Seeblättle <<  >>  Quelle:  Seeblättle  Jg. 2001  Nr.1


Antifaschistischer Wiederstand

Holocaust-Überlebender berichtete

Auf einer ersten Veranstaltung des "Netzwerk gegen Rechts" in der Konstanzer Universität hatte Ende Januar als Zeitzeuge der 84-jährige Peter Gingold aus Frankfurt am Main, ein Überlebender des Holocaust, vom Widerstand während der Nazidiktatur berichtet. Bei dem vom DGB mit Unterstützung des ASTA ausgerichteten Diskussionsabends unterstrich Gingold angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland die Verantwortung der Gesellschaft zu verhindern, dass es jemals wieder soweit komme wie 1933. Die Verharmlosung der Neonazis sei "eine Missachtung der Erlebnisse meiner Generation", betonte er.

Die Familie des 1916 geborenen Peter Gingold war wegen der einsetznden Verfolgung jüdischer Bürger in Deutschland bald nach der Machtübernahme der Faschisten nach Frankreich emigriert und 1939 ausgebürgert worden. Peter Gingold, der schon in seiner hessischen Heimat in der Gewerkschaftsjugend und im kommunistischen Jugendverband aktiv gewesen war, fand in Paris schnell Kontakt zu jungen Antifaschisten, die mit Flugblättern und ähnlichen Aktionen auf die Situation in Nazideutschland aufmerksam machten, über die sie von weiter eintreffenden Emigranten - unter ihnen auch bekannte Künsterler wie Anna Seghers und Bert Brecht - unterrichtet wurden. Nach der Besetzung Frankreichs interniert, gelang es Peter Gingold, aus dem Lager zu fliehen. Zusammen mit Freunden und seiner Frau, die er in der Pariser Widerstandsbewegung kennengelernt hatte, schloss er sich schliesslich der französischen Resistance an. Nach Kriegsende kehrte Peter Gingold nach Frankfurt zurück.

Auf die Fragen der vor allem jungen Zuhörer forderte der Antifaschist dazu auf, auch durch persönliches Engagement dafür zu sorgen, dass die rechtsextreme Szene die Ablehnung der B evoelkerung spüre. Wer den Mund halte und neofaschistische Provokationen hinnehme, mache sich mitschuldig.

Für den 28.Februar lädt das "Netzwerk gegen Rechts" in den Petershausener Treff ein. Hier findet um 19 Uhr eine Veranstaltung mit dem Marburger Politologen Professor Frank Deppe zum Thema statt "Deutschland zwischen Weltoffenheit und Leitkultur." Eine weitere Veranstaltung mit Ensemble-Mitgliedern ist im Konstanzer Stadttheater für den 22.3. geplant.


Diskussion:
Sofern Sie diesen Beitrag kommentieren möchten, schicken Sie uns eine Mail


linksrheincm26.02.2001