*Anarcho-Syndikalismus: Gewerkschaft = sindicato (1877 erste
Gewerkschaft in Buenos Aires [vgl: Deutschland: Feudalsystem]) Für AnarchistInnen
waren die Gewerkschaften ein Kampfmittel mit zwei Funktionen:
sofortige reformistische Änderungen zur Verbesserung der Lebenssituation.
Werkzeug der sozialen Revolution, es soll daraus eine neue Gewerkschaft entstehen
*Kampfform: direkte Aktion:
Probleme werden direkt angegangen und selbst gelöst. Bsp.: gibt es keine
Schulen, so organisierten sie selbst welche Bsp.: Wenn der Arbeitstag zu lang
ist machen sie früher Schluß, aber alle und überall Sehr unbeliebt
bei SozialistInnen, da es eine freie Aktionsform ist, bei der niemand nach
höheren Prinzipien handelt. Weiter Mittel sind die Streiks (1901 &1904
auf FORA Kongress beschlossen.)
*Chronik des Widerstands in Argentinien:
*1890: größte Anzahl anarchistischer Publikationen
auf der Welt in Argentinien (gleichzeitig die La Protesta und La Antorcha)
Erste Gewerkschaft von AnarchistInnen und SozialistInnen (Spaltungen) (FORA,
erst AnarchistInnen, später alle Gewerkschaften)
*1902: erster Generalstreik und Rote Woche = Proteste werden
von der Polizei blutig niedergeschlagen--> mehr als 50 Tote. zu dieser
Zeit wurden AnarchistInnen systematisch verhaftet, Streiks gingen weiter
*1.Mai 1904: 70. 000 ArbeiterInnen --> größte
ArbeiterInnenkundgebung aller Zeiten Um den ersten Weltkrieg: jeder 10. Erwachsene
in Argentinien ist organisierteR AnarchistIn
*1901: Gründung des Rückgrads der Bewegung, die
allg. Gewerkschaft FORA
*1905: wurde ein freier Tag eingeführt (Sonntag). Sozialgesetzgebungen
etc. sind aufgrund der AnarchistInnen durchgesetzt worden Militär und
Oberschicht leiteten Maßnahmen ein als der Anarchismus zu beliebt wurde:
ley de resisdencia (alle die nicht in Argentinien geboren
wurden werden sofort abgeschoben, wenn sie politisch aktiv sind, bzw. kriminell)
Ausländerhass geschürt, je nach dem antisemitisch, antislawisch,
antiitalienisch,...
*1918/ 1919: herrschte regelrechter Krieg zwischen der Oberschicht
und den AnarchistInnen es wäre fast zur Revolution gekommen ( inspiriert
von Russland). Nachdem die Polizei auf einen Beerdigungszug geschossen hatte
(tote ArbeiterInnen) rief die FORA zum bewaffneten Generalstreik auf. AnarchistInnen
und ArbeiterInnen weitgehend waffenlos. Liga Patriótica plünderte
ArbeiterInnenviertel AnarchistInnen siegten, dh.: alte Bedingungen wurden
wiederhergestellt.
Hintergrund: populistischer Präsident wusste, dass es entweder zum Militärputsch
kommt, oder zur anarchistischen Revolution er gab den Forderungen der AnarchistInnen
nach, und blieb damit an der Macht
*Gewaltdebatte bestimmte die Bewegung: AnarchistInnen kritisierten
an FORA: Reformismus.
FORA kritisierte an AnarchistInnen: zu viele Todesopfer.
Aussichtslosigkeit: Rivalitäten innerhalb der Linken, keine Kommunikation,
Linke bekämpften Linke mit Waffen
Forderungen der Publikationen:
La Antorcha: Enteignung, expropriierenden Anarchismus, bewaffneter
Kampf, vgl. Stadtguerilla
La Protesta (FORA): Streiks direkte Aktionen, Kulturarbeit,
Staat schwächen
Einzige Zusammenarbeit im comité pro presos. Kaum mehr Zustimmung
der Bevölkerung. Erfolge der AnarchistInnen lebten in der ArbeiterInnenbevölkerung
weiter: Strukturen überall in Argentinien
*1921 /1922: Erneute Wendung:Protest der TaglöhnerInnen
unterstützt durch AnarchistInnen der FORA Patagonien und Feuerland (englischer
Großgrundbesitz) werden von AnarchistInnen „besetzt“. Soziale
Revolution wird erklärt --> Selbstverwaltung.
Gescheitert, da die Menschen dort nicht darauf vorbereitet waren.
Von Regierung niedergeschlagen
*1930 : Ende der anarchistischen Bewegung in Argentinien:Militärs
beendeten Demokratie (Bewunderer von Mussolini kam an die Macht). Uneinigkeit
der AnarchistInnen hat den Putsch erleichtert. Immer wieder (1968,1974, 1984)
in den kurzen Zeiten der Demokratie tauchte der Anarchismus kurzzeitig wieder
auf und wurde zur Bewegung.
Geschichte ab dem Militärputsch von 1943:
Vorher instabile Lage, trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs durch Einwanderung
vieler Europäer. BürgerInnenkrieg endet in Diktatur. Diktator J.M.
de Rosas.Sturz des Diktators Forderung nach Demokratisierung
*1943 Militärputsch: es wird eine zahme Gewerkschaft
(aus Sozialist., Kommunist., Syndikalist.) gezüchtet (UGT), FORA bleibt
bis heute UGT wird später ein Apparat nach faschistischem Muster
*1945:Oberst Juan Domingo Peron (Minister der Militärregierung)
wird gewählt sehr beliebt im Volk, trotz diktatorischer Herrschaft...,da
er die Armen, die in die Städte zogen mit kleinen Änderungen befriedigte.
StalinistInnen und SoziallistInnen waren überfordert, sie klebten an
ihren Ideologien. Die Verschwendung des Geldes zog Proteste nach sich. Peron
verliert an Macht, Staat wird abhängig vom Ausland (früher, Mitte
des 19.Jahrhunderts, war Argentinien eines der reichsten Länder der Welt)
*1955:Sturz Perons durch Militärrevolte. Peronismus
bleibt bis 1972 verboten, AnhängerInnen wählen ungültig Wechsel
zwischen militärischer und ziviler Regierung. Erste IWF Maßnahmen
in Argentinien (Kredite)
*1973:Peron wird nochmal mit überwältigender Mehrheit
gewählt.
*1974:Tod Perons. Perons Witwe, Isabel (ehemalige Vizepräsidentin)
wird Präsidentin ein Anhänger Perons, José López Pega,
(selbsternannter Minister für soziale Wohlfahrt, Chef der staatl. Polizei)
ruft die ultra-rechte „Triple A“ ins Leben = antikommunistische
Allianz Argentinien. Morde an linken PolitikerInnen und GewerkschaftslerInnen
*1975: Mit Unterstützung der USA und des Vatikans soll
Isabel gestürzt werden alle in der Regierung wußten Bescheid. ca.100
argentinische Offiziere werden in USA ausgebildet wichtig für USA den
ultra-rechten zu helfen, da sie sich einen "Kommunistenfreien Hinterhof"
Lateinamerika schaffen wollten. Militärs bekamen von den USA noch vor
dem Putsch die Anerkennung der Juntaregierung zugesichert.
*22.03.1976: Militärputsch/ Juntaputsch : Jorge Raffael Videla übernimmt
die Führung. Beginn der 7 jährigen Militärdiktatur 30.000 Menschen
verschwanden, Parteien wurden aufgelöst, Gewerkschaften verboten, Pressefreiheit
aufgehoben. Morde an Oppositionellen auf offener Straße, pauschale Verdächtigung
aller StudentInnen und JournalistInnen. ESMA = geheimgehaltenes Folterzentrum,
in das viele verschleppt wurden, Verschwendung der Staatsfinanzen.
*1981: Militär bleibt an der Macht, Viola löst Videla ab ... Galtieri,
neuer Präsident, marschiert auf den brit. Falklandinseln ein
*1982:schwere Niederlage gegen brit. Truppen. Krieg zur Ablenkung von inneren
Problemen. Wirtschaftsrezession. Erster Generalstreik
*1983: Bignone, neuer Präsident muss Demokratisierung einleiten. - 7
jahre Militärdiktatur sind zu Ende. IWF unterstützt den Verkauf
von argent. Unternehmen und Bodenschätzen zu Tiefstpreisen zugunsten
ausländische Investoren. Strukturanpassungsmaßnahmen werden durch
IWF erzwungen, was die Ausbeutung des Landes erleichterte. Privatisierung
der Gewinne, "Sozialisierung der Verluste"--> Schulden landen
bei der Bevölkerung
*1984: Demokratie unter Raúl Alfonsìn
*1985:Verfahren gegen Videla, Massera lebenslange Haftstrafe. Galtieri: Freispruch
*1986: Ende der Prozesse gegen alle Militärpolitiker. "Ley de punto
final" = zeitliche Begrenzung der Verfolgung der Militärs.
*1987: "Ley de obediencia Debida" = milderes Vorgehen gegen Militärs
unterer Ränge, da sie auf Befehl gehandelt hätten. Starke Inflation
*1989: Alfonsìns Nachfolger , der peronistische Carlos Menem (gewählt,
wegen Versprechung höherer Löhne) erste Amtshandlung: Begnadigung
von Videla, Massera, etc.... 70% der Bevölkerung sind gegen die Begnadigung
Geschichte ab 1990:
*1990: Koppelung des Pesos an den Dollar. Inflation nimmt ab. Preisverhältnis der Waren ist unausgeglichen. Erleichterung für ausländische Firmen in argent. Unternehmen zu investieren, neoliberaler Kurs entzieht der Bevölkerung den Zugang zu sozialer Absicherung, Gesundheitssystem, BildungUm den Hunger zu bekämpfen organisieren die Menschen selbst Volxküchen
in den Stadtteilen, mit der Beute aus geplünderten Lebensmittelläden.
Immer wieder kommt es zu Protesten in verschiedenen Provinzen, bei denen die
Bevölkerung oft die Polizei zurückschlägt.
Erste Zusammenschlüsse zwischen Arbeitslosen und anderen Streikenden:
Meistens geht es um Lohnerhöhungen oder -stabilität, oder um Arbeisplätze.
Fröhliche Revolten, friedliche Demos
*24. Juli 2001: In La Matanza findet erste landesweite Versammlung
von lokalen Basis- und ArbeiterInnenorganisationen statt: sie organisieren
die Mobilisierung und die weiteren Blockaden. --> zwei weitere Versammlungen
folgen.
*14.Okt. 2001: Wahlen werden gezielt boykottiert, trotz der Wahlpflicht 44,7
Stimmenthaltungen oder ungültige Stimmen.
*Dezember 2001: Bevölkerung beginnt eine eigene Infrastruktur aufzubauen
- Basisdemokratie Assembleas (=Stadtteilversammlungen) bis hin zu Interbarriales
(= Koordinationstreffen) in größeren Städten.
Aufgebaut nach Mustern der franz. Revolution, Bakuin, Kropotkin (=niemandem
ist es möglich zu viel Macht zu erlangen, alle sind vertreten, es werden
alltägliche Entschädigungen besprochen, politische Themen diskutiert
und gemeinsam besprochen, wie der Kampf weitergeht [z.B. Enteignung], zu größeren
Treffen werden Delegierte entsandt, einfachstes Muster der Basisdemokratie)
*19./20. Dezember 2001: Ausbruch in Argentinien: Massenproteste gegen corralito
(=Einfrieren der Konten).
Polizei greift zum ersten Mal mit Tränengas am Plaza de Mayo (Maiplatz)
an.
-->48 Std. – Revolte, Plünderungen, Straßenschlachten
Alle Bevölkerungsschichten waren an diesen Tagen auf der Strasse, es
gab keine führende Partei oder Organisation
CGT (peronistische Gewerkschaft),
CTA (Gewerkschaft der Angestellten im öffentl. Dienst),
CCC (Klassenkämpferische Strömung)
= drei größten Gewerkschaften, reformistisch , nicht beteiligt
am Aufstand
Anarchistische Organisationen unterstützten den Aufstand
und tragen viel zu der allg. Diskussion bei
ihre Kritik:
1.Nationalismus des Volkes, da die Armut als das Resultat
ausländischen Einflusses gesehn wird,
2.Reformismus, zum Teil ist die Forderung den Kapitalismus
zu reformieren anstatt abzuschaffen, AnarchistInnen propagieren Revolution
3.Direkte Aktionen, auch gegen kleine Läden gewandt,
z.T. unkontrolliert
Wichtig während der Proteste sind die Motorradkuriere, die Verletze
transportieren, Informationen verbreiteten und koordinieren.
Proteste begannen in Randbezirken von Buenos Aires und weiteten sich schnell
aus.
Ausnahmezustand in vielen Städten (= Einschränkungen
der Grundrechte und der Freiheit...) Nach einer Rede des Präsidenten,
nimmt der Protest die größten Ausmaße an (Bankkonten werden
gesperrt) - Proteste richteten sich gegen die ganze Regierung/System
- Tausende DemonstrantInnen aus allen Gesellschaftsschichten
- Straßenschlachen mit der Polizei um den Plaza de Mayo
- Gewaltsames Zurückdrängen der Massen mit Wasserwerfern
- Präsident De la Ruá flieht
- Linke Gruppen werden zerstreut und die gefrusteten DemonstrantInnen plündern
wahllos
- Arme gegen Arme
Ernennung von Adolfo Rodriguez Saa zum Präsidenten von Argentinien
(einwöchige Regierungszeit)
*28.12:2001: erneuter Ausbruch der Wut des Volkes, da der Oberste Gerichtshof
das Einfrieren der Bankkonten für rechtes erklärt hat
*30.12.2001: Regierung Saá tritt zurück, wegen der enormen Proteste.
33 Tote, hunderte Schwerverletzte
*2002 Duhalde kommt an die Macht. Richter Cavallo erklärt „Ley
de obediencia Debida“ und „Ley de punto final“ für
verfassungswidrig Einige Verfahren werden wiederaufgenommen Abkopplung des
Pesos vom Dollar, um Exportwirtschaft anzukurbeln. Ohne Erfolg --> Weitere
Verarmung
*05.01.2002: Besetzung einer Textilfabrik „Brukman“ von ArbeiterInnen,
da monatelang keine Löhne mehr ausgezahlt wurden. Besitzer Brukmans sind
geflohen, ArbeiterInnen beschließen bis zuletzt die Fabrik und die Maschinen
zu verteidigen, damit sie weiterarbeiten können
*20.02.2002: landesweiter Marsch der ArbeiterInnen
*15.03.2002: Polizei stürmt die selbstverwaltete Fabrik Brukman, Nachbarschaft
schlägt sie zurück. Gerichte erklären das einfrieren der Bankkonten
für rechtswidrig, Banken zahlen trotzdem nicht (fadenscheinige Argumente:
defekte Bankautomaten...) IWF hat verordnet, dass Provinzen ihre Ausgaben
reduzieren (- 60%) müssen, um Kredite zu bekommen
*24.04.2002: Finanzminister zurückgetreten, Duhalde nur an der Macht,
weil niemand anderes will, 3 andere Minister zurückgetreten
*23.04.2002: StudentInnen, ProfessorInnen, Stadtteil-Selbstverwaltungen belagern
Kongreß als Reaktion auf das Nicht-Auszahlen überall Unruhen, ständig
wechselnde Belagerungsschichten, PolitikerInnen können nicht mehr auf
die Straße, ohne angegriffen zu werden, Polizei kann nicht für
ihre Sicherheit garantieren