Tina Modotti(1896-1942)Als sich die Sklaven erhobenIm Herbst d. J. findet der hundertste Jahrestag des berühmten Aufstandes der Negersklaven in den Vereinigten Staaten unter der Führung von Nat Turner statt. Nat Turner wurde in einer Negerfamilie im Staate Virginia geboten. Als in Southampton (Virginia) der von ihm organisierte Sklavenaufstand ausbrach, zählte er erst 31 Jahre. Bereits in seiner Jugend flüchtete er von seinem Gutsherren, da ihm die Qualen des Sklaventums unerträglich wurden. Nach einem Monat kehrte er jedoch zurück, denn er hatte verstanden, daß er als Flüchtling nicht in der Lage sein würde, den Aufstand, von dem er Tag und Nacht träumte, zu organisieren.
Die von Turner hervorgerufene Bewegung erfaßte die südlichen Staaten, den "schwarzen Gürtel" der Vereinigten Staaten. Die Negerorganisatoren führten unter der Leitung Nat Turners eine große agitatorisch propagandistische Arbeit unter den Sklaven durch. Jeder Sklave trug als Zeichen seines Einverständnisses zur Teilnahme am Aufstand ein rotes Tuch. Dieses rote Zeichen wurde nicht von den Sklavenhaltern verstanden und rief bei ihnen keinerlei Verdacht hervor. Bei der Nachricht über den "Sklavenaufstand" wurde die weiße Bevölkerung von einer Panik ergriffen. Die Aufständischen zogen von Plantage zu Plantage und mordeten ihre Herren. Das Heer der Sklaven wuchs von Tag zu Tag, wies große Tapferkeit, Diszipliniertheit, Entschlossenheit und eine gute Konspiration auf. Es war jedoch schlecht bewaffnet. Den Plantagenbesitzern hingegen standen wohlbewaffnete Miliz und Militärtruppen zur Verfügung.
Am 25. August 1831 fand der entscheidende Kampf zwischen den Aufständischen und der Regierungsarmee statt, der mit einer Niederlage der Sklaven endete. Das erbarmungswürdige Wüten gegen die Besiegten spottet jeder Beschreibung. Viele wurden niedergeschossen. Wäre es nicht der Fall gewesen, daß jeder Getötete Sklave seinem Herrn einen Verlust von vielen Dollars verursachte. so wären sämtliche Sklaven ausgerottet worden. Trotzdem wurden viele der gefangenen Aufständischen enthauptet und ihre Köpfe hingen im Laufe vieler Wochen zur Einschüchterung der am Leben Gebliebenen an Pfosten zur Schau.Am meisten mußte Nat Turner leiden. Er wurde am 30. Oktober gefangengenommen, gefoltert, mißhandelt, in einen unterirdischen Keller eingeschlossen und am 11. November gehenkt. Ein großer Mangel dieses Aufstandes, war das Fehlen jeglicher politischer Perspektive. Die Aufständischen wollten die Sklaven auf dem Wege der Ausrottung der Weißen befreien. Sie hatten weder Plan noch Programm. Außerdem mußten die Organisatoren des Aufstandes in Betracht ziehen, daß sie es nicht nur mit den Plantagenbesitzern des Südens, sondern mit der ganzen Staatsmaschine zu tun haben würden. Die herrschende Klasse Amerikas war gut organisiert, während bei den Aufständischen auch nicht der leiseste Hinweis auf eine politische Partei vorhanden war. 1866 brach zwischen dem Norden und dem Süden der Bürgerkrieg aus. Den Negern wurde die Freiheit versprochen. Welches war jedoch in Wirklichkeit ihr Schicksal in den darauffolgenden Jahren? Als sie Sklaven waren, sorgten ihre weißen Herren für sie wie für ihre Haustiere. Der Sklave stellte ein Eigentum dar, das Geld kostete. Nach der "Unabhängigkeitserklärung" der Neger kam die ganze Habsucht und Wut der weißen "Gentlemen" des Südens, die durch den Verlust ihres "Eigentums", d.h. der Sklaven, hervorgerufen worden war, in den allertierischsten Formen und speziell im Lynchgericht zum Ausdruck. Viele tausende werktätige Neger fielen im Laufe dieses Jahrhunderts dem Lynchgericht, das auch heute weiter wütet, zum Opfer.
Als Vorwand des Lynchens dient meist die gleiche Beschuldigung: "Vergewaltigung weißer Frauen". Dieser Vorwand wird nicht nur beim Lynchen benutzt, sondern spielt auch in allen Fällen, wo die werktätigen Neger der Vereinigten Staaten, Schulter an Schulter mit den weißen Arbeitern um die Besserung ihrer Lebensbedingungen kämpfend, dem bürgerlichen Klassengericht ausgeliefert werden, eine große Rolle. Dieser Vorwand diente auch dazu, 9 junge Neger in Scottsboro zum Tode auf dem elektrischen Stuhl zu verurteilen. Nur dank des machtvollen Protestes des Proletariats der ganzen Welt und der von der Internationalen Roten Hilfe geführten Kampagne gelang es, eine nochmalige Untersuchung der Sache zu erzwingen.
Im Laufe des Jahres 1930 wurden 43 Neger vom Pöbel gelyncht, im Laufe von acht Monaten des Jahres 1931 betrug die Zahl der gelynchten Neger 25.Erschienen in MOPR, Berlin , Nummer 1111931