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Holtzbrincks Südkurier
Der Stoff, aus dem die Zeitung istViel hat sich getan, seit Dieter von Holtzbrinck im November 1979 seinen millionenschweren Stiefel in die Tür zur Südkurier GmbH geschoben hat. Seither rumort es in dem Heimatzeitungsverlag; da wird gesundet, rationalisiert und umgesiedelt, werden Köpfe gerollt und Zöpfe geschnitten - alles im Dienste der Leserschaft, denn:
Nur in einem gesunden Finanzkörper wohnt ein gesunder Geist.
Von J Geiger und B. Matern Was hat sich nun eigentlich geändert bei der Heimatzeitung in diesen zweieinhalb Jahren seit dort die Leute des Stuttgarter Holtzbrinck-Konzerns das Sagen haben? Auf Fragen zur Entwicklung der Südkurier-Gruppe, zur Lage der Beschäftigten und den weiteren Plänen der Unternehmensleitung wollten wir Antworren aus erster Hand. Doch unsere Versuche mit Pierre Gerken ins Gespräch zu kommen, Holtzbrincks kaufmännischer Geschäftsführer und damit die Nummer eins beim Südkurier, erwiesen sich als merkwürdig schwierig. Mal war der Finanzchef in einer Sitzung dann wieder im Ausland oder einfach nicht im Hause; einmal gar scheiterte die Kontaktaufnahme an seiner Chefsekretärin, die Urlaub genommen hatte. Als wir den vielbeschäftigten Mann darm doch noch an die Strippe bekamen, zeigte er sich wortkarg:
Bekannt sei ja, daß das Unternehmen "im Aufbruch ist"; Warum? Nun, kIar sei, daß jedes Produkt Für die zeitungslesende Einwohnerschaft des Landkreises Konstanz war die per Grundgesetz verordnete und von Politikern stets gepriesene Pluralität des Pressewesens eigentlich nie so recht ein
Thema: Es hat sie seit einem halben Jahrhundert nicht gegeben. Man hat sich seit Jahrzehnten an den Umgang mit einer Monopolzeitung gewöhnt, die Wahl zwischen Nichtwissen und Halb-Informiert-Sein ist längst keine Qual mehr, nur noch müde Gewohnheit. Über die Probleme, die eine zunehmende Konzentrierung der Presse in den Händen immer weniger mit sich bringt, machten sich andere Gedanken, Zeitungsleserlnnen in den Ballungsräumen zum Beispiel. Immerhin müssen sich mittlerweile die Bewohnerinnen von 34 der 65 Großstädte der BRD mit einer Tageszeitung begnügen. 1954 gab es 85 Landkreise mit nur einer Tageszeitung 1976 waren es bereits 156. Anfang der 50er Jahre konnte man in der BRD noch 225 Vollredaktionen zählen, 1985 sind nur noch 130 übriggeblieben und diese gestalteten den überregionalen Teil von 357 Zeitungen mit 896 Nebenausgaben. Wie in anderen wirtsehaftsbereichen wurde und wird im Printmedienbereich konzentriert, kapitalisiert, rationalisiert. Ende letzten Jahres zählte die Statistik gerade noch 120 Vollredaktionen. Konkurrenzdruck, "Mantel"-Übernahmen und Aufkäufe erledigten den Rest. Mit insgesamt 304 Verlagen, so die Monopolkomission in einer Sonderauswertung der Statistik zur Pressekonzentration 1986, sei Immer mehr Unternehmen deren eigentliches Betätigungsfeld nicht im Tageszeitungsgewerbe liegt, versprechen sich Gewinne und sichern sich ein Mitspracherecht. Dazu gehört auch das Familienunternehmen Holtzbrinck. Unter den Verlagsunternehmen der BRD nimmt die Firma nach Bertelsmann, Springer, Bauer und Burda mit rund 1,5 Milliarden Mark Umsatz den fünften Platz ein. Holtzbrinck hatte sich vor allem auf dem Buch- und Fachzeitschriftenmarkt profiliert. Zur Gruppe gehören unter anderem der Deutsche Bücherbund, der Deutsche Buchclub, wichtige Verlage wie S. Fischer, Kindler und Rowohlt. Unter ihrer Regie erscheinen Zeitschriften wie »Creditreform, Wirtschaftswoche, Atomwirtschaft -Atomtechnik, Wirtschaft und Wettbewerb sowie zahlreiche Informationsdienste. ... |