ver.di Jugend sowie der Unterstützung von Freies Radio Konstanz, Contrast, Weltladen Konstanz, Solid Konstanz und Antifaschistischer Freundeskreis werten die Ausstellung als Erfolg. Ein Katalog mit einer kompletten Dokumentation der Ausstellung sowie weitere Informationen sind über www.vvn-bda.de sowie unter info@vvn-konstanz.de erhältlich.