Partei des Demokratischen Sozialismus/Linke Liste (PDS/LL)
Leben in Konstanz:
Sozial und solidarisch – Statt Marketing
"Sozial und solidarisch" – das ist eine zentrale Leitlinie der Politik
der PDS. Von diesen Grundsätzen läßt sich die Partei des
demokratischen Sozialismus nicht nur in der "großen" Politik in
Bund und Land leiten, sie gelten auch und gerade für die Kommunalpolitik.
Denn auf Ebene der Kommunen fallen zahlreiche Entscheidungen, die für
die Bevölkerung von großer Bedeutung sind. Dazu gehört
beispielsweise die Versorgung mit unverzichtbaren Leistungen wie Wasser, Strom
und Gas. Der Verkehr zählt dazu genauso wie Kindergärten, die
medizinische Versorgung und die Bereitstellung sozialer Leistungen. Auch
über die Ausstattung mit Sportstätten und Kultureinrichtungen, die ja
für die Lebensqualität in der Stadt wichtig sind, entscheiden die
Stadtverwaltung und der Gemeinderat.
Die Diskussion um diese Fragen ist in Konstanz – wie in anderen Städten
und Gemeinden auch – geprägt von den Interessen der wirtschaftlich
Mächtigen und ihrer Repräsentanten in Parteien und Verbänden. Das
im Juli diesen Jahres einstimmig verabschiedete "Leitbild der Stadt
Konstanz" macht diese Dominanz mehr als deutlich. Erstellt wurde es nicht
etwa von den gewählten VertreterInnen der BürgerInnenschaft sondern
unter der Federführung einer privaten Marketinggesellschaft und
maßgeblicher Mitarbeit von Vertretern aus Industrie, Handel und Banken.
Zentraler Begriff in dieser "Navigationshilfe" (OB Frank) für
die nächsten zwei Jahrzehnte Konstanz Stadtentwicklung ist das
"Stadtmarketing". Kommunalpolitik in Konstanz soll sich danach
künftig noch stärker daran orientieren, daß optimale Bedingungen
für die Wirtschaft geschaffen werden. Alle Maßnahmen sollen dem Ziel
dienen, die Interessen des einflußreichen Einzelhandels einerseits und der
High-Tech-Industrie andererseits zu fördern. Und: Kommunalpolitik soll sich
strikt an den Gesetzen des Marktes orientieren. Leistungen die nicht profitabel,
sind, müssen zurückgefahren oder ganz gestrichen werden. So ist es nur
folgerichtig, wenn Themen wie Armut, Wohnungsnot, Obdachlosigkeit,
AusländerInnen und Flüchtlinge überhaupt nicht vorkommen.
Wenn dieses Konzept umgesetzt wird, dann hat es für all diejenigen
Konstanzer Bürgerinnen und Bürger nichts gutes zu bedeuten, die wenig
oder kein Geld haben und deshalb besonders auf soziale und kulturelle kommunale
Leistungen angewiesen sind. Seit Jahren wächst die Kluft zwischen Arm und
Reich in unserem Land; einer wachsenden Zahl von "Besserverdienenden"
steht eine noch schneller zunehmende Anzahl von Armen gegenüber. Diese
Entwicklung – Folge einer von der Kohl-Regierung betriebenen und jetzt von Rot-
Grün fortgesetzten Politik der Förderung der Konzerne und des Abbaus
sozialstaatlicher Elemente – hat schon in der Vergangenheit zu empfindlichen
Kürzungen kommunaler Leistungen geführt. Sie wird sich, sollte der
"Stadtmarketing-Prozeß" umgesetzt werden, noch einmal
beschleunigen. Der zahlungskräftigen Klientel der Besserverdienenden bietet
man Einkaufs- und Kulturmeilen, die "Modernisierungsverlierer" werden
durch die Rückführung "unprofitabler" Leistungen noch mehr
verlieren.
Deshalb wollen wir uns einmischen.
Die PDS/Linke Liste will mit ihrer Kandidatur zu den Gemeinderatswahlen einen
Beitrag dazu leisten, daß die sozialen, politischen und kulturellen
Interessen der Konstanzer Bürgerinnen und Bürger, die in den
Stadtmarketings-Visionen mangels Kaufkraft nicht vorkommen, künftig
stärkere Berücksichtigung finden.
- Wir treten dafür ein, daß der Ausbau sozialer Leistungen und
Infrastruktur für Leute mit niedrigem Einkommen den Vorrang vor,
"Standort"-fördernden Prestige- und Luxusprojekten haben
muß.
- Wir lehnen das mit dem "Stadtmarketing-Prozess" eingeleitete
Vorhaben ab, immer größere Teile der kommunalen Aufgaben
marktwirtschaftlichen Kriterien zu unterwerfen und an die Stelle kontroverser,
demokratischer Auseinandersetzung Methoden der Managementtechnik zu setzen. Wir
sind auch gegen die Ausgliederung ganzer Arbeitsbereiche aus der
öffentlichen Verwaltung und Kontrolle und die Übertragung dieser
Bereiche an privatwirtschaftliche Unternehmen.
- Wir wenden uns gegen alle adminstrativen und polizeilichen Maßnahmen,
mit denen z.B. Obdachlose und Punks aus der Stadt vertrieben werden sollen. Die
Armut muß bekämpft werden, nicht die Armen. Wir fordern einen
Gebührenstopp. Kommunale Abgaben und Tarife dürfen nicht noch weiter
steigen. Billige Sondertarife für große Unternehmen müssen
zurückgefahren, bei der künftigen Tarifgestaltung muß
stärker sozial gestaffelt werden.
- Wir setzen uns für Maßnahmen gegen die vielfältige
Diskriminierung ein, der Mitbürgerinnen und Mitbürger ohne deutschen
Paß auch in Konstanz ausgesetzt sind.
- Und wir treten – angesichts der Tatsache, daß die Bundesrepublik einen
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg geführt hat – dafür ein,
daß Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung
künftig eine größere Rolle in der hiesigen Kommunalpolitik
spielen.
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