Die Befreiung muß zuerst mit der inneren Revolution der organisierten
Frau verwirklicht werden!
[ Devrimci Çözüm Oktober 1999]
Eine der Fragen, die mit dem Aufkommen der revolutionären Bewegung in der Türkei angegangen und wurde und in der man sich um eine Lösung bemüht, ist die Frauenfrage. Wenn wir diese Frage, die unserer Meinung nach durch Erklärungen und Schriften nicht vollständig gelöst werden kann, weil sie so auch 30 Jahre nicht gelöst werden konnte, diskutieren, werden wir auf die Befreiung der Frau, vielmehr auf die Gründe der „Nichtbefreiung" der Frau eingehen. Wir Revolutionäre, die wir die gesellschaftliche Befreiung der Frau und die Lösung der Frage als ganzes wollen und die Frau in der Organisierung und im revolutionären Kampf sehen, bemühen uns seit 30 Jahren in diesen Verständnis um eine Lösung der Frauenfrage. Jedoch besteht für uns vor der Befreiung der Frau in der Gesellschaft, daß Problem die Befreiung der organisierten, in den Kampf gehenden Frau zu erreichen. Es steht also das zweiseitige Verhältnis, daß mit der Dialektik -mit der Befreiung der organisierten Frau, werden auch die zu organisierenden Frauen befreit- gesehen werden muß. Die Revolutionäre können alle Fragen mit den im Kampf geschaffenen Werten und Verhältnissen der morgigen neuen Gesellschaft lösen, wenn diese Werte heute in ihrer eine eigenen Struktur erschaffen können und morgen in die Gesellschaft tragen. Jedoch in der Phase der Entwicklung und Befreiung des Menschen, in einer Phase, in der wir darum kämpfen die Entwicklung und Befreiung des Menschen in die Zukunft, in die Gesellschaft zu tragen, konnten wir, aufgrund unserer eigenen Erfolglosigkeit und der Mängel unserer eigenen inneren Revolution, unsere organisierten Frauen nicht befreien. Es ist offensichtlich, daß wir die Frauen in der Gesellschaft nicht befreien können, wenn die organisierte Frau sich im inneren Befreiungskampf befindet, noch nicht befreit ist. In diesem Zusammenhang werden wir die Gründe der Probleme und Lösungsansätze diskutieren. Die Probleme der nicht befreiten „organisierten Frau"
Die Frau, die darum kämpft die traditionellen Beziehungen des Systems und die in der Familie gegründeten gesellschaftlichen Werturteile zu zerschlagen, die die von der herrschenden Ordnung gegebenen Verhältnisse ablehnt und die Formung neuer Beziehungen und Arbeitsweisen, neuer Werturteile, neuer Ethik und Kultur auf eine neue Grundlage stellt und für eine mit einer neuen Ideologie (mit der revolutionär-sozialistischen Ideologie) in die Organisierung eintritt, sieht sich, wenn sie sich von der traditionelle Rolle, von der Rolle als Mensch zweiter Klasse löst, mit Problemen und Hindernissen konfrontiert. Zusammen mit den in diesen Problemen und Hindernissen festgelegten Beziehungen und Arbeitsweisen sind auch die aus der Natur der Frau stammenden, von ihr selbst geschaffenen Probleme ein Hindernis für ihre Befreiung. Wenn wir die in Organisierungen festgelegten Beziehungen und Arbeitsweisen, die vor der Lösung der Frauenfrage stehenden Probleme betrachten, sind die Punkte, die dabei sichtbar werden diese: Probleme, als Ergebnis des Mißstandes der Nichtverinnerlichung der revolutionären Beziehungen und Arbeitsweisen, insgesamt der Nichtverwirklichung der sozialistischen Werte und Sitten, Kultur und Gerechtigkeitsverständnis, der nichtrevolutionären Beziehungen und Arbeitsweisen in den Organisierungen, die allgemein aus der Sicht auf die Individuen und auf die Frauen im besonderen in den Organisierungen resultieren. Dort, wo die revolutionären Beziehungen und Arbeitsweisen nicht vorherrschend sind, werden die sich in der gesellschaftlichen Situation aus den Beziehungen und Werturteilen des Systems entwickelnden Widersprüche und Auseinandersetzungen in die Reihen der Revolutionäre getragen. Weil eine Politik, die in die revolutionären Reihen getragenen Gefühle, Gedanken, Motive und Verhaltensweisen des Systems in revolutionärer Weise zu verändern, fehlt, entstehen in jedem Moment und in jedem Bereich des Lebens sich in dem Verständnis widerspiegelnden Mißstände, Mängel und Fehler. Und die Beziehungen und Arbeitsweisen des Systems, die in einer Form auch in den Organisierungen fortgeführt werden, bewahren die existierenden Verhältnisse. Abweichende Strömungen, Verwerfungen nach rechts oder links finden auch im eigenen Leben eine Grundlage (Kapitulationen, Ich-Bezogenheit usw.). Diese vom System über die Individien erschaffene Entfremdung wird in der Erosion der ethischen Werte am deutlichsten sichtbar: die sich in Individualismus, Gewinnstreben, Falschheit und Vorteilsnahme konkretisierende Auflösung-Zerstörung-Zersetzung existiert auch in den revolutiuonären Strukturen. Dieser existierende Mißstand verhindert die Entwicklung der eigenen Identität des Menschen, sowohl die der revolutionäre Identität, als auch die Entwicklung des Menschen, die Verwirklichung der menschlichen Gefühle und Gedanken. Dies produziert eine in ein Objekt umgewandelte und sich selbst nicht kennende, identitätslose Persönlichkeit. Die ihr Wesen nicht kennende identitätslose Persönlichkeit wird zu einem Objekt und zu einem Individuum, daß ohne zu forschen, ohne zu fragen, ohne zu denken lebt und nur mit der Erfüllung seiner Aufgaben belastet sieht und zu einer Persönlichkeit ohne Willen zur eigenen Freiheit und Entwicklung wird. Während klar ist, daß das Wesen der Menschen nicht nur aus einzelnen Verbindungen zwischen Individien besteht, sondern aus der Gesamtheit der gesellschaftlichen Beziehungen, tritt auch das Wesen des revolutionären Menschen in der Gesamtheit der revolutionären Beziehungen und Arbeitsweisen zutage. Wenn es dies hingegen nicht so ist, ist die Existenz des Menschen eine schiefe, nicht revolutionäre, nicht befreite. Die von sich selbst, von ihrem Geschlecht entfremdete Frau, die von den gesellschaftlichen Widersprüchen automatisch aktiviert wird, die von ihrer Persönlichkeit her sensibler ist, die wenig auf ihre eigenen Vorteile sieht, die mit ihrer größeren Anteilnahme und ihrem größeren Mut nimmt einen großen Raum ein. Im revolutionären Kampf unseren Landes, insbesondere in der Zeit nach den 12. September [1980, Militärputsch; d.Ü.] haben die Frauen sich noch zahlreicher an den revolutionären Kämpfen beteiligt und besonders in den Reihen unserer Bewegung erreicht die Anzahl der Frauen einen ziemlich hohen Anteil. Obwohl die Frauen sich nicht nur in großem Umfang am Kampf beteiligten, sondern Frauen auch in der Führung der Bewegung in den höchsten Ebenen, im politischen wie auch militärischen Teil auf dem Befehlsniveau, auf dem Führungskaderniveau Positionen einnahmen (obwohl wir im revolutionären Kampf unseren Landes die Organisation mit den meisten weiblichen Kadern sind) kann man nicht sagen, daß wir in der Lösung der Frauenfrage, in der Befreiung der Frau erfolgreich waren. Die Gründe, die wir oben versucht haben darzulegen und als Ergebnis daraus, die nicht erreichte revolutionäre Veränderung der Arbeitsweisen und Beziehungen, stellt ein Hindernis für die revolutionäre Veränderung und die Befreiung unserer Menschen im allgemeinen und unserer Frauen im besonderen dar. Die Frau, die gesellschaftlich als unterdrückter Mensch zweiter Klasse in traditionelle Rollen verurteilt ist und die auf der Grundlage der Entfremdung von der eigenen Identität in die Lage kommt vom Mann Kraft schöpfen zu müssen, gerät dadurch in eine noch größere Zwangslage, und erst mit der Erschaffung ihrer eigenen Identität, ihrer Eigenschaften in der Lage ihren Kampf zu führen und kann mit dem revolutionären Potential der dabei hervortretenden Dynamik ihre Gedanken befreien. An dem Punkt, wo die Beziehungen und Arbeitsweisen der Organisation zum Hindernis werden und der Kampf um ihre Befreiung brach liegt, bedeutet dies objektiv innerhalb der Organisation den Frauen gegenüber die Anerkennung des Status quo. Die Lösung der Frauenfrage, die Befreiung der Frauen wird dann zu einer nur in den Zeitschriften beschriebenen und betonten und am 8. März zum Ausdruck gebrachten Sache. Wenn wir die hier zum Ausdruck gebrachten Punkte als Verständnis ansehen, so ist dieses Verständnis von einem revolutionären weit entfernt. Es ist keine revolutionäre Lösung, die Lösung auf der Grundlage eines kleinbürgerlichen Freiheitsverständnisses indem man alles auf den Mann überleitet oder indem man die Lösung ganz im Kopf der Frau sucht, ohne die grundlegenden Gründe des Problems in die richtige Form zu bringen. Diese Lösungsansätze sind nicht revolutionär und vertiefen die in der Befreiung der Frau bestehenden Probleme. Etwas, was die Freiheit eines Menschen behindert, ist auch direkt oder indirekt mit seinem Wesen verbunden. Ausgehend von dieser Tatsache sehen wir die Lösung des Problems und die Überwindung der Hindernisse im Kampf um die Befreiung der Frau. Vor allem hat die Frau ein Identitätsproblem. Es ist das Bewußtsein der Frau für alle ihre Seiten und die Erkenntnis ihrer Lebensrealität. Wenn wir den Ausdruck der eigenen Identität der Frau als Gesamtheit betrachten, so ist jede Frau in einer Phase in der sie sich in ihrer Klassenposition, politisch, sozial, sexuell neu definiert. Diese Neudefinition beginnt sie im revolutionären Kampf zu lernen. Jedoch dieses Lernen entwickelt sich nicht geradlinig. Weil diese „Neudefinitionsphase" unter dem Einfluß des Systems vor sich geht und dort die Lähmung beginnt. Für die Frau besteht diese Tatsache in der Überwindung des nach der Rolle des Mannes geformten Status quos, besteht in der Zerstörung der Abhängigkeit vom Mann. Bis heute existiert eine Formung der Gedanken, Gefühle und des Verhaltens nach dem Mann und der Männlichkeit. Aus diesem Grund ist der erste Schritt zur Erlangung einer Identität die Zerstörung der Abhängigkeit und die Erhebung mit einer eigenen Identität. Aber die Verwirklichung ist sehr schwer und trägt sehr viel Lähmung in sich. Die von ihrer eigenen Identität entfremdete Frau, die sich bemüht ihre durch die traditionelle Rolle entstandene passive Position zu verheimlichen, zu vernichten, hat durch diese Entfremdung keine eigene Kraft und kein Selbstvertrauen und versucht sich an der Kraft des Mannes festzuhalten, und an seiner Kraft teilzuhaben und diese als ihre eigene zu zeigen. Aber es ist klar, daß dies die Entfremdung nur weiter vertieft. Der deutlichste Ausdruck dieser Tatsache ist, daß sie die Führung und die Verantwortung einer anderen Frau nicht anerkennt und sie diese darum beneidet. Ein anderer Versuch Identität zu gewinnen ist die vollständige „Ablehnung des Mannes". Dies gebiert nur den Feminismus in den Köpfen der schiefen kleinbürgerlichen Strömungen. Dies bringt nur in einem kleinbürgerlichen Verständnis „Freiheit". Doch in den revolutionären Reihen ist dafür kein Platz und wird auch im wirklichen Sinne keine Befreiung der Frau bringen. Wie schade, daß diese Sicht auf die Frauenfrage diese nicht in einem revolutionären Verständnis löst, keine revolutionären Lösungen produziert, in den revolutionären Organisierungen unter den Frauen heimliche Feministinnen schafft und das Verständnis von Freiheit und die Befreiung in einer schiefen Form ins Bewußtsein bringt. Natürlicherweise wird solches Verhalten auch in der Praxis durch den Feminismus geformt. Die Frauen zu politisieren, politisches Bewußtsein zu vermitteln ist ein wichtiger Schritt in der Erlangung einer Identität und in der Befreiung. Die Frau, die ihre Identität anerkennt und nicht ablehnt, wird über ihre Identität, in sich selbst die Revolution verwirklichen, in ihrem Befreiungskampf wichtige Schritte tun und Gewinn für sich selbst daraus ziehen. Trotz des 30 Jahre andauernden Kampfes und den in diesem Kampf in der Frauenbefreiung erschaffenen Werte, hat die Identitätsfindung und Befreiung der Frau in ihrem Kampf noch keinen festen Platz bekommen. Ein wichtiger Faktor neben den obengenannten Gründen ist die Anerkennung, der von dem System für sie geformten Rolle und Identität als Tatsache, die der Befreiung entgegensteht, in der Realität der Illusion zu verfallen, daß die vom System für den Mann zu geschnittene Rolle die Befreiung ist, die Frau, die sich aus ihrer eigenen Identität löst und sich nach der Identität des Mannes, der Rolle des Mannes sehnt, ist ein wichtiges Handikap der organisierten Frau. Es ist ein konkreter Ausdruck dieser Unzulänglichkeiten, daß sie es nicht schafft, die vom System in ihrem Wesen geformten Gefühle und Gedanken zu überwinden. Die Frau die, die Eigenschaften ihres eigenen Wesens und ihres Geschlechtes beiseite schiebt und in eine „dem Mann ähnliche Rolle" schlüpft, wird mit diesem Verhalten zu einer „Karikatur des Mannes" und produziert in ihrer Einstellung zu allem in einer unpassenden Art. In den Gedanken, in den Gefühlen und im Verhalten wird in dieser Art. Ihre Einstellung zum eigenen Geschlecht wird schlechter als die der Männer. Das Erlebte ist von Rückständigkeit und Plumpheit gekennzeichnet und weit entfernt von Schöpferkraft und Befreiung. Diese von der eigenen Identität entfernte und zur Karikatur des Mannes gewordene Frau kann weder ihrer eigenen Arbeit gerecht werden, noch der anderer... Diese die gesellschaftliche und geschichtliche Realität widerspiegelnden Frauen haben, so wie sie in ihrem Auftreten und Verhalten oberflächlich sind, keine Tiefe in ihrem Verständnis von Freiheit. Sie haben keine anderen Sorgen als den Männern zu gleichen, von ihnen anerkannt zu werden und ihnen zu gefallen. Übernommene Pflichten und Verantwortungen benutzen sie wiederum um sich beliebt zu machen. Als eine Frau, die weder ihre Gefühle noch ihre Gedanken in revolutionärer Art formt und kann sie, weil dies allgemein den Weg zu Abweichungen öffnet, sich nicht in die Bewegung einfügen, erlebt sie eine Kälte. Auch ihre Liebe ist unecht. Diese Frauen, die ein Produkt der gesellschaftlichen und geschichtlichen Realität der Frau sind, werden, weil sie zwischen ihren Gefühlen und ihrer Arbeit keine stabile Beziehung aufbauen können, an einem Punkt an dem die Beziehungen und Arbeitsweisen nicht revolutionär sind, bei der Zerschlagung des bestehenden Status quos immer untätig und zurückbleiben und beim Erstarken von nicht revolutionären Strömungen und Einstellungen denen einen guten Grund bieten. Dies vertieft die Entfremdung von sich selbst und vom eigenen Geschlecht weiter. Die durch die Arbeit der Frau in Organisationen mit rückständigster Ideologie, in der Organisierung und in ihrem eigenen Kampf errungenen Erfolge sind offensichtlich. Wieso das so ist, ist auch klar. Die Frau, die vom System und von dem durch jahrhundertelang geformte Verständnis der Männerherrschaft Ausbeutung und Unterdrückung erlebt, ergreift, um sich aus Unterdrückung und Ausbeutung zu befreien, die Möglichkeit zur Befreiung, wo sie sie sieht, mit größerer Anteilnahme und größerem Einsatz. Doch die Illusion „wir sind befreit" die bei Frauen im revolutionären Kampf und im Kampf um Befreiung sind, entsteht, kommt von der unzureichenden eigenen inneren Revolution. Freiheit ist nicht nur die Ablehnung der vom System gegebenen Bedingungen und die Entwicklung des Kampfes auf der Grundlage dieser Ablehnung. Auch die mit dem Eintritt in den revolutionären Kampf entstehende, vom sich vom System unterscheidende Freiheit auf der Ebene der Bewegung ist keine Freiheit. Es ist eine Tatsache, daß Freiheit „es notwendig macht sich bewußt mit Schwierigkeiten auseinanderzusetzen" und ein an Prinzipien gebundenes Leben erforderlich macht. Die mit der Konkretisierung des ideologischen, politischen und organisatorischen Bewußtseins gewonnene Freiheit kann eine Kraft sein und ihre Kräfte organisieren. Und deshalb kann die Frau, indem sie an sich und an ihr Geschlecht glaubt, ihre Erfolge und ihre Entwicklung bei sich selbst und ihrem Geschlecht sehen und organisieren und dafür Mittel und Methoden entwickeln. Des weiteren kann auch im des revolutionären Kampfs mit der traditionellen Frauenpersönlichkeit die Befreiung nicht erreicht werden. Die, die an die Frau und das Wesen des Geschlechts der Frau nur psychologisch herangehen, machen es ziemlich schwer die eigene Persönlichkeit kennenzulernen und zu verstehen und diese in eine revolutionäre Persönlichkeit zu verändern. Diese Situation fördert auch noch eine andere Seite zu tage. Während die Frau darum kämpft ein neues Leben, und eine neue Identität aufzubauen, ist es natürlich auch notwendig zu diesem Kampf eine neue Geisteshaltung beizutragen. In der Natur der Frau sind viele schöne Eigenschaften; Gefühle der Anteilnahme, ihre Selbstlosigkeit, ihr Mut, ihre Ausdrucks-und Umgangsformen, ein Geist der aus der Weichheit und Feinheit der Gefühle entstanden ist und ihre Beiträge in jedem Moment und auf jedem Gebiet des revolutionären Lebens machen, dieses reicher und schöner. Jedoch die innerhalb des vom System entwickelten, Gedanken und Gefühlen formenden, psychologischen Kampf um Weiblichkeit und das Geschlecht der Frau verbreiteten Kräfte bringen anstatt der Schönheit des Lebens sowohl für den einzelnen, wie auch für alle Beziehungen des Lebens dessen häßliche Seiten hervor. Die Identität der Frau kann, wenn sie sich von den Gedanken, Gefühlen und Zielen des Systems trennt und ihre Gedanken und Gefühle durch revolutionären Ansichten formt, im Kampf Werte beitragen. In der Einstellung der Frauen innerhalb der Organisation, im Kampf, die das Bewußtsein der Organisation nicht verstanden und kein politisches Bewußtsein gewonnen haben, ist unpolitisch und von weiblichen Gefühlen und Reaktionen gelenkt. Diese Art Frauen ist für alles verschlossen, insbesondere für die Erneuerung und Befreiung. Sie stellt für sich festgelegte Standpunkte auf und indem sie diese Punkte im Kampf zu bewahren versucht, verändert sie ihren negativen Einstellungen auch in ihrer Struktur nicht. Und weil mit dieser Situation keine revolutionäre Veränderung der Persönlichkeit verbunden ist, beginnen hier die Krisen und schaffen für das Hervortreten der nie beseitigten -für ihre Beseitigung wurden keine Bemühungen gezeigt- in der Persönlichkeit vorhandenen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen des Systems eine Grundlage oder verteidigen und stärken diese negative Grundlage zum Zweck der Sicherung der eigenen Vorteile. An diesem Punkt treten Schwächen der Frau wie Geschwätzigkeit, übles Gerede, Neugierde, andauernder Streit, Neid, Eifersucht, Ablehnung des eigenen Geschlechts, Provokationen, Hetze, Intrigen, Aufmerksamkeit erregen zu wollen, verengen der eigenen Interessen und Kontakte, passiv zu werden, wenn sie keine Aufmerksamkeit auf die lenken können, es allen recht machen zu wollen und insbesondere der Kraft des eigenen Geschlechts nicht zu trauen, hervor, die dazu führen, daß sie freiwillig noch schwächer, noch oberflächlicher und unscheinbarer werden. Wir haben versucht einige Seiten der Probleme der organisierten Frau im Kampf die ihren Ursprung sowohl in den Beziehungen und Arbeitsweisen in der Organisation, als auch in der Persönlichkeit der Frau haben, zu beleuchten. In der Phase, die wir erleben, besonders in der Einstellung des traditionellen linken Verständnis gegenüber der Frau, wird, wenn wir auf die dreißigjährige Phase revolutionären Kampfes sehen Konservatismus, eine Haltung, die die Frau nur in ihr „passenden Rollen" sieht und in diesem festgelegte Verhältnisse erschafft, sichtbar. Die Bemühungen dieses Verständnis zu zerstören sind so schwach, daß man sie als nicht existent ansehen kann und weit davon entfernt sind eine „Lösungskraft" darzustellen. Im allgemeinen wurde im revolutionären Kampf der vergangenen dreißigjährigen Periode sowohl politisch-ideologisch, wie auch auf der Basis der Beziehung in der Organisation sichtbar, daß die ganze Zeit über die Tatsachen nicht klargestellt worden sind, daß trotz dem in manchen Situationen hervorgebrachten politisch-ideologischen Verständnis und dem Anwachsen des revolutionären Kampfes in jeder Phase in der Ideologie-Politik und in den daraus geformten Beziehungen und Arbeitsweisen in der Organisation der Punkt der Frauenfrage und der Frauenbefreiung vernachlässigt worden ist und die Bemühungen in der Lösung dieses Problems mangelhaft waren. Es ist klar, daß wenn die Erläuterungen dieser Frage und die Politik auf Grundlage dieser Erläuterungen dort, wo sie nicht auf marxistisch-leninistischer Basis, auf revolutionärer Basis entwickelt wurden, weder diese noch eine andere Frage lösen können. Wenn wir die Revolution, den revolutionären Kampf nicht als etwas begreifen, daß nicht nur dazu dient das bestehende System und das was wir als ökonomische und politische Neuordnung wahrnehmen zu verändern, sondern auch dazu die qualitative Veränderung aller Ebenen des menschlichen und geistigen Lebens und radikale Veränderungen im Bewußtsein des neuen Menschen erschaffen und heute schon in unseren eigenen Beziehungen und Arbeitsweisen dafür Grundlagen entwickeln... werden dies am Ende weder heute noch in der Revolution, noch nach der Revolution lösen können. Wir verfallen in eine Illusion, wenn wir glauben „die Revolution wird es lösen". Diese Verbindung noch einmal zu erläutern sehen wir als für die Lösung des Problems als sinnvoll an: es ist klar, daß die Frauenfrage, die Frage der Befreiung der Frau nicht dadurch gelöst werden wird, indem man alles nur von den Männern erwartet oder indem alles nur von dem „ich" der Frau abhängig macht. Dazu müssen wir natürlich als erstes die in unseren Köpfen durch das System geformten Ansichten beseitigen. Es ist notwendig, die durch die Gesellschaft in uns geformten Rollenverständnisse zu verändern und in dem wir uns aus diesen Rollen (sowohl der des Mannes als auch der der Frau) lösen und eine neue Rolle, die die Eigenschaften, die Gefühlen-Gedanken und Verhaltensweisen der befreiten, revolutionären Persönlichkeit trägt, schaffen. Die freie Frauenpersönlichkeit, die befreite Frau wird mit dem Kampf, mit der Ideologie und Politik der Organisation geschaffen. Dies bringt gleichzeitig einen Kampf mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht. Die mit der revolutionären Ideologie geformte Frau macht mit der Vernichtung und Überwindung der durch die rückständig-primitive Ideologie des Systems geformten Gefühle-Gedanken und Ziele einen wichtigen Schritt zu ihrer Befreiung. Dabei kommt mit der Befreiung der beider Geschlechter auch die Befreiung der Frau auf die Tagesordnung. Dazu ist es wichtig sich dieser Frage mit einem revolutionären Verständnis, einer revolutionären Einstellung zu nähren. Der Erfolg dieses Verständnisses spiegelt sich in der politischen und militärischen Führung, in der Anerkennung (und Positionierung) der Existenz der Frau auf ganz verschiedenen Ebenen und in der Entwicklung konkreter Tatsachen wider. Außerdem ist es wichtig, die im revolutionären Kampf erworbene Autorität (ihre Verantwortung und Pflichten) der Frau als Ergebnis der Befreiung der Frau zu begreifen, zu verstehen. Die Frau aus ihrer traditionellen Rolle herauszubringen und eine Grundlage zu schaffen, auf der sie sich entwickeln kann, heißt: „Die Phase, in der sich das politische Bewußtsein der Frau entwickelt, ist gleichzeitig die Phase ihrer Befreiung." (Devrimci Sol Savunmasi) [Verteidigung der Devrimci Sol; zweibändiges Werk über die Situation der Türkei, der Welt und über den Kampf der Devrimci Sol, geschrieben als Verteidigung im Hauptprozeß gegen die Devrimci Sol in der Türkei 1982; d.Ü.] Schon in der Vergangenheit haben wir der Befreiung der Frau und der Lösung der Frauenfrage in unserer Bewegung eine besondere Bedeutung gegeben. Jedoch kann man, weil wir uns dies zwar auf der Ebene des Verständnisses zu eigen gemacht haben, aber auf der Ebene der Verwirklichung (in den Beziehungen und Arbeitsweisen) nicht vollständig entwickelt haben und weil wir dieses Verständnis unseren Menschen insbesondere unseren Frauen nicht begreiflich machen konnten, nicht sagen, daß wir mit der Befreiung der Frau erfolgreich waren. Unsere Erfolglosigkeit ist eine Tatsache, die klar wird wenn wir uns mit unseren Ansprüchen vergleichen. Wenn wir uns jedoch mit den anderen Linken vergleichen, sieht man, daß wir im revolutionären Kampf der Türkei doch einige Beiträge dazu geleistet haben. Jedoch auf der heutigen Stufe, in der Phase unseres Aufbaus einer revolutionären Organisation haben wir in der, aus unserer Sicht einen wichtigen Platz einnehmenden Frage der Befreiung der Frau, sowohl auf der Ebene des Verständnisses, als auch damit diesem Verständnis in der Praxis Werte hinzuzufügen durch die notwendigen Bemühungen und Aktivitäten unsererseits in unseren Beziehungen und Arbeitsweisen diese Grundlagen zu entwickeln und Vereine und Organisierungen zu schaffen, Schritte unternommen. Jetzt müssen wir unsere Anstrengungen auf diese Frage richten, indem wir unsere Aktivitäten intensivieren und auf der Grundlage des Kampfes entwickeln, organisieren.