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Aachener Hooligans

Wie die meisten Jugend-Subkulturen der 80er Jahre, so wurde auch der Hooliganismus in England geprägt. Die Fußballfan-Gruppen, die sich nach den Spielen 'ihrer' Mannschaften zur "dritten Halbzeit" trafen, bezeichnet sich selber als "Hools". Von den ursprünglichen Regeln in dieser 'Kultur' - "faires Kämpfen Mann gegen Mann", keine Waffen, keine Übergriffe auf Unbeteiligte - blieb nicht lange viel übrig. Wie in der Skinhead-Szene, so hatten auch hier schnell faschistische Gruppierungen Einfluß genommen, Berührungspunkte waren reichlich gegeben: (Lokal-)Patriotismus, klare Feindbilder, eine männerbündische Organisationsstruktur, Spaß an roher Gewalt. Als die Hooligan-Welle nach Deutschland überschwappte, galt diese Szene bereits allgemein als "rechtsradikal".

Der Aachener Hooligan-Szene können insgesamt bis zu 200 Personen zugerechnet werden, von denen sich weit mehr als die Hälfte als "unpolitisch" versteht. Den Rest der Szene bilden Neofaschisten aus der Region: vor allem Jugendliche, aber auch Männer bis Mitte 30, meistens organisiert in Cliquen zu 5-10 Personen aus den kleineren Städten im Aachener Kreisgebiet. Ca. 15 dieser Nazi-Hools sind bei Heimspielen regelmäßig im Stadion präsent, zu besonderen Anlässen kann ihre Anzahl auf 70-80 anwachsen. Immer wieder macht diese Personengruppe im Stadion durch faschistische Gesänge und Schlachtrufe auf sich aufmerksam. Ein nennenswerter Widerstand in der Fanszene kommt nur behäbig ins Rollen. Über den harten Kern der Nazi-Hools sagte der Aachener Polizeipräsident im Jahre 2000, daß er "einigen dort auch zutrauen würde, Brandsätze in Flüchtlingsheime zu werfen".

Rein quantitativ stellt die Hooligan-Szene das größte neofaschistische Potential im Raum Aachen dar. Neben einer Stärkung des Zusammen- gehörigkeitsgefühls dient der Schauplatz Stadion den Neo- nazis vor allem als Rekrut- ierungsfeld für Nachwuchs und eine Ausweitung der Szene. Den unorganisierten kleinen Nazi-Cliquen aus der Region bietet sich hier ein Raum zur Vernetzung.

sascha wagner
Sascha Wagner aus Herzogenrath-Merkstein.
Der heutige Landesvorsitzende der "Jungen
Nationaldemokraten" in Rheinland-Pfalz gilt seit
über zehn Jahren als Inbegriff der neonazistischen
Einflüsse auf die Aachener Hooligan-Szene.

Ein großes Problem stellt die Akzeptanz der Neofaschisten bei vielen selbsternannten "unpolitischen" Fans und Hools dar. Man rühmt sich selber einer besonderen "Toleranz". Diese Art der Toleranz kommt den Faschisten im Stadion natürlich sehr gelegen, wenn sie - wie zum Beispiel, aber nicht nur beim Spiel gegen den FC St. Pauli im Mai 2001 - ungestört darüber singen können, "eine U-Bahn ... von Auschwitz nach St. Pauli" bauen zu wollen.

alleine...
Dieser etwas korpulente Herr trägt seine Gesinnung mit einem T-Shirt-Aufdruck der Neonazi-Musikband "Landser" offen zur Schau.
...und in der gruppe
...hier in einer Runde u.a. mit Mitgliedern der Aachener Ultra-Gruppierung "Inferno Bad Aachen".

Gerade in Teilen des harten Kerns der Aachener Fanszene, den sogenannten "Ultras" halten sich Neonazis auf, ohne zwingend dem Kreis der Hooligans anzugehören. Da wird über den "Bimbo" auf dem Sportplatz geschimpft, man beteiligt sich an Besäufnissen zu "Führer's Geburtstag" - und die "Böhsen Onkelz", bevorzugt in älteren Auflagen, gehören ohnehin zum Standardrepertoire - werden gelegentlich sogar zum Beweis der eigenen Toleranz herangezogen...

Es ist allerdings wichtig zu betonen, daß solche Fan-Gruppen ebensowenig wie die Hooligans als Ansammlungen von Neonazis bezeichnet werden können! Im Gegenteil: Man hat sich darauf verständigt, Politik und Fußball "voneinander zu trennen" - sprich: die politische Haltung der einzelnen gilt in den Fangruppen als Privatsache. Leider führt auch das wiederum dazu, daß Neofaschisten sich in einen akzeptierten Teil der Gesellschaft bequem integrieren können. Und spätestens, wenn hunderte "unpolitischer" Fans darin einstimmen, die gegnerischen Spieler und Fans als "Asylanten" zu beschimpfen, muß man leider feststellen, daß die Saat der Neonazis teilweise aufgegangen ist.

Es erscheint nur logisch, daß stadtbekannte Faschisten wie Reinhard Wolter (früher FAP, heute Anhänger der "Rassenheilslehre" der "Artgemeinschaft") versuchen, einen weitergehenden Einfluß auf die Fanszene zu erlangen. Diese Versuche sind zum Glück bisher gescheitert.

Auch sind erfreuliche Ansätze in der Aachener Fanlandschaft zu sehen, sich z.B. in großer Zahl gegen Rassismus auszusprechen. Solange diesen Worten allerdings keine Taten folgen, die Neofaschisten aus dem Stadion zu verdrängen, werden diese sich weiter zwischen so manchen "Unpolitischen" verstecken, sehr wohl fühlen und gelegentlich auch mal austoben.

Anmerkung:

Für alle Alemannia-Fans, die sich "zu Unrecht angegriffen" fühlen: Wir denken und hoffen, daß wir deutlich gemacht haben, sehr wohl zwischen Neonazis und anderen zu differenzieren. Schon gar nicht, so viel sollte klar sein, wollen wir alle Fans bzw. Hools über einen Kamm scheren.