Ein Text basierend auf der von der AJA erstellten Broschüre "Kein
Bock auf Schule im Kapitalismus" [ für 1,50 Euro erhältlich
entweder auf dem Cafe, oder per Bestellung an jugendantifa_nbg@web.de]
Verwertbarkeit ...
...Mehrwert
In den hier ausgehängten Texten werden die Worte, Wert und Verwertbarkeit
relativ häufig verwendet werden, daher hier eine Erklärung dazu.
Mehrwert ist der Wert, der durch die "unbezahlte Mehrarbeit" von
den ArbeiterInnen geschaffen wird. Der/die ArbeiterIn verkauft seine/ihre
Arbeitskraft dem/der UnternehmerIn. Der "Preis" der Arbeitskraft
(Lohn) entspricht der Geldmenge, die der/die ArbeiterIn braucht, um sich zu
reproduzieren, d.h. um sich wieder fit für den nächsten Arbeitstag
zu machen (Essen Trinken Wohnen...). Der/Die ArbeiterIn fügt dem Rohmaterial,
das er/sie bearbeitet von Beginn seiner/ihrer Arbeitszeit (Tag, Woche...)
einen neuen Wert hinzu. ( Ein fertiger Stuhl hat einen höheren Wert als
das Holz und die anderen benötigten Rohmaterialien.) Nach einer gewissen
Zeit z.B. 5 Stunden hat der/die ArbeiterIn den Wert erzeugt, der genau ihrem
(Tages)Lohn entspricht. Bis hierher ist noch kein Mehrwert geschaffen worden.
Würde der/die ArbeiterIn zu diesem Zeitpunkt aufhören zu arbeiten,
dann würde der/die UnternehmerIn keinen Mehrwert erzielen. Da die/der
UnternehmerIn aber im Auge, hat möglichst hohe Profite zu erzielen, dauert
der Arbeitstag länger als die Zeit, in der der/die ArbeiterIn den Wert,
der ihrem/seinem Lohn entspricht, schafft.
Angenommen der Arbeitstag dauert 8 Stunden, dann leistet der /die ArbeiterIn
3 Stunden unbezahlte Mehrarbeit, in denen er/sie weiter Produkte herstellt.
Mensch wird hier also sehr stark ausgebeutet, indem er/sie länger arbeitet
und mehr produziert als er/sie im Gegenwert zum überleben braucht, und
als Lohn erhält.
Fakt ist, dass nicht nur ArbeiterInnen verwertbar sind, sondern auch Menschen
in "besseren" Jobs nur dazu dienen, Mehrwert zu schaffen. InformatikerInnen
beispielsweise schreiben Programme für Maschinen, mit denen einE ArbeiterIn
die Arbeit, die sonst mehrere andere erledigen würden, machen kann. Gleichzeitig
benötigt die Maschine weniger Zeit für die Produktion, d. h. einE
ArbeiterIn, die eine Maschine bedient kann die Arbeit von mehreren anderen
in kürzerer Zeit erledigen. Der/Die InformatikerIn schafft beim Schreiben
des Programms auch wieder Mehrwert, d.h. er/sie leistet "unbezahlte Mehrarbeit".
Die "individuellen Fähigkeiten" der GymnasiastInnen werden auf die Möglichkeiten reduziert unter Wahlpflichtfächern das beschissenste abzulegen. Das Wort "Wahlpflichtfächer" zeigt dabei, dass wir die Pflicht haben mehrere Fächer zu wählen, die wir weitermachen müssen.
Die "gehobene Allgemeinbildung" der Realschule beschränkt
sich darauf, gerade nur soviel schulisches Wissen zu vermitteln, dass RealschülerInnen
ihrer Funktion als FacharbeiterInnen gerecht werden.
Die "Aufstiegsmöglichkeiten für qualifizierte HauptschülerInnen"
sind faktisch nicht gegeben. Die Pisa-Studie hat gezeigt, dass sozial schwächer
gestellte SchülerInnen grundsätzlich schlechtere Chancen haben einen
höheren Bildungsweg zu gehen. Das ist eigentlich auch ganz logisch, wer
weniger Geld hat kann ein Kind nun mal nicht 13Jahre auf die Schule, bzw.
nach der Hauptschule auf eine weiterführende Schule schicken, das wäre
einfach zu teuer. Die Schulen selbst sind zwar kostenfrei, aber ein Kind zu
ernähren, ihm/ihr einen Raum zum wohnen zur Verfügung zu stellen
und die Ausgaben für Schulmaterialien zu bezahlen können sich viele
Menschen trotzdem nicht leisten.
Dadurch werden vorhandene Eliten gefestigt. Eines der Privilegien dieser Eliten
ist eine "höhere Bildung". Diese kann mensch nur dann erreichen,
wenn er/sie bereits aus dem entsprechenden sozialen Milieu kommt.
In der Schule werden wir nicht nur von vornherein nach unserer Verwertbarkeit
eingeteilt, sondern wir lernen auch richtig zu funktionieren, damit diese
Verwertbarkeit dann auch genutzt werden kann. Das bedeutet im Endeffekt, dass
wir lernen dem (Schul-)System gerecht zu werden, Befehle entgegenzunehmen
und ein Leben zu akzeptieren, dessen Hauptaugenmerk auf das Arbeiten gerichtet
ist, ohne das Ganze dabei zu hinterfragen.
Wie oft haben wir in unserer Schullaufbahn von LehrerInnen gehört, dass
"etwas eben so ist" oder eine Frage "jetzt überhaupt nicht
zum Thema passt"? Sobald mensch etwas grundsätzlich hinterfragt
bekommt mensch blöde Antworten und wenn mensch Pech hat und eine Tatsache
so wie sie dargestellt wurde nicht akzeptiert bekommt mensch Strafen oder
schlechte Noten.
Wir werden darauf getrimmt uns Autoritäten widerspruchsfrei zu beugen,
sonst können wir mit einer Bestrafung rechnen. Wer sich in der Schule
nicht mal gegenüber einem/einer LehrerIn kritisch äußern darf,
wird mit Sicherheit erst Recht vor Autoritäten wie den Bullen oder später
dem/der ChefIn kuschen.
Auch das System wird niemand so schnell hinterfragen, der/die in der Schule
gelernt hat, das kritisches Denken oft eher negative Auswirkungen hat und
der/die es dadurch sowieso schon völlig verlernt hat nicht alles sofort
zu akzeptieren.
LehrerInnen sind in der Schule viele Möglichkeiten gegeben ihre Autorität
aufrechtzuerhalten.
Hier spielen beispielsweise der Altersunterschied zwischen LehrerInnen und
SchülerInnen, sowie die förmliche Ansprache "Sie" eine
wichtige Rolle. Die förmliche Anrede bläut uns von vornherein Respekt
ein, mensch lernt, dass er/ sie gegenüber LehrerInnen eine niedrigere
Position einnimmt.
Um diese höhere Stellung zu festigen und den Autoritätsanspruch
der LehrerInnen untermauern zu können greifen sie auf Strafen wie zum
Beispiel Verweise oder Hinweise zurück. Wer/ Welche sich hingegen den
Autoritäten unterordnet, bzw. besonders positiv auffällt, der/ die
wird belohnt und bevorzugt.
Dadurch lernt mensch, dass er/sie innerhalb des Systems durch Engagement am
besten weiterkommt.
Ein weiteres Machtmittel sind die sogenannten Kopfnoten. Kopfnoten sind Noten, die unser Verhalten bewerten, also wie fleißig wir sind, wie ordentlich, wie viel Disziplin wir haben usw. So etwas interessiert natürlich den/die spätere ArbeitgeberIn enorm, und kann einem/einer damit den Einstieg in die Berufswelt, falls er/sie sich dafür entscheidet, extrem erschweren.
Darüber hinaus wird uns durch Noten beigebracht Leistungen zu erbringen und Konkurrenz als normal anzuerkennen. Damit lernen wir später in der "Ellbogengesellschaft" unseren Platz einzunehmen und an diesem möglichst gut zu funktionieren. Der ständige Leistungsdruck bringt uns dazu, auf unsere eigenen Leistungen fixiert zu sein, und alles zu vermeiden, was uns diese versauen könnte. Dieser kommt allerdings nicht nur "von oben", also von LehrerInnen oder Eltern, sondern entscheidend auch von MitschülerInnen. Die Konkurrenz um die bessere Note führt zu einer sehr starken Vereinzelung der SchülerInnen, z.B. wenn es darum geht in einer Prüfung zusammenzuarbeiten, also zu spicken, oder die Hausaufgaben abzuschreiben. Die Konkurrenz, die verhindert, dass wir uns zusammenschließen und gemeinsam dieses System bekämpfen wird uns also schon in der Schule eingetrichtert.
Konkurrenz erzeugt Leistungsdruck, da mensch es anstrebt besser zu sein als
MITschülerInnen. Leistungsdruck entsteht aber nicht nur in einem Konkurrenzverhältnis,
sondern auch durch "gemeinsames" Arbeiten in einer Gruppe. "Gemeinsam"
bedeutet hier eben, dass alle das Gleiche machen müssen, unabhängig
davon, welche Fähigkeiten oder wie viel Interesse für ein bestimmtes
Thema der/die Einzelne hat.
Dadurch, dass eben diese Fähigkeiten und Interessen hier Auswirkungen
auf die ganze Gruppenbewertung haben baut sich ein enormer Druck auf, "für
die Gruppe" etwas zu leisten. Kann mensch dabei etwas nicht, bzw. will
er/oder sie es nicht leisten muss er/sie damit rechnen vom Rest der Gruppe
fertiggemacht zu werden.
Leistungsdenken und Konkurrenz sind zwei der grundlegenden Prinzipien des
Kapitalismus. Diese bringen uns dazu in diesem System gut zu funktionieren,
da mensch immer versucht das "bestmögliche" in der Situation
in der er/sie sich befindet zu erreichen und eben immer "besser"
zu sein als andere. Am meisten profitieren davon dann logischerweise die UnternehmerInnen,
die für sich arbeiten lassen. Wenn die ArbeiterInnen untereinander konkurrieren
und sich so gegenseitig Leistungsdruck aufbauen, erbringen sie klar auch "bessere
Leistungen" (z.B. gesteigerte Produktion), was dem/der UnternehmerIn
zu höheren Gewinnen verhilft.
Die Gewöhnung an Leistungsdenken und Konkurrenz ist somit sehr wichtig,
damit wir im Arbeitsleben funktionieren und möglichst gut verwertbar
sind.
Der Unterrichtsstoff ...
... Erziehung zu Konformität
Der Lehrplan hat nicht nur die Funktion uns an ein Leben zu gewöhnen
in dem wir nichts mehr hinterfragen, schön brav tun was von uns verlangt
wird und dabei möglichst viel Mehrwert schaffen.
Die Inhalte, die uns mit dem Lehrplan aufgezwungen werden bringen uns auch
bei, das aktuelle politische System (repräsentative Demokratie) kritiklos
anzuerkennen.
Uns wird zum Beispiel reingepresst, dass Repräsentation, also das Übernehmen
von politischen Handlungen durch gewählte VertreterInnen, absolut richtig
ist und funktioniert. Dass ein Mensch, der einmal für einen bestimmten
Zeitraum gewählt wurde, und auf den dann so gut wie kein Einfluss mehr
genommen werden kann nicht wirklich die Interessen der Menschen vertritt wird
dabei absolut ausgeblendet.
Es ist aber nun mal leicht zu sehen, wie wenig die Politik der VertreterInnen
mit dem zu tun hat, wofür sie gewählt wurden. Die SPD beispielsweise
trat im Wahlkampf noch als die Partei an, die den Irak - Krieg mit allen Mitteln
verhindern wollte. Später war dann klar: so vehement will die SPD den
Krieg gar nicht verhindern, im Gegenteil sie unterstützte die kriegsführenden
Parteien noch fleißig.
Was den Leuten mal versprochen wurde, oder was die Leute wollen verkommt dann
angesichts irgendwelcher wirtschaftlicher oder persönlicher Vorteile
zu einer absoluten Nichtigkeit und existiert einfach nicht mehr.
In jedem politischen System mit Gesetzen geben die Menschen die Verantwortung
über das gesellschaftliche Leben ab.
Uns wird in der repräsentativen Demokratie vorgegaukelt, dass wir unsere
Selbstbestimmung durch Wahlen behalten.
Durch die Beteiligung an einer Wahl gibt mensch bewusst die Verantwortung
für das gesellschaftliche Leben an die RepresentantInnen ab. Diejenigen,
die nicht wählen gehen, weil sie sich für Politik einfach nicht
interessieren, bzw. sowieso schon resigniert haben, haben ihre Verantwortung
von vornherein unbewusst abgegeben und unterstützen dadurch passiv das
System.
Die einzige Alternative besteht darin, Selbstverantwortung zu übernehmen,
außerparlamentarisch Einfluss auf die gesellschafts-politische Situation
zu nehmen und das System zu bekämpfen (z.B. demonstrieren gegen die rot-grüne
Regierungspolitik).
Aber so was bleibt außen vor. Uns wird immer nur beigebracht, dass die Scheiß - Demokratie das "beste" System überhaupt ist und Alternativen sowieso nicht funktionieren können. Wenn wir überhaupt etwas von erfolgreichen, revolutionären Kämpfen zu hören bekommen, dann immer so, dass sie uns entweder negativ, oder als gescheitert präsentiert werden. Dadurch fällt den wenigsten dann mal ein, das politisches System auch nur ein bisschen zu hinterfragen.
Fazit: Nicht für die Schule, für das ÜBERleben lernen wir also, für das Überleben im Kapitalismus. Aber auch für das Überleben des Kapitalismus. Denn in der Schule werden wir so geformt, dass wir das System weiterbringen:Der Kapitalismus hat keine Fehler, er ist der Fehler !!!
Um die Schule zu verändern müssen wir erst das System, in dem wir
leben, verändern !!!
Kapitalismus abschaffen !
Das bestehende Schulsystem abschaffen !
Für freies und selbstbestimmtes Lernen !
Für die soziale Revolution !