LinksRhein
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Vorstellung der
Betroffeneninitiative
Seeblättle 1/1999

Betroffenen Initiative

Ein neuer Verein stellt sich vor

Die Betroffeneninitiative Konstanz e.V. ist ein neuer Verein, der sich aus einer Obdachloseninitiative entwickelt hat. Da wir neben den Belangen obdachloser Menschen auch die Situation anderer sozial benachteiligter Leute zu verbessern versuchen, trägt der Verein zusätzlich die Bezeichnung "Liga gegen Armut, Ignoranz und Ausgrenzung von Randgruppen".

Der Sitz der B.I. befindet sich in der "Beratungsstelle für Wohnungslose", welche von der AGJ Konstanz geleitet wird (Postanschrift unten). Da der Verein aus einer Obdachloseninitiative hervorging, ist eines unserer Hauptziele die Verbesserung der Situation und die Schaffung einer politischen Lobby für Obdachlose und andere sozial Benachteiligte. Wir hoffen durch unser politisches Engagement (Gründung einer "Landesarbeitsgemeinschaft der Betroffeneninitiativen"), eine Verbesserung der Grundversorgung für sämtliche Randgruppen (Arbeitslose, Ausländer, Obdachlose, Punks etc.) zu erreichen.

Ein weiteres Ziel unseres Vereins ist es, gegen die immer massiver werdenden Vertreibungen durch private wie staatliche Ordnungshüter in Innenstädten, Bahnhöfen und Einkaufszentren vorzugehen. Da diese Platzverbote nur gegen Leute verhängt werden, welche aufgrund ihrer sozialen Situation nicht aus vollen Taschen schöpfen können und vom heutigen Konsumrausch ausgeschlossen sind, hoffen wir auf mehr Toleranz von Seiten der Bürger und Politiker, denn wir sind der Meinung, daß bettelnde Menschen auch dem Normalbürger zuzumuten sind.

Da unser Verein sehr viel mit arbeits- und obdachlosen Jugendlichen zu tun hat, wollen wir versuchen, durch Alternativen zum "normalen Tagesablauf die Kreativität dieser Leute zu fördern. Dazu bieten wir Materialien wie Speckstein, Ton, Farben etc. und das dazugehörige Werkzeug an. Leider können wir unsere Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen, da wir im Moment nur über einen Raum verfügen, welcher als Büro und zusätzlich als Lagerraum für Kleiderspenden benötigt wird. Wir hoffen, diese Situation durch laufende Verhandlungen über ein Nutzungsrecht des im Moment ungenutzten zweiten Obergeschosses des Hauses am Lutherplatz mit staatlichem und städtischem Liegenschaftsamt zu verändern.

Desweiteren planen wir einen "runden Tisch" mit Vertretern der Stadt, der Polizei, dem Sozialamt und, bei Bedarf, anderen Vereinen, um größere Probleme geminsam zu lösen. Dazu soll auch Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Infostände) beitragen, die zudem helfen soll, Vorurteile und Hemmschwellen in der Bevölkerung abzubauen.

Was ist am Laufen?

Die B.I. Konstanz e.V. und der Tierschutzverein Konstanz e.V. versuchen in einem bundesweiten Protestaufruf gegen die Deutsche Bahn AG diese dazu zu bewegen, das Wochenendticket insofern zu ändern, daß auf der Fahrkarte endlich auch Hunde akzeptiert werden. Bislang muß man zusätzlich eine extra Fahrkarte für den Hund erwerben, welche den normalen Kinderfahrpreis kostet. Dies führt dazu, daß bei längeren Reisen der Hund oft das mehrfache an Fahrtkosten hat, als sein Herrchen.

Desweiteren versuchen wir eine Verbesserung des Sozialpasses der Stadt Konstanz in zwei Punkten zu erreichen.

  1. Verbilligtes Monatsticket für Sozialpaßinhaber. Bislang ist es nur möglich, verbilligte Einzelfahrscheine zu erwerben. Will sich ein Sozialpaßinhaber aber ein Monatsticket kaufen, muß er auf das Umweltticket zurückgreifen, welches zum Preis von 55 DM für Jedermann zu bekommen ist.

  2. Verbilligte Zehnerkarten für die städtischen Bäder. Hier gilt dasselbe wie bei den Busfahrkarten, nämlich nur die Berechtigung zum Erwerb verbilligter Einzeleintrittskarten.

Im Moment sind wir mit der Planung zum Euromarsch 99 beschäftigt. Ein Teil unserer Gruppe hat sich entschlossen, am internationalen Marsch der Erwerbslosen von Brüssel nach Köln teilzunehmen. Höhepunkt dieses Marsches ist die Abschlußdemonstration am 29. Mai in Köln. Danach tagt bis zum eigentlichen EU-Gipfel, welcher am 3. und 4. Juni in Köln stattfindet, das "Europäische Parlament der kämpfenden Erwerbslosen und ungesichert Beschäftigten". Dieser Zusammenschluß aus Aktivisten (Gewerkschaftlicher, Arbeitslose, Flüchtlinge etc.) ganz Europas wird eine "Europäische Forderungscharta" ausarbeiten und verlangen, von den Regierenden empfangen zu werden.

Anschließend werden einige unserer Mitglieder an der Eurotour der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen" teilnehmen. Höhepunkt dieser Tour wird der Weltwirtschaftsgipfel am 19. Juni ebenfalls in Köln sein. Für Oktober ist in Zusammenarbeit mit der AGJ eine Fotoausstellung des Vereins "Off Road Kids" in Konstanz geplant. Diese Ausstellung, welche ausschließlich mit selbstgeknippsten Bildern obdachloser Jugendlicher zusammengestellt wurde, gibt einen Eindruck über die vom Staat vergessenen Kids der Gesellschaft. Dazu werden wir auch Schüler zur Ausstellung und Gesprächsrunden einladen. Die arbeit mit den Schulen ist ein bedeutender Punkt unserer Tätigkeit, da durch Besuch von Schülern in der Beratungsstelle und umgekehrt, von Betroffenen in den Schulen, mehr Toleranz gegenüber Bettelnden und andersaussehenden Menschen entstehen soll.

Die Betroffeneninitiative Konstanz

Kontakt:
Betroffeneninitiative Konstanz e.V.
Lutherplatz 6, 78462 Konstanz
Tel.: 07531/12863912
Fax: 07531/12863919


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