Johannesburg
Das ganze ist eine regelrechte Lagerarchitektur, und richtig schön wird es, wenn man es mal mit den Firmensitzen in der Innenstadt von Johannesburg vergleicht, z.B. der Chamber of Mines, die die Interessen der Minenbesitzer vertritt, oder, noch besser, mit dem der Anglo-American Corporation (so ziemlich die größte Minengesellschaft, die auch im damaligen Nord- und Südrhodesien aktiv war). Und an was erinnert uns das?
Auch hier ist alles noch da, inklusive Stacheldraht auf den Dächern.
Es gab tatsächlich einen Tanzplatz, auf dem "native dances" aufgeführt wurden. Zur Apartheidpolitik gehörte nämlich auch, dass die schwarze Bevölkerung ihre jeweilige "Stammeskultur" pflegen sollte. Nach aussen hin wurde das, genauso wie die angebliche Autonomie der Bantustans, so verkauft, dass man die Schwarzen ihre "eigenen" kulturellen Traditionen pflegen liess. In Wahrheit steckte hinter diesen zum guten Teil sicher auch von oben aus invented traditions die Absicht, erstens konservative Chiefs in die Herrschaft einzubinden ("indirect rule", ähnlich wie im britischen Kolonialsystem), und zweitens durch die Betonung der jeweiligen kulturellen Eigenheiten (und damit Unterschiede zu den jeweils anderen "Stämmen") zu verhindern, dass diese ihre gemeinsamen Interessen erkannten und sich zusammenschlossen, um diese durchzusetzen. Natürlich hat das nie richtig funktioniert; die Urbanisierung war schon viel zu weit fortgeschritten, und in den townships hatten sich schon vor der Einsetzung der Apartheid längst alle möglichen ethnischen Gruppen miteinander vermischt und eine eigene, modernisierte Kultur herausgebildet. Während der Apartheid wurden die Leute dann wieder auseinandersortiert und mit absurden "wissenschaftlichen" Tests – unter anderem dem berüchtigten Bleistifttest – jeweils bestimmten "homelands" zugeordnet. Ausserhalb dieser durften sie sich dann nur mit entsprechendem Pass bewegen, der jederzeit bei sich zu führen war – daher z.B. die Passboykotte des ANC.
Vor allem ist auch noch der compound da, in dem die schwarzen Wanderarbeiter eingepfercht wurden. Die Bedingungen waren ziemlich übel, es war eng, schmutzig und schikanös.
Viele Minen sind inzwischen stillgelegt; zwar ist noch Gold da, allerdings in so großen Tiefen, dass es nicht mehr rentabel – und mit zu vielen Risiken verbunden – ist, das Gold abzubauen. Diese spezielle hier – eine Mine der East Rand Property Mines – wurde bereits in den Achtzigern stillgelegt, und wird gerade mit Wasser vollgepumpt. Der – schwarze – Security Guard hat uns trotzdem reingelassen, und erst wieder rausgescheucht, als – weiße – Arbeiter auftauchten...
Alles ist noch da, wie es in den Achtzigern verlassen wurde:
Die Körbe fahren in ca. 1000 m Tiefe, wo der erste horizontale Schacht ist; danach geht’s aber noch weiter. Die Mine ist ein System von horizontalen und vertikalen Schächte, die inzwischen in bis zu 4000 m Tiefe führen. Ab da wird’s dann aber zu gefährlich. Abgebaut wird das Gold so, dass man von den horizontalen Schächten ausgehend schräg einen Schacht in die Goldader treibt.
Ok, endlich komm ich mal dazu, was zu schreiben. Also, in Folgenden Fotos, die ich in einer stillgelegten Mine in Grahamstown, in der Nähe von Johannesburg, gemacht habe. Wir haben die Mine durch Zufall entdeckt, wir sind einfach sonntags mal das Main Reef abgefahren. Das Main Reef ist die große Goldlagerungsstätte, die sich durch den Witwatersrand zieht, und an der die meisten südafrikanischen Goldminen liegen.