Tina Modotti(1896-1942)


TINA MODOTTI
5.000.000 Witwen
10.000 Waisen
Frauen! Wollt Ihr das wieder?

Werktätige Frauen der ganzen Welt!

Mit jedem Tage rückt ein neuer imperialistischer Weltkrieg näher, ein Weltkrieg, der den von 1914 - 1918 an Schrecken und Zerstörung weit übertreffen wird. In China hat der Krieg bereits begonnen, und die blutigen Kämpfe, die während der letzten Monate dort stattfinden und die in Tschapei (Shanhai) allein während der nur wenige Tage dauernden Besetzung von Shanghai durch die Japaner über 30 000 chinesischen Arbeiters und armen Bauern das Leben kosten, bilden nur den Anfang des neuen Völkermordens.

Ein neuer Weltkrieg! Warum? Gegen wen? Er soll geführt werden, damit eine Gruppe imperialistischer Räuber das "Recht" erhält, einer anderen Gruppe ebensolcher imperialistischer Räuber einen Teil Reichtümer, Märkte, Kolonien zu entreißen; ein Krieg, der dem Kapitalismus einen Ausweg aus der- tiefgehenden Krise bieten soll, von der sämtliche kapitalistische Länder ergriffen sind. Die Kapitalisten rechnen damit, daß ein Krieg auch die Erwerbslosigkeit beseitigen wird: erstens wird er Millionen von Menschen in den Soldatenrock stecken und in die Munitions- und Waffenfabriken bringen, zweitens aber werden durch den Krieg Millionen und Abermillionen "überflüssiger hungriger Mäuler" vom Antlitz der Erde ausgetilgt werden. So sehen die Erwägungen der Kapitalisten aus! Vor allem aber wird der Krieg ein Feldzug gegen die Sowjetunion sein, gegen das Land, in welchem eine neue Welt gebaut wird, ein neues Leben emporblüht, eine neue Menschheit herauswächst, das Land, das von Kapitalisten der ganzen Welt am meisten geflüchtet und gehaßt wird.
Die Kapitalisten hassen die Sowjetunion, weil sich dort die Macht in den Händen der Arbeiter und Bauern befindet, sie hassen sie, weil, während in Ihren Ländern Millionen von Erwerbslosen sind, während in der kapitalistischen Industrie eine noch nie dagewesene Krise herrscht, in der Sowjetunion die Arbeitslosigkeit beseitigt ist und das Land sich im Aufbau befindet, der auf sozialistischer Basis durchgeführt wird. Die Kapitalisten hassen die Sowjetunion und fürchten sie, denn sie wissen, daß die UdSSR das Vaterland aller Werktätigen ist, weil sie das lebende Beispiel der revolutionären Lösung der Krise darstellt, und weil dieses Beispiel einen ungeheuren Einfluß auf die werktätigen Massen sowohl der kapitalistischen Länder, wie auch der Kolonien, ausübt.
Dies sind die Ursachen, weshalb die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der kapitalistischen Welt, wie groß ihre Konkurrenz, wie bitter ihre Streitigkeiten untereinander auch sein mögen, sich die Hände reichen, sobald es gilt, die Sowjetunion anzugreifen; dies sind die Ursachen, weshalb ein gemeinsames Zusammenarbeiten und eine fieberhafte Mobilisierung aller reaktionären Kräfte - angefangen von den größten Finanzkönigen und Armeeführern bis hinab zu den Söldnerbanden der russischen Weißgardisten und den verräterischen Führern des Sozialfaschismus - zu beobachten ist, die zum Ziel hat, die Sowjetunion zu überfallen und die Rätemacht zu stürzen. Der Krieg wird an allen Fronten sowohl materiell, als auch ideologisch vorbereitet. Einerseits sehen wir, wie die Kriegsindustrie mit Volldampf Maschinengewehre, Kanonen, Kugeln, Tanks, Bomben, Gas usw. produziert und wie die bürgerliche Wissenschaft sich bedingungslos den Kriegshetzern zur Verfügung stellt, die an der Einführung neuer viel besserer und stärkerer Mittel zur Tötung des Menschengeschlechtes profitieren. Andererseits hat die ideologische Vergiftung über "Verteidigung des Vaterlandes", haben Rassenvorurteile, Chauvinismus usw. ihren Höhepunkt erreicht und werden der jüngsten Generation durch Schule, Kirche und andere Machtmittel der Bourgeoisie eingeprägt.
Der wachsende weiße Terror und die verstärkten Verfolgungen der Arbeiter und armen Bauern stellen ein weiteres Moment der Kriegsvorbereitungen dar. Alle von der Bourgeoisie heutzutage angewandten Verfolgungs- und Gewaltmethoden - von der Verwendung von Maschinengewehren und der Massenniedermetzelung von Demonstranten und Aufständischen bis zum Spionage- und Provokationssystem - sind für die Bourgeoisie notwendige Waffen, um die werktätigen Massen in Unterdrückung und Sklaverei zu erhalten und um sie zu hindern, im Falle eines Kriegsausbruchs Widerstand zu leisten.
Die Bourgeoisie weiß sehr gut, daß sie vor der Beteiligung an einem neuen Weltgemetzel und vor dem Versuch eines Überfalls auf die Sowjetunion die revolutionären Organisationen der Arbeiterklasse zerstören muß, die ihr im Wege stehen, und ihr die Durchführung ihrer unheilvollen Pläne erschweren.
Dem entsprechen "Tempo" und Ausmaß, in welchem heute die Arbeiter verhaftet, die besten proletarischen Kämpfer ermordet, die Urteile der außerordentlichen Gerichte gefällt werden, Tempo und Ausmaß, mit welchen der Krieg auf anderen Gebieten vorbereitet wird. Es genügt zu sagen, daß die Gesamtzahl der Opfer des weißen Terrors in der ganzen Welt im Jahre 1931 zehnmal so groß war wie im Jahre 1925. Der Terror ist heute eine ständige Herrschaftsmethode, nicht nur in den faschistischen, sondern auch in den sogenannten demokratischen Ländern. Der Terror ist die letzte Zuflucht, die der Bourgeoisie noch geblieben ist, um ihren vollständigen Zusammenbruch hinauszuschieben, den wachsenden Kampfwillen der ausgebeuteten Massen in den kapitalistischen und Kolonnialländern niederzuhalten, die Möglichkeiten ihres Widerstandes zu vernichten und besser zum neuen Krieg zu rüsten.
Daher ist der Kampf gegen weißen Terror und bürgerliche Klassenjustiz gleich zeitig ein Kampf gegen den imperialistischen Krieg, ein Kampf gegen den bewaffneten Überfall auf die Sowjetunion. Wenn wir in den Reihen der internationalen Rote Hilfe gegen die Gewalt und blutigen Unterdrückungsmethoden kämpfen, denen die werktätigen Massen in allen kapitalistischen und Kolonialländern ausgesetzt sind und uns für das Existenzrecht aller revolutionären Arbeiter- und Bauernorganisationen einsetzen, kämpfen wir gleichzeitig für einer Verstärkung der Widerstandes des Arbeiterklasse gegen die Kriegsvorbereitungen der Bourgeoisie.
Indem wir gegen die Sonder- und Standgerichte kämpfen, gegen die Anti-Arbeitergesetze, gegen die Ausweisung revolutionären ausländischer Arbeiter, gegen das unmenschliche Gefängnisregime und das Folterungssystem in den kapitalistischen Bastillen und für die Befreiung der Tausende von Revolutionären, die in den kapitalistischen Kerkern zugrunde gegen, kämpfen wir gleichzeitig für eine Verhinderung der physischen Vernichtung der Avantgarde der Arbeiterklasse, der Avantgarde, die die Kämpfe gegen das Ausbeuterregime, gegen Terror und imperialistische Kriege führen muß. In den Reihen der internationalen Roten Hilfe einzutreten, bedeutet die breite Einheitsfront der Werktätigen aller Rassen und Nationalitäten zu stärken, die Schranken des Rassenhasses, des Chauvinismus und der Kirche niederzuwerfen, die die herrschende Klasse aufrechterhält und ausbaut, um die werktätigen Massen zu isolieren und Kriege zu ermöglichen.

Werktätige Frauen aller Länder, aller Kolonien und Halbkolonien! Mütter, Schwestern, aller ihr Frauen, deren Kinder Hunger leiden, deren Männer arbeitslos sind, die ihr mit ihren Familien auf die Straße gesetzt werdet, weil ihr die nötige Miete nicht aufbringen könnt, - was sagt ihr zum Kriege?

Was tut ihr, während Truppen und Waffen nach China transportiert werden, um dort eure Brüder und Schwester, die Arbeiter und armen Bauern Chinas zu morden? Was werdet ihr tun, wenn Truppen und Waffenladungen entsandt werden, um eure Brüder und Schwestern in der Sowjetunion zu töten? Werdet ihr euch damit begnügen, den Krieg zu verfluchen, werdet ihr um Frieden beten oder stolz darauf sein, daß eure Söhne, eure Brüder, Männer, "ihr Leben fürs Vaterland opfern"?

Für welches Vaterland? Das Vaterland der Polizei, die euch und eure Männer beim Streikpostenstehen, bei Erwerbslosendemonstrationen mit Gummiknüppeln und Säbels bearbeitet, das Vaterland, das die kampfbewußtesten Arbeiter ins Gefängnis wirft und ermordet, weil sie Arbeit und Brot fordern, das gegen die verelendeten Bauern Pfändung, Kerker, blutige Strafexpeditionen anwendet - das Vaterland, welches, während ihr mit euren Kindern hungert, Millionen von Dollar für die Rüstungen zu einem neuen imperialistischen Kriege verwendet, für den Bau von Kriegsschiffen, schweren Geschützen, Bomben, Luftschiffen, Giftgasen, Kugeln, die dazu dienen sollen, die Arbeiter anderer Länder, die ebenso ausgebeutet werden, wie eure Männer, eure Söhne und Brüder, umzubringen? Welchen Nutzen wird ein Krieg, ein hundertmal ärgerer als der von 1914-1918 euch bringen, was wird er den Arbeitern und armen Bauern geben? Was brachte der letzte Weltkrieg den werktätigen Massen? Wißt ihr, daß im letzten Weltkrieg 10.106.781 Menschen ihr Leben verloren, außer den 19.435.415 Verwundeten, von denen 3.500.00 Invaliden blieben, daß über 40 Prozent der Gefallenen junge Männer im Alter von 19 bis 24 Jahren waren, und daß der Krieg 5.000.000 Frauen zu Witwen und 10.000.000 Kinder zu Waisen machte? Wißt ihr, daß die Kriegsausgaben für den letzten Weltkrieg 207 Milliarden Dollar erlitten wurden. Allein in Frankreich wurden 20.000 Betriebe und Unternehmen zerstört, dazu 594.000 Gebäude und 5.000 Kilometer Eisenbahnstrecke. Insgesamt werden die durch Zerstörung verursachten Verluste während des Weltkrieges auf 5 Milliarden Dollar geschätzt.
Wer hat für all diese Schäden, diese barbarischen Zerstörungen zahlen müssen? Wo nahmen die bürgerlichen Staaten das Geld her, um ihre Kriegsschulden abzutragen und ihre ruinierte Industrie, ihre zerstörten Städte wieder aufzubauen? Vom Schweiße der werktätigen Massen, vom Profit, den sie durch die Ausbeutung der Arbeiter zogen, durch hohe Steuern für die Klein- und Mittelbauern durch immer brutalere Ausbeutung und Versklavung der Kolonialvölker und ähnliche Maßnahmen wurde dieses Geld zusammengebracht.
Doch alle Verluste, alle ruinierten Menschenleben, alle Zerstörung von Städten und Feldern, die durch den Krieg von 1914-1918 verursacht wurden, sind nichts im Vergleich zu den Schrecken, die der neue imperialistische Krieg mit sich bringen wird.
Die im Dienste der Bourgeoisie stehenden Gelehrten und Techniker sind bereits jahrelang damit beschäftigt, in ihren Laboratorien Lind wissenschaftlichen Kabinetten Giftstoffe zur Massenvernichtung der Menschheit, die an Zerstörungskraft und Grauenhaftigkeit die früheren bei weitem übertreffen, zu erfinden. Trotz der Tatsache, daß im Jahre 1925 in Genf von 31 Mächten ein Vertrag unterzeichnet wurde, laut welchem die Anwendung von Giftgasen in kommenden Kriegen verboten ist, führt jedes imperialistische Land ausgedehnte Forschungsarbeiten durch. um stärker wirkende todbringende Gase ausfindig zu machen. 1914 bis 1918 betrug die Zahl der bekannten tödlich wirkende Giftgase dreißig, - heute haben die Imperialisten die Wahl unter mehr als eintausend solcher Gase! Ungefähr vor einem Jahr gab der französische Oberst Bloch folgende Erklärung: "Ein mit Giftgasen ausgerüstetes Luftschiffgeschwader kann in wenigen Minuten eine große Stadt zerstören. Gasmasken sind nutzlos, wenn 'konzentriertes Gas' benützt wird. Jede solche Bombe ist imstande, alle lebenden Wesen im Bereiche eines Kilometers zu vergiften. Wo die Menschen auch Schutz suchen, sei es in Häusern, in Kellerräumen, -sie werden trotzdem vergiftet, auch wenn sie Gasmasken tragen."
Andere Sachverständige der modernen Technik des Menschenvernichtung haben ähnliche Drohungen veröffentlichen lassen. So ist z.B. bekanntgegeben worden, daß "eine Zündbombe zum Verursachen von Bränden erfunden worden ist, gegen welche es keine Verhinderungsmittel gibt." Es wird behauptet, daß "die Zerstörungskraft des durch solche Bomben verursachten Feuers durch die Berührung mit Wasser nur noch wächst. Ein Luftschiffgeschwader kann im Laufe weniger Stunden 36.000 solcher Bomben auf das feindliche Territorium niederfallen lassen". So droht gerade dem Hinterland, der "Zivilbevölkerung" der grauenhafteste Schrecken des modernen Krieges. Um die Verwirklichung dieser Schrecken zu ermöglichen, wird von den kapitalistischen Staaten mehr als ein Drittel ihrer Staatsbudgets der Kriegsindustrie zugeteilt. So verwendet Frankreich ca. 60 Prozent seines Staatsbudgets für die Deckung der Ausgaben früherer Kriege und die Vorbereitung zum kommenden Kriege. Während alle anderen Industriezweige in den kapitalistischen Ländern ihre Produktion eingeschränkt, manche sogar gänzlich stillgelegt haben, arbeitet die Kriegsindustrie mit Volldampf und nimmt von Tag zu Tag einen größeren Umfang an. Während die Löhne überall aufs schärfste gekürzt werden, die für Schulen bewilligten Mittel verringert, ja, in einigen Ländern (Polen, Rumänien) Schulen ganz geschlossen werden Der finnische Kriegshetzer Piekala sagte: "Die Schulen sollten den Schülern die Möglichkeit geben, an kurzen Kursen zur Militarisierung teilzunehmen, auch wenn es auf Kosten der allgemeinen Unterrichtszeit gehen sollte. Auch Sprach- und Mathematikunterricht sollten für Kriegsschulung verwendet werden." Während die Erwerbslosenunterstützung in den wenigen Ländern, wo sie überhaupt noch existiert, die Krankengelder und Invalidenrenten herabgesetzt oder entzogen werden, werden die so gesparten Summen zum Herstellen von Maschinengewehren, Munition, Tanks u. dgl. verwendet, - alles auf Kosten der hungernden Werktätigen.

1914 betrugen die für diese Zwecke verausgabten Mittel 1. 1 78 Millionen Dollar, im Jahre 1930 2.324 Millionen. Das bedeutet, daß 13 Jahre nach Beendigung des Weltkrieges die Ausgaben für das, was die Imperialisten als "Friedensgewähr" bezeichnen, doppelt so hoch sind, wie 1914. Heute stellt ein großer Teil der Betriebe in den kapitalistischen Ländern ein Waffenlager dar oder kann im Laufe weniger Stunden in ein solches verwandelt werden. Als Beispiel dafür sei die Kunstseidenindustrie sowie die chemische Industrie genannt. Die Zahl der von Frankreich einen Monat vor dem Weltkriege und während desselben produzierten Militärgewehre betrug 50.000, - 1930 macht sie aber bereits 220.000 im Monat aus, seine Produktion von Krafttanks und Maschinengewehren, die über eine große Schußweite verfügen, ist im Verhältnis von 1 zu 19 usw. Es genügt zu sagen, daß allein Frankreich heute über mehr als todbringende Mittel verfügt, als drei beliebige Großmächte zusammen vor 1914.
Diese fieberhaften Kriegsrüstungen werden jedoch nicht nur in den großen imperialistischen Staaten Europas und Amerikas geführt, - sämtliche kapitalistischen Länder, insbesondere die an die Sowjetunion grenzenden (Polen, Rumänien, Finnland usw.) sind gleichfalls eifrig dabei, Kriegsmaterial zu produzieren und mit der finanziellen Hilfe Frankreichs, das an der Spitze des Vorstoßes gegen die Sowjetunion steht, ihre Armeen zu vergrößern und in kriegstechnischer Hinsicht zu vervollkommnen. Gleichzeitig mobilisieren sämtliche imperialistischen Mächte ihre Kolonien und Halbkolonien, deren Eingeborenenmassen sie als Kanonenfutter zu benützen gedenken. So werden von britischer Seite an der nordwestlichen Grenze Indiens in gigantischem Maße Befestigungen aufgeführt, neue strategische Eisenbahnstrecken gebaut, ein Luftflotte mit besonderen Bombenwerfergeschwadern wird speziell zum Überfall auf das Territorium der Sowjetunion organisiert. Der britische Imperialismus finanziert Afghanistan als seinen Verbündeten im Kampf gegen die Sowjetunion. In Persien wird die Armee unter der Anleitung britischer Instrukteure reorganisiert. Der Imperialismus der Vereinigten Staaten festigte seine strategischen Positionen in den karibischen Ländern, Frankreich tut dasselbe in Marokko usw. Dies alles geschieht, währen die werktätigen Massen der Kolonien und Halbkolonien unter unmenschlicher wirtschaftlicher Ausbeutung, Unterdrückung und dem weißen Terror stöhnen, der auch ein wichtiger Teil der Kriegsvorbereitungen der Imperialisten ist.
Neben den streng militärischen hat die Bourgeoisie eine Unmenge anderen Organisationen geschaffen, angefangen von Verbänden, die einen halbmilitärischen Charakter tragen, bis vaterländischen, philantropischen und sportlichen Vereinigungen. Wie verschieden sie jedoch auch ihrer Form nach sein mögen, - ihnen allen wird ein wütender Haß gegen die Sowjetunion und eine arbeiterfeindliche Gesinnung eingeprägt, alle werden sie sowohl moralisch als auch technisch für den Krieg vorbereitet.
Eine riesige Anzahl Jugendlicher und Kinder werden in diese Organisationen zusammengefaßt, die ausschließlich aus Frauen bestehen, oder in speziellen Frauenabteilungen der obengenannten Verbände.
So zieht sich z. B. über ganz Deutschland ein breites Netz solcher faschistisch-militärischer Frauenorganisationen. Die "Deutsche Turnerschaft" zählt 360 000 Frauen in ihren Reihen, und jedes Mitglied ist verpflichtet, an den faschistischen Paraden teilzunehmen. Die Frauensektion des faschistischen "Stahlhelm", der "Königin-Luise-Bund", hat 500.000 Mitglieder und besitzt einen recht starken Einfluß unter den werktätigen Frauen. Die Hitlerschen Frauenorganisationen zählen 43.000, die Frauenabteilung des "Werwolf" (Zentralverband der Militärvereinigungen) 35.000 Mitglieder.
Der "Strelitz" ("Schütze") in Polen, der insgesamt 70.000 Mitglieder zählt, hat eine spezielle Frauenabteilung, die aus 5.000 Frauen besteht, und ihre Mitglieder werden für den Militärdienst in der polnischen Armee gedrillt. Dieser Verband hat in allen Hochschulen und Universitäten seine Gruppen. Sie Sozialdemokratischen Organisation "Arbeiterselbstschutz" in Polen, die gleichfalls eine bedeutende Zahl von Frauen in ihren Reihen vereinigt, stellt sich dieselbe Aufgabe. Außerdem besteht in Polen ein Katholischer Frauenbund mit 26.000 Mitgliedern, der ganz offen seine Absicht erklärt, gegen den Kommunismus zu kämpfen. Die faschistische Frauenorganisation "Lotta-Swiard" in Finnland hat heute 60.0000 Mitglieder, während sie 1930 nur 40.000 zählt. Diese Organisation beteiligt sich an den Manövern der finnischen Armee, - auch an der unlängst stattgefundenen Demonstration an der Sowjetgrenze hat sie teilgenommen.
Die "Lotta-Swiard" in Schweden zählt ungefähr 10.000 Frauenmitglieder, und die "Selbstschutzverbände" in Lettland und Estland haben spezielle Frauenabteilungen, - sie alle unterstützen die Bourgeoisie in der Schulung der Frauen zum Kriegsdienst.
In Österreich hat die faschistische "Heimwehr" eine Frauensektion. 1930 half dieselbe mit, eine Arbeiterdemonstration, die gegen Steuererhöhung protestierte, mit Gummiknüppeln auseinanderzuschlagen. In der tschechoslowakischen "Sokol"-Organisation gibt es gleichfalls Frauenabteilungen.
Italien verfügt über eine faschistische Frauenorganisation mit einer Mitgliederstärke von 620.000 Frauen.
In den Vereinigten Staaten Nordamerikas besteht bei der "Ku-Klux-Klan" eine Frauenabteilung, und mehr als 400.000 Frauen und Mädchen gehören den faschistischen Organisationen "Töchter der Amerikanischen Revolution" und "Amazonenbund" an. Außerdem gibt es in den Vereinigten Staaten eine Landesföderation der "Girl-Campers" (Mädchen-Pfadfinder), die 250.000 Mitglieder hat.
In einer Reihe von Ländern (dank den Bemühungen des Sozialisten Paul Boncour war Frankreich darin das erste), hat die Bourgeoisie besondere Gesetze eingeführt, die im Kriegsfalle die Mobilisierung der gesamten Bevölkerung einschließlich der Frauen vorsehen. Gleichzeitig stellt die Bourgeoisie eine Reihe von Ländern spezielle weibliche Polizeikorps zusammen, wobei sie mit der Rückständigkeit und Unwissenheit der Frauen rechnen. In England, Deutschland, Lettland, der Türkei, auf der Insel Kuba u. a. sind Frauen bereits in den Polizeidienst eingestellt.

Außer den angeführten Verbänden gibt es noch eine Menge anderer Frauenorganisationen faschistische, chauvinistische, religiöse und sowjetfeindliche Propaganda und eine breite Tätigkeit unter den Frauen entfalten. Da ist u. a. die „Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit", deren Pazifistische "Antikriegspropaganda" eine der gefährlichsten ist, da sie die Illusion aufrechtzuerhalten sucht, daß der Krieg durch "fromme Wünsche" oder durch das Unterzeichnen von Bittgesuchen an den Völkerbund vermieden werden kann. Dieser Pazifistischer Bund führte auch wirklich in Verbindung mit der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes unter den Frauen eine breite Kampagne. Es gelang ihm, 5 Millionen Frauenunterschriften gegen den Krieg zu sammeln, und eine Frauendelegation reiste nach Genf, um dieselben eigenhändig dem Völkerbund zu überreichen und die Frage des Friedens mit den "Herren" Mitgliedern des "Abrüstungs"konferenz zu "beraten", während in China der Krieg bereits wütet. Fünf Millionen Unterschriften von Millionen naiven Frauen aus allen Ländern, die es noch nicht begriffen haben, daß diese "Herren" Banditen desto fieberhafter zum Kriege rüsten, je lauter sie in Genf vom Frieden schreien. In Wirklichkeit leisten all diese verschiedenartigen pazifistischen Organisationen der Bourgeoisie glänzende Dienste für ihre Kriegsvorbereitungen, denn durch ihre demagogischen Phrasen tragen sie dazu bei, die Aufmerksamkeit leichtgläubiger Menschen von der nur allzu nahen drohenden Gefahr eines neuen Krieges abzulenken. Der Pazifismus ist nichts weiter, als eine Maske, hinter der die Bourgeoisie ihre Kriegsrüstungen vor den Augen der proletarischen Massen zu verbergen sucht.
Dabei ist der Pazifismus der verräterischen sozialdemokratischen Führer des 2. Internationale - derselben Führer, die 1914 die werktätigen Massen betrogen, indem sie für die Kriegskredite stimmten und die Arbeiter aufriefen, für "ihre" Kapitalisten zu kämpfen, der Führer, die heute sämtlich an der Einheitsfront der Bourgeoisie gegen die Sowjetunion mitwirken -, der allergefährlichste und zynischste: die Ableugnung der Kriegsgefahr und der Verteidigung des lügnerischen Genfer Pazifismus seitens des Sozialdemokratie hat weiter nichts zum Ziele, als die Aufmerksamkeit des Proletariates einzuschläfern und es, wie 1914 an Händen und Füßen gefesselt, einem neuen Kriege preiszugeben. Gleichzeitig beteiligen sich die sozialdemokratischen Führer der 2. Internationale an sämtlichen wirtschaftlichen Vorstößen, an allen Maßnahmen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterschaft, an allen Verfolgungen derselben. In Deutschland spielen die sozialdemokratischen Führer die Rolle des Polizeichefs des Kapitalismus. Sie waren es, die Ermordung Rosa Luxemburgs vorbereiteten, sie waren es, die in Berlin am 1. Mai 1929 den Befehl zum Blutbad unter den demonstrierenden Arbeitern gaben.

Angefangen vom Verrat der revolutionären Aufstände des Proletariats bis zur finanziellen Unterstützung der in der Sowjetunion von den konterrevolutionären russischen Menschewisten geführten Schädlingsarbeit, sind die sozialdemokratischen Führer der 2. Internationale die Mithelfer der Bourgeoisie in deren sämtlichen Vorstößen gegen die revolutionäre Arbeiterschaft, sie sind die Hauptorganisatoren aller Verleumdungskampagnen und konterrevolutionären Angriffe gegen die Sowjetunion.

Die Rolle der Frau im imperialistischen Krieg
Schon im letzten Weltkrieg wurde eine riesige Anzahl von Frauen in den Produktionsprozeß hineingezogen, um die Männer, die an die Front geschickt wurden, zu ersetzen. Nach der Demobilisierung der Armeen wurden sie zum größten Teil entlassen, da erwerbslose Männer gefährlicher für die Bourgeoisie waren, als erwerbslose Frauen. Die kapitalistische Rationalisierung jedoch zog die Frau von neuem in den Produktionsprozeß hinein, da sie ja die gleiche Arbeit verrichten kann, wie der Mann, dabei aber viel niedriger bezahlt wird. Die Zahl der in der kapitalistischen Industrie beschäftigten Frauen ist in den letzten Jahren folgendermaßen gestiegen: in Frankreich machte sie vor dem Weltkriege 20 Prozent der Gesamtzahl der Arbeiter aus, - heute beträgt sie bereits 40 Prozent. In Großbritannien wuchs die Zahl der Arbeiterinnen in den Jahren 1924-1929 um 11 Prozent, die der Arbeiter hingegen nur um 3,2 Prozent. In der Tschechoslowakei bilden die Arbeiterinnen heute 33 Prozent der Gesamtzahl; dieser Prozentsatz ist das Doppelte von dem, was bis 1921 vorhanden war. In den Vereinigten Staaten wuchs die Zahl der in Lohnarbeit stehenden Frauen von 1929-1939 um 21 Prozent, während die Zahl der in der Industrie beschäftigten Männer nur um 13 Prozent stieg. Wir wollen nicht erst von der Textilindustrie reden, wo die Frauen bereits seit längerer Zeit die Mehrheit bilden (in Polen 70-80 Prozent der Gesamtzahl der in der Textilindustrie Beschäftigten, in Frankreich 60-70 Prozent, in Deutschland 70 Prozent usw.) Äußerst bezeichnend jedoch ist, daß in den kapitalistischen Ländern die Zahl der Arbeiterinnen derjenigen Industriezweige steigt, die Kriegsrüstungen zu versorgen haben (metallurgische und chemische Betriebe). Früher wurde in der Metallindustrie nicht viel Frauenarbeit angewandt, heute bildet sie allein für diesen Industriezweig in Polen 25 Prozent, in Großbritannien 32 Prozent, in Deutschland 35 Prozent, in Frankreich 40 Prozent, in Österreich 50 Prozent.

In der chemischen Industrie ist die Zahl der Arbeiterinnen in Frankreich im Laufe der letzten fünf Jahre um 170 Prozent gestiegen. In der Tschechoslowakei beträgt sie zur Zeit 60 Prozent, in Japan 36 Prozent, in England 33 Prozent. In Deutschland sind 41,4 Prozent der bei der Erzeugung von Pulver und Sprengstoffen Beschäftigten Frauen.
Was die Kunstseidenindustrie anbelangt, die, wie bekannt, im Kriegsfalle sofort auf die Anfertigung von Sprengstoffen und Giftgasen eingestellt werden kann, so beträgt hier der Prozentsatz der Frauen in allen kapitalistischen Ländern 80-90 Prozent.
Dies zeigt euch, wie die Bourgeoisie die im Weltkriege gewonnen Erfahrungen ausnützt, um neben den Vorbereitung zur Ermöglichung der allerschnellen Umschaltung der gewöhnlichen Industrie in eine Kriegsindustrie, gleichzeitig Kader geschulter Arbeitskräfte für dieselbe heranbilden. Es zeigt euch gleichfalls, wie die Proletarierinnen, wenn sie für die Kriegsindustrie arbeiten, sich unwillkürlich an den Vorbereitungen zum Völkermorden beteiligen, in welches zuallererst die Arbeiter und Bauern hineingetrieben werden. Es zeigt euch zuletzt auch, daß die Rolle, die Imperialisten den Frauen im kommenden imperialistischen Weltkriege zugedacht haben und zu welcher sie dieselben durch das Hineinziehen in die Kriegsindustrie und durch das Militarisieren der Frauen und Mädchen erziehen, eine wichtige und unmittelbarere sein soll, als 1914-1918. Eine deutsche Arbeiterin, die selbst während des Krieges 1914-191,4 in Munitionsfabriken arbeitete, sagte in einer Versammlung der "Dynamo-Werke" in Moskau:
"Wir deutsche werktätige Frauen können die Schrecken des letzten Krieges nicht vergessen. Ich arbeitete wie tausende Frauen in einem Kriegsbetriebe, der Giftgase produzierte. Unsere Abteilung war durch eine hohe, fensterlose Wand von dem ganzen Betrieb getrennt. Wir hatten uns an die Gefahr gewöhnt, wie unsere Brüder in den Schützengräbern an der Front. Doch die Zahl der Unglücksfälle wuchs von Tag zu Tag und ging in die Tausende. Wir hatten keine Ärzte, keine Medikamente und kein Verbandszeug. Niemand kümmerte sich um uns. Jeder Widerstand wurde verboten. Wenn wir die Stimme der Aufseherinnen hörten, so duckten wir uns und fingen schneller zu arbeiten an. Unsere Rücken schmerzten fürchterlich. Todmüde fielen wir auf den Boden. Unglückfälle und Explosionen waren eine häufige Erscheinung, aber alles war nicht im Vergleich mit der Explosion vom 10. Februar 1917. Wir erwachten in der Nacht, von einer furchtbaren Detonation geweckt. Wahnsinnig vor Schreck, barfuß und fast ohne Kleidung versuchten wir [(als den Weg durch Eisen, Steine und tote Körper zu bahnen. Wir schrien wie Wahnsinnige. Mit blutenden und schwarzen Gesichtern fanden wir endlich einen sicheren Platz. In dieser einen Woche haben wir 300 Frauen begraben. Wir arbeiteten 14 Stunden täglich. Unsere Gesichtsfarbe war gelb, wir sahen den Leichen ähnlich und alle unsere Kinder wurden totgeboren. Und jetzt wollen die Kapitalisten uns noch einmal einem solchen Schrecken preisgeben. Aber wir haben nicht vergessen und vieles gelernt. "

Die Bourgeoisie, die sich nicht auf ihre Arbeiter verlassen kann, deren Soldaten allerorts gegen die Herrschaft des Kapitalismus rebellieren, bedarf dringend einer treuen, zuverlässigen Dienerschaft und hofft zu diesem Zwecke in den Frauen ein willigeres Kampfinstrument, einen leichter zu bearbeitenden Verbündeten für ihre mörderischen Kriegspläne, ihren bewaffneten Angriff gegen die Sowjetunion zu finden.
Werden die werktätigen Frauen der kapitalistischen Länder sich dazu hergeben? Werden die Frauen, Mütter, Schwestern der erwerbslosen Arbeiter, die geknechteten, ausgebeuteten Frauen der Kolonien und Halbkolonien stillhalten, während ihre Männer, ihre Brüder sich für die Sache der Unternehmer niedermetzeln lassen? Werden sie es zulassen, daß ihre Männer nach den Grenzen der Sowjetunion gebracht werden, um ihre besten Freunde, die Freunde aller ausgebeuteten Völker, die werktätigen Männer und Frauen der Sowjetunion zu morden!

Niemals!
Im erbitterten Klassenkampf, der in allen kapitalistischen und kolonialen Ländern wütet, haben die klassenbewußten Frauen bereits bei den Kämpfen ihrer Klasse gegen die Unterdrücker ihren Platz an der Seite ihrer Männer eingenommen. In allen Aufständen und revolutionären Kämpfen, in allen Streiks und Demonstrationen fürchten sich die Arbeiterinnen und Bäuerinnen nicht, den Polizeigewehren entgegenzutreten, sie zögern nicht, ihren Platz beim Streikpostenstehen und im Kampf gegen Streikbrecher einzunehmen. Auf den Barrikaden, in den Aufständen, überall sind die Frauen aktiv dabei und erfüllen mutig ihre revolutionäre Pflicht.
Von der Pariser Kommune bis in unsere Tage hinein weiß die Geschichte des Klassenkampfes von unzähligen Heldinnen zu berichten, die nicht gezögert haben, ihr Leben für ihre Klasse zu opfern. Die Oktoberrevolution von 1917 war Zeugin eines Massenheldentums seitens der werktätigen Frauen Rußlands. Bauernfrauen, die Analphabetinnen waren, die nicht wußten, wie ein Gewehr zu handhaben, traten in Massen den Partisanenabteilungen bei, um für ihr Land, für die Sowjetmacht gegen die weißgardistischen Banden zu kämpfen. Im Jahre 1919, zur Zeit der deutschen Revolution, gelang es den Berliner Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen trotz der größten Gefahr in die Reihen der ehemaligen Garderegimenter einzudringen, um die Soldaten darüber aufzuklären, gegen wen sie in den Kampf geschickt werden sollten. Während der Besetzung Dachaus (Bayern) durch die Regierungstruppen, stürzten die Frauen, die durch den Krieg in die Munitionsfabriken hineingezogen worden waren, zu den Artilleristen hin und beschworen sie, nicht auf ihre Brüder - die in der Roten Armee der Bayerischen Räterepublik organisierten Arbeiter - zu schießen. Sie wurden von den Offizieren fortgetrieben, es gelang ihnen jedoch, aufs Neue zu den bereits schwankend gewordenen Soldaten durchzudrängen.
Die chinesische Revolution hat eine riesige Zahl werktätiger Frauen in die Reihen der Kämpfer gegen den Imperialismus und gegen die einheimische Bourgeoisie hineingebracht. Unter einem Hagel von Geschossen und dem Brüllen der imperialistischen Geschütze führen sie ihre Arbeit. Die Frauen der chinesischen Roten Armee führen Agitationsarbeit innerhalb der weißen Truppen und propagieren unter ihnen die Verbrüderung. Es können viele Fälle angeführt werden, wo Frauen einzelne Truppenteile der Weißen umringten, die Soldaten entwaffneten und gefangennahmen. In den unlängst stattgefundenen Kämpfen in Schanghai gegen die japanischen Eindringlinge, übernahm eine Kompanie chinesischer Bäuerinnen nicht weit von der Zone der Artilleriefeuer, die nach Schanghai führende Straße zu bewachen. In Männerkleidung, mit ungefügen altmodischen Gewehren bewaffnet, führten die Frauen Verschanzungen aus und ließen keinen passieren, der ihnen irgendwie Mißtrauen einflößte. Sogar bürgerliche Journalisten geben dem Heldentum der Proletarierinnen von Tschapei Ausdruck. So berichteten der Korrespondent der "Daily Express" am 4. Februar:
"Frauen lagen in den Schützengräben. Sie waren wie die Soldaten bewaffnet. Die von ihnen besetzten Posten lagen weit vor den chinesischen Stellungen.
Die Energie, mit der die chinesischen Truppen die Japaner angriffen, setzte leicht nur diese, sondern auch alle Militärspezialisten, die die Schlacht verfolgten, in Erstaunen. Die chinesischen Kugeln sausten wie Hagelkörner auf die japanischen Stellungen. Aber dann ereignete sich etwas Phantastisches. Chinesische Frauen, die unerwartet, und man weiß nicht recht von wo, auftauchten, bemächtigten sich der Waffen und der Patronen der Gefallenen und der verwundeten und warfen sich in das Schlachtgetümmel. Es war dies das Staunen erregende und das Rührende, was ich im Laufe dieser Woche wildester Grausamkeiten sah."
Bei der Einnahme von Schanghai durch die japanischen Truppen (Ende Januar Anfang Februar 1932), waren die Frauen mit ihren Kindern in gleichem Maße wie die Männer den Folgen der Beschießung, der Kanonade, den Bränden und allen anderen Barbarbereien der japanischen Eindringlinge ausgesetzt. Einige Auszüge aus bürgerlichen Pressemeldungen über die Ereignisse jener Tage geben euch ein Bild davon: "Am Tag sind bei Nacht wird das Bombardement Tschapeis fortgesetzt. In der Stadt sind Brände entstanden. Die Zahl der Toten läßt sich nicht feststellen. Die Straßen sind mit Leichen besät. Die japanischen Militärflieger werfen Brandbomben ab. ("Berliner Tageblatt" vom 3. Januar.)

Der Korrespondent der "United Press" meldet am 30. Januar aus Schanghai:
"Es ist unmöglich, die Zahl der Opfer, Frauen, Kinder und Männer festzustellen, welche die ,japanischen Fliegerbomben gefordert haben. 14 Tage lang sausten sie auf den stark bevölkerten Stadtteil nieder, wo Tausende überhaupt nichts von einem Ultimatum wußten und daher hilf- und schutzlos Opfer des Bombenangriffs wurden."

Die "North China Daily News", ein verleumderisches bestechliches Organ des englischen Imperialismus in Shanghai schreibt:
"Wir erhalten eine Menge Briefe von Augenzeugen aber die unerhörten Grausamkeiten und Bestitilitäten seitens der japanischen Truppen. Diese Briefe erhalten wir von ganz glaubwürdigen Personen. Wir sehen davon ab, diese Briefe zu veröffentlichen, denn sie müssen Entrüstungen auslösen und die Leidenschaften entzünden. " Aus Schanghai schreibt der Redakteur der amerikanischen "Evening Post" am 22.2.: "... unter den Ermordeten gibt es Frauen, durch Säbelhiebe zerstückelt und Kinderkörper, die von Gewehrschüssen durchbohrt sind... "
Aus Schanghai wird vom 16.2. gemeldet, daß die bewaffneten japanischen Freiwilligen in die Wohnungen der chinesischen Bevölkerung eindringen, rauben, morden und Frauen und Kinder vergewaltigen.

"Das japanische Oberkommando hat aus Teil der japanischen Zivilbevölkerung bewaffnete Militärabteilungen gebildet. Diese Abteilungen veranstalten Streifzüge durch die chinesischen Stadtviertel, verhafteten die Einwohner, darunter auch Frauen und Kinder, und bringen sie nach dem japanischen Stab. Bereits Hunderte und Tausende von Menschen sind dorthin gebracht worden. Bis jetzt hat noch keiner den japanischen Stab lebend verlassen. Des nachts werden die Leichen aus dem Gebäude des japanischen Stabes herausgetragen und in Lastautos weggeschafft"

(Frankfurter Zeitung vom 2.2.32.)

"Augenzeugen erzählten, wie man an die Punkte der ersten Hilfe eine Unmenge von erschossenen Frauen und Kindern gebracht hat. " (New York Times vom 31. 1.). Bemerkenswert dabei ist, daß das Industriezentrum das Hauptziel der japanischen 'Beschützerrolle' war: In Tschapei waren 600 Fabriken und Werkstätten mit einem Kapital von rund 75 Millionen Dollar mex., wovon heute 46 Mill. direkte und 22 Mill. indirekte Verluste abgeschrieben werden müssen (also 68 von 75 Millionen! D. Verf.). Von den 13.000 Geschäftshäusern und Läden (ganz kleine Läden wurden 11011 dieser Statistik ausgenommen) in der Kriegszone wurden 70 Prozent vernichtet, was die Kleinigkeit von 148 Mill. Dollar ausmacht, und die 160.000 Familien, die in dem heimgesuchten Gebiet wohnten, verloren rund 470 Millionen, die sich auf über eine halbe Milliarde erhöhen, wenn die indirekten Verluste mit eingerechnet werden. Die Gesamteinbuße beläuft sich in der aktiven Kriegszone (vorläufige, un17ollständige Berechnung!) auf knapp eine Milliarde; in der zweiten Zone (chinesisches Gebiet) au 200 Millionen und im internationalen Settlement sowie der Französischen Konzession auf über 300 Millionen. Mit anderen Worten: 85 Prozent der Häuser und 70 Prozent des Mobiliars wurden vernichtet.
Um die Rechnung zu einen vorläufigen Abschluß zu bringen, seien noch folgende Posten addiert: 6.080 Zivilisten getötet, 2000 verwundet und über 600 vermißt bis zum Tag, an dem diese Zeilen geschrieben wurden. Das heißt 45 Prozent der Bevölkerung Groß-Schanghais sind durch persönliche und Eigentums- Verluste betroffen. Daneben erscheint es fast wie eine Bagatelle, wenn man aufrechnet, daß zehn Universitäten und Technische Hochschulen, siebzehn Mittel- und 49 Elementarschulen durch Bombardierung, Feuer oder Truppenbesetzung außer Gebrauch der chinesischen Schulbücher druckte, Werte 25 Mill. zugrunde gingen, nicht eingeschlossen die Orientalische Bibliothek mit über 600. 000 Bänden!"

In der revolutionären Bewegung Indochinas legen die Proletarierinnen und Bäuerinnen eine riesige Aktivität und Energie im Kämpfe gegen den französischen Imperialismus zutage. Viele diese Frauen wurden die Bomben der Imperialisten getötet und wieder andere nach entlegenen Inseln verschickt, wo die Behandlung eine so grausame und das Klima so ungesund ist, daß niemand sie lebend verläßt. Im Septemberaufstand von 1930 marschierten sechs Mädchen mit roten Fahnen an die Spitze der aufständischen Bauern. Als ihre Hände, in denen sie die Fahnen trugen, von den Kugeln der französischen Soldaten durchgebohrt waren, nahmen sie die Fahnen in die linke Hand und marschierten weiter. Dies versetzte die Soldaten in noch größere Wut, sie stürzten sich aktiv die Mädchen, schlugen sie unmenschlich, rissen ihnen die Kleider vom Leibe, fesselten sie an den blutenden Händen und schleppten sie nackt ins Gefängnis. Trotz alledem hörten die Mädchen nicht auf, Losungen gegen den französischen Imperialisten auszurufen.
Unten den mutigsten entschlossensten Kämpfern gegen die faschistische Diktatur und die unerträgliche wirtschaftliche Lage in Polen müssen die polnischen Arbeiterinnen genannt werden. Im ganzen Lande nehmen sie an der Streikbewegung ihrer Klasse teil. Der beste Beweis dafür ist, daß von 10.000 politischen Gefangenen, die in den polnischen Kerkern schmachten, 5.000 - 6.000 Frauen sind. Viele Erwerbslosendemonstrationen und Kundgebungen der Bauernschaft werden von Frauen geführt. Nach einer solchen Demonstration, auf welcher eine große Zahl von Männern und Frauen verhaftet wurde, schrie der Polizeikommissar bei dem Verhör eine der verhafteten Frauen an: "Du Bolschewistin, du Kommunistin, gestehe augenblicklich, wer dich zur Demonstration geschickt hat!" Die erwerbslose Frau antwortete: "Falls Sie wünschen, werde ich diejenigen herbringen, die mich zur Demonstration sandten. Zum Erstaunen und zur größten Wut des Polizeikommissars führte sie nach einiger Zeit unter Polizeibegleitung vier magere, zerlumpte Kinder vor mit den Worten: "Hier sind die Bolschewiken, die mich au die Straße, zur Demonstration geschickt haben.
Auch in Italien sind die proletarischen Frauen in vielen Fällen die Mutigsten, die Avantgarde in den Kämpfen gegen die Lohnkürzungen, gegen die Verlängerung der Arbeitszeit usw. Viele Frauen sind von dem faschistischem Militärgericht zu schweren Strafen verurteilt worden, und eine ganze Reihe von ihnen, hat infolge der unmenschlichen Folterungen, die sie in den faschistischen Gefängnissen und Zuchthäusern durchzumachen haben, den Verstand verloren.

Überall, sowohl in den imperialistischen, wie in den Kolonialländern, erheben sich die ausgebeuteten, geknechteten werktätigen Massen gegen ihre Unterdrücker, und überall kämpfen die klassenbewußten werktätigen Frauen Schulter an Schulter mit den Männern, um dem Hunger ihrer Kinder, ihrer jahrhundertelangen Sklaverei, ein Ende zu machen, um sich vom unerträglichen Joch der kapitalistischen Ausbeutung zu befreien. Sie kämpfen trotzdem gerade die Frauen, die der bürgerlichen Klassenjustiz in die Hände fallen, oft am meisten unter der barbarischen, unmenschlichen Behandlung ihrer Kerkermeister zu leiden haben. Sie sind Vergewaltigungen ausgesetzt, müssen im Gefängnis gebären, die Folterungen und Körperstrafen, die sie erdulden, dienen oft zur Befriedigung des sadistischen Gelüste der entarteten Gefängniswärter. Einer jungen Kommunistin gelang es, folgende Beschreibung der Zustände aus einer der polnischen Gefängnishölle (Luzk) herauszuschmuggeln. Hört sie euch an:
"Meine Lieben! Ich weiß nicht, ob der früherer Krieg Euch erreicht hat. Ich schreibe dabei noch mal, ausführlich. Zusammen wurden am 13. November 100 Personen verhaftet, davon sehr viele Bauern aus Wolhynien. Nach einer allmonatlichen Untersuchung verschickte man uns in vier Gefängnissen ... Man folterte uns furchtbar - mit raffinierten Methoden. Die Männer wurden mit Gummiknüppeln über die Hoden geschlagen, so daß diese wie Melonen anschwollen. Sie werden Krüppel bleiben. Man hetzte einen Hund auf die Männer, der sie an die Hoden biß. Die Mädchen wurden vergewaltigt. Mich vergewaltigte man zweimal, zog mich vollkommen nackt aus, goß mir aus einem Krug fünf Liter Wasser in die Nase und zwar zwei bis dreimal. Man gab mir mit einem Gummiknüppel 50 bis 100 Schläge auf die Fersen. Alle wurden solange geschlagen, bis sie sich zur Schuld bekannten. Die gefolterten Nikolai Pawlyk und Bolko kämpfen mit dem Tode. Nina Motuletia wurde von diesen Vorgängen so erschüttert, so sich die Adern durchschnitt, - sie liegt im Gefängnislazarett in Luzk. Johann Kosar wurden die Nieren verletzt, Bilawka wurde derart über die Fersen geschlagen, daß er zwei Blutbeulen bekam, er muß operiert werden. Mit einem Wort, wir sind lebende Leichen. ... "

Dies ist nur ein einzelne Fall, eine kleine Beschreibung der Schrecken, die tagtäglich in den grauenhaften Gefängnissen Polen vor sich gehen. Dies, werktätige Frauen der kapitalistischen Länder und Kolonien, ist das Bild Eures Lebens unter der Herrschaft des Kapitalismus! Hunger und Entbehrung, Exmittierung, schamlose Ausbeutung in den Betrieben, verhungernde Kinder, Polizeiknüppel und -kugeln, Gefängnisse, Folterungen, - und dazu heute die Aussicht auf ein neues imperialistisches Blutbad und einen Krieg, der Eure Männer in den Kampf gegen die Sowjetunion treiben wird, gegen das einzige Land, in welchem die werktätige Frau die gleiche Rechte und die gleiche Freiheit genießt, wie der Mann, das Land, wo die Frau Schulter die neue sozialistische Gesellschaft aufbaut!
Die Frauen der Sowjetunion haben Euch, werktätigen Frauen der ganzen Welt, den Weg gewiesen, - ihr Weg ist der einzige, der Euch von Krieg, Versklavung, Hunger, von der kapitalistischen Ausbeutung und dem weißen Terror der Bourgeoisie befreien kann. Darum ist es Eure Pflicht, mit allen Kräften zu verhindern, daß die Gewehre, die Kugeln und die Munition, welche Ihr zum Teil selber genötigt seid, herzustellen, gegen Eure Brüder und Schwester, - die Arbeiter und Bauern der Sowjetunion, sowie gegen die Werktätigen der kapitalistischen Länder angewandt werden. Wir stehen am Vorabend von Ereignissen, die die kapitalistische Welt zum Untergang bringen und Euch Frauen von der kapitalistischen Ausbeutung und Versklavung befreien müssen. Dies jedoch wird nur dann möglich sein, falls Ihr, werktätige Frauen der ganzen Welt, Eure ganze Energie, Eure ganze Kampfeskraft für diese entscheidende Schlacht einsetzt. Jede Eurer Handlungen, zu Hause, im Betrieb, auf der Straße, muß eine klassenbewußte proletarische Handlung sein, die dazu beiträgt, die Macht und die Pläne der Bourgeoisie zu schwächen.
Ihr werktätigen Frauen dürft nie vergessen, daß es keine Massenbewegung, keine erfolgreiche Revolution geben kann, falls Ihr Euch nicht im allerweitgehendsten Maße daran beteiligt.

Durch Euren Eintritt in die Reihen der internationalen Roten Hilfe und durch die Beteiligung an ihren Kämpfen gegen weißen Terror und bürgerliche Klassenjustiz, werdet ihr dazu beitragen, die Macht der Bourgeoisie und ihre Kriegspläne zu schwächen. Durch ihren unermüdlichen Kampf gegen jede Äußerung der Verfolgung und Unterdrückung, durch ihren intensiven Kampf gegen den imperialistischen Krieg, durch das konkrete Beispiel der proletarischen internationalen Solidarität und der Unterstützung aller Opfer der Reaktion und des Imperialismus und durch die Heranziehung von immer neuen Kräften, für die direkte Beteiligung an den revolutionären Kämpfen der werktätigen Massen, ist die internationale Rote Hilfe eine mächtige Waffe im Kampfe gegen die Vorbereitungen der Bourgeoisie zum neuen Weltkrieg.

Die Zeit ist gekommen, wo jede werktätige Frau die Frage stellen muß: "Wie kann ich die Sowjetunion schützen? Wie gegen den imperialistischen Krieg kämpfen?" Die Antwort darauf gibt Euch Lenin, der große Vater der werktätigen Massen, der unsterbliche Führer aller ausgebeuteten, geknechteten Völker und Rassen. Er sagt:
"Was werden die proletarischen Frauen in einem imperialistischen Krieg tun? Werden sie lediglich Krieg und alles, was dazu gehört, verfluchen, werden sie nur Abrüstung fordern? Niemals! Nie werden die Frauen einer unterdrückten Klassen sich mit einer so schändlichen Rolle aussöhnen. Sie werden zu ihren Söhnen sagen: "Bald werdet ihr groß sein. Man wird Euch ein Gewehr in die Hand drücken. Nehmt es und lernt, wie damit umzugehen." Die Proletarier müssen die Kriegskunst beherrschen, nicht, um ihre Brüder, - die Arbeiter der anderen Länder, - zu töten, sondern um die Bourgeoisie zu besiegen, um der Ausbeutung, der Armut und den Kriegen ein Ende zu setzen, - nicht durch fromme Wünsche, sondern durch den Sieg über die Bourgeoisie und die Entwaffnung derselben."

Werktätige Frauen der ganzen Welt!
Mögen diese Worte Lenins Euch ein Leitstern sein in Euren Handlungen im imperialistischen Kriege und bei allen Klassenkämpfen gegen die Bourgeoisie. Haltet treu und fest zu Eurer Klasse, beteiligt Euch aktiv an den revolutionären Kämpfen derselben! Kämpft gegen den imperialistischen Krieg und für den Schutz der Sowjetunion, indem ihr den Kapitalismus bekämpft und dazu beiträgt, die Macht der Bourgeoisie zu brechen; indem ihr für Eure wirtschaftlichen Forderungen, gegen den faschistischen weißen Terror kämpft; indem ihr in die Reihen der internationalen Roten Hilfe eintratet; indem ihr Eure rückständigen Schwestern über die wahre Bedeutung des Krieges aufklärt: indem Ihr mit allen in Euren Kräften stehenden Mitteln verhindert, daß Geschütze, Munition und Waffen gegen Eure Brüder, - die Arbeiter anderer Länder, angewandt werden. Nur so, Schulter an Schulter mit der gesamten Arbeiterklasse, werden die werktätigen Frauen der kapitalistischen Ländern und der Kolonien dazu beitragen, allen imperialistischen Kriegen, aller Ausbeutung und Unterdrückung ein Ende zu machen und das Herannahen der proletarischen Weltrevolution zu ermöglichen!

Verantwortlich für Herausgabe: Tribunal- Verlag W. Pieck, Berlin; für den Inhalt: Mager, Berlin, Druck: Otto Gröner, Berlin, 1932