Quelle: Südkurier vom 5.9.00 | |
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Überlingen (sk) Die Kriminalpolizei Friedrichshafen ermittelt seit dem Wochenende gegen mehrere Skins wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und wegen Sachbeschädigung, in einem Fall auch wegen Körperverletzung. Beamte der Polizeireviere Überlingen, Friedrichshafen und der Bundesgrenzschutzinspektion Konstanz nahmen am Samstagabend zunächst zehn Personen vorübergehend fest, davon wurden schließlich sechs Personen in Ausnüchterungsgewahrsam genommen. Eine aufmerksame Mitbürgerin hatte die Polizei zunächst alarmiert, weil eine Gruppe von Skinheads im Überlinger Stadtgarten erheblich dem Alkohol zusprach und herumgrölte. Als die Beamten gegen 20.30 Uhr dort eintrafen, wurden die zehn Skins aufgefordert, den Platz beim Wassertretbecken sofort zu verlassen.
Gegen 22.15 Uhr erhielt das gleiche Polizeirevier von einer Polizistin, die sich bei der Bereitschaftspolizei in Ausbildung befindet und privat mit dem Zug in Richtung Markdorf unterwegs war, davon Kenntnis, dass eine Gruppe von Skinheads in einem Abteil randaliert hatte. Dabei war auch eine volle Cola-Dose durch die plötzlich geöffnete Waggontür ziellos ins Abteil geschleudert worden. Auch der sogenannte "Hitler-Gruß" war von einigen gezeigt worden, und außerdem soll eine judenfeindliche Äußerung gefallen sein. Schließlich sei ein junger Fahrgast von zwei Skins mehrmals auf den Kopf geschlagen und ihm zudem von einer weiblichen Szenenangehörigen ins Gesicht gespuckt worden.
Offenbar wollte die inzwischen erheblich alkoholisierte Gruppe das Weinfest in Bermatingen besuchen, wie es in einer Pressemitteilung der Polizei heißt. Dort nahmen Beamte alle zehn Skinheads im Alter von 16 bis 27 Jahren, darunter auch drei aus Dessau und Theißen/Sachsen-Anhalt, vorübergehend fest.
Bei einem Skin wurden mehrere Musik-Kassetten, die noch auf ihren strafbaren Inhalt hin überprüft werden müssen, sowie ein Anstecker mit Hakenkreuz beschlagnahmt. Der im Zugabteil entstandene Sachschaden wird mit mehreren hundert Mark beziffert. Wegen erheblicher Alkoholbeeinflussung und zur Verhinderung fortgesetzter Störungen der öffentlichen Sicherheit wurden sechs Skins in Ausnüchterungsgewahrsam genommen. Vier weibliche Personen wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.
Unterdessen dauern die Ermittlungen der Kriminalpolizei Friedrichshafen an. Das Opfer, das von zwei Skins während der Zugfahrt geschlagen und angespuckt wurde, ist der Polizei jedoch namentlich noch nicht bekannt. Nach Darstellung der Polizistin, die den Vorfall beobachtet hat, handelt es sich vermutlich um einen deutschen Staatsangehörigen. Der junge Mann, der am Samstagabend nach 22 Uhr mit dem Zug zwischen Uhldingen-Mühlhofen und Bermatingen unterwegs war, wird dringend gebeten, sich mit der Kriminalpolizei Friedrichshafen, Tel. 0.75.41/70.10, in Verbindung zu setzen.
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sw, 5.9.00