Info für eine selbstbestimmte, linke und radikale Jugendkultur |
no school |
(aus bambule Sommer 2002) |
Jeden Tag das gleiche: viel zu früh aufstehen müssen, schnell noch was frühstücken, oder auch nicht, weil die Zeit nicht reicht, loshetzen, den Bus verpassen, zu spät kommen, den ersten Anschiß kassieren, Unterricht, kurze Pause, langsam aufwachen, wieder Unterricht, ruhig sitzenbleiben müssen, nicht mitarbeiten, den nächsten Anschiss kassieren, also so tun als ob und interessiert dreinglotzen, die Zeit absitzen bis zur nächsten Pause, und danach zum dritten mal still sein und funktionieren, nicht stören, brav mitschreiben und nebenbei die Minuten zählen bis zum Schluß, und dann am nächsten Morgen, die gleiche Scheiße wieder..... Aber für was das alles? Um das zu lernen, was uns interessiert, bestimmt nicht. Vielmehr ist die Schule, und die Pflicht sie zu "besuchen", dazu da, uns zu guten Arbeitskräften heran zu züchten und uns zu guten StaatsbürgerInnen zu erziehen. Die LehrerInnen sind diejenigen, die uns kontrollieren und darauf achten, dass wir auch ordnungsgemäß funktionieren. Das, was heute für uns die LehrerInnen sind, werden später unsere ArbeitgeberInnen sein. Wir werden darauf getrimmt, effizient zu arbeiten. Es wird möglichst viel Stoff in möglichst wenig Zeit durchgeackert. Dabei bleibt keine Zeit für eigene Ideen und Interessen. Wir müssen lernen, um Sachen in der Prüfung oder in lästigen Abfragen wiedergeben zu können, aber nicht, um Sachen zu verstehen. Das zeigt die häufige Antwort von LehrerInnen auf genaueres Nachfragen: "Das ist nicht so wichtig, das kommt in der Prüfung eh nicht dran." Für "gute Leistung" werden wir mit guten Noten belohnt. Für "schlechte Leistung" oder "sonstiges Fehlverhalten" mit schlechten. Durch die Noten und anderen Bewertungen wird ein Konkurrenzverhältnis untereinander aufgebaut. Von klein an lernen wir uns „besser“ oder „schlechter" als andere zu sehen. Es wird die Abgrenzung von den anderen und ein Gegeneinander anstelle eines Miteinanders gefördert. Außerdem bieten Noten die ideale Grundlage für die Selektion, die betrieben wird. So wird spätestens nach der vierten Klasse zum ersten mal kräftig aussortiert. Es wird eingeteilt in: Hauptschule - evtl danach Realschule bzw Wirtschaftschule - Gymnasium. Diese Einteilung entspricht so ziemlich der Einteilung in der Arbeitswelt: billige ArbeiterInnen - Angestellte - höhere Angestellte und Selbständige. Dementsprechend wird auch das Wissen verteilt. An der Hauptschule ist die Vermittlung von Wissen sehr gering und es geht hier am wenigsten um Verstehen, sondern um stumpfes Auswendiglernen. Denn wer später mal "nur" auf dem Bau oder in der Fabrik arbeitet, braucht nicht viel Wissen. Zu viel Wissen könnte ja auch zu Aufruhr führen, gegen ein System, in dem sich die einen auf Kosten der anderen bereichern, gegen den Kapitalismus. Dahingegen kann den GymnasiastInnen ruhig mehr Wissen mitgegeben werden, denn sie werden später die Mittel- und Oberschicht bilden. Diesen geht es besser, da sie führende Positionen in Wirtschaft und Gesellschaft inne haben werden. Sie werden das System sicherlich nicht so schnell verändern wollen, solange sie derartige "Privilegien" besitzen. Neben der krassen Arbeitsmoral die wir in der Schule beigebracht kriegen, wird uns auch beigebracht zu gehorchen. Wir müssen sämtlichen Anweisungen der LehrerInnen stillschweigend folgen, sonst drohen Verweise und schlechte Noten. Wer viel nachfragt "fällt unangenehm auf" und wird als "der/die StörerIn" bezeichnet. So wie wir ohne nachzufragen in der Schule gehorchen und uns den total bescheuerten Regeln unterwerfen sollen, sollen wir auch später dem Staat gehorchen und uns den Gesetzen unterwerfen. Wir sollen von Anfang an akzeptieren, dass wir nicht selbst über unsere Zeit und was wir wann machen bestimmen können. Das fängt damit an, dass wir um punkt 8 antreten müssen, zu mindestens sechs Schulstunden Unterricht. Dann haben wir unsere vorgeschriebenen Pausen, in denen wir auf Kommando Hunger und Durst haben müssen. Pinkeln müssen wir auch genau in der Zeit, ob wir müssen oder nicht, weil während des Unterrichts ist es ja verboten. Wenn wir krank sind müssen wir uns entschuldigen und einen Nachweis abliefern dafür, dass wir nicht zur Verfügung standen. So, und wenn wir dann mal Probleme mit und in dem ganzen Scheiss haben, dann, so wurde es uns auch von vornherein beigebracht, sollen wir das nicht selber regeln, sondern uns an den/die KlassensprecherIn wenden und der/die klärt das dann für uns. Diese werden einmal im Jahr gewählt und haben dann solange den Job des/der InteressenvertreterIn. So lernen wir, was bürgerliche Demokratie bedeutet und wie Wahlen funktionieren. Nämlich einmal die Stimme abgeben und dann für eine bestimmte Zeit lang nichts zu sagen haben. Anstatt das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Im Geschichtsunterricht wird uns, wie in anderen Fächern auch, nur eine bestimmte Sicht der Dinge vermittelt. So lernen wir zum Beispiel nur die Geschichte aus der Sicht der Reichen und Mächtigen (Sklavenhalter, Könige, Fürsten,.....) und selten aus der der Armen und Unterdrückten (SklavInnen, UntertanInnen, BäuerInnen, ArbeiterInnen,....). Wir lernen in der Schule wenig über linke Revolutionsversuche, in denen die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal verändert werden sollten, die aber meist brutal niedergeschlagen wurden (Pariser Commune 1871, Deutsche Räterepublik 1918, Spanischer Bürgerkrieg 1936-39,...). Wir sollen glauben, dass die momentane Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, der Kapitalismus und die bürgerliche Demokratie das Beste ist, was uns hat passieren können. Und somit ein Zustand, der nicht mehr grundlegend verändert werden soll. Es ist aber möglich diese Schulsystem, den Kapitalismus und den Staat zu bekämpfen!
Fight school, fight the state, fight capitalism! |
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