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Rechter Pöbel attackiert italienische Fans06.07.2006, 08:53, SüdkurierFriedrichshafen | Ausschreitungen nach WM-Spiel - Polizei rückt zu zwei Großeinsätzen aus - 27 Radikale in Gewahrsam Die italienische Nacht endete in Gewalt: Nur dem Einsatz starker Polizeikräfte ist es zu verdanken, dass es in der Nacht zum gestrigen Mittwoch nach dem WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien nicht zu einer Katastrophe gekommen ist. Friedrichshafen - Zwei Mal musste die Polizei in Mannschaftsstärke und mit Polizeihunden ausrücken: Gegen 0.05 Uhr am Jugendhaus Molke und eine Stunde später nochmals am Stadtbahnhof. "Da haben sich Szenen übelster Art abgespielt", fand Revierleiter Jürgen Renz im Gespräch mit unserer Zeitung deutliche Worte. Die Chronologie der Ereignisse: Das WM-Halbfinale, in dem Deutschland den Italienern unterlegen war, war kaum zu Ende, als sich nur wenige Steinwürfe von der Arena, in der hunderte Fans das Spiel verfolgt hatten, zwei Gruppierungen mit je 30 Personen gegenüberstanden. Als die Beamten - 30 Polizisten wurden in den Einsatz geschickt - eintrafen, seien mehrere Personen bereits leicht verletzt gewesen, so die Pressestelle der Polizei. Rechtsradikale hatten zuvor offenbar italienische Fans, die auf der Straße feiern wollten, provoziert. Gerade noch rechtzeitig gelang es den Polizisten, eine Eskalation und somit einen ungezügelten Gewaltausbruch zu verhindern. 15 Personen, die meisten der rechten Szene zugehörig, nahm die Polizei in Gewahrsam. Um 0.30 Uhr waren die Ausschreitungen am Jugendhaus aufgelöst, doch gerade einmal eine halbe Stunde später mussten die 30 Beamten erneut ausrücken, diesmal in die Innenstadt. Dort hatten sich rund 15 Rechtsradikale, teils vermummt und ausländerfeindliche Parolen skandierend, vom Romanshorner Platz aus auf den Weg zum Stadtbahnhof gemacht. Dort seien sie laut Polizei auf rund 60 italienische Fans getroffen, die lautstark "ohne Deutschland fahren wir nach Berlin" gesungen hätten. Beim Eintreffen der Polizei sei die Stimmung schon äußerst aggressiv und beide Gruppen bereit gewesen, aufeinander loszugehen. Nur der erneute Einsatz starker Einsatzkräfte habe die bevorstehende Konfrontation verhindern können, hieß es. Da die Radikalen den von der Polizei erteilten Platzverweisen nicht nachkamen, mussten die Beamten weitere zwölf Personen in Gewahrsam nehmen. Gegen zwei Uhr, so Renz, sei der zweite Einsatz beendet gewesen. Oberbürgermeister Josef Büchelmeier reagierte bestürzt auf die Nachricht der nächtlichen Ausschreitungen. "Ich bin betroffen, dass so etwas hier während der in Friedrichshafen bisher friedlichen Fußball-WM stattfindet", sagte er: "Wir verbitten es uns vehement, dass sportliche Veranstaltungen für gewalttätige oder rechtsextremistische Aktivitäten missbraucht werden." Stadt und Polizei vertraten nach einer gestrigen Lagebeurteilung die Ansicht, dass die nächtlichen Aktionen nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit der geplanten Kundgebung Rechtsradikaler am 15. Juli stehen. Ein generelles Verbot komme daher nicht in Frage. Stadt und Polizei würden die weitere Entwicklung aber aufmerksam beobachten, hieß es. Büchelmeier bedankte sich bei der Polizei für ihr "ebenso energisches wie auch umsichtiges Vorgehen". HELMAR GRUPP Südkurier, 06.07.2006
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