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sw, Konstanz 6. November 1999

Greenpeace-Aktion Spritfresser-Polo

Benzinhungrige Fehlentwicklung

Im Rahmen der seit Mitte Oktober bundesweit laufenden Anti-Polo Kampagne der Umweltschutzorganisation Greenpeace führte die lokale Konstanzer Greenpeace Gruppe am Samstag, den 12.11.1994 vor dem VW-Autohaus Graf Hardenberg an der Wollmatinger Straße eine Verbraucherberatungsaktion durch.

Ziel dieser Aktion, bei der Flugblätter an Passanten verteilt wurden, war, potentielle Polo-Käufer über die offensichtliche ökologische Fehlentwicklung dieses Autos aufzuklären,

Der neue Polo ist nicht nur mehr als 100 kg schwerer, sondern er verbraucht mit 7,5 Litern auf 100 km im Stadtverkehr, mehr Benzin als sein Vorgängermodell. Das ist gegen jede ökologische Vernunft.

Für Greenpeace ist die Einführung dieses Modells eine ökologische Frechheit, die unerträglich ist. Nämlich angesichts der Tatsache, daß die Technologie für ein 3-Liter-Auto schon seit Jahren verfügbar ist. Bei einem Streitgespräch zwischen örtlichen Greenpeace-Aktivisten und Vertretern des Autohauses Graf Hardenberg prallten die gegensätzlichen Standpunkte aufeinander. Die Umweltschützer forderten die Autohändler auf, ihrer gesellschaftlichen und öklogischen Verantwortung gerecht zu werden und sich gegenüber der VW-Zentrale in Wolfsburg für die sofortige Markteinführung eines Sparmobils einzusetzen. In diesem Zusammenhang verwies Jürgen Röder von Greenpeace darauf, daß VW bereits 1989 einen Öko-Polo mit nur l ,7 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer entwickelt hat: dieser ging jedoch nie in Serie! Von Hardenberg-Geschäftsführer Horst Klaus Litterst wurde dies bestritten. Darauf legten die GreenpeaceR einen Zeitungsausschnitt aus der "Autobild" 1989 vor, in dem ausführlich über die Rekordfahrt dieses Wagens berichtet wird.

Zwar wurde von den Autohändlern eingeräumt, daß verbrauchsarme Autos grundsätzlich wünschenswert wären, aber vor allem gehe ihnen es darum, soviele Autos wie möglich zu verkaufen. Zum jetzigen Zeitpunkt gäbe es einfach nicht genügend Nachfrage für ein Sparmobil, da die Kunden nicht bereit seien, für ein 3-Liter Auto einen höheren Preis zu bezahlen. Stattdessen würde vor allem auf Komfort, Sportlichkeit und Sicherheit Wert gelegt. Dem hielten die Greenpeacerinnen entgegen. daß die Automobilindustrie diesen Trend mit ihrer Werbung erst hervorrufe. Außerdem wiesen die Umweltschützer darauf hin, daß sich die Markteinführungskosten des 3-Liter-Autos für den VW-Konzem auf Dauer auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht bezahlt machen würden. Denn durch diese Maßnahme könnte VW sowohl eine starke Imageverbeserung im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit ihrer umweltpolitischen Unternehmensphilosophie als auch die langfristige Marktführerschaft im Bereich der verbrauchsarmen PKWs erzielen.

"Leider scheint VW diesbezüglich seine Chance zu verschlafen", meint Greenpeace.

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen. daß ein anwesender Kunde, der sich für den neuen Polo interessierte, durch die Greenpeace-Argumente veranlaßt wurde, seine Kaufentscheidung noch einmal zu überdenken.

Zum Abschluß des Gesprächs verwiesen die Hardenberg-Händler darauf, daß sie keinen unmittelbaren Einfluß auf die Modellentwicklung des VW-Konzerns hätten. Deshalb wären sie für die Greenpeace-Anliegen die falschen Adressaten. Dem entgegnete Jürgen Röder, daß die VW-Händler durch ihre Vertreter im Aufsichtsrat von VW durchaus Einflußmöglichkeiten auf die Modellentwicklung hätten. Deshalb träfe auch sie eine Produktmitverantwortung, der sie sich nicht entziehen könnten.

Alexander Rüger