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Aufstände in Argentinien


 

*Anarchismus im frühen Argentinien:
Besser ist Anarcho-Syndikalismus, da Zusammenhang mit den Gewerkschaften besteht. Die Idee war überall in Europa vorhanden, nahm aber in Argentinien zuerst konkrete Formen an.
Ab 1880: sehr viele anarchistische Neueinwanderer aus Europa, die dort wegen ihrer Meinung verfolgt wurden. Sie hofften ihre Ideen in einer freieren Welt leben zu können.

*Anarcho-Syndikalismus: Gewerkschaft = sindicato (1877 erste Gewerkschaft in Buenos Aires [vgl: Deutschland: Feudalsystem]) Für AnarchistInnen waren die Gewerkschaften ein Kampfmittel mit zwei Funktionen:
sofortige reformistische Änderungen zur Verbesserung der Lebenssituation.
Werkzeug der sozialen Revolution, es soll daraus eine neue Gewerkschaft entstehen

*Kampfform: direkte Aktion:
Probleme werden direkt angegangen und selbst gelöst. Bsp.: gibt es keine Schulen, so organisierten sie selbst welche Bsp.: Wenn der Arbeitstag zu lang ist machen sie früher Schluß, aber alle und überall Sehr unbeliebt bei SozialistInnen, da es eine freie Aktionsform ist, bei der niemand nach höheren Prinzipien handelt. Weiter Mittel sind die Streiks (1901 &1904 auf FORA Kongress beschlossen.)

*Chronik des Widerstands in Argentinien:

*1890: größte Anzahl anarchistischer Publikationen auf der Welt in Argentinien (gleichzeitig die La Protesta und La Antorcha) Erste Gewerkschaft von AnarchistInnen und SozialistInnen (Spaltungen) (FORA, erst AnarchistInnen, später alle Gewerkschaften)
*1902: erster Generalstreik und Rote Woche = Proteste werden von der Polizei blutig niedergeschlagen--> mehr als 50 Tote. zu dieser Zeit wurden AnarchistInnen systematisch verhaftet, Streiks gingen weiter
*1.Mai 1904: 70. 000 ArbeiterInnen --> größte ArbeiterInnenkundgebung aller Zeiten Um den ersten Weltkrieg: jeder 10. Erwachsene in Argentinien ist organisierteR AnarchistIn
*1901: Gründung des Rückgrads der Bewegung, die allg. Gewerkschaft FORA
*1905: wurde ein freier Tag eingeführt (Sonntag). Sozialgesetzgebungen etc. sind aufgrund der AnarchistInnen durchgesetzt worden Militär und Oberschicht leiteten Maßnahmen ein als der Anarchismus zu beliebt wurde: ley de resisdencia (alle die nicht in Argentinien geboren wurden werden sofort abgeschoben, wenn sie politisch aktiv sind, bzw. kriminell) Ausländerhass geschürt, je nach dem antisemitisch, antislawisch, antiitalienisch,...

*Gründung der Liga Patriótica: bewaffnete BürgerInnen, offiziell ein elitärer Club, überfielen anarchistische Druckereien, führten Attentate auf ArbeiterInnenführer aus, rekrutierten Kriminelle.

*1918/ 1919: herrschte regelrechter Krieg zwischen der Oberschicht und den AnarchistInnen es wäre fast zur Revolution gekommen ( inspiriert von Russland). Nachdem die Polizei auf einen Beerdigungszug geschossen hatte (tote ArbeiterInnen) rief die FORA zum bewaffneten Generalstreik auf. AnarchistInnen und ArbeiterInnen weitgehend waffenlos. Liga Patriótica plünderte ArbeiterInnenviertel AnarchistInnen siegten, dh.: alte Bedingungen wurden wiederhergestellt.
Hintergrund: populistischer Präsident wusste, dass es entweder zum Militärputsch kommt, oder zur anarchistischen Revolution er gab den Forderungen der AnarchistInnen nach, und blieb damit an der Macht
*Gewaltdebatte bestimmte die Bewegung: AnarchistInnen kritisierten an FORA: Reformismus.
FORA kritisierte an AnarchistInnen: zu viele Todesopfer.
Aussichtslosigkeit: Rivalitäten innerhalb der Linken, keine Kommunikation, Linke bekämpften Linke mit Waffen
Forderungen der Publikationen:
La Antorcha: Enteignung, expropriierenden Anarchismus, bewaffneter Kampf, vgl. Stadtguerilla
La Protesta (FORA): Streiks direkte Aktionen, Kulturarbeit, Staat schwächen
Einzige Zusammenarbeit im comité pro presos. Kaum mehr Zustimmung der Bevölkerung. Erfolge der AnarchistInnen lebten in der ArbeiterInnenbevölkerung weiter: Strukturen überall in Argentinien

*1921 /1922: Erneute Wendung:Protest der TaglöhnerInnen unterstützt durch AnarchistInnen der FORA Patagonien und Feuerland (englischer Großgrundbesitz) werden von AnarchistInnen „besetzt“. Soziale Revolution wird erklärt --> Selbstverwaltung.
Gescheitert, da die Menschen dort nicht darauf vorbereitet waren. Von Regierung niedergeschlagen
*1930 : Ende der anarchistischen Bewegung in Argentinien:Militärs beendeten Demokratie (Bewunderer von Mussolini kam an die Macht). Uneinigkeit der AnarchistInnen hat den Putsch erleichtert. Immer wieder (1968,1974, 1984) in den kurzen Zeiten der Demokratie tauchte der Anarchismus kurzzeitig wieder auf und wurde zur Bewegung.

Geschichte ab dem Militärputsch von 1943:
Vorher instabile Lage, trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs durch Einwanderung vieler Europäer. BürgerInnenkrieg endet in Diktatur. Diktator J.M. de Rosas.Sturz des Diktators Forderung nach Demokratisierung
*1943 Militärputsch: es wird eine zahme Gewerkschaft (aus Sozialist., Kommunist., Syndikalist.) gezüchtet (UGT), FORA bleibt bis heute UGT wird später ein Apparat nach faschistischem Muster
*1945:Oberst Juan Domingo Peron (Minister der Militärregierung) wird gewählt sehr beliebt im Volk, trotz diktatorischer Herrschaft...,da er die Armen, die in die Städte zogen mit kleinen Änderungen befriedigte. StalinistInnen und SoziallistInnen waren überfordert, sie klebten an ihren Ideologien. Die Verschwendung des Geldes zog Proteste nach sich. Peron verliert an Macht, Staat wird abhängig vom Ausland (früher, Mitte des 19.Jahrhunderts, war Argentinien eines der reichsten Länder der Welt)
*1955:Sturz Perons durch Militärrevolte. Peronismus bleibt bis 1972 verboten, AnhängerInnen wählen ungültig Wechsel zwischen militärischer und ziviler Regierung. Erste IWF Maßnahmen in Argentinien (Kredite)
*1973:Peron wird nochmal mit überwältigender Mehrheit gewählt.
*1974:Tod Perons. Perons Witwe, Isabel (ehemalige Vizepräsidentin) wird Präsidentin ein Anhänger Perons, José López Pega, (selbsternannter Minister für soziale Wohlfahrt, Chef der staatl. Polizei) ruft die ultra-rechte „Triple A“ ins Leben = antikommunistische Allianz Argentinien. Morde an linken PolitikerInnen und GewerkschaftslerInnen
*1975: Mit Unterstützung der USA und des Vatikans soll Isabel gestürzt werden alle in der Regierung wußten Bescheid. ca.100 argentinische Offiziere werden in USA ausgebildet wichtig für USA den ultra-rechten zu helfen, da sie sich einen "Kommunistenfreien Hinterhof" Lateinamerika schaffen wollten. Militärs bekamen von den USA noch vor dem Putsch die Anerkennung der Juntaregierung zugesichert.
*22.03.1976: Militärputsch/ Juntaputsch : Jorge Raffael Videla übernimmt die Führung. Beginn der 7 jährigen Militärdiktatur 30.000 Menschen verschwanden, Parteien wurden aufgelöst, Gewerkschaften verboten, Pressefreiheit aufgehoben. Morde an Oppositionellen auf offener Straße, pauschale Verdächtigung aller StudentInnen und JournalistInnen. ESMA = geheimgehaltenes Folterzentrum, in das viele verschleppt wurden, Verschwendung der Staatsfinanzen.
*1981: Militär bleibt an der Macht, Viola löst Videla ab ... Galtieri, neuer Präsident, marschiert auf den brit. Falklandinseln ein
*1982:schwere Niederlage gegen brit. Truppen. Krieg zur Ablenkung von inneren Problemen. Wirtschaftsrezession. Erster Generalstreik
*1983: Bignone, neuer Präsident muss Demokratisierung einleiten. - 7 jahre Militärdiktatur sind zu Ende. IWF unterstützt den Verkauf von argent. Unternehmen und Bodenschätzen zu Tiefstpreisen zugunsten ausländische Investoren. Strukturanpassungsmaßnahmen werden durch IWF erzwungen, was die Ausbeutung des Landes erleichterte. Privatisierung der Gewinne, "Sozialisierung der Verluste"--> Schulden landen bei der Bevölkerung
*1984: Demokratie unter Raúl Alfonsìn
*1985:Verfahren gegen Videla, Massera lebenslange Haftstrafe. Galtieri: Freispruch
*1986: Ende der Prozesse gegen alle Militärpolitiker. "Ley de punto final" = zeitliche Begrenzung der Verfolgung der Militärs.
*1987: "Ley de obediencia Debida" = milderes Vorgehen gegen Militärs unterer Ränge, da sie auf Befehl gehandelt hätten. Starke Inflation
*1989: Alfonsìns Nachfolger , der peronistische Carlos Menem (gewählt, wegen Versprechung höherer Löhne) erste Amtshandlung: Begnadigung von Videla, Massera, etc.... 70% der Bevölkerung sind gegen die Begnadigung

Geschichte ab 1990:

*1990: Koppelung des Pesos an den Dollar. Inflation nimmt ab. Preisverhältnis der Waren ist unausgeglichen. Erleichterung für ausländische Firmen in argent. Unternehmen zu investieren, neoliberaler Kurs entzieht der Bevölkerung den Zugang zu sozialer Absicherung, Gesundheitssystem, Bildung
*1995: Wiederwahl Menems (hat vorher Verfassung geändert, um eine Wiederwahl zu ermöglichen)
*1996: Arbeitslose des Landes organisieren sich und blockieren mit Streikposten Überlandstraßen, was erheblichen Schaden anrichtet
*1997: Arbeitslose blockieren sechs Wochen lang alle Straßen einiger Provinzen, bis ihre Forderungen durchgesetzt sind
*1999: Mitte- links Allianz : Fernando de la Ruá gewinnt Wahlen (Versprechungen des sozialen Ausgleichs) Allianz zerbricht, da sich de la Ruá an IWF Strukturanpassungsmaßnahmen halten will, um Kredite zu bekommen
Unruhen: Generalstreiks der ArbeiterInnen, da De la Ruá wendet sich von der Allianz ab und wirtschaftet in die eigene Tasche --> große Enttäuschung
Strikter Sparkurs um IWF- Forderungen zu erfüllen, bei Sozialausgaben und Privatkonten wird gespart.
ArbeiterInnen protestieren gegen Strukturanpassungsmaßnahmen und Privatisierung des Staatsvermögens.
IWF verhilft zur Zahlungsfähigkeit Argentiniens, allerdings sind die Zinsen inzwischen weit höher als die eigentlichen Schulden.
Arbeitslosenrate steigt auf 17,5 % Bankkonten werden eingeschränkt, landesweites Chaos der Finanzsystems.

Geteilter Aufstand :
1.ArbeiterInnen, Arme, Arbeitslose (=piqueteros, kämpfen durch Blockaden Forderungen durch)
2.Mittelklasse, die erkennt, dass es sie nicht mehr lange geben wird (cacerolazo: Kochtopfdemonstrationen)

Um den Hunger zu bekämpfen organisieren die Menschen selbst Volxküchen in den Stadtteilen, mit der Beute aus geplünderten Lebensmittelläden.
Immer wieder kommt es zu Protesten in verschiedenen Provinzen, bei denen die Bevölkerung oft die Polizei zurückschlägt.
Erste Zusammenschlüsse zwischen Arbeitslosen und anderen Streikenden:
Meistens geht es um Lohnerhöhungen oder -stabilität, oder um Arbeisplätze.
Fröhliche Revolten, friedliche Demos
*24. Juli 2001: In La Matanza findet erste landesweite Versammlung von lokalen Basis- und ArbeiterInnenorganisationen statt: sie organisieren die Mobilisierung und die weiteren Blockaden. --> zwei weitere Versammlungen folgen.
*14.Okt. 2001: Wahlen werden gezielt boykottiert, trotz der Wahlpflicht 44,7 Stimmenthaltungen oder ungültige Stimmen.
*Dezember 2001: Bevölkerung beginnt eine eigene Infrastruktur aufzubauen - Basisdemokratie Assembleas (=Stadtteilversammlungen) bis hin zu Interbarriales (= Koordinationstreffen) in größeren Städten. Aufgebaut nach Mustern der franz. Revolution, Bakuin, Kropotkin (=niemandem ist es möglich zu viel Macht zu erlangen, alle sind vertreten, es werden alltägliche Entschädigungen besprochen, politische Themen diskutiert und gemeinsam besprochen, wie der Kampf weitergeht [z.B. Enteignung], zu größeren Treffen werden Delegierte entsandt, einfachstes Muster der Basisdemokratie)
*19./20. Dezember 2001: Ausbruch in Argentinien: Massenproteste gegen corralito (=Einfrieren der Konten). Polizei greift zum ersten Mal mit Tränengas am Plaza de Mayo (Maiplatz) an.
-->48 Std. – Revolte, Plünderungen, Straßenschlachten
Alle Bevölkerungsschichten waren an diesen Tagen auf der Strasse, es gab keine führende Partei oder Organisation
CGT (peronistische Gewerkschaft),
CTA (Gewerkschaft der Angestellten im öffentl. Dienst),
CCC (Klassenkämpferische Strömung)
= drei größten Gewerkschaften, reformistisch , nicht beteiligt am Aufstand

Anarchistische Organisationen unterstützten den Aufstand und tragen viel zu der allg. Diskussion bei
ihre Kritik:
1.Nationalismus des Volkes, da die Armut als das Resultat ausländischen Einflusses gesehn wird,
2.Reformismus, zum Teil ist die Forderung den Kapitalismus zu reformieren anstatt abzuschaffen, AnarchistInnen propagieren Revolution
3.Direkte Aktionen, auch gegen kleine Läden gewandt, z.T. unkontrolliert

Wichtig während der Proteste sind die Motorradkuriere, die Verletze transportieren, Informationen verbreiteten und koordinieren.
Proteste begannen in Randbezirken von Buenos Aires und weiteten sich schnell aus.
Ausnahmezustand in vielen Städten (= Einschränkungen der Grundrechte und der Freiheit...) Nach einer Rede des Präsidenten, nimmt der Protest die größten Ausmaße an (Bankkonten werden gesperrt) - Proteste richteten sich gegen die ganze Regierung/System
- Tausende DemonstrantInnen aus allen Gesellschaftsschichten
- Straßenschlachen mit der Polizei um den Plaza de Mayo
- Gewaltsames Zurückdrängen der Massen mit Wasserwerfern
- Präsident De la Ruá flieht
- Linke Gruppen werden zerstreut und die gefrusteten DemonstrantInnen plündern wahllos
- Arme gegen Arme
Ernennung von Adolfo Rodriguez Saa zum Präsidenten von Argentinien (einwöchige Regierungszeit)
*28.12:2001: erneuter Ausbruch der Wut des Volkes, da der Oberste Gerichtshof das Einfrieren der Bankkonten für rechtes erklärt hat
*30.12.2001: Regierung Saá tritt zurück, wegen der enormen Proteste. 33 Tote, hunderte Schwerverletzte
*2002 Duhalde kommt an die Macht. Richter Cavallo erklärt „Ley de obediencia Debida“ und „Ley de punto final“ für verfassungswidrig Einige Verfahren werden wiederaufgenommen Abkopplung des Pesos vom Dollar, um Exportwirtschaft anzukurbeln. Ohne Erfolg --> Weitere Verarmung
*05.01.2002: Besetzung einer Textilfabrik „Brukman“ von ArbeiterInnen, da monatelang keine Löhne mehr ausgezahlt wurden. Besitzer Brukmans sind geflohen, ArbeiterInnen beschließen bis zuletzt die Fabrik und die Maschinen zu verteidigen, damit sie weiterarbeiten können
*20.02.2002: landesweiter Marsch der ArbeiterInnen
*15.03.2002: Polizei stürmt die selbstverwaltete Fabrik Brukman, Nachbarschaft schlägt sie zurück. Gerichte erklären das einfrieren der Bankkonten für rechtswidrig, Banken zahlen trotzdem nicht (fadenscheinige Argumente: defekte Bankautomaten...) IWF hat verordnet, dass Provinzen ihre Ausgaben reduzieren (- 60%) müssen, um Kredite zu bekommen
*24.04.2002: Finanzminister zurückgetreten, Duhalde nur an der Macht, weil niemand anderes will, 3 andere Minister zurückgetreten
*23.04.2002: StudentInnen, ProfessorInnen, Stadtteil-Selbstverwaltungen belagern Kongreß als Reaktion auf das Nicht-Auszahlen überall Unruhen, ständig wechselnde Belagerungsschichten, PolitikerInnen können nicht mehr auf die Straße, ohne angegriffen zu werden, Polizei kann nicht für ihre Sicherheit garantieren

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